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Haus Moriah Gemeinschaft Generalpräsidium auf Belmonte 2014 - Predigt

Msgr. Dr. Peter Wolf

Petrus und Paulus in Rom

Belmonte MTA
Predigt zum Fest Peter und Paul

Belmonte 29.6.2014

 

Liebe Schwestern und Brüder im Generalpräsidium,

für die meisten von uns wird es das erste Mal sein, dass sie das Fest Peter und Paul in Rom feiern. Auch für mich ist es eine besondere Freude, meinen Namenstag in der Stadt zu feiern, wo mein großer Namenspatron seit Jahrhunderten zusammen mit dem Völkerapostel Paulus verehrt wird.

Wir feiern das Fest Peter und Paul heute in der Stadt ihrer Sehnsucht und ihres Martyriums.

Ihre Heimat liegt weit im Osten, im Vorderen Orient. Petrus war in Kafarnaum aufgewachsen und als Fischer am See zu Hause, wo ihm der Herr begegnete und ihm im wörtlichen und übertragenen Sinn in das Boot, in das Boot seines Lebens, gestiegen ist. Von seinem Fischerboot aus wollte Jesus die Menschen, viele Menschen erreichen. Auf ihn hat er gesetzt für den Bau seiner Kirche und ihm den Namen Petrus, Fels, verliehen, der bisher nur Simon hieß. Paulus war in Tarsus geboren, hatte in Jerusalem studiert und war Schriftgelehrter geworden. Nach Jesu Tod und Auferstehung ist er gegen die Anhänger Jesu zu Felde gezogen und wollte sie mit ihrem „neuen Weg“ stoppen. Vor Damaskus hat der Herr sich ihm in den Weg gestellt und aus ihm, seinem Gegner, einen der wichtigsten Botschafter, den Apostel der Heiden gemacht.

Belmonte Pred 29-06-2014
Beide, Petrus und Paulus, brannten für Jesus. Bei Petrus finden wir die Worte: „Du weißt, dass ich dich liebe“. Bei Paulus lesen wir das Bekenntnis: „Nun lebe nicht mehr ich, Christus lebt in mir.“ Beiden war Jesus Christus so wichtig geworden, dass sie ihn und seine Botschaft nach Rom, in die Metropole der damaligen Welt, bringen wollten.

Gern stelle ich mir vor, wie Petrus und einige Zeit später Paulus auf der Via Apia vom Meer her auf Rom zu gepilgert sind. Es ist ziemlich sicher, dass sie diesen Weg wählten. Andere Wege waren zu gefährlich und man wusste nicht, wann man überfallen wird. Die Via Apia war gesichert für Handel und Militär. Sie war befestigt und man sieht an vielen Stellen bis heute die alten Steine. Vor vielen Jahren bin ich mit meinem Kursbruder Ignazio Sanna, der heute Erzbischof drüben in Sardinien ist, auf diesem uralten Weg auf Rom zu gepilgert. Wir wollten gemeinsam unsere Geisteserneuerung halten und dabei bewusst den Weg nachpilgern, den Petrus und Paulus gegangen sind. Lukas berichtet in der Apostelgeschichte von der Ankunft des Apostels Paulus und wie ihm Christen aus Rom entgegen kamen, um ihn abzuholen. Wir wollten uns hineindenken in ihre Erfahrung, in ihr Gefühl, auf diese Stadt zuzulaufen. Links und rechts dieser Via Apia antica entdeckten wir viele Denkmäler, von denen manche wohl schon zu dieser Zeit den Weg gesäumt haben. Alles ist dort geprägt von der Übermacht heidnischer Religiosität und der Macht der römischen Kaiser. Keine christliche Kirche darf man sich zu der Zeit von Petrus und Paulus dort vorstellen. Immer stärker bewegte uns der Gedanke: Was muss einen Petrus und einen Paulus innerlich er-füllt haben, während sie auf dieser Straße in diese doch völlig anders geprägte Stadt hineingingen. Wie groß muss ihre Sendungs-ergriffenheit gewesen sein, angesichts dieser Übermacht anderer Einflüsse auf diese Stadt zuzugehen.

Rom wird die Stadt ihrer letzten Verkündigung und ihres Martyriums.

