Wörtlicher Text in Vorträge I (1965), 59-76. (Zusammenarbeit mit dem Bischof). Ich habe auch gesagt, ich wollte gerne Exzellenz ein Versprechen machen...Ich möchte gerne mit dafür sorgen, daß Exzellenz früher oder später in die Geschichte, in die Geschichte Schönstatts eingeht, vielleicht auch in die Geschichte der Kirche, als unser Bischof, unser Bischof, also unser Schönstattbischof per eminentiam. Was das nun heißt? Das soll also das erste Versprechen sein... Was will ich damit sagen: "unser Bischof"? Ich möchte, daß er soweit ich das kann in die Geschichte als solcher eingeht als "unser Bischof", dem wir persönlich innerlich anhängen, für den wir persönlich, das heißt für dessen Sendung wir auch eine Mitverantwortung übernehmen. Und wer ein wenig das heutige Leben kennt, ich weiß nicht, ob der, selbst wenn er die Möglichkeit hat oder hätte, die Hand ausstrecken würde, tatsächlich ausstrecken würde nach einem Bischofshut oder nach einem Bischofssessel. Der Verantwortungen sind ungezählt viele, ungezählt gewaltige. Ich würde auch selber lieber Professor als Bischof sein. Sehen Sie, als Professor da kann ich von der Wahrheit und für die Wahrheit Zeugnis ablegen; als Bischof, da gibt es halt doch soviel schreckliche Verantwortungen, Verhandlungen jeglicher Art. Was heißt das, Exzellenz zu helfen, seiner Verantwortung Rechnung zu tragen, seine Lebensaufgabe zu erfüllen...? Wo helfen und wie helfen? Grundsätzlich, wie das früher immer unsere Art war, zu allen Fragen der Zeit von einem unerschütterlich festen, gesicherten Standpunkte aus Stellung zu nehmen. Mithelfen. Auch was der Weihbischof schon hervorgehoben hat, darf ich noch einmal eigens betonen: ihm zu helfen, daß er wirklich der Vater seiner Diözese wird. Und wenn ich das Wort "Vater" gebrauche, so ist das sehr gefüllt. Wir möchten mithelfen, daß er im Vollsinn des Wortes auf der einen Seite es leichter hat, in theoretischen, wissenschaftlichen, dogmatischen, psychologischen, soziologischen und moralischen Fragen seine Aufgabe zu lösen; dann zweitens, daß es ihm möglich wird, ohne selber viel zu reden. Das darf ich vielleicht auch sagen das ist ja hier im kleinen Kreise, es ist ja so manche, manche Karte schon auf den Tisch gelegt worden. Sie wissen..., wie stark ich seinerzeit orientiert war über alle Strömungen innerhalb des deutschen Katholizismus: Als damals der Vorgänger von Exzellenz sich vorgenommen hatte, vor allem den Klerus zu reformieren, da habe ich innerlich gedacht: Das kann ihm nicht glücken. Nicht so, als wenn er nicht viel erreicht hätte. Das ist immer so: Wer heute etwas erreichen will, und zwar tiefgreifend erreichen will, der muß immer sorgen, daß das von unten kommt. Was direkt von oben kommt, hält nicht. Was von oben ich will nicht sagen ankommandiert wird , also was von oben aber als zentrale Aufgabe immer wieder ausgerufen wird, das hört man eine Zeitlang, nachher lehnt man das ab. Was heute nicht von unten als Strömung kommt, wird oben auf die Dauer nicht fruchtbar werden. Was von oben nach unten kommt, hat immer ein kurzlebiges Dasein. Damit will ich natürlich jetzt nicht sagen, daß der Vorgänger nicht doch mancherlei erreicht hätte, auch nicht sagen, daß man hier leichter anknüpfen kann. Ich wollte nur kurz bekennen, wie ich das meine: aus Dankbarkeit dafür zu sorgen, daß er im Vollsinn des Wortes "unser Bischof" wird. So könnte ich nach der Richtung das eine oder andere stärker hervorheben, auch dorten, wo es sich handelt um so viele soziologische Vorgänge... (Neue Gesellschaftsordnung). Jetzt das Zweite. Da darf ich wiederum an ein anderes Versprechen erinnern. Es ist Ihnen ja sehr gut bekannt, was ich seinerzeit, nachdem die Constitutio Provida Mater herausgekommen, in einer Privataudienz Pius XII. versprochen. Er fragte damals, ob ich denn nun zufrieden sei mit der Constitutio und mit all dem, was damit verbunden. Antwort: Sehr zufrieden. Weshalb? Es ist eben so: Was wir lange vorher, also mehr als zwanzig Jahre vorher, schon getan, in den Stiel gestoßen, fand Anerkennung. Wieder ein großes Wagnis. Viele sagten Prälat Schmitz hat das ja hervorgehoben wie der Vorgänger von Exzellenz (von Galen) mir einmal gesagt: "Sie haben wahrhaftig in Ihrem Leben ungemein viel gewagt." Doch, das ist voller Wagnisse. Das war auch ein Wagnis, die Constitutio Provida Mater zwanzig Jahre vorher schon gleichsam antizipiert Wirklichkeit werden zu lassen. Deswegen natürlich auch die Überlegung, ob ich zufrieden sei. Und das war ja an sich nicht nur so ein klein wenig Geträumtes oder so ein Bimmel Bammel, sondern es war etwas überaus Tiefes, Grundsätzliches, was dahintersteckte, sonst hätte man ja nicht den Mut gehabt, gegen die Zeit und gegen die damalige Auffassung eine derartige Institution ins Leben zu rufen... So kommt es, daß ich nicht nur "ja" sagte, sondern ihm auch versprochen habe: Ich möchte dem Heiligen Vater das Versprechen geben, mit der ganzen Lebenskraft dafür zu sorgen, daß die Säkularinstitute Ähnliches wirken für die Rettung der gefährdeten christlichen Gesellschaftsordnung, wie die alten Orden und Genossenschaften das für die Vergangenheit getan. Verstehen Sie, wie das zweite Versprechen nunmehr heißt? Ich möchte auch Exzellenz dieses Versprechen geben. Und das ist diesmal leichter zu geben, weil Exzellenz ja von Fach aus Soziologe sind, weil Exzellenz von Fach aus all diese Probleme kennen, die ich hier meine: Rettung der gefährdeten Gesellschaftsordnung, jetzt muß ich beifügen: im Sinne des neuesten Zeitenufers. (Bedeutung des Versprechens). Das sind natürlich jetzt noch leere Versprechen; aber ich glaube, im allgemeinen darf ich sagen: Wenn ich persönlich ein Versprechen gebe, das ist nicht aus dem Augenblick geboren, das bleibt Versprechen, bleibt richtungsgebend, wenn auch die Ausführung durchweg längere Zeit, wie das ja an sich bei solchen Dingen selbstverständlich ist, auf sich warten läßt. Exzellenz, so darf ich Sie denn bitten, zunächst unseren Dank anzunehmen und dann unser Versprechen ernst zu nehmen. |