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Freitag 22.11.2024, 22:32 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

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2008 (A) Herrenfeste

Ansprache am Herz-Jesu-Fest zu GL 552/3 in der Augustinuskapelle zu NNeunkirchen am Brand

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===>> Gottesdienstvorlage
===>> Vorlage für die Laudes

Gott hat ein Herz für uns Menschen - Jesus ist dieses Herz.[1]
Unser Körperherz

  • Ein kunstvoll gebautes Muskelpaket, von dem die Blutbahnen aus- und zurückführen, die den Körper bis in die kleinsten Verästelungen hinein mit dem lebensnotwendigen Blut und mit Sauerstoff versorgen, das ist unser Herz. Es ist die lebendige Mitte unseres Organismus. Aber - dessen sind sich die meisten nicht bewusst. Unser Herz wird vom Kopf, von der Zentrale unseres Menschseins, vom Gehirn her gesteuert. Regen wir uns auf oder strengen wir uns körperlich an schlägt unser Herz schneller, sind wir gelassen und ruhig, wird der Puls ruhiger, das Herz schlägt langsamer. Dieses KörperHerz kann auch erkranken, ja still stehen.

Krankes Herz

  • Wer an Herzerkrankungen leidet oder mit Herzinfarkt und Herzversagen schon hautnah konfrontiert wurde, der weiß um die Wichtigkeit dieses Organs. Ohne den vom Haupt ausgehenden Impuls kann zwar manchmal das Herz weiter schlagen, aber das, was wir die Regungen des Herzens nennen, das Denken und Fühlen stirbt ab. Doch gerade das Denken und Fühlen vom Herzen her, macht den Menschen aus. Hartherzigkeit und Herzlosigkeit fürchten wir, wenn sie uns bei anderen Menschen begegnen. Erfassen sie uns selber, dann gehen wir an unserem wahren Wesen vorbei, wir gehen an uns selber zugrunde. Ein Herz haben oder ein Herz und eine Seele sein, meint also mehr als unser Körperherz.

Herz in übertragenem Sinn

  • weist auf die Mitte, den Kern unserer Person, auf unser Ich und auf unsere Seele. Unsere Sprache verwendet vielfältige Redewendungen, die im übertragenen Sinne auf die zentrale Bedeutung des Herzens für das Wesen des Menschen hinweisen. Was »von Herzen kommt«, ist ehrlich gemeint. »Was zu Herzen geht«, trifft mich in der Tiefe meines Wesens. Wer »mit den Augen des Herzens« sieht, der sieht tiefer, menschlicher. Das Herz »auf dem rechten Fleck« ist ein Lob für den ganzen Menschen. Darum ist das Herz ein

Symbol für die Liebe

  • Vor allem in der Sprache der Liebe ist es das Symbol für den Liebenden und Geliebten mit Seele und Leib. Mit dem Herz-Jesu-Fest bringen wir zum Ausdruck, dass Jesus nicht zuerst Gesetz und Lehren in diese Welt trug, sondern dass er sein Herz sprechen lässt, das eins ist mit dem Vater. Jesu Wort „Lernt von mir“ kann so zu allererst eine Aufforderung sein, auf die Herztöne Jesu zu hören, sowie Johannes an der Seite Jesu liegend, Jesu Herz wahrnimmt. Gott will nicht einen Sklavengehorsam von uns Menschen, sondern er will unsere Liebe, unser Herz, den Menschen in seinem Kern. Denn »der Herr sieht das Herz«.[2] Salomo bittet daher Gott »um ein hörendes Herz«.[3]
  • Der gleiche Salomo sagt bei der Tempelweihe zu den Israeliten: »Euer Herz aber bleibe ungeteilt beim Herrn, unserem Gott, sodass ihr seinen Gesetzen folgt und auf seine Gebote achtet, wie es heute geschieht«.[4] Und das Buch der Chronik mahnt die Israeliten, als sie sich anschicken Gott den Tempel zu bauen: »Richtet daher euer Herz und euren Sinn darauf, den Herrn, euren Gott, zu suchen».[5] Denn was nützt das schönste Gotteshaus, ein wunderbarer Tempel, wenn darin nicht Menschen Gott mit Herz und Sinn  suchend und auf ihn hörend ihn anbeten?
  • Daher spricht die göttliche Weisheit zum Menschen: »Gib mir dein Herz, mein Sohn, deine Augen mögen an meinen Wegen Gefallen finden«.[6] Welche Bedeutung dem Herzen gerade beim Beten zukommt, wird daran deutlich, dass in den Psalmen das Wort Herz 72mal vorkommt. Da der Mensch als Mann und Frau nach dem Bild Gottes geschaffen ist und es besonders auf sein Herz ankommt, dürfen wir auch vom Herzen Gottes sprechen.

