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Haus Moriah Haus2 Die Kapelle 1945

Dachau-Altar Grafik

Vom 18. Februar 1945 gibt es im Archiv der Pfarrei St. Jakob Dachau einen

ausführlichen Bericht

von einem unbekannten Häftling über die Ausstattung der Kapelle.

(Quelle: Hans-Karl Seeger, Der Dachau-Altar in der Lagerkapelle des Konzentrationslagers Ausgangs- und Zielpunkt religiösen Lebens, In: Rundbrief Nr. 50 des IKLK, Februar 2005. Der Rundbrief Nr. 50 kann bezogen werden vom Internationalen Karl Leisner-Kreis - IKLK.)

Die Kapelle

In der Zeit vom 13. - 20. Jänner 1941 wurde für die Geistlichen die Kapelle auf Block 26 eingerichtet. Als Raum wurde Stube 1 mit Schlafraum verwendet. Die Zwischenwand wurde entfernt und so der Kapellenraum von 20 m x 8,75 m x 3 m geschaffen.

An der Ostseite wurde ein Lagertisch als Altar aufgebaut. Auf der Süd- wie Nordseite sind die 8 Fenster 1,60 m x 1,13 m, beginnend in der Höhe von 1 m. Je 4 Fenster bilden eine Einheit

Der Fußboden ist Tannenholz, schiffbodenmäßig gefugt. Die Decke ist flach.

Lagerkapelle im KZ Dachau - Foto Dezember 1944
Lagerkapelle im KZ Dachau - Foto Dezember 1944
Der Raum enthält keine Säulen oder Stützen. Wand und Decke jedoch sind gegliedert durch Leisten, die als Verstärkung dienen. Der einzige Eingang ist auf der Westseite vom Vorraum aus (am südlichen Eck).

Im rückwärtigen Teil (der ursprünglichen Stube) steht ein Kachelofen, 1,55 x 1,25 x 0,75 m. Der Rauchabzug erfolgt durch einen freistehenden Kamin, 0,42 m im Quadrat. Daneben steht die Lagerholzkiste.

Der ganze Raum ist in Leinfarbe gestrichen und zwar die Wände in lichtem Grün, die Rahmenleisten olivgrün. Aufgemalte Kreuze und weiße Lilien schmücken die Wände. Der Altarraum ist durch Tapetenmuster dekorativ reicher aber unruhig gehalten.

Anfangs waren die Fenster farbig mit rotem Kreuz auf grünem Grund übermalt. Jetzt sind nur die Fenster an der Nordseite weiß gestrichen. In der vorderen Hälfte ist an der Decke ein Entlüftungsschacht angebracht.

Die Kapelle, die einen sehr freundlichen Eindruck macht, wird durch 8 Leuchtkörper erhellt.

Der Altar

Altar in der Lagerkapelle - KZ Dachau - Zeichnung Dez. 1944
Altar in der Lagerkapelle - KZ Dachau - Zeichnung Dez. 1944

 

Der erste Altar war ein einfacher Lagertisch, dessen Füße verlängert waren. Er war bloß mit Linnen bespannt. Später bekam er eine eigene Altarverkleidung. Er mißt 2 x 1 x 0,75 m. 50 cm sind als Mensa freigelassen. An der Rückseite stehen der Tabernakel, 40 x 40 x 28 cm, und die 2-stufigen Leuchterbänke, 75 x 18 x 28 cm.

 

 

 

Dachau Tabernakel 1944
Dachau Tabernakel 1944

 

Der Tabernakel ist sorgfältige Kunstschreinerarbeit aus Birnbaumholz in rotbrauner Farbe fein poliert. Er ist zweitürig und trägt auf der Vorderseite eine Strahlensonne, aus Messing gestanzt, und zwei anbetende Engel aus Kupferblech gearbeitet. Den Abschluß des Altares bildet das Altarkreuz mit einem geschnitzten Korpus [von Heinrich Bäumer], beides aus Eichenholz, eine Spende der Münsteraner Künstlerschule.

 

 

Der Altar steht auf einem Tannenholzpodium, 3 x 2 x 0,15 m. Der Altar ist dadurch besonders hervorgehoben, daß die drei Mittelfelder der aus insgesamt 7 Feldern bestehenden Ostwand durch die elfenbeinfarbene Tönung heller gehalten ist.

Muttergottes-Altar

Auf der Evangelienseite, in der vorderen Ecke der Kapelle (Nordostecke) ist diagonal zur Ecke der Muttergottes-Altar aufgebaut. Die Rückwand besteht aus einem ganzen und zwei halben Feldern, die im sei ben Elfenbeinton gehalten sind wie die Rückwand des Hauptaltares. Die Mensa mißt 0,83 x 0,87 x 1,40 m. Als Altartisch sind 45 cm frei, die übrige Breite wird von 50 cm hohen Leuchter- bzw. Blumenbänken beansprucht. In der Mitte steht auf einem Sockel die holzgeschnitzte Muttergottes-Figur mit dem Jesuskind, gearbeitet von Hoepker aus Breslau. Gespendet vom Salvatorianersuperior [Dominikus Hoffmeister] von FreudenthaI. Die dunkelgebeizte Statue wird im lager unter dem Titel "Unsere Liebe Frau von Dachau" verehrt. Zu Füßen der Madonnenstatue steht ein hölzernes Reliquienkreuz mit einer Reliquie ex ossibus St. Konradi de Parzham [aus den Knochen des heiligen Konrad von Parzham].

