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Lesejahr B 2015/12 bis 2016/11

Predigt - Homilie in der Christmette in Dormitz und an Weihnachten in Großenbuch

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Madonna mit lächeldem Jesuskind um 1360 in St. Michael Neunkirchen am rand
Madonna mit lächeldem Jesuskind um 1360 in St. Michael Neunkirchen am rand
Stille Nacht - Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund

       "Stille Nacht, heilige Nacht" haben wir soeben gesungen. Zwar begleitet uns dieses Lied schon den ganzen Advent hindurch in den großen Kaufhäusern und bei mancher Weihnachtsfeier. Aber wahr, so spüren wir, wird es erst in dieser Nacht, da wir uns vor dem Angesicht Gottes feiernd des Ereignisses der Geburt Christi erinnern. Deshalb sparen sich immer mehr Christen dieses Lied für die Heilige Nacht auf.
 
1. Mitten hinein in die Stille der heiligen Nacht, ertönt der Ruf des Boten Gottes
"Fürchtet euch nicht,
denn ich verkünde euch eine überaus große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. " [1]
         Wie wird dieses Ereignis damals zum Ereignis für uns heute!
1.1  „Stille“; Heiland - heute; euch geboren - heute!
         Einmal dadurch, dass die Kirche seit 2000 Jahren diese Botschaft den Menschen immer wieder neu verkündet.
         Zum Zweiten dass es Menschen gab und gibt, die diese Botschaft gläubig annehmen und versuchen in ihrem Leben Gestalt werden zu lassen.
Als Bote des Evangeliums bitte ich Sie:
1.2 Lassen Sie diese Botschaft in Ihr Herz.
Wagen sie es, wie die Christen des Orients es im immerwährenden Jesusgebet im Rhythmus des Atems tun. zu sagen:
"Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes für mich Mensch geworden, erbarme dich meiner."
         Freilich wir hastenden, nach Außen gewendeten und dabei kurzatmig gewordenen Menschen des Westens, tun uns schwer, unser Herz zu öffnen. Nur wenn wir zu uns selber kommen, werden wir auch bei Gott ankommen.
"Stille Nachte heilige Nacht", haben wir gesungen und singen wir immer wieder.
2 Die Stille und das Heilige gehören zu einander, aber auch die Nacht
Im Buch der Weisheit, das nur wenige Jahrzehnte vor der Geburt Christi entstanden ist, heißt es:
"Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht bis zur Mitte gelangt war, da sprang dein allmächtiges Wort vom Himmel."[2]
2.1 Die rettende Stunde wahrnehmen
So wie die Mitte der Nacht, der Anfang des neuen Tages, nur von Wachenden wahrgenommen wird, so wurde die rettende Stunde der Geburt Christi nur von den Hirten wahrgenommen, die "Nachtwache hielten bei ihrer Herde."
Weiter heißt es:
"Der Glanz des Herrn umstrahlte sie."
Stille und Wachsamkeit nehmen das Heilige wahr, wenn es sich offenbart. Darum verkündet der Psalmensänger  dem im Tempel anwesenden Volk:
"Sei still vor dem Herrn und warte auf ihn."[3]
Durch den Propheten Jesaja ruft Gott seinem Volk zu - und wir verstehen uns doch als sein neues Volk- :
"Nur in Umkehr und Ruhe liegt euere Rettung, nur Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft."[4]
2.2 nicht auf die falschen Propheten hören
         Das wird Menschen gesagt, die sich Propheten nach ihrem Geschmack - zulegen und zu ihnen sagen:
"Erschaut für uns ja nichts, was wahr ist, sondern sagt, was uns schmeichelt... lasst uns in Ruhe mit dem Heiligen Israels."[5] Heute heißt das: Ich lebe autonom, mich selbst bestimmend. Die Kirche soll mich in Ruhe lassen. Ich weiß selber, was ich zu tun habe.
         Damals träumten sie von schnellen Rossen. Und Gott lässt ihnen sagen, wohin sie diese Flucht von ihm weg führen wird. Es ist, als wäre es angesichts des weltweiten Terrorismus für heute gesagt:
"Tausende werden zittern, wenn ein einziger droht, wenn nur fünf euch drohen, ergreift ihr alle die Flucht."[6]
2.3 Rettung kommt durch Umkehr und die Ruhe des Herzens
Neue Kraft kommt aus der Stille und dem Vertrauen auf Gott, der uns in Jesus nahe kommt, dessen Liebe wir auf seinem menschlichen Antlitz erkennen dürfen.
         Wer Weihnachten als Startschuss für das Laute, für Remmidemmi sieht, wird die Liebe Gottes nicht erfahren, wird seiner liebenden Nähe nicht gewahr. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass der Lärm gesundheitsschädlich ist, dass er die Hörfähigkeit des menschlichen Ohrs zerstört. Er hindert den Menschen daran, zu sich selber zu finden und die leise Stimme des Herzens wieder zu hören. Ohrenbetäubende Musik führt zur rauschhaften Selbstvergessenheit. Gott, aber will, dass wir ganz bei uns sind, damit wir auch ganz bei ihm sein können.
