Unter Seelsorge versteht man das Bemühen der Kirche und des Einzelnen um das Heil des Menschen und der ganzen menschlichen Gemeinschaft. Gott will das Heil aller Menschen und wirkt es in aller Regel in der Zusammenarbeit mit den Menschen, seinen Bundespartnern (>>Zweitursachenlehre). Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Seelsorge unterschiedlich in ihren Formen und Schwerpunkten entfaltet. P. Kentenich verbindet mit seiner Ernennung zum Spiritual im Studienseminar in Schönstatt seine Seelsorge an den Jugendlichen schwerpunktmäßig mit Erziehung. Deshalb setzt er konsequent pastoralpsychologisch an: Er greift alle triebmäßigen und geistigen Regungen des Menschen auf und bindet sie an Gott. Das wird deutlich im Leitsatz der Vorgründungsurkunde (>>Gründungsurkunden): "Wir wollen lernen, uns ... selbst zu erziehen zu festen, freien, priesterlichen Charakteren." Im Gründungsvorgang des Schönstatt-Werkes weitet P. Kentenich diesen Ansatz aus auf die personale Bindung des Menschen an die Gottesmutter. Dadurch bindet er den Menschen über >>Maria ausdrücklich an den Bundesgott. Mit dem Bundesgedanken stellt P. Kentenich schon von Anfang an die Mitverantwortung des Menschen für sein eigenes Heil und das seiner Mitmenschen heraus (vgl. das Leben und Wirken Josef >>Englings). Eine Gruppe oder eine Gemeinde ist demnach nie nur Objekt der Seelsorge, sondern gleichzeitig immer auch ihr Subjekt. So wird die Verpflichtung zum >>Apostolat aus Taufe und Firmung ernst genommen. P. Kentenich räumt der >>Erziehung und >>Selbsterziehung in seinem Seelsorgskonzept vor allem deshalb einen so großen Raum ein, weil im Kontext unserer Zeit (>>Wurzellosigkeit, >>pluralistische Gesellschaft) viele äußere Stützen einer christlichen Erziehung weggefallen sind. Was bis ins 20. Jahrhundert hinein durch ein christliches Milieu abgesichert werden konnte, muss nun ersetzt werden durch den Aufbau neuer Strukturen, vor allem durch Gemeinschaftsbeziehungen (>>Bindungsorganismus) sowie vielfältiger Initiativen (>>Bewegungspädagogik). Die Seelsorge wurde herkömmlich von einem Pfarrer ausgeübt. Heute hat sich diese Ein-Mann-Seelsorge aufgrund des neuen >>Kirchenbildes überlebt. Zum einen werden viele Getaufte und Gefirmte ihre Mitverantwortung für die Kirche durch hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeit verwirklichen - dazu will vor allem die >>Liga ihre Mitarbeiter und Mitglieder befähigen -, zum anderen wird man über die Grenzen der herkömmlichen Pfarrei hinaus in einem größeren Gebiet, dem Pfarrverband, im Team zusammenarbeiten. Auf verschiedenen Ebenen und innerhalb verschiedener Initiativen wird versucht, aus der schönstättischen Spiritualität heraus Impulse für die Seelsorge zu konzipieren, umzusetzen und zu reflektieren. Eine besondere Bedeutung hat dabei die >>Geistliche Begleitung. Sie ist ein bevorzugter Weg der Evangelisation. Literatur: J. Kentenich, Allgemeine Prinzipienlehre einer neuzeitlichen Seelsorge. Disposition von Vorträgen, hrsg. von J. Schmitz, verv. A 5, 32 S. J. Kentenich, Grundriß einer neuzeitlichen Pädagogik für den katholischen Erzieher. Vorträge der Pädagogischen Tagung 1950, Vallendar-Schönstatt 1971 J. Kentenich, Daß neue Menschen werden. Eine pädagogische Religionspsychologie. Vorträge der Pädagogische Tagung 1951. Bearbeitete Nachschrift, Vallendar-Schönstatt 1971, 264 S. Wilhelm Mahlmeister Schönstatt-Lexikon: Herausgeber: Internationales Josef-Kentenich-Institut für Forschung und Lehre e.V. (IKF) Verlag: Patris-Verlag, Vallendar-Schönstatt - All rights by Patris-Verlag - www.patris-verlag.de Online-Präsentation: Priester- und Bildungshaus Berg Moriah, Simmern, in Zusammenarbeit mit dem Josef-Kentenich-Institut e.V. (JKI) |