Startseite | Predigten
Boxbild
  Druckversion   Seite versenden

Predigten

Übersicht

Lesejahr B 2015/12 bis 2016/11

Predigt - Homilie

Klicken Sie auf die unten stehenden Überschriften, um zu den Texten zu gelangen
===>> Zur den liturgischen und biblischen Texten des Tages
===>> Gottesdienst Vorlage zum ansehen oder herunterladen
===>> Predigt im Orginalformat lesen oder herunterladen
===>>  Predigt als Podcast anhören oder herunterladen 

Die Heilige Familie - Stola, Benediktinerinnen in Orselina, Schweiz
Die Heilige Familie - Stola, Benediktinerinnen in Orselina, Schweiz
Von Gott her auf die Familien schauen[1]

1 "Der Weg Jesu begann in einer Familie"
Der Papst nennt die Familie „das große Geschenk, das der Herr der Welt von Anbeginn gemacht hat, als er Adam und Eva auftrug, sich zu vermehren und die Erde zu bevölkern (vgl. Gen 1,28). Ein Geschenk, das Jesus mit seinem Evangelium bestätigt und besiegelt hat."

Weihnachten wirft ein "großes Licht auf dieses Mysterium. Die Menschwerdung des Gottessohnes öffnet einen neuen Anfang in der Weltgeschichte des Mannes und der Frau. Und dieser Neubeginn ereignet sich im Herzen einer Familie in Nazareth. Jesus kam in einer Familie zur Welt. Er hätte auf spektakuläre Weise in die Welt eintreten können, als Krieger, als Kaiser… Aber nein, er kommt als Kind einer Familie, wie es viele gibt."

"Gott hat beschlossen, in einer menschlichen Familie zur Welt zu kommen, die er selbst geformt hatte. Er formte sie in einem entlegenen Dorf in der Peripherie des römischen Kaiserreichs."

30 Jahre verborgenes Leben, ausgefüllt mit der täglichen Pflichten, Maria als Hausfrau, Josef als Bauhandwerker, dem der junge Jesus zur Hand ging und seinen Eltern untertan war.

 Höhepunkte waren die Feier des Sabbats und der Wallfahrt nach Jerusalem
2  Familie - Die Mutter
Der Evangelist Matthäus beschreibt das Kommen der Weisen zu dem "neugeborenen König der Juden" so: "„Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm“[2]. Die Mutter ist es, die den Sohn, nachdem sie ihn geboren hat, der Welt vorführt. Sie gibt uns Jesus, sie zeigt uns Jesus, sie lässt ihn uns erkennen."

Im Bild der Mutter begegnet uns Gott mit seinem Heil durch die Kirche. Wir sind keine Waisen, sondern Kinder der Kirche.

Papst Franziskus: "Jeder Mensch verdankt sein Leben einer Mutter, und fast alle verdanken ihr auch einen Großteil ihres späteren Werdegangs, ihrer menschlichen und geistigen Formung."

Der Papst beklagt: "Im Alltag jedoch hört man wenig auf sie und lässt ihr wenig Hilfe zukommen; ihre zentrale Rolle in der Gesellschaft wird wenig anerkannt. Oft wird die Bereitschaft der Mütter, sich für ihre Kinder aufzuopfern, geradezu ausgenutzt, etwa wenn an den Sozialausgaben „gespart“ wird."

Die Klage des Papstes schließt auch die christlichen Gemeinden mit ein: Auch in ihnen "kommt es vor, dass die Mutter nicht gebührend beachtet wird, dass man wenig auf sie hört. Und doch steht im Mittelpunkt des Lebens der Kirche die Mutter Jesu.

Vielleicht sollte man mehr auf die Mütter hören, die für ihre Kinder – und nicht selten auch für die Kinder anderer – zu so vielen Opfern bereit sind. Man sollte mehr Verständnis für ihren alltäglichen Kampf haben, effizient am Arbeitsplatz und aufmerksam und liebevoll in der Familie zu sein; man sollte besser versuchen zu verstehen, was sie brauchen, um die besten Früchte ihrer Emanzipation hervorbringen zu können. Eine Mutter mit Kindern hat immer Probleme und immer Arbeit."
3. Familie - der Vater
3.1 "Die Abwesenheit der Vaterfigur schafft Wunden, die sehr schwer sein können"
Das Wort Vater "ist uns Christen ganz besonders lieb, denn es ist der Name, mit dem Jesus uns gelehrt hat, Gott anzurufen: Vater. Der Sinn dieses Wortes hat eine neue Tiefe gewonnen, seit Jesus es verwendete, um seine besondere Beziehung zu Gott zu offenbaren."

