1. Geschichte des Ortes Schönstatt 2. Zentrum einer weltweiten Bewegung 3. Die Bedeutung des Orts Schönstatt Schönstatt ist ein Stadtteil von Vallendar, am Mittelrhein 7 km von Koblenz entfernt gelegen mit Ausweitung auf die Höhen des Westerwalds, Gründungsort und internationales Zentrum der Schönstatt-Bewegung. 1. Geschichte des Ortes Schönstatt - Am 22. Oktober 1143 verfügte der Trierer Erzbischof Albero, dass die Nonnen des Männer- und Frauenklosters Lonnig an einen schönen Ort (bellus locus) bei Vallendar versetzt werden sollten. Die Augustinerinnen konnten bald umfangreiche Besitzungen erwerben. Eine spätromanische Klosterkirche mit zwei Türmen wurde errichtet, von denen nur noch einer steht. 1348 endete die Unterstellung der Augustinerinnen unter das Mutterkloster Lonnig. Im 15. Jahrhundert kam es zu einem wirtschaftlichen und moralischen Niedergang des Klosters. Erzbischof Johann von Trier verlegte daraufhin 1487 das Augustinerinnenkloster von Ehrenbreitstein nach Vallendar und unterstellte es dem Reformkloster Niederwerth. Doch bereits 1567 kam es zur Aufhebung des Klosters Schönstatt und zur Verlegung nach St. Barbara in Koblenz. Die Gebäude erfuhren in den folgenden Jahrhunderten ein wechselvolles Schicksal. Die erstmals 1319 erwähnte, dem Erzengel Michael geweihte Friedhofskapelle wurde im Dreißigjährigen Krieg 1633 zerstört und 1681 auf den ursprünglichen Fundamenten wieder aufgebaut. Den Kriegswirren des Jahres 1812 fiel sie abermals zum Opfer und wurde danach in der jetzigen Form nach dem alten Grundriss errichtet. Auf den Ostflügel-Fundamenten des mittelalterlichen Klosters erbaute man 1652-62 das "Alte Haus". Als die Gesellschaft der Pallottiner 1901 nach Vallendar kam, wurde dieses zum Studienheim für junge Männer, die sich für den Beruf eines Afrikamissionars vorbereiten wollten. Das Friedhofskapellchen wurde Hauskapelle. 1908-1912 errichteten die Pallottiner den Neubau eines Studienheims oberhalb des Alten Hauses. P. Kentenich war dort von 1912-1919 Spiritual und gründete einen Missionsverein und eine >>Marianische Kongregation, für die er sich die Friedhofskapelle als Versammlungsort erbat (>>Heiligtum). Das Studienheim ist seit 1945 theologische Hochschule der Pallottiner, seit 1979 staatlich anerkannt und seit 1993 Theologische Fakultät. 2. Zentrum einer weltweiten Bewegung - Erstes Haus der entstehenden Schönstatt-Bewegung war das Alte Haus, in dem 1926 die >>Marienschwestern gegründet wurden. Für Exerzitien und Tagungen wurde 1928 das "Bundesheim" (heute Pallotti-Haus) errichtet. P. Kentenich gehörte von 1928-1951 zur dortigen Hausgemeinschaft der Pallottiner. Die Marienschwestern erwarben bald weitere Gebäude in Vallendar: 1928 Haus Schönfels (heute mit Buchhandlung des Schönstatt-Verlags); 1929 Haus Sonneck, das bis 1967 als Mutterhaus diente und dann bis 1992 Generalat der Schönstatt-Patres war; 1930 Haus Wildburg, an das heute ein Internat für die 1959 errichtete Marienschule angebaut ist; 1960 Haus Marienfried, wo eine Paramentenwerkstatt untergebracht ist. Ab 1952 verlegten die Marienschwestern ihren Schwerpunkt auf Berg Schönstatt: ein Schulungsheim entstand, in dem P. Kentenich von 1965-1968 wohnte, ein Noviziatshaus, die Missionszentrale und das Mutterhaus. Als Dankesgeschenk für den Schutz, den die Schönstatt-Bewegung während der Zeit des Nationalsozialismus erfahren durfte, wurde 1965-1968 die Dreifaltigkeitskirche (auch >>Anbetungskirche genannt) erbaut, die heute die Grabstätte des Gründers birgt, der am 15. September 1968 in der damaligen Sakristei verstarb. Daran angebaut ist das Haus des Anbetungszweiges der Marienschwestern. Weitere zentrale Gebäude auf Berg Schönstatt sind die Bildungsstätte Marienland für die Frauengemeinschaften der Bewegung und das Pater-Kentenich-Haus mit einer Dokumentation über den Gründer. Die >>Frauen von Schönstatt bezogen das von 1949-1952 erbaute Haus Regina, in dem P. Kentenich von 1965-1968 mehrmals zu Besuch weilte. Ein vom Gründer 1967 selbst eingeweihtes Jugendhaus und das Altenwohnheim Reginaberg sind die weiteren Gebäude dieser Gemeinschaft. Die Schönstatt-Priester erwarben 1950 die Marienau. 