Das Herz Gottes

  • »Gott hat ein Herz für uns Menschen. Jesus ist dieses Herz«, werden wir heute singen. Jesus ist aber auch das Haupt seines Leibes. Von ihm gehen alle Impulse in den Leib hinein. Er ist es, der mit seinem Geist und seiner Liebe das Herz der Kirche lebendig schlagen lässt, dass unser Herz für Gott und unsere Mitmenschen schlägt.
  • In Jesus hat uns Gott sein Herz gezeigt und aufgetan. Darum können wir im Lied singen: »Gott hat ein Herz für uns Menschen. Jesus ist dieses Herz«.

Jesus ist dieses Herz Gottes.

  • Jesus selbst ist die Zärtlichkeit Gottes – eine herzliche Zärtlichkeit, die garantiert, dass die Not der Menschen einen Ort der Zuflucht hat, das Herz Jesu. Darum bitten wir mit Recht im Lied: "Hör, Jesu, meine Bitte, nur eins verlang ich hier: In deines Herzens Mitte gib eine Zuflucht mir." [7] Nur wenn ich mich in der Liebe Jesu geborgen weiß, in dem die Quelle der göttlichen Liebe zu uns unaufhörlich strömt, kann ich schwacher Mensch ein durchhaltend Liebender werden. Davon aber hängt ab, ob wir

Eine herzliche Kirche

  • werden und sind. Viele Menschen, jüngere und ältere, klagen, in der Kirche komme das Herz nicht mehr genügend zu seinem Recht. Was meinen sie damit? Etwa, dass die Gebete und Lieder gefühlvoller sein sollten? Oder doch eher, dass sie in der Kirche Menschen begegnen, die nicht nur um sich kreisen, sondern die zuhören können, bei denen sie mit ihren Nöten und Sorgen ein offenes Ohr, ein mitfühlendes Herz finden.
  • Verkitschte Herz-Jesu-Bilder sind für manche Menschen eher ein Hindernis zu glauben, dass Gott ein Herz für sie hat. Besser ist es Menschen zu begegnen, die ein Herz haben, das nach dem Herzen Jesu gebildet ist. Denn das Geheimnis des Herzens Gottes, das sich in Jesus uns offenbart, kann nur von einem Herzen erspürt werden, das selber absichtslos und rein liebt.

Herzlichkeit für die Welt

ist daher unsere Aufgabe als Glieder am Leibe Christi. In einer herzlichen Kirche brauchen die Gefühle des Glaubens nicht verklemmt werden und werden zugleich Eingang finden in Liturgie und Gemeindeleben.
Könnten wir der Welt von heute einen besseren Dienst tun, als die heutige Gesellschaft von ihrer Gefühlskälte zu befreien, indem wir in ihr eine Herzlichkeit ausstrahlende Kirche sind? Wie eine Herz-Lungen-Maschine könnten wir Abgestorbenes und Starres wieder mit Lebenskraft erfüllen. Dankbar und froh für die erlösende Liebe des Herrn dürfen wir als sein Leib hier und jetzt leben. Jesus Christus aber ist nicht nur das Haupt des Leibes, sondern beides: Haupt und Herz der Kirche.


[1] GL 552/3
[2] 1 Sam 16,7
[3] 1 Kön 3,9
[4] 1 Kön 8,61
[5] 1 Chr 22.19
[6] Spr 23,26
[7] Gl 878/4

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