Inscriptio ist wie >>Blankovollmacht im Zusammenhang dessen zu verstehen, was die christliche Tradition mit den Stufen des Aufstiegs zu Gott beschrieben hat. Es geht um die Erlangung der Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes, um eine Herzenseinheit zwischen Gott und Mensch bzw. zwischen den jeweiligen Partnern des >>Liebesbündnisses. Hierzu wird in Anlehnung an Augustinus das Bild von der "inscriptio cordis in cor", der Einschreibung des Herzens einer Person in das Herz einer anderen Person verwandt. Weil der Mensch von Natur aus eine negative Einstellung gegenüber >>Leid hat, setzt die Inscriptio im Unterschied zur Blankovollmacht den Akzent bei der bewussten Zustimmung zum und der Bitte um das Leid, wenn und insofern es zu den Plänen Gottes gehört. Insofern stellt die Inscriptio keine höhere Stufe der Hingabe an Gott gegenüber der Blankovollmacht dar, sondern dient dem Ziel, möglichst vollkommen den Willen Gottes leben zu können. P. Kentenich legt auf diesen Zusammenhang besonderen Wert, damit Inscriptio nicht als aszetische Leistung und Zustimmung zum Leid nicht als Selbstzweck missverstanden werden. Die Inscriptio führt zu einer größeren Verfügbarkeit des Menschen für Gottes Pläne und fördert im Menschen bedingungsloses Vertrauen Gott gegenüber. Sie führt in eine je größere innere Freiheit gegenüber allen Ereignissen des Lebens (z.B. im Umgang mit Ängsten: "alles, nur das nicht"). Letztes Ziel ist somit die Gleichförmigkeit mit dem gekreuzigten Jesus in seiner vertrauenden Hingabe an den Willen des Vaters. Die Inscriptio setzt schon ein entsprechend positives Gottesbild voraus und ist die Hochform der Liebe (vgl. das Gebet "Ich bitte dich um alles Kreuz und Leid", HW 1945, 111-117). Durch die drohenden Gefahren des Nationalsozialismus sah sich P. Kentenich 1941 veranlasst, innerhalb der Bewegung zu diesem bedingungslosen Vertrauen der Inscriptio hinzuführen. Dabei ging es ihm um die geistliche und psychologische Zurüstung seiner Bewegung für das bevorstehende Leid. Er selber schenkte seine Inscriptio am 20. Januar 1942 mit seiner Entscheidung, der drohenden Einweisung ins Konzentrationslager Dachau keine menschlichen Maßnahmen entgegenzusetzen. Deshalb gehört die Inscriptio in den Zusammenhang des zweiten >>Meilensteins. Der Haltung der Inscriptio korrespondiert - in dem Maße Gott es schenkt - die Gnade der "eingegossenen Beschauung". Wie alle Schritte des Liebesbündnisses vertieft die Inscriptio auch das "In-, Mit- und Füreinander" aller, die im Liebesbündnis stehen. Aufgegriffen und fortgeführt wird die Inscriptio in der umfassenderen Strömung des >>Mariengartens. Literatur: M. A. Nailis, Werktagsheiligkeit. Ein Beitrag zur religiösen Formung des Alltags, Limburg 1937 (1964) - Vallendar-Schönstatt 1974, 51 95 J. Kentenich, Wachstum im höheren Gebetsleben. Priestertagung vom 20. bis 22.1. 1941 in Schönstatt, Vallendar 1977, 149 S. J. Kentenich, Himmelwärts. Gebete für den Gebrauch in der Schönstattfamilie, Vallendar-Schönstatt 1973, 111 f. J. Kentenich, Vorträge vor den Schönstattpriestern der Diözese Münster in Münster / Haus Mariengrund (3./4. Januar 1966), in: Propheta locutus est. Vorträge und Ansprachen von Pater J. Kentenich aus seinen drei letzten Lebensjahren III, Berg Sion 1983, 25-250, 221-237 (auszugsweise veröffenlicht und kommentiert in: H. King, Marianische Bundesspiritualität, Vallendar 1994, 165 183) Inscriptio, in: Regnum 26 (1992) 127 f. G.M. Boll, Inscriptio - Weg zur Freiheit, Oktoberwoche 1991, 144-158 H. King, Marianische Bundesspiritualität, Vallendar 1994, 38-42. 165 183 E. Monnerjahn, "Inscriptio cordis in cor". Zur Genesis eines schönstättischen Begriffes, Regnum 8 (1973) 123-129 W. Kammermeier, Art. Aufstieg, in: Praktisches Lexikon der Spiritualität, 85 88 Daniela Mohr
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