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PVgEq2007 12 Warnung vor Überbetonung physischer Wunder
Aus: TurowskiBrief 1952/53, 273-275

Da ergibt sich von selbst die Frage: Und das Fundament, auf dem das ganze vielstöckige Gebäude ruht, sollte brüchig, die Quelle, aus der das sprudelnde Leben quillt, sollte vergiftet sein? Wir kennen die Beweise apologetischer, dogmatischer und aszetischer Art, die das Gegenteil beweisen. Sie berufen sich lediglich auf das Gesetz der geöffneten Türe und der schöpferischen Resultante oder anders ausgedrückt auf den Vorsehungsglauben als Erkenntnisquelle einer göttlichen Planung und auf moralische Wunder als Merkmal der Echtheit.

Wir wissen, daß alle diese Beweise weiter nichts als die credibilitas, die Glaubwürdigkeit von der Realität des besagten originellen Liebesbündnisses erhärten. Mehr wollen wir auch nicht, mehr erwarten und verlangen wir nicht.

Wir wollen unserem Vorsehungsglauben den im Verlauf der Studie so deutlich herausgearbeiteten Dunkelheits und Wagnischarakter und damit die Verdienstlichkeit nicht nehmen. Und hätte die Familiengeschichte physische Wunder auf Wunder zu verzeichnen, sie würden nicht mehr als die Glaubwürdigkeit beweisen, sie könnten das Dunkel nicht voll erhellen und dem Jasagen den Charakter des Wagnisses nicht vollkommen nehmen.

Wir sind auf physische Wunder nicht angewiesen. Haben im Gegenteil immer unsere besondere Zeitsendung im Bauen auf das Gesetz der geöffneten Türe und der schöpferischen Resultante gesehen. (274) So glaubten wir, Front machen zu müssen gegen Naturalismus, der den Weg in die jenseitige, übernatürliche Wirklichkeit und göttliche Unbegreiflichkeit nicht findet, und gegen den Mystizismus der heutigen Zeit, der das Seltsame, Außergewöhnliche, ja, selbst das Abenteuerliche überall sieht und bevorzugt und mit dem Gewöhnlichen, Alltäglichen nicht zurecht kommt und deshalb der Gefahr des Dämonismus ständig ausgesetzt ist und nicht selten erliegt. (...)

Wenn wir neuerdings direkt um physische Wunder als Siegel, als Beweis für die Göttlichkeit des ganzen Werkes bitten, so tun wir das nicht unseretwegen, sondern um der Schwachen willen, tun es auch im Anschluß an das oben zitierte Wort des päpstlichen Visitators, um unsererseits alles versucht zu haben, um etwaige Unklarheit in offiziellen Vertretern der Kirche zu entfernen. Wiederholen aber nochmals was wir später ausführlich dartun daß damit keineswegs der Dunkelheits und Wagnischarakter entfernt wird.

Newman hat sich mit der Bedeutung der physischen Wunder, mit ihrem Wert und Unwert, mit ihrer Größe und ihren Grenzen in einer Predigt auf den 20. Sonntag nach Pfingsten ausführlich, tiefgründig aufgrund der Hl. Schrift auseinandergesetzt. Wir kommen bei anderer Gelegenheit darauf zurück.

Als Vorspruch wählt er den biblischen Text:

"Und der Herr sprach zu Moses: Wie lange wird dieses Volk mich reizen? Wie lange werden sie mir nicht glauben trotz aller Wunder, die ich ihnen tat!"

Er kommt nach sorgfältiger Untersuchung zum Resultat: Wunder sind kein sicheres Heilmittel für den Unglauben. Sie wirken nur, wenn im Herzen ein hoher Grad der Liebe lebendig ist. (...)

Was hier von physischen Wundern gesagt ist, gilt offenbar noch mehr wie in unserem Falle von den moralischen. In unserer Schönstattsprache sagen wir dafür: Unser Vorsehungsglaube muß sich mit unserem Bündnisglauben unzertrennlich verbinden und im Sendungsglauben auswirken. So wird der Glaube zur fides caritate formata. Alle drei Momente gehören zusammen. Sie sind konstitutive Elemente eines lebendigen Ganzen. Fehlt der eine oder andere, so mangelt etwas Wesentliches: die Geistigkeit Schönstatts ist verstümmelt.

Nicht umsonst sprechen wir darum von der dreifachen Botschaft von Schönstatt: von der Botschaft vom praktischen Vorsehungsglauben, vom Liebesbündnis und der Sendungsergriffenheit.

Man beachte das sei nebenbei gesagt mit welcher Griffsicherheit hier Lebensvorgänge erfaßt und schwerste Zeitfragen grundsätzlich und praktisch gelöst sind! Aus diesem Zusammenhang heraus fällt es uns leicht, mit einem Seitenblick auf unsere Familiengeschichte nochmals das Wort Sailers zu wiederholen: Wer Gott in seinen Lebensschicksalen nicht findet, wo sollte der ihn noch finden können?

Wir stehen deshalb nicht an, dankbar zu bekennen: Wir haben auf diese Weise Gott in der Familie gefunden und halten an ihm fest. Wir glauben aber auch bitten zu dürfen: Es möge uns niemand übelnehmen, wenn wir an unserem Heiligtum, an Schönstatt hängen, wie andere Menschen an Fatima oder Lourdes, wenn wir auch ohne Sonnenwunder genau so überzeugt sind von der Sendung Schönstatts, von der Aufgabe, die die MTA von ihrem Heiligtum aus als große Völker , als Heiligen und Apostelerzieherin im Rahmen einer vielfach durchgegliederten und organisierten Weltorganisation, wie Pallotti sie sich dachte, zu lösen den Auftrag hat.

Aus:
Praktischer Vorsehungsglaube als Erkenntnisquelle
Kleine Kentenich-Text-Sammlung
Zusammengestellt von Pater Herbert King (März 2007)

Eingestellt von
O B
KM
Eingestellt am: 21.11.2009 16:02
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