Über die Verkündigung des Apostels Petrus in Rom haben wir lediglich spätere Zeugnisse. Doch können wir voraussetzen, dass mit seiner Hinrichtung seine Verkündigung gestoppt werden sollte. Petrus wurde im Zirkus des Nero, im heutigen Gebiet des Vatikans, hingerichtet und am Rande der umgebenden Mauer des Zirkus beerdigt, wie archäologische Forschungen mit großer Wahrscheinlichkeit belegen. Über seinem Grab und dem angrenzenden Friedhof, wo man niemals bauen durfte, hat Kaiser Konstatin die Petersbasilika errichtet, so dass dieses Grab bis heute im Zentrum dieser Kirche ist.

Generalpräsidium Belmonte 2014
Paulus war als Gefangener mit römischem Bürgerrecht nach Rom gekommen und hatte im jüdischen Viertel der Stadt Wohnung gefunden und dort die Botschaft von Jesus Christus verkündet. Wenige Zeit später wurde Paulus in der Gegend von Trefontane enthauptet und auf dem großen Friedhof außerhalb der Stadtmauern beerdigt, wo heute die große Basilika St. Paul vor der Mauern steht. Es war ebenfalls Kaiser Konstantin, der über seinem Grab eine Kirche errichten ließ. Im Vorfeld des Paulusjahres hat man unter der Basilika nach dem Grab des Paulus geforscht und es tatsächlich wieder entdeckt.

Über Hunderte von Jahren führten die Pilgerwege nach Rom zu diesen Gräbern der Apostel. Sie wurden zum Ruhm und zur Anziehungskraft dieser Stadt bis heute. Keiner der großen Kaiser und der berühmten Feldherren bringt bis heute so viele Besucher in die Stadt wie diese beiden.

Beide Tagesheiligen haben von Anfang an Heimatrecht in unserem Matri Ecclesiae-Heiligtum.

ME-Heiligtum Petrus
Ins Urheiligtum haben sie es geschafft in den Apostelfiguren von Petrus und Paulus. Dort haben sie Ende 1939 die anbetenden Engel auf beiden Seiten des Tabernakels abgelöst, die heute bei den Patres auf dem Sion Heimatrecht haben. Seither halten sie dort die Wache unter dem Bild der Dreimal Wunderbaren Mutter, die so gleichzeitig zur Königin der Apostel wurde, nach dem Wunsch der Pallottiner. Ein Unterschied gegenüber dem Urheiligtum wird Ihnen allerdings aufgefallen sein. Während hier wie dort Paulus mit Buch und Schwert dargestellt ist, hält hier der heilige Petrus statt eines Buches eine goldene Kugel und seinem goldenen Schlüssel in der Hand. Sie will nicht als Erdkugel oder als Reichs-apfel verstanden sein, sondern ist im Sinne der Stifterinnen ein Symbol für „Schönstatt“, von dem unser Vater gern gesagt hat, es sei wie eine geheimnisvolle Kugel, die man von allen Seiten an-schauen kann und an ihr immer neue Seiten entdeckt. Die kostbare goldene Kugel in der Hand des Petrus steht dafür, dass Schönstatt ein Geschenk an die Kirche und den jeweiligen Nachfolger des heiligen Petrus sein will. Gleichzeitig bringt sie in unserem Heiligtum zum Ausdruck, dass wir von der Hoffnung erfüllt sind, der Heilige Vater möge Schönstatt als Geschenk erkennen und es mögen ihm und den Bischöfen der Kirche immer neue Seiten an dieser Kugel offenbar werden. Belmonte soll ein Ort werden, wo viele in der weltweiten Kirche Schönstatt als vielgestaltiges Werk kennen und schätzen lernen für die Zukunft der Kirche.

Wie Petrus und Paulus drängte es auch unseren Vater nach Rom in diese Stadt.

