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Haus Moriah Nachrichten Pilgern für den Papst - 2. Etappe

„Als die Jünger die übriggebliebenen Brotstücke einsammelten, wurden zwölf Körbe voll…“ (Mt 14, 20b)

Pilgern für den Papst - II. Etappe

Die zweite Etappe des Pilgerweges von Oberkirch nach Freiburg zur Vorbereitung des Papstbesuches fand  statt vom 28. bis zum 31. Juli 2011. Wir trafen uns am Donnerstagmorgen am Bahnhof in Lahr, wo die erste Etappe zu Ende gegangen war. Über Ettenheimmünster - Mundingen – Emmendingen kamen wir am  Samstagnachmittag in Freiburg an, nahmen dort am Vorabendgottesdienst im Münster teil und wanderten am Sonntagmorgen zum Heiligtum der Berufung nach Merzhausen, wo der Pilgerweg seinen Abschluss fand und der Stab einer Studentengruppe übergeben wurde, die am Nachmittag von dort zum Flugplatzgelände pilgerte, wo der Gottesdienst mit dem Papst am 25. September stattfinden wird.
Am Ende des Weges stand im Sonntagsevangelium die Verheißung der 12 Körbe. Hier sind die 12 Körbe, die ich sammeln konnte.

„Es macht die Wüste so schön, dass sie irgendwo einen Brunnen birgt.“ (Saint Exupery)
Es war ein Pilgerweg mit vielen Brunnen. Solche Brunnen machen nicht nur die öde Wüste schön, sondern lassen auch den Pilgerweg –so anstrengend er bisweilen auch ist-  zu einem Erlebnis werden.  Wir kommen nicht nur an Brunnen vorbei, an denen wir die Wasserflaschen füllen können, sondern erleben auch die Pilgergemeinschaft, das Beten und Singen auf dem Weg, das Schweigen und Rasten – als eine Quelle, die diese anstrengenden Tage kostbar macht.  Die Brunnen sind schon da, sie müssen nicht erst gegraben werden, man muss sie nur finden.

Gottesdienst am Brunnen

Alles ist Gnade  - am Brunnen der Eucharistie
Am ersten Tag feiern wir die hl. Messe am Wanderweg. Ein wunderbar plätschernder Hubertusbrunnen lädt ein zu dieser geistlichen Rast. Wir bauen vor ihm Steine zu einem Altar zusammen, mit Blumen geschmückt wird er zum Mittelpunkt einer müden Pilgergemeinschaft. Das Plätschern des Wassers schafft eine Atmosphäre des Schweigens und Hörens, wir fühlen uns Gott nahe, mehr als in einem hohen Dom. Ohne es zu bereuen gibt der Brunnen unaufhaltsam sein Wasser. Er wird zum Bild für die unerschöpfliche Quelle, die aus Gottes Herz kommt. Es reut Gott nicht, uns überfließend zu beschenken. „Alles ist Gnade“ – sagt jemand am Abend in der Erinnerung an diese Quelle.

Maria –die Bundeslade auf unserem Weg
Die Tageslesung am ersten Pilgertag erzählt vom Wanderweg des Volkes Israel. Als Zeichen die Gegenwart Gottes wird die Bundeslade mitgetragen, in der die Bundesurkunde die Treue des Bundesgottes für das Volk auf dem Weg gegenwärtig setzt und an seine Nähe erinnert. Im Zeichen des Pilgerheiligtums geht Maria mit uns, die Lade des neunen Bundes. Abwechselnd werden Stab und Pilgerbild von einzelnen getragen. Maria hat den getragen, der uns alle trägt. Sie ist eine Frau, die viel getragen hat und viel tragen kann. Im Tragen des Pilgerheiligtums sind wir die, die von ihrem Glauben, ihrer Liebe und ihrem Gebet getragen werden. So kommen wir vorwärts.

