Sonderausstellung „Totentanz im Wandel der Geschichte“ im Bamberger Diözesanmuseum eröffnet; künstlerische Vorstellungen vom Ende des Lebens über mehr als fünf Jahrhunderte vereint
Freuen sich über die gelungene Präsentation im Diözesanmuseum: (von links) Professor Brigitte Rieger-Jähner, Leihgeber Richard H. Mayer und Domvikar Norbert Jung.
Bamberg. (bbk) Für viele Menschen ist es ein Tabuthema. Nicht aber für die Kunst. Bereits seit dem 3. Jahrhundert setzen sich im europäischen Abendland Maler und Zeichner intensiv damit auseinander. Die Rede ist vom Tod und der Darstellung der Kreuzigung Christi. Jetzt ist im Bamberger Diözesanmuseum eine Ausstellung zu sehen, die unterschiedlichste künstlerische Vorstellungen und Darstellungen vom Ende des Lebens über mehr als fünf Jahrhunderte vereint.
„Vom Ende der Zeit. „Totentanz im Wandel der Geschichte“ – so lautet der Titel der Sonderausstellung. Das Besondere daran, so Domvikar Norbert Jung bei der Eröffnung der Schau am Donnertagabend: die über 250 Exponate sind nicht auf das klassische Thema „Totentanz“ fixiert. Sondern sie erweitern das Thema „über die engen Grenzen literarischer Definitionen auf grundsätzliche Fragen menschlicher Existenz hin aus“, so der Leiter der Hauptabteilung Kunst und Kultur im Erzbischöflichen Ordinariat.
Leidenschaftliche Anklammerung
Der Tod selbst ist nicht darstellbar – noch nicht einmal für Künstler. Deswegen benützen sie seit jeher übertragene Bilder, Metaphern, um das Sterben zu visualisieren. Wie sehr sich dies von der Spät-renaissance bis hin zu Moderne verändert hat, veranschaulichte bei der Vernissage Professorin Brigitte Rieger-Jähner vom Museum Junge Kunst in Frankfurt/Oder: So vermittle das „Bild des Todes“ vom Nürnberger Maler und Zeichner Michael Wolgemut (1434 – 1519) eine „leidenschaftliche Anklammerung an die Dinge dieser Welt“, die in dem zu sehenden Holzschnitt durch die „Vitalität und Lebenslust des Tanzes zum Ausdruck gebracht würde.“
Bis zur Aufklärung im späten 18. Jahrhundert hatte das Lebensende und seine Darstellung für die meisten Menschen etwas Tröstendes: so unterschiedlich die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse im Leben, so gleich waren die Menschen vor dem Tod. Ab dem 19. Jahrhundert werde er dagegen vielfach als „Schreckensszenario“ gesehen, wie Rieger-Jähner anhand des Zyklus von Alfred Rethel (1816 – 1859) erläuterte.
Nicht überraschend beschäftigt sich auch das 20. Jahrhundert immer wieder mit dem existentiellen Thema „Tod“ und nimmt dabei Anleihen bei früheren Darstellungen. HAP Grieshaber (1909 – 1981) greift etwa einen Basler Totentanz aus dem 15. Jahrhundert auf und unterwirft ihn einer modernen Neugestaltung. Noch weiter gehen das bekannte Künstlerpaar Christo (*1935) und Jeanne-Claude (1935 – 2009), wie Rieger-Jähner erläuterte. Sie schufen 1977 in den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Mastaba, ein Königsgrab aus über 390 000 Ölfässern. Der grafische Entwurf dazu ist ein Glanzstück der Ausstellung im Diözesanmuseum.
Von Beuys bis Picasso
Die Sonderausstellung kann mit vielen prominenten Künstlernamen aufwarten, darunter Jospeh Beuys (1921-1986), Marc Chagall (1887-1985), Salvador Dali (1904-1989), Pablo Picasso (1881-1973) und Andy Warhol (1928-1987). Die Zusammenstellung traf der Leihgeber, der Bamberger Kunstsammler und Galerist Richard H. Mayer. Die im Diözesanmuseum zu sehende Auswahl aus seiner Sammlung ist nicht nach formalen kunsttheoretischen Erwägungen erfolgt, wie Rieger-Jähner betonte. Sie ist vielmehr eine „Symbiose von Kenntnisreichtum und spontaner Sammellust, die sich mit Eigenwilligkeit und Sensibilität in der Auswahl paart.“
Vom Ende der Zeit. Totentanz im Wandel der Geschichte. Diözesanmuseum Bamberg, Öffnungszeiten 16.9. – 25.11.2011, Dienstag bis Sonntag, 10 – 17. Uhr. Sonderführungen nach Anmeldung. Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter, 144-seitiger Katalog erschienen (16 Euro).
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