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Predigten

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2008 (A) Ostern

Homlie zu Mt 28,1-10 am Ostersonntag in Rödlas und am Ostermontag in Rosenbach

===>> Homilie im Orginalformat lesen oder herunterladen
===>> Gottesdienstvorlage mit Evangelium Mt 28,1-20 in der Übersetzung von Prof Gnilka
===>> Gottesdienstvorlage Ostermontag in Rosenbach
===>> Liturgische und bilbische Texte vom Ostermonatg ohne Mt 28,1-10 

Filialkirche »Maria Königin des Friedens« in Rödlas
Filialkirche »Maria Königin des Friedens« in Rödlas
"Siehe - Jesus ist auferweckt von den Toten


1 Aus der Trauer aufbrechen
Viele von uns haben es schon erlebt, wie sehr die Trauer niederdrücken und lähmen kann. Ein lieber Mensch atmet nicht mehr, sein Blick ist erloschen, sein Mund verstummt. Der Tod gehört zum Leben, aber er ist, wenn er uns persönlich betrifft auch ein unfassbares Geheimnis.
Zum Schrecken wird er, wenn Menschen sich auf einen Führer oder auf ein höheres Gesetz berufend zu Mördern werden, wie wir es im vergangen Jahrhundert so schrecklich erlebt haben oder heute in den vielen Konflikten auf der Welt oder durch Selbstmordattentäter erleben.

1.1 Die Liebe will dem Toten nahe sein.
Denn stark wie der Tod ist die Liebe. Die Frauen um Jesus sind die ersten der Jünger Jesu, die das Gefangensein in der Trauer überwinden und aus ihrer Angst ausbrechen. Sie treten aus der Dunkelheit und Erstarrung des Karfreitags heraus nicht wissend, was werden, wie die Zukunft sein wird. Aber sie gehen, sie machen sich auf den Weg.
Nicht Neugier, sondern die Liebe treibt sie. Sie wollen dem toten Jesus nahe sein, trotz der Wächter und dem das Grab verschließenden Stein. Sie wollen seinen Leichnam salben, ihm den letzten irdischen Liebesdienst erweisen.

1.2 Die Liebe drückt sich aus in der Salbung des Leichnams
Darin leuchtet eine tiefe Symbolik auf: Christus ist im Leben und bleibt im Tod der Gesalbte Gottes. In der Art und Weise wie wir mit dem Leib unserer Verstorbenen umgehen, zeigen wir unsere Wertschätzung und Dankbarkeit; denn alles, was wir von ihnen empfangen haben, geschah über den Leib. Er war das Instrument aller Mitteilung. Frauen haben dafür ein unmittelbareres Gespür. Darum machen sie sich zum ersten möglichen Zeitpunkt auf den Weg: "Als der Sabbat aber vorüber war und es aufleuchtete zum ersten Wochentag, kam Maria von Magdala und die andere Maria, um das Grab zu schauen."
Die Einheitsübersetzung dem heutigen Sprachgebrauch angepasst, sagt: "um nach dem Grab zu sehen". Der Professor für das Neue Testament Joachim Gnilka übersetzt: "Um das Grab zu schauen" . In der Tat meint das griechische Wort: ϑϵωρέω = anschauen, betrachten, Zuschauer sein, einem Fest beiwohnen. Das Wort Theorie kommt daher = das Angeschaute, Verstandene, Eingesehene in Sprache fassen. Mit »καί ἰδού - und siehe« will uns der Evangelist sagen, dass es sich bei dem Folgenden um eine besondere Art des Sehens handelt. Es geht im heutigen Evangelium darum

2 Eine neue Weise des Sehens sich schenken lassen.

Wissenschaftler weisen auf die Doppelbedeutung dieses »ἰδοὺ = siehe« hin: Es bedeutet einmal das Sehen als sinnliche Wahrnehmung, daher als Augenzeugenschaft. Zum anderen wird es im übertragenen Sinn gebraucht, vom geistigen Sehen (einsehen, erkennen, bedenken) und vom Wahrnehmen mit anderen Sinnen.

2.1 Die Aufforderung »Siehe« durchzieht die ganze Bibel
Viermal klingt dieses "Und siehe!" im Evangelium an unser Ohr. 1242 mal kommt diese Aufforderung in der Bibel vor. Wollen wir einem Menschen etwas Wichtiges mitteilen, etwas was nicht so ohne weiteres zu verstehen oder einzusehen ist, dann sagen wir ja auch: »Sieh mal« oder »schau mal« oder »versteh doch« oder einfach »horch«!
Will uns die Bibel sagen, dass Gott der Schöpfer der Welt ist, so sagt sie es so: "Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut." (Gen 1,31) Und als Jesus gegeißelt und dornengekrönt zu Pilatus herauskommt, sagt dieser: "Seht, der Mensch!" (Joh 19,5) Und am Ende verheißt Gott, der auf dem Thron sitzt: "Seht, ich mache alles neu." (Offb 21,5) Mit »siehe«, beginnt auch der 2.Vers des Evangeliums

2.2 "Und siehe, es geschah ein großes Beben."
Die Erde erbebt vor der Größe des Mysteriums. Zum ersten Mal gibt die Erde einen Toten heraus, weil Gott Jesus auferweckt hat. Die christliche Kunst stellt häufig das Ereignis der Auferstehung Jesu so dar, als wären die Wächter Zeugen der Auferweckung Jesu gewesen. Niemand war Zeuge der Auferweckung Jesu.
Aber dass es sich um eine Theophanie, um eine Erscheinung des Göttlichen handelt, darauf weisen alle Begleitumstände hin: Das Beben der Erde, der Glanz des Engels, der den Stein vom Grab wegwälzt und sich darauf setzt. "Sein Aussehen war wie ein Blitz und sein Gewand weis wie Schnee."
Furcht befällt die das Grab bewachenden Soldaten und lässt sie erstarren. Wer fähig ist zum inneren Sehen, wer mit den Augen des gläubigen Herzens die Auferweckung Jesu wahrnimmt, den erfasst das "Mysterium tremendum". Er erfährt das Göttliche als Ursache und Gegenstand ehrfürchtigen Erschauerns. Um das äußere Bild in der Tiefe seiner Bedeutung zu erkennen, braucht es