         Das ist eine uralte Weisheit, die nicht nur in der Bibel steht. Der weise Chinese Laotse hat gesagt:
2.4 "Die größte Offenbarung ist die Stille."
Darum ist hinter den Anfang unseres Liedes „Stille Nacht, Heilige Nacht!  ein Ausrufezeichen gesetzt.  Nur wenn in uns das Stillwerden vor dem Heiligen Raum gewinnt, wird die "rettende Stund“,  die in der Geburt Christi angebrochen ist, für uns existentiell wahr.
"CHRIST DER RETTER IST DA!" Diese Wahrheit werden wir immer wieder in der Stille ein- und ausatmen,  bis wir in der Tiefe unseres Wesens davon erfüllt sind.
Dann wird die Bitte wahr, die in den Psalmen mehrmals ausgesprochen wird:
3 Die Einsicht in diese Wahrheit muss zur flehentlichen Bitte werden
"Gott, richte uns wieder auf! Lass dein Angesicht über uns leuchten, dann ist uns geholfen.“[7]
3.1 Die lächelnde Madonna und das lächelnde Jesuskind in St. Michael
Schon vierhundert Jahre, bevor unser Weihnachtslied "Stille Nacht" gedichtet wurde, hat ein unbekannter Künstler diese biblische Wahrheit um 1360 in St. Michael Neunkirchen in der  lächelnden Madonna mit dem lächelnden Christuskind in Stein gehauen. Wer sich auf dieses Bild einlässt, es in seine Seele hineinstrahlen lässt, den wird die biblische Wahrheit der 3. Strophe unseres Weihnachtsliedes mit tiefer Freude erfüllen:
"Stille Nacht, Heilige Nacht!
 Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund,
da uns schlägt die rettende Stund,
Christ in deiner Geburt."
3.2  Auf dem Antlitz seines menschgewordenen Sohnes
leuchtet uns Gottes Liebe und Freundlichkeit entgegen, aus seinem Mund kommt die frohe Botschaft, dass Gott sich unser erbarmt und uns in seiner Liebe ewiges Leben schenken will. Auf dem Angesicht Christi dürfen wir Gottes Herrlichkeit sehen.
Im Jubeljahr der Barmherzigkeit geht uns diese Wahrheit unseres christlichen Glaubens neu auf. Papst Franziskus schärft es uns ein: "Jesus Christus ist das Antlitz der Barmherzigkeit des Vaters."
Wir sollen durch die Tür des Erbarmens Gottes gehen; „denn“ – so der Papst - „In Jesus von Nazareth ist die Barmherzigkeit des Vaters lebendig und sichtbar geworden und hat ihren Höhepunkt gefunden. Der Vater, der » voll des Erbarmens « ist.[8]
Wir sehen ihn nicht mit den äußeren Augen, sondern mit den Augen des gläubigen Herzens. Gottes Licht in unserem Herzen zeigt ihn uns, wenn wir in der Stille unser Herz für sein Evangelium und seine Heilszeichen öffnen. Dann werden wir dankbar und froh bekennen: "Du bist das Licht meiner Seele, das Licht meines Lebens."
3.3 Maria strahlt von innen heraus, weil sie Jesus trägt und ihm dient
Der Weise aus dem Morgenland,  bezeichnender Weise der Älteste unter den dreien, der Erfahrene und am Leben Gereifte, verschenkt sich zu dem menschgewordenen Gottessohn aufblickend mit leuchtendem Angesicht. Es ist als würde er uns mit dem Psalmensänger zurufen:
"Blicket auf zu ihm, so wird euer Gesicht leuchten."[9]
3.4 Wir Christen dürfen das Lächeln Gottes im Alltag an unsere Mitmenschen weiterschenken,
weil Gott uns in seinem Sohn in seiner allmächtien Barmherzigkeit anlächelt und uns durch seinen Mund seine Liebe zuspricht.
         An uns soll wahr werden, was aus dem Gesicht Mariens spricht und in einem Psalm den Glaubenden verheißen ist:
"Herr, sie gehen im Licht deines Angesichts."[10]
         Paulus sagt es im 2. Korintherbrief noch deutlicher:
"Wir alle spiegeln mit enthüllten Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wieder."[11]
         Wir sind jetzt in dieser Stunde, da wir glaubend seine Geburt und sein Kommen in Herrlichkeit feiern vor seinem leuchtenden Angesicht. 
Mit dem Psalmensänger rufe ich ihnen zu:
         "Kommt vor sein Angesicht mit Jubel.“[12]  
"Freut euch vor seinem Angesicht!"[13]
         In dieser Freude, die aus dem Glaubenswissen kommt, dass Gott uns in seinem Sohn sein liebendes Lächeln schenkt, lasst uns jetzt miteinander die heilige Eucharistie feiern. Sie ist die große Danksagung der Kirche für das, was uns Gott in Jesus Christus an Liebe schenkt.
Sie ist das Testament Jesu, in der uns seine  Hingabe bis in den Tod so lange wir in diesem vergänglichen Leben sind, zuteil wird. In dieser Feier dürfen wir spüren, wer er für uns ist und sein will: der Immanuel, der Gott mit uns.

[1] Lk 2,10
[2] Weish 18,14
[3] Ps 37.7
[4] Jes 30,15
[5] Jes 30,10f.
[6] Jes 30.17
[7] Ps 80,4
[8] Eph 2,4
[9] Ps 34,6
[10] Ps 89,16
[11] 2 Kor 3.18
[12] 100,2
[13] 68,5