Die Kredenz

Auf der rechten Seite, etwas vor dem Altar, steht die Kredenz, ähnlich verkleidet wie die übrigen Altäre. Sie wird zugleich als Ankleidetisch benützt. Die Maße sind 1,10 x 0,78 x 0,80 m. Darauf steht eine leuchterbank 1,10 x 0,25 x 0,13 m. Auf einem dreiteiligen Sockel werden jeweils ein Herz-Jesu-Bild, ein Josefsrelief (20 x 40 Gm), ein Bruder Konradbild u. a. zur Verehrung ausgestellt.

Das Predigtpult

Für Predigten und Vorträge etc. steht fix auf einem Podium (100 x 75 x 20 Gm) ein einfaches Predigtpult. Es steht zwischen Fenster und Mutter-Gottesaltar. Die Höhe beträgt 1,12 m, die Breite 52 Gm. Er dient auf der dem Prediger zugewandten Seite zugleich als Büchergestell. Der Pultdeckel ist schräg gestellt, 52 cm breit und 50 cm tief, der Pultträger 30,5 cm tief.

Das Harmonium

Das kath. Pfarramt St. Jakob in Dachau stellte [am 15. August 1941] für den Gottesdienst ein gutes Harmonium leihweise zur Verfügung. Es ist hergestellt von der Firma Smith American, Organ and Piano Co. Boston USA und hat 12 Register: Es ist 104 cm breit, 50 cm tief, ohne Aufsatz 97, mit Aufsatz 129 cm hoch. [vgl. Foto oben]

Die Sakristei

In der linken hinteren Ecke der Kapelle (Nordwestecke) ist ein 2,50 m langer und 1,28 m breiter Raum durch einen 2 m hohen Bretterverschlag abgetrennt. Dieser. dient als Sakristei.

Statt einer Tür schließt ein primitiver Vorhang die freie Schmalseite ab. Im Raum sind rechts 4 Lagerspinde von 2 m Höhe und einer Grundfläche von 33 x 39 cm, mit verschiedenen Utensilien für den katholischen und evangelischen Gottesdienst, besonders auch für das Musik-Notenmaterial. Drei Geräterechen dienen für Besen, Platz für verschiedenes Reinigungsmaterial etc. Das Ganze macht den Eindruck einer in Ordnung gehaltenen Rumpelkammer.

Weitere Kapellen-Einrichtungen

Auf dem Altar stehen 6 Holzleuchter aus Birnbaum holz, 45 cm hoch, kunstvoll verfertigt mit Celluloideinlagen, die dem Stil des Altares entsprechen. Entwurf Kaplan Steinbock (Steyr). Links und -rechts vom Hochaltar ist an der Rückwand je ein "ewiges Licht" angebracht, bestehend aus einer hölzernen Leuchterschale an einem Wandarm, den Abschluß bildet ein Holzkreuz mit A und O. Zu beiden Seiten des Altares stehen auf dem Podium je ein Säulen-Blumenständer, 90 cm hoch 33 cm2 als Grundfläche.

Der Raum hinter der Credenz dient zum Ankleiden des Celebranten und der Altardiener. Leider fehlt bis jetzt ein Paramentenschrank zur Aufbewahrung der schönen Paramente, diese müssen vielmehr an einem Kleiderrechen an der Südwand aufgehängt werden.

In der Mitte der Kapelle auf der Süd- und Nordwand zwischen den Fenstern sind je sieben Kreuzwegstationen, farbige Drucke nach Meister Fugel in einfachen Holzrahmen in der Größe 33 x 25 cm, mit je einem aufgesetzten Holzkreuz von 7 cm Höhe. Der Kreuzweg ist eine Spende des Pfarrers Heinrich Steiner von Steinerkirchen, Linz.

An der Rückwand der Kapelle ist ein schöner, farbiger Druck der sixtinischen Madonna von Raffael in der Größe von 98 x 71 cm in einem 9 cm breiten Holzrand, eine Spende des Stadtpfarramtes Dachau.

Zwischen Marien- und Hochaltar steht ein Betstuhl, 55 x 50 x 75 cm. Entwurf Steinbock Hans. Ferner eine Bank und 8 Lagerhocker, 47 cm hoch, Sitzfläche 30 x 40 cm. Auch drei Notenständer sind vorhanden.

Zur rechten und linken Seite des Eingangs sind je ein Weihwassergefäß, eine Glasschale in 8-eckiger Holzfassung.

Die Vorderseite des Altares wird durch ein auswechselbares Antependium mit Symbol gebildet, in seidengrauer Farbe. Je nach den liturgischen Zeiten wird das Symbol in der Mitte geändert. (Die Symbole wurden von Kaplan Hans Steinbock entworfen).

Für die nicht in Benützung befindlichen Breviere ist ein Schuhgestell der ehem. Stube in Länge von 5,20 m in Benützung. Es steht unter den Fenstern der Südseite.

An den vorderen Fenstern der Nordseite ist eine Liedtafel angebracht (56 x 75 cm) zur Bekanntgabe der Liednummern etc.

Links an der Türe befindet sich eine kleine Anschlagtafel zur Bekanntgabe der notwendigen Mitteilungen.

Außerdem sind drei Notenständer vorhanden, große Stehtafeln zum Befestigen von Notenblättern für den allgemeinen Gesang.

Dachau den 18. Februar 1945.

 

 
 

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