„Vater“ ist ein Wort, das alle kennen, ein universales Wort. Es drückt eine grundlegende Beziehung aus, die so alt ist wie die Menschheit selbst. Heute jedoch ist gesagt worden, unsere Gesellschaft sei eine „Gesellschaft ohne Väter“ geworden. Anders gesagt, die Gestalt des Vaters ist abwesend, verblasst, verdrängt, besonders in der westlichen Kultur. Das Gegenbild des Vaters ist der Tyrann, der seinen Willen aufzwingt."

3.2  Heute liegt das Problem eher in der Abwesenheit des Vaters.
 Die Väter von heute sind oft so sehr auf sich selbst konzentriert, auf ihre Arbeit und manchmal auf ihre Selbstverwirklichung, dass sie ihre Familie vergessen. Und so lassen sie die Kinder und Jugendlichen allein.

Schon als Bischof von Buenos Aires konnte ich dieses Gefühl der heutigen Jugend spüren, verwaist zu sein; oft habe ich die Väter gefragt, ob sie mit ihren Kindern spielen, ob sie genügend Zeit und Liebe aufbringen, um mit den Kindern zu spielen. In den meisten Fällen lautete die Antwort: „Ich kann leider nicht, ich habe so viel Arbeit…“ Wieder ein Vater, der sein Kind alleine aufwachsen ließ, der nicht mit ihm spielte, keine Zeit mit ihm zu verlieren hatte.

3.3 Gewisse Auffälligkeiten bei unseren Kindern und Jugendlichen
scheinen in der Tat auf diese Abwesenheit des Vaters zurückzuführen sein, auf das Fehlen von Vorbildern und einer väterlichen Bezugsperson im Alltag, auf den Mangel an Nähe und Liebe seitens der Väter.

Oft hat man den Eindruck, als wüssten die Väter nicht recht, welchen Platz sie zuhause einnehmen sollen und wie sie ihre Kinder erziehen sollen. Und so enthalten sie sich „sicherheitshalber“ ganz, ziehen sich zurück und vernachlässigen ihre Pflichten, indem sie sich zum Beispiel in eine unwahrscheinliche „gleichberechtigte“ Beziehung zu ihren Kindern flüchten.

Es stimmt zwar, dass du deinem Kind ein „Freund“ sein sollst, aber vergiss nie, dass du der Vater bist! Wenn du dich verhältst wie ein gleichberechtigter Freund, wird das deinem Kind nicht gut tun.

3.4 Jede Familie braucht die Gestalt des Vaters
"Auch der heilige Josef spürte die Versuchung, Maria zu verlassen, als er merkte, dass sie schwanger war. Doch dann griff der Engel des Herrn ein und offenbarte ihm den Plan Gottes und Josefs Aufgabe als Ziehvater Jesu."

Vater sein heißt immer verantwortlich leben, seiner Frau und seinen Kindern Geborgenheit und Sicherheit geben. Es wäre unklug, würde der Vater zu seinem Kind sagen „Ich bin stolz auf dich, weil du genauso bist wie ich, weil du dieselben Dinge sagst und tust, wie ich.“

Wichtig wäre, die guten Eigenschaft in den Kindern zu fördern und sie zum Guten zu ermutigen.

3.5 Nicht stolze, sondern weise Vaterschaft
„Jedes Mal, wenn ich dich weise handeln sehe, bin ich glücklich; immer, wenn ich dich aufrichtig sprechen höre, bin ich gerührt. Das ist es, was ich dir mit auf den Weg geben wollte, damit du es dir aneignest: die Neigung, in deinem Empfinden und Handeln, in deinen Worten und deinem Urteil immer weise und gerecht zu sein.

 Um dir zu ermöglichen, so zu werden, habe ich dir Dinge beigebracht, die du nicht wusstest, und habe Fehler korrigiert, die du nicht sehen konntest.