Landolin – oder vom Mut, eine Oase zu schaffen
Am Beginn des zweiten Pilgertages sammeln wir uns in der wunderschönen Wallfahrtskirche des heiligen Landolin in Ettenheimmünster zur Eucharistie. Mehr als der Barock und die Silbermannorgel fasziniert das Lebenszeugnis dieses Heiligen. Er hat nicht gepredigt und nicht missioniert, er hat als Einsiedler in einem Leben für Gott und die Menschen eine Oase geschaffen, die heute noch gut tut. Der Brunnen mit dem guten Wasser vor der Kirche am Ort seines Martyriums ist dafür für uns Pilger das sichtbare Zeichen. Wir haben keinen Grund zu resignieren, wir können zwar nicht die ganze Welt verändern, aber wir können eine Oase schaffen…    " Nicht lendenlahm und müde die Hände schlaff sinken lassen! Nein: Wir müssen eine Oase schaffen, und jeder kann es…“
(J. Kentenich)

Eine Kapelle bauen – oder wie man Schweres verarbeitet
Aus grobem Holz und unbehauenen Sandsteinblöcken ist in Wallburg eine Kapelle entstanden, an der unser Weg vorbeiführt, ein Ort der Ruhe und des Friedens. Frau Wernet, eine Mitpilgerin stellt uns diese Kapelle vor, die ihr Vater nach der Heimkehr vom Krieg erbaut hat. Da hat einer die schweren und bedrückenden Erfahrungen seines Lebens eingebaut in ein Haus Gottes, er hat aus den Lasten seiner Geschichte eine Kirche errichtet und es ist wirklich eine „Friedenskapelle“ daraus geworden. Wohin mit der Last, die wir nicht loswerden? In dieser Kapelle kommt mir der Gedanke, ob wir nicht alle unsere oft so drückenden Steine einfügen dürfen in den lebendigen Bau der Kirche, die eine Oase des Friedens sein soll… Gott will darin wohnen!

Umwege gehören zum Plan
An manchen Wegstrecken fehlen die Wanderzeichen, wir haben zwar die Richtung aber die konkreten Zeichen sind nicht immer lesbar, auf unserem Weg und auch im Leben. Gemeinsam suchen wir dann den richtigen Weg, am besten wir fragen die, die ort- und wegekundig sind. Wenn wir wissen für wen wir gehen, gehört der Wegabschnitt, der sich als Umweg herausstellt, doch zum Pilgerweg und ist Teil eines größeren Plans. So kann gerade der Umweg zu einem wertvollen Weg werden, denn er ist ein kostbarer Beitrag für unser Weganliegen.

Müde, aber jeden Abend glücklich
Immer dasselbe Ritual am Abend: wir kommen müde am Tagesziel an und suchen die Kirche auf. Dankbar und froh singen wir das „Te Deum“ und sind einfach glücklich, uns setzen zu können. Und dann kommt das Quartier, das andere für uns vorbereitet haben. Viele haben mitgeholfen, dass wir alle immer bestens unterkommen, wir eine Dusche und ein Bett haben und etwas Köstliches auf dem Tisch steht. Unser Unterwegssein kann nur gelingen, wenn es Herbergen gibt, die andere uns schaffen; sie sind eine Wohltat für Leib und Seele. Unsere Dankbarkeit drückt sich darin aus, dass wir die Menschen mit ihren Anliegen mitnehmen auf unserem Weg.

Singend durch den Stadtgarten – Gemeinschaft macht stark
In Freiburg ziehen wir (wir sind inzwischen über 50 Pilger) singend durch den Stadtgarten und über den Münsterplatz. Das kostet ein bisschen Mut. Aber wir sind durch den gemeinsamen Weg stark geworden. „Lobe, lobe den Herrn, lobe den Herrn meine Seele…“  mit diesem Lied erfüllen wir Plätze und Straßen. Wir wollten uns sehen und hören lassen auf diesem Pilgerweg und uns nicht auf romantischen Waldwegen und in dunklen Kirchen verstecken. Dass wir dabei für eine Sekte gehalten werden, zeigt wie ungewohnt das geworden ist, es darf uns aber nicht davon abhalten, freundlich und geduldig unser Anliegen zu erläutern und vor allem: mutig weiter zu gehen.

