Gehorsam Hier finden wir eine umgekehrte Ordnung: das Unterste zuoberst und das Oberste zuunterst. Der erste, der Gottmensch, gehorcht allen andern in der Heiligen Familie. Die Gottesmutter, an zweiter Stelle der Würde nach, gehorcht dem Heiligen Josef. Und Josef, doch wohl seiner Würde nach an letzter Stelle, steht über allen. Es muß darum der Gehorsam wohl ein hoher Wert sein. Haben wir nicht schon alle erfahren, daß wir im Gehorsam am allerstärksten geborgen sind? Nur muß das der Gehorsam sein, den wir vom Heiland lernen: ein christlich-übernatürlicher. Der lehrt mich, mich zu beugen jedem, der mit göttlicher Autorität umkleidet vor mich hintritt. Ich beuge mich nicht den Menschen, sondern zutiefst Gott. Quia quae ei placita sunt, semper facio. Was er mir mitteilt durch Zweitursachen, das tue ich allezeit! Jetzt wollen wir nur die Wertwelt anklingen lassen, nachher, wenn es sich um die Wahl handelt, nehmen wir Stellung. - Im einzelnen kann der Gehorsam schwer werden, teils wegen der Person, die befiehlt, teils wegen der Art, wie, und teils wegen des Gegenstandes, der befohlen wird. 1. Wegen der Person, die befiehlt: Es ist unter unserer menschlichen Würde, einem Menschen seinetwegen zu gehorchen. Da mag er weiß Gott wie begabt sein. Nicht menschlichen Gehorsam, christlichen sollten wir leisten. Ignatius sagte einmal: Wenn man mir den jüngsten Novizen als Vorgesetzten hinstellte, ich wäre sofort bereit, ihm zu gehorchen. Diese Grundeinstellung zum Gehorsam lernen wir wieder aus dem Leben des Heilandes. Ich mag wer weiß wie begabt, begnadet sein, so wie der Heiland bin ich es nicht, und doch hat er dem heiligen Josef gehorcht. Ich muß hinter der Person Gott erblicken. Darauf kommt es an, nicht auf den Glanz der Persönlichkeit. 2. Wegen der Art, wie befohlen wird: Bin ich Vorgesetzter, mag ich die Art und Weise mildern. Bin ich Untergebener, dann weiß ich: Hinter einer harten, auch hinter einer sündhaften Art steht Gott. Schwarz brauche ich nicht weiß zu nennen, aber hüten muß ich mich vor Verbitterung, das ist das Allerschlimmste, was in einer Gemeinschaft aufkommen kann. Das sind die größten Menschen, die auch das Schwerste innerlich verarbeiten und meistern. Die beweisen, daß sie immer Gott als das Letzte ansehen. Die sehen die Menschen als Repräsentanten Gottes im eigentlichen Sinne des Wortes und treiben darum keine Menschenvergötzung. Sie sehen durch die Menschen hindurch zu Gott, der hinter ihnen und hinter allem steht. 3. Wegen des Gegenstandes, der befohlen wird: Es gehört, wie mir scheint, zu einem gesunden Gehorsam ein gesunder Freimut. Aber nicht so: 99% Freiheit und 1% Willfährigkeit. Ich weise darauf hin, damit die Wertwelt, für die wir uns nachher neu entscheiden sollen, einigermaßen neu klingt. vervielfältigt/Wachs, 131 Seiten A4, S.106f * |