Er wollte nach Rom. Er kam nicht als Tourist, ja nicht einmal zuerst als Pilger, sondern er kam als Gründer. Er ihm war die Überzeugung gewachsen, dass das, was die Gottesmutter um das kleine Heiligtum in Schönstatt an Leben und hat aufbrechen lassen, deutlich über die Mauern des Studienheimes und der Provinz der Pallottiner hinaus Bedeutung bekommen hat im Blick auf die Kirche. Schon die Aussendungen der ersten Marien-schwestern nach Afrika und Lateinamerika und dann die interna-tionalen Kontakte unseres Vaters im KZ von Dachau hatten die Internationale und damit das Zentrum der Weltkirche in den Blick gerückt. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft signalisierte unser Vater das dreifache Ziel: „Hinein in die Kirche, hinein die Internationale und hinein in die Wissenschaft“.

Im Jahr 1947 machte er sich auf den Weg nach Rom. Er wollte zum Papst und er suchte selbst nach einem Gelände für ein Heiligtum der MTA in der heiligen Stadt - schon 1947. Es geht ihm um die Integration Schönstatts in den Lebenskreislauf und in die Strukturen der Kirche. Er will die Anerkennung seiner Gründung und ihre Einbindung in das Leben der Kirche. Beim Rückblick auf diese Besuche hat er später in Anlehnung und Absetzung von Mussolinis „Marsch auf Rom“ von seinem „Marsch nach Rom“ gesprochen. Im Laufe seines Lebens weilte er achtmal in Rom, in der Stadt der Apostel und der Päpste.

Wir haben uns als Generalpräsidium auf den Weg nach Rom gemacht, weil es unseren Vater in diese Stadt gedrängt hat. Wir sind hier, weil er hier war. Wir feiern heute das Fest der Apostelfürsten Petrus und Paulus auf Belmonte, weil er dreimal auf diesem Gelände war - ganz offensichtlich von der Hoffnung erfüllt, dass hier einmal seine Familie mit einem Heiligtum und mit Prokuren seiner Gemeinschaften in Rom präsent sein soll.

Er hat sich riesig gefreut über dieses Geschenk. „Dieses Geschenk würde ich sehr gern annehmen“, hatte er gesagt, als man ihn im Vorfeld anfragte, ob man den mit diesem Geschenk richtig läge. Dieser Mann war erfüllt davon, seine Gründung hierher bringen zu dürfen in diese Stadt. Er war erfüllt davon, dass andere ihm dabei helfen, Schönstatt gegenwärtig zu setzen für die Kirche, dieses Gesicht abzugeben in die Kirche hinein. Er war erfüllt davon, das Heiligtum der Gottesmutter hier präsent machen zu dürfen und damit die Gnadenquelle, auf die er für alles setzte, was an Erneuerung geschehen könnte und sollte mit der Kirche.

Wir sind als Generalpräsidium hier, um das Domus Pater Kentenich unserem Vater und Gründer in die Hand zu geben, es ihm zu übergeben. Wir möchten an diesem Tag unsere Mitverantwortung zum Ausdruck bringen, dass wir dieses Geschenk, das andere vor uns – aber unser Präsidium – ihm übergeben hat, weitertragen. Wir sind hier, um diese Verantwortung in uns ankommen zu lassen und sie zum Ausdruck zu bringen mit all der Hilflosigkeit und den Grenzen, die wir dabei offenen Auges sehen, spüren und erleiden. Wir erbitten uns in dieser Eucharistiefeier Gnade und Segen, damit wir diese Verantwortung tragen können und dass es zum Segen wird, was hier begonnen ist: Dass dieses Belmonte wirklich einmal das Gesicht Schönstatts hinein in die Kirche wird. Dass dieses Belmonte wirklich ein Ort wird, wo unser Vater zu Wort kommen darf mit seinen Gedanken, mit seinen Anregungen, mit seinem spirituellen Weg, der sich um ihn in Schönstatt aufgetan hat und dessen 100Jähriges wir in diesem Jubiläumsjahr begehen.

Belmonte Generalpräsisium 29-06-2014
Wir stehen in einer wichtigen Stunde und in einer großen Verantwortung. Dazu lasst uns Gottes Segen erbitten mit dieser Eucharistiefeier am Fest von Zweien, denen ihr Einsatz für die Kirche ihr Leben gekostet hat, Petrus und Paulus. Sie mögen Fürsprecher für uns sein an diesem Tag, in diesem Heiligtum. Amen.

 

 

Fotos: Schönstatt-TV - Bearbeitung: Oskar Bühler

 

 
 

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