Ankommen – und das Ziel nicht aus dem Auge verlieren
Wir sind alle berührt, als wir singend ins Freiburger Münster einziehen; wenn der Papst kommt, wird es kaum erhebender sein… Domkapitular Peter Kohl kommt dazu, begrüßt uns freundlich und weist uns auf das Hochaltarbild hin, die Aufnahme Mariens in den Himmel von Hans Baldung Grien. Das ist der Mensch am Ziel seines irdischen Pilgerweges: Gott nimmt ihn bei sich auf und macht ihn zum Mittelpunkt seiner Liebe. Wie groß ist der Mensch in den Augen Gottes! Ein Ziel für das es sich zu pilgern lohnt!

„Gebt ihr ihnen zu essen“– wir können zum Wunder etwas beitragen
Am Abend sind wir zur Hl. Messe im Münster dabei, unser Pilgerstab und das Pilgerheiligtum stehen im Chor des Münsters. Das Evangelium zum Abschluss unseres Weges bringt es nochmals auf den Punkt: Der Herr will keinen wegschicken, damals nicht und heute nicht, er kann und will alle satt machen; aber er wirkt das Wunder nicht ohne uns, nicht ohne unsere 5 kleinen Brötchen, nicht ohne unseren Beitrag. In Stille holen wir alle unsere „Brote“ heraus, unsere Gebete, unsere drückende Schulter, unsere Füße, unsere Bereitschaft, aufeinander zu zu gehen und einander zu tragen… und wir legen sie dem Herrn in die Hände im Vertrauen dass er daraus etwas Großen machen wird für den Besuch des hl. Vaters.

Im Haus Mariens daheim
Am Sonntag pilgern wir bei strahlendem Sonnenschein über den Lorettoberg nach Merzhausen zum „Heiligtum der Berufung“. Die Lorettokapelle lädt ein zu einer kurzen Rast. Loretto, das Haus Mariens in Europa, so sagt es die Geschichte. Die Kirche braucht das Haus der Mutter, wenn sie eine Heimat für die Menschen sein soll. Im Haus Mariens sind wir erwartet und daheim, wo immer wir wandern. Ihr Heiligtum, von dem wir ausgegangen sind und zu dem wir an diesem Morgen pilgern, macht dieses Zuhause für unsere Pilgergemeinschaft gegenwärtig.

„Gebrochen“ zum Segen werden.
Beim Heiligtum feiern wir einen frohen Abschlussgottesdienst. Am Ende des Gottesdienstes gibt es noch eine Schrecksekunde. Ein Windstoß wirft unser Pilgerkreuz, das am Beginn unseres Weges gesegnet wurde und jetzt an die Wand des Heiligtums lehnt, um: das Kreuz bricht ab…Müssen wir den Stab, der uns in den Tagen begleitet hat uns immer wertvoller wurde, gebrochen weiter geben? Ich lege das abgebrochene Kreuz auf den Altar, P. Stefan gibt die Anregung, mit dem Kreuz den Schlusssegen des Gottesdienstes zu geben. War dies das letzte Wegzeichen, das der Herr uns von diesem Heiligtum seiner Mutter aus mitgeben wollte: Lege deine Gebrochenheit auf den Altar, dann wird sie für andere zu Segen….!
Da der Zimmermann dabei war, der das Kreuz auf dem Pilgerstab gefertigt hatte, war dieser nach dem Gottesdienst in ca. 30 Minuten fachmännisch repariert und konnte am Nachmittag die Gruppe auf den Flugplatz begleiten, wo dann am 25. September der hl. Vater mit tausenden Menschen die Eucharistie feiern wird. Für den Papst und seine Pilgerreise sind wir gepilgert. Am Ende konnten wir 12 Körbe für uns sammeln.

Lukas Wehrle

Lesen Sie als Ergänzung auch den Bericht auf schoenstatt.de

 

 



 
 

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