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Die Blumen am Wegesrand schätzen lernen
Mehr als 1400 Teilnehmerinnen aus dem Erzbistum bei den Bildungstagen für Landfrauen im Diözesanhaus
Irmgard Herold

VIERZEHNHEILIGEN - Die Bildungstage der Landfrauen in Vierzehnheiligen haben eine lange Tradition, seit mehr als 25 Jahren treffen sich im ruhigen Spätwinter Frauen aus der ganzen Erzdiözese Bamberg zur Weiterbildung und zum Austausch. Von Anfang an ist Irmgard Herold aus Gräfenhäusling ehrenamtliche Hauptverantwortliche dieser Veranstaltung der Katholischen Landvolkbewegung.

Vom Isling bis Ebensfeld, von Burgebrach bis Würgau, in den vergangenen zwei Wochen kamen täglich bis zu fünf Busse nach Vierzehnheiligen mit Scharen von Frauen, die auf dem Land leben. Anfangs war der Bildungstag tatsächlich für Bäuerinnen gedacht, die in der arbeitsarmen Zeit auf dem Hof etwas für ihren Geist tun wollten. Der Tag hat sich weiterentwickelt, das Leben im Dorf auch. Heute werden die meisten Bauernhöfe von damals, wenn sie überhaupt noch existieren, im Nebenerwerb geführt, viele der jungen Frauen vom Land sind berufstätig.
„Wir sind alle älter geworden, im Durchschnitt sind die Teilnehmerinnen um die 60, aber es gibt doch eine ganze Zahl von Jüngeren, die extra für diesen Tag Urlaub nehmen“, verrät Irmgard Herold.
Jede Region organisiert ihre Fahrt eigenständig, für das Gebiet Staffelstein Süd ist Maria Frey aus Rattelsdorf Ansprechpartnerin, auch sie ist von Anfang an dabei. Für die Region Staffelstein Nord ist Marlene Ebitsch aus Kleukheim verantwortlich. In jedem Jahr werden andere Themen behandelt, aus dem Berufsleben, der Familie, dem Glauben.
Heuer standen die Bildungstage unter dem Motto: „Kraft und Sinn des Lebens.“ Landvolkpfarrer in Bayern, Holger Kruschina, sprach auf humorvolle Weise über das Thema „Was uns im Leben trägt“.

Hoffnungsbotschaft

Pater Heribert Arens, Guardian im Franziskanerkloster Vierzehnheiligen, referierte vor den größten Gruppen mit jeweils mehr als 250 Frauen. „Wir sind kurzfristig in die Kapelle des Diözesanhauses umgezogen, weil die Luft im Saal für soviel Zuhörerinnen fast zu knapp wurde“, sagte Irmgard Herold fröhlich. Dabei habe sie gut überlegt, ob das Thema des Guardian für die Kapelle geeignet ist.
„Die Kraft der Hoffnung“, das passte. Pater Heribert appellierte, eine optimistische Weltsicht zu trainieren, nicht durch die rosarote Brille, sondern durch genaues Hinschauen auch im Alltag das Schöne zu finden, im Unauffälligen, aus den Blumen am Wegesrand einen Strauß zu binden anstatt auf die Exoten zu schielen, die doch so oft unerreichbar sind.
Er zitierte ein Gedicht der Lyrikerin Hilde Domin, das die Hoffnung mit nur neun Wörtern ausdrückt: „Es knospt unter den Blättern, das nennen sie Herbst.“

Auch eine evangelische Pfarrerin war beim katholischen Landvolk zu Gast: Mit der Kraft oder vielmehr der Kunst des Loslassens beschäftigte sich Barbara Hauck aus Nürnberg. Loslassen, um Kopf und Hände freizuhaben für die Anforderungen im Heute. Es sei in jeder Lebenssituation und in jedem Alter wichtig und sollte schließlich im Idealfall vom Loslassen zur Gelassenheit führen.

Pater Christoph Kreitmeir widmete sich der Suche nach dem Sinn des Lebens. Der Einzelne sollte nicht das Schicksal anklagen oder festhalten an Menschen, die ihn nicht weiterbringen, die Auseinandersetzung mit jenen raube nur vergeblich Energie. Gute Vorbilder zu suchen und das Vertrauen, dass sich hinter allem ein Sinn verbirgt, sei erlernbar. Doch dazu sei Einsatz nötig: lesen, an Exerzitien und Bildungstagen teilnehmen zum Beispiel.
„Der Glaube muss fundierter werden, dann können wir das, was uns auferlegt wird, bewältigen.“ Dabei sei nicht ein „Wunschdenkenglaube“ gefragt, sondern eine „geerdete“ Vorstellung, realistisch und damit belastbar. Wer bereit sei zur Weiterentwicklung, der werde den Sinn finden, sagte Pater Christoph und unterstrich: „Wenn Du Dich wirklich auf die Suche machst, dann kommt Dir das Gesuchte entgegen.“

Monsignore Wolfgang Witzgall, Direktor des Diözesanhauses, hatte die Frauen eingangs begrüßt und über die Neuerungen und den Stand des Umbaus im Bildungshaus informiert.

Eine schöne Tradition an den Bildungstagen ist das „Brot für Senegal“. Gegen eine Spende können sich die Frauen ein Brot, das jeweils ein anderer Bäcker der Region liefert, mitnehmen. Der Erlös kommt der Partnerdiözese Thies im Senegal zugute. Die patente Irmgard Herold äußerte sich sehr zufrieden mit dem Diözesanhaus, die Zusammenarbeit funktioniere hervorragend, und das seit Jahrzehnten, sagt sie. Und schon hat sie wieder die Augen bei ihren Frauen, schaut, ob noch Informationsmaterial ausliegt, ob es Fragen gibt, ob jede der Teilnehmerinnen sich wohl fühlt.
Als sich die Pause dem Ende zuneigt, ertönt ein Gong. Irmgard Herold, wer sonst, geht durch die Gänge, schlägt auf die Klangschale und ruft die Damen zurück in den Saal, freundlich, aber bestimmt, so kennen und so mögen sie ihre Frauen vom Land.

Datum: 07.02.2011
Autor: Birgid Röder (Obermain-Tagblatt)
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