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Predigten

2006

Freitag 1.Woche im Jahreskreis - Die wahren Motive

 Homilie zu 1 Sam 8,4-7.1O-22a und Psalm 81,9-15

 Die wahren Motive

1. Eli erfuhr einst aus dem Mund des jungen Samuel den Tadel Gottes; die Söhne Elis wurden übergangen, auf Gottes Geheiß musste Samuel das prophetisch-richterliche Amt übernehmen.
Nun bekommt Samuel selbst denselben Vorwurf zu hören: „Deine Söhne wandeln nicht auf deinen Wegen" (v5). Wir wissen nicht genau, um welche Verfehlung es dabei ging. Hat Samuel so wie Eli versagt? Vermochte er nicht, seinen Söhnen das beizubringen, was einen Richter ausmacht? Hat er sie trotzdem zu Richtern eingesetzt, wider besseres Wissen?
Auch der Gottesmann Samuel konnte weder Gerechtigkeit sichern noch eine neue heile Welt schaffen; nicht einmal im Kreis seiner Familie. Diese Erkenntnis ist immer bitter. Viele Eltern teilen sie heute mit Heli und Samuel. Doch Samuel bleibt seinem Auftrag treu in der Gewissheit, dass der Einsatz selbst mehr zählt als die Ergebnisse.

2. Die Hartnäckigkeit, mit der die Ältesten Israels Samuel drängen, einen König einzusetzen, ist ebenso bemerkens- wie bewundernswert. Sie haben den Plan gefasst, die Verfassung zu ändern. Sie waren sich klar darüber, was Königtum bedeutet. Sie wussten, dass es eine Bürde ist, selber Untergebener eines Menschen zu werden, Befehle befolgen zu müssen, einer vor Irrtum nicht geschützten Autorität ausgeliefert zu sein. Aber sie wollen es auf sich nehmen, weil sie glauben, diesen König zu brauchen.
Daran wäre nichts zu tadeln, wenn sie dabei nicht einen entscheidenden Fehler begingen: Sie „wollen so sein wie alle Völker" (v 20). Damit geben sie ihre eigene Identität preis, die mit ihrem besonderen Gottesverhältnis (v7) steht und fällt.

3. Gott sagt zu Samuel, was in Wahrheit hinter der Forderung nach einem König steht: "Nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen: Ich soll nicht mehr ihr König sein."
Wenn ein Mensch, ein Volk, Gott nicht mehr auf Gott hören und ihm nicht mehr dienen will, dann überäßt sie Gott ihren eigenen Plänen. Im Psalm 81,12 f. klagt Gott: Doch mein Volk hat nicht auf meine Stimme gehört; Israel hat mich nicht gewollt. Da überließ ich sie ihrem verstockten Herzen, und sie handelten nach ihren eigenen Plänen.
Wenn sie unter der Herrschaft ihres Königs stöhnen und zu Gott um Hilfe schreien, wird Gott nicht antworten. Letztlich kommt es bei all unseren Planungen und Forderungen auf unsere wahren Motive an. Diene ich mir damit selber oder geht es mir darum, dass das Reich Gottes vorankommt. Die Motive unseres Forderns und Handelns sollten davon bestimmt sein, dass Gottes Liebe und Gerechtigkeit regiert.

 

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