Wenn ich heute sehe, dass du dich mit deinen eigenen Kindern auch so verhältst und mit allen Menschen gerecht verfahren willst, bin ich zutiefst gerührt. Ich bin so glücklich, dass ich dein Vater bin.“
4  Familie - Elternschaft
4.1 Kinder sind kein Besitz der Eltern.
Der Prophet Jesaja zeichnet ein schönes Bild der Freude über die Wiedervereinigung der Eltern mit ihren Kindern: „Deine Söhne kommen von fern, deine Töchter trägt man auf den Armen herbei. Du wirst es sehen und du wirst strahlen, dein Herz bebt vor Freude und öffnet sich weit“[3]

4.2 Eltern und Kinder gehen hier gemeinsam einer Zukunft in Freiheit und Frieden entgegen
nach einer langen Zeit der Entbehrungen und der Trennung, als das Volk Israel fern von seiner Heimat war.

Tatsächlich besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Hoffnung eines Volkes und dem Einklang zwischen den Generationen.

4.3 Die Freude der Kinder macht die Eltern glücklich und erschließt die Zukunft
Kinder sind die Freude der Familie und der Gesellschaft. Sie sind kein fortpflanzungsbiologisches Problem, und auch nicht eine der vielen Arten der Selbstverwirklichung. Am allerwenigsten sind sie Eigentum ihrer Eltern… Nein.

Kinder sind ein Geschenk, ein Segen: verstanden? Kinder sind ein Geschenk. Jedes Kind ist einzigartig und unwiederholbar, und dennoch unverkennbar mit seinen Wurzeln verbunden.

Sohn oder Tochter zu sein bedeutet, nach dem Plan Gottes, die Erinnerung und die Hoffnung einer Liebe in sich zu tragen, die sich selbst gerade dadurch verwirklicht hat, dass sie das Leben eines anderen Menschen gezündet hat, der neu und einzigartig ist.

4.4 Dr Papst sagt "Erlaubt mir eine Familienerinnerung
Ich denke an meine Mutter; sie sagte immer: „Ich habe fünf Kinder“; denn wir waren zu fünft. Wenn man sie fragte: „Welches liebst du am meisten?“ antwortete sie „Ich habe fünf Kinder - genau wie ich fünf Finger besitze.“

Und dann zeigte sie ihre offene Hand. „Wenn man mich auf einen Finger schlägt, schmerzt es; schlägt man auf einen anderen, schmerzt es genauso. Alle fünf tun mir weh. Sie alle sind meine Kinder, aber sie sind auch verschieden wie die Finger einer Hand.“ So ist es in einer Familie! Die Kinder sind verschieden, aber sie alle sind Kinder.

4.5 Ein Sohn und eine Tochter werden geliebt, weil sie unsere Kinder sind:
nicht, weil sie schön sind oder weil sie diese oder jene Eigenschaft haben; nein: weil sie unsere Kinder sind! Nicht, weil sie meine Ansichten teilen oder meine Wünsche verkörpern. Ein Kind ist ein Kind: ein Leben, das wir gezeugt haben, das aber für ihn bestimmt ist, für sein Wohl, und für das Wohl der Familie, der Gesellschaft, der gesamten Menschheit.

Daher kommt auch

4.6 die Tiefe der menschlichen Erfahrung der Kindschaft
die es uns erlaubt, die Dimension der unentgeltlichen Liebe zu entdecken, die nie aufhört, uns zu überraschen. Es ist die Schönheit, zuerst geliebt zu werden: Kinder werden schon geliebt, bevor sie auf die Welt kommen.

Wie oft begegne ich auf dem Platz werdenden Müttern, die mir ihren Bauch zeigen und mich um einen Segen bitten… Diese Kinder werden schon geliebt, noch bevor sie geboren sind.

Das ist Unentgeltlichkeit, das ist Liebe; sie werden geliebt, bevor sie zur Welt kommen - so wie auch Gott uns immer zuerst liebt. Sie werden geliebt, noch bevor sie irgendetwas hätten tun können, um sich diese Liebe zu verdienen, noch bevor sie denken und sprechen können, sogar noch vor ihrer Geburt!

 Kind sein ist die Grundvoraussetzung, um die Liebe Gottes zu erkennen, der die letzte Quelle für dieses wahre Wunder ist.

In die Seele jedes Sohnes und jeder Tochter legt Gott dieses Siegel seiner Liebe, das zum Fundament für die persönliche Würde des Menschen wird;  Eine Würde, die nichts und niemand jemals zerstören kann.

[1] https://ifit.ch/wordpress/?p=5016#katechese12 - aus den Generalaudienzen über die Familie 1 - 5
[2] Mt 2,11
[3] Jes 60,4f.