1810 auf dem Gelände des Augustinerinnenklosters als Tucherei errichtet, war es von 1887-1920 Lehrerinnenseminar und anschließend Provinzialat der Steyler Missionsschwestern. Von 1899-1902 erhielt die selige Blandine Merten hier ihre Lehrerinnenausbildung. Seit 1980 ist der >>Schönstatt-Priesterbund hier ansässig, nachdem das >>Schönstatt-Institut Diözesanpriester das Priesterhaus Berg Moriah als internationales Zentrum errichtet hat. Im Priesterhaus Berg Moriah befindet sich heute auch der Altar, der während des Zweiten Weltkriegs in der Kapelle des Priesterblocks im Konzentrationslager Dachau stand. Die >>Schönstatt-Patres haben ihre Niederlassung auf Berg Sion: seit 1974 das Provinz- und Noviziathaus, seit 1980 das Anbetungshaus und seit 1992 das Vaterhaus. Dieser Gemeinschaft gehört auch der Patris-Verlag mit Versandbuchhandlung und das Kauerzhaus in der Höhrer Straße. Die Familien erwarben Haus Nazareth, eine ehemalige Fabrikantenvilla, das heute Sitz des >>Schönstatt-Instituts Familien ist. 1985 wurde das Haus der Familie seiner Bestimmung übergeben. Es ist Tagungs- und Erholungsstätte. Der >>Schönstatt-Familienbund erwarb 1976 den "Josef-Kentenich-Hof" in Hillscheid und baute ihn für die Zwecke der Gemeinschaft aus. Die >>Schönstätter Marienbrüder hatten ihre ersten Niederlassungen in der Alten Goldschmiede (früher einem Lehrerinnenseminar der Marienau zugeordnete Schule und heute Sitz des Bewegungsleiters und anderer Sekretariate) und im Josef-Engling-Haus (heute Sitz der Schönstatt-Krankenliga), bevor sie das Mario-Hiriart-Haus mit einer Goldschmiede-Kunstwerkstatt erbauten. Im Haus St. Josef hat der >>Schönstatt-Männerbund seinen Sitz. Die >>Schönstatt-Mannesjugend ist seit 1984 im Jugendzentrum Marienberg zu Hause. Die Schönstatt-Mädchenjugend hat seit 1958 Haus Sonnenau als ihr Jugendheim. Der >>Schönstatt-Frauenbund hatte zunächst neben Haus Sonneck seinen Sitz und konnte 1967 nach Haus Mariengart umziehen. Bereits in den dreißiger Jahren wurde neben dem Alten Haus eine Notkirche errichtet, die heute noch als Wallfahrtskirche der Pallottiner dient. Für Pilger wurde 1974 das Pilgerheim Haus Schönstatt erbaut und 1978 mit dem Pilgerzelt ein großer Gottesdienstraum bereitgestellt. Die einzelnen Gemeinschaften haben bei ihren Niederlassungen auch ein Schönstatt-Kapellchen errichtet, das dem Urheiligtum äußerlich genau nachgebildet und auf die spirituellen Akzente der jeweiligen Gemeinschaft abgestimmt ist. 3. Die Bedeutung des Orts Schönstatt - Die Konzeption des Orts Schönstatt orientiert sich nach P. Kentenich an folgenden Prinzipien: 3.1. Für die Schönstatt-Familie ist Schönstatt der Ort des Ursprungs der Bewegung, ihr Zentrum und ihre geistliche Heimat. 3.2. Die beiden Schwerpunkte der Ausstrahlung des Orts Schönstatt sind das Apostolat und die Innerlichkeit. Deshalb gibt es sowohl Stätten des Gebets und der Zurückgezogenheit wie Schulungsgebäude und Räume für eine große Öffentlichkeit. Das drückt sich durch die Zuordnung von Heiligtümern und Wohn- und Tagungshäusern aus. 3.3. Das Fluidum eines Ortes wird bestimmt durch die Personen und Gemeinschaften, die dort wohnen. Deshalb haben vor allem die Gliederungen mit einem stärkeren Gemeinschaftsleben ihre Hauptniederlassungen in Schönstatt. 3.4. Die Religionsgeschichte kennt die Praxis, bestimmte Orte, die sich durch ein besonders nahes Verhältnis zur jeweiligen Gottheit auszeichnen, auch zu religiösen Zentren zu gestalten. Nach diesem "Gesetz der ausgezeichneten lokalen Fälle" soll Schönstatt ein religiöses Zentrum sein, ähnlich dem Berg Athos für die Orthodoxie oder Mekka für die Muslime. Diese Konzeption für den Ort Schönstatt wird sinngemäß angewandt auf alle großen Zentren der Bewegung. >>Schönstatt, Geschichte >>Schönstatt, Struktur Literatur: J. Kentenich, Brasilienterziat. Terziat in Santa Maria / Brasilien (16.2.-5.3.1952), verv. A 5, 244+240+258 S. II, 122 130 J. Kentenich, Das Lebensgeheimnis Schönstatts. I. Teil: Geist und Form (Brief an Joseph Schmitz, geschrieben in Santiago/Chile, ab dem 3. Mai 1952), Vallendar-Schönstatt 1971, 242 S.I, 234 240 L. Penners, Unsere Zentren: Heimat der Bewegung - Tankstellen kirchlichen Lebens?, Regnum 22 (1988) 109-112 P. Brommer, Das Augustiner Nonnenkloster U.L.F. in Schönstatt bei Vallendar (1143 1567), Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 28 (1976) 45 60 Schönstatt. Ein Ortsplan, o.J. Joachim Schmiedl Schönstatt-Lexikon: Herausgeber: Internationales Josef-Kentenich-Institut für Forschung und Lehre e.V. (IKF) Verlag: Patris-Verlag, Vallendar-Schönstatt - All rights by Patris-Verlag - www.patris-verlag.de Online-Präsentation: Priester- und Bildungshaus Berg Moriah, Simmern, in Zusammenarbeit mit dem Josef-Kentenich-Institut e.V. (JKI) |