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Karl Leisner im Krankenbett |
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So schrieb der sel. Karl Leisner am 1. Juni 1945 in sein Tagebuch als Patient im Waldsanatorium Planegg bei München. Sein priesterlicher Freund, P. Otto Pies SJ, und Pfarrer Pfanzelt von Dachau hatten ihn am 4. Mai aus dem zwar befreiten, aber unter strenger Quarantäne stehenden KZ herausgeholt und in das Waldsanatorium gebracht. Dort war für ihn durch die Vermittlung von Kardinal Faulhaber ein Platz reserviert. Drei Jahre lang hatte ihn die Tuberkulose an das ‚Revier‘ gebunden, wie man die Krankenbaracken im KZ nannte. Was er dort erfahren hat, war mehr Schikane als Pflege. Er hat es angenommen und ertragen im Geiste der „Blankovollmacht“, die er am 18. Oktober 1939 mit der Schönstattfamilie – besonders verbunden mit den Mitbrüdern in der Münsteraner Schönstattgruppe - der Gottesmutter geschenkt hatte. Als am 9. November 1939 durch die Verhaftung in St. Blasien sein Leidensweg begann, hat er in diesem Geiste sein Ja gesagt zu dem, was nun auf ihn zukam. Es waren vier Monate Gefängnis in Freiburg und Mannheim, neun Monate KZ in Sachsenhausen und vier Jahre und vier Monate KZ in Dachau. Dort brach die Tuberkulose, derentwegen er zur Kur in St. Blasien gewesen war, wieder aus. Mit ein paar kurzen Unterbrechungen ist er seit Frühjahr 1942 Patient im ‚Revier‘. Das bedeutete neben der Schikane Isolierung vom übrigen Lager; es war verboten, die Kranken im ‚Revier‘ zu besuchen. Dennoch konnte Karl ab Sommer 1943 am Leben einer neu gegründeten Schönstattpriestergruppe teilnehmen; ein illegaler Briefverkehr machte dies möglich. Das Ideal dieser Gruppe – „Victor in vinculis Mariae – Sieger in den Fesseln Mariens“ hat ihn besonders angesprochen; es sollte durch ihn, durch sein Leben und Sterben in eigener Weise gelebt und dargestellt werden. Ein großes Gnadengeschenk durfte er in ungewöhnlicher Weise im Advent 1944 erfahren: der französische Bischof Gabriel Piguet – ebenfalls KZ-Häftling – legte dem deutschen Diakon am Sonntag Gaudete die Hände auf und weihte ihn zum Priester. Für Karl Leisner war eine große Sehnsucht in Erfüllung gegangen. Die Hoffnung, dass sich sein Gesundheitszustand verbessern würde, war trügerisch. Als das Lager am 29. April 1945 von den Amerikanern befreit wurde, war Karl todkrank. Die ‚Entführung‘ aus dem KZ und die Einlieferung in das Waldsanatorium waren der letzte Versuch, das Leben des Todkranken zu retten. Doch es stand anders ‚im Plane‘. Am 12. August ist er verstorben und wurde am 20. August in seiner Heimat Kleve am Niederrhein beigesetzt. Diese letzten Monate im Leben unseres sel. Karl Leisner jähren sich nun zum 75. Mal. Was mit dem „gesegneten, glücklichen Mai 1945“ begonnen hat, sollte seine Vollendung erfahren im Martyrertod. „Segne auch, Höchster, meine Feinde“ lauteten die letzten Worte in seinem Tagebuch. Wie Karl Leisner seine Befreiung froh und dankbar erlebt hat, beschrieb er in seinem Tagebuch am 5. Mai nach seiner ersten Nacht in der Freiheit: „Mit Dankes- und Freudentränen war ich eingeduselt. O wie wohl ist mir. Wie ist Gott so unendlich gut. Wenn die Not am größten, hilft Er. Nur die Ganzhingabe wollte Er vorher. Otto kommt nach der hl. Messe zu mir. Wir sind so glücklich. Zu mir kam der Eucharistische Heiland auch schon in der Frühe. Die Pflege der guten Schwestern tut so gut. Die Dachauer düsteren Bilder fallen langsam von der Seele. Ich bin freier Mensch, Alleluja! Wiedergeboren! Wieder zur Menschenwürde gelangt. Blumen auf dem Tisch. Das Cruzifix an der Wand. Die Schwester bringt noch das Kölner Dombild von Stephan Lochner von Unserer Lieben Frau. Alles empfehle ich Ihr, meiner geliebtesten hl. Mutter. M.h.c.! Oft grüße ich sie mit Tränen in den Augen. Der Chefarzt kommt schauen. Der Oberarzt Dr. Corman aus Aachen wird mich behandeln. Ehemaliger NDer. Ia! Wie herrlich sich alles findet. Gegen 10 Uhr runter im Wagen. Durchleuchtung. Untersuchung. Röntgenaufnahme.- Ein feiner Arzt und Mensch [Dr. Corman]. Hat gleich mein volles Vertrauen und Sympathie. - Ich vergehe fast vor Freude und Dankbarkeit. Nachmittags kommt er zur Visite. Hört mich an über das KL. Läßt mich erzählen. Den Dreck von der Seele wegspülen. Das Mittagessen ist prächtig. So fein serviert alles und weiße Wäsche. Ich bin über alles so froh. Der Wald schaut zu mir herein. Eine frische Birke. Ein grüner Buchenbusch und frisch ausgeschlagene mächtige Fichten. Ich schaue, döse, träume, denke, streife Dachau ab. - Wie wonnig. Hier kann sich Leib und Seele erholen. Ich kann wieder recht beten. Aus der Stille spricht Gott -, obwohl ich so schlapp bin.“ Weitere Informationen über Leben und Verehrung des sel. Karl Leisner finden Sie auf dieser Homepage: www.moriah.de/leisner außerdem auf der Homepage des Internationalen Karl-Leisner-Kreises (IKLK): www.karl-leisner.de
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