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Die marianische Schönheit der Botschaft – die Erwählung der Kleinen und Einfachen
Sendungsgottesdienst mit Bischof Dr. Josef Clemens
Die Frohe Botschaft der Erwählung der Kleinen und Einfachen: Predigt von Bischof Dr. Josef Clemens beim Abschlussgottesdienst

Das traf auf ein starkes Bedürfnis: der von Pater Penners angeregte Austausch in kleinen Gruppen über die Eindrücke und Erfahrungen des gestrigen Tages brauchte keine Anlaufzeit, innerhalb von Sekunden waren fast alle in intensivem Gespräch – und nur ganz wenige dieser Gespräche drehten sich um Terminabsprachen oder grüppcheninternen Plausch. Gesten, Gesichter und Geräuschpegel zeigen, dass es Freude macht, über das Gehörte und Erlebte zu sprechen.

Zuvor hatte Pater Dr. Michael Marmann kurz den vor einem Jahr gegründeten Ökumene-Arbeitskreis vorgestellt, der sich die Aufgabe gesetzt hat, ökumenische Aussagen der Kirche aus den letzten Jahren zu bearbeiten und Signale hineinzugeben in die Schönstattfamilie. Unter dem Leitwort "Du hast Gnade und Schönheit in mir zurückgelassen" sammelte Pater Penners Erlebtes und Angestoßenes dieses intensiven Wochenendes. Gelingendes Leben hänge zusammen, so griff er den Vortrag von Bischof Clemens auf, mit der Würde des Menschen. Würde ist das Gelungensein der menschlichen Freiheit; die Bewegungen als Schulen der Freiheit und des gelingenden Lebens werden so zu Quellen der Humanität. Stark angesprochen hatte auch das Wort von den kreativen Minderheiten – ein Wort des Papstes: Wenn wir eine Minderheit sind, so lasst uns eine kreative Minderheit sein.

Die Würde des Menschen als Anknüpfungspunkt zu sehen, so Penners, sei für die Verkündigung wichtig: den mittelalterlichen Menschen lockte das Versprechen des Himmels, den postmodernen Menschen die Zusage von Würde, die Zusage des Nicht-Verletztwerdens in seinem menschlichen Wert.

Die Frohe Botschaft der Erwählung der Kleinen und Einfachen

Den zweiten Teil des Leitwortes - die Freude, dies anderen mitzuteilen – griff Bischof Dr. Josef Clemens in der von der Band Esperamor musikalisch gestalteten Eucharistiefeier auf mit dem Wort aus dem Evangelium: "Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies alles den Kleinen und Unmündigen offenbart hast..."

Dieser feierliche Jubelruf mache einen weiteren wichtigen Aspekt des Menschenbildes Jesu deutlich, so der Bischof: die frohe Botschaft der besondere Erwählung und damit des besonderen Wertes der Kleinen und Einfachen als besonders erwählte Träger der göttlichen Offenbarung. Das gab auch in soziologischer Hinsicht der Verkündigung der Frohen Botschaft starke Dynamik, da durch die einfache Botschaft Jesu und Bevorzugung der Einfachen eben diese einfachen Menschen mitten ins Herz getroffen wurden. Es wurde ihnen ein bisher unbekannter Wert zugesprochen. Es ist dies in gewisser Weise eine Fortsetzung des Alten Testamentes, wo sie die Botschaft Gottes an die Erwählten richtet, nicht automatisch und exklusiv an die Großen und Weisen. Jesus selbst ist arm und niedrig geworden und zu den Kleinen und den Geringen gegangen: darin wird die ganze Schönheit der Botschaft offenbar. Den Kleinen und Einfachen ist die Erkenntnis des Herrn zuteil geworden. – Wer von denen, die bei der Oktoberwoche dabei waren, dachte hier nicht an die Ausführungen von Pater Paul Vautier zu den Pilgern in Tuparenda? -

Er hat herabgeschaut auf die Niedrigkeit seiner Magd

Der feierliche Jubelruf Jesu, so Bischof Clemens, hebe die Würde der Kleinen und Einfachen hervor. Damit betont Jesus erneut, wie alle Menschen die gleiche Würde haben und wie den Kleinen und Einfachen in der Wertordnung des Vaters sogar eine besondere Würde zugesprochen werde. Jesus hebt damit die menschlichen Über- und Unterordnungen auf. In der letztlich entscheidenden Ordnung des Vaters kommt es nicht auf die Weisheit und Klugnheit an. Die Klugen und Weisen sind nicnt ausgeschlossen, auch sie können ihre Wertordnung auf den Kopf stellen, innerlich klein werden, und sich in Demut der Berufung der Kleinen und Schwachen anzuschließen.

Spontan, so Clemens, kämen ihm dabei die Worte des Engels Gabriel in den Sinn bei der Verkündigung an Maria. Sie sei eine der Kleinen, die der Vater erwählt hat. Maria werde in der Botschaft des Engels die Mitte der göttlichen Offenbarung anvertraut. Ihr wird deutlich gesagt, worin ihre Mitwirkung besteht, und worin es bei der Sendung Jesus geht.

Die Kleinheit der Auserwählten des Vaters und die "Niedrigkeit der Magd" entsprechen einander. Die Kleinen und Einfachen und Maria sind Erwählte und Verkündigungsträger, wie das Magnifikat zeigt.

Was sagt uns das Evangelium über unseren Auftrag der Verkündigung?, fragte Clemens. An Pfingsten rief der Heilige Vater die Bewegungen auf, Schulen der Freiheit zu werden.

Schulen der innerer Freiheit sind auch Schulen des Verzichts, der Demut, Schulen des Geistes Jesu. Nur wer sich selbst klein und gering schätzt, reiht sich ein in die Reihe der Verkündigungsträger. Unsere Hände müssten leer und nach oben geöffnet sein, damit der Herr sein Wort, sich selbst in diese Hände legen könne. "Maria preist im Magnifikat die Größe des Herrn. Öffnen wir die Hände, dass der Herr sie füllen kann und wir reichlich seine Gaben austeilen können!"

Großes hat an uns getan der Mächtige

Eine Überraschung gab es im Lauf der Eucharistiefeier: es wurde die von dem chilenischen Künstlerehepaar Juan Fernando und Maria Jesus Ortiz gefertigte "Geschichts-Stele" enthüllt. Auf dieser hölzernen Stele, deren Fundament die Jahreszahlen der vier Meilensteine Schönstatts trägt, sind geschichtliche Gedenkzeichen der deutschen Schönstattbewegung angebracht: die Plakette vom "Liebesbündnis für unser Volk" von 1984, die Kette mit so viel Gliedern wie es in Schönstatt Gliederungen gibt vom Goldenen Jubiläum des zweiten Meilensteins 1992, und die Plakette, die an den Besuch von Kreuz und Ikone des Weltjugendtags in Schönstatts erinnert. Eingerahmt sind sie von je einem Zeitstrahl kirchlicher und deutscher geschichtlicher Ereignisse. Nach oben ist noch viel Platz...

Bischof Clemens richtete am Schluss der Eucharistiefeier zur großen Freude aller Grüße und Segenswünsche des Papstes aus – und durfte auch, durch langen Beifall unterstrichen, die Grüße der Schönstatt-Bewegung mit zurück zu nehmen zum Heiligen Vater.

Datum: 23.10.2006
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