2.3 erhellende und deutende Worte.
Es sind Worte der Verkündigung durch den Boten Gottes. "Er ist auferweckt worden" wird zweimal gesagt, einmal als Deutung des leeren Grabes, vom Engel an die Frauen gerichtet; das anderemal als von den Frauen an die Jünger auszurichtende Botschaft (7). Letztere wird vervollständigt durch die Worte "von den Toten".
Die Botschaft weist in die Zukunft, für die ein Sehen des Auferstandenen den Jüngern in Aussicht gestellt wird.
Durch den Engel werden die Frauen als Verkünderinnen der Frohen Botschaft von der Auferweckung gesandt: Die Sache eilt, sie duldet keinen Aufschub: "Und gehet eilends und sagt seinen Jüngern: Er ist auferweckt worden von den Toten." Und wie gehen sie, was treibt sie an? "Und sie gingen eilends vom Grab weg mit Furcht und großer Freude und liefen, es seinen Jüngern zu verkündigen."

2.4 Erschütterte, freudige und entschlossen handelnde Boten der Auferstehung
sind sie, sollen die Jüngerinnen und Jünger Jesu sein.
Auch wir können die Gegenwart des Auferstandenen nur dann erfahren, wenn wir die Botschaft, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat, hören und gläubig annehmen. Wie wichtig dies für das Sehen, das Wahrnehmen des Auferstandenen ist, wird im Vers 7 zweimal durch das »ἰδοὺ - siehe« betont. "Und siehe, er geht euch voran nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt."
Sie werden zu Verkündern bestellt, bevor sie selber dem Auferstandenen begegnet sind. Der Glaube geht jeder Erfahrung voraus. Weil sie dem Boten Gottes glauben, sich von im senden lassen und sich auf den Weg machen, wird ihnen

3 Die Erscheinung des Auferstandenen
zuteil.(9) "Und siehe, Jesus kam ihnen entgegen und sagte: Seid gegrüßt! Sie aber traten heran, ergriffen seine Füße und huldigten ihm." Wieder dieses "und siehe". Diesmal ereignet sich eine Christophanie - eine Christuserscheinung.
Wer sich auf dem Weg macht zum gekreuzigten, getöteten und begrabenen Herrn, wer der Botschaft von der Auferweckung Jesu durch den Gott des Lebens glaubt und sich in Taufe und Firmung von der Kirche senden lässt, Zeugnis vom gekreuzigten und auferweckten Christus abzulegen, der wird die Gegenwart Jesu, der Tod und Sünde besiegt hat, in seinem Leben erfahren. Er wird uns dann immer wieder neu ermutigen, Boten seiner Auferstehung zu sein. So erfahren auch Maria von Magdala und die andere Maria

4 die Bestätigung ihrer Sendung durch den Auferstandenen
Ihnen wir aufgetragen, den Jüngern zu verkünden, dass sie dorthin gehen, wo alles angefangen hat, in Galiläa. Erst werden sie sich an ihre Berufung erinnern und an das, was sie mit geschichtlichen Jesus erlebt haben. Erst muss ihnen verkündet werden, dass der Getötete von Gott von den Toten auferweckt wurde und in dieser neuen Seinsweise lebt, dann erst werden sie ihn sehen.

5 Der Auferstandene begegnet uns in Taufe und Eucharistie
Als Getaufte, die in der Taufe mit ihm gestorben und auferweckt sind, verkünden wir jetzt in der Feier der Eucharistie den Tod und die Auferstehung Jesus Christi und sein Wiederkommen in Herrlichkeit.
Solange Eucharistie bei uns gefeiert wird, wird das österliche Geheimnis von Tod und Auferstehung Jesu in unserer Mitte gegenwärtig. Das ist überaus wichtig, aber es genügt noch nicht, soll sein Paschamysterium, das erlösende Geheimnis seines Todes und seiner Auferstehung, unser Leben, unsere Zeit, unser Volk und seine Kultur durchdringen, so dass es zum Hoffnungszeichen des unverlierbaren Lebens in einer Welt des Todes wird.
Wichtig ist, dass wir uns diesem Geheimnis persönlich stellen durch eine aktive und beteiligte Mitfeier, nur dann wird dieses Geheimnis unseres Glaubens durch uns in unsere Zeit und Lebenswelt hineinwirken.

6 Heute gibt das Wunder den Ton an
Stellen Sie sich vor, Sie machen an Ostern einen Spaziergang und begegnen dabei zufällig einem Bekannten. Der schüttelt Ihnen freundlich die Hand, sagt zu Ihnen aber nicht etwa "Guten Tag!" oder "Frohe Ostern!" - nein, er sagt: "Christus ist auferstanden!" Wie würden Sie darauf reagieren?
Man braucht das Osterfest nur in einer ganz bestimmten Gegend zu feiern, dann ist er unzählige Male zu hören, von Großen und Kleinen, Alten und Jungen, Männern und Frauen, vornehmen Leuten und einfachen Bauern. "Christus ist auferstanden!", sagt einer. Und der andere antwortet: "Er ist wirklich auferstanden!" Sie sagen es, als ob es die selbstverständlichste Sache der Welt wäre.
Dabei gibt nicht das Selbstverständliche, sondern das Wunder den Ton an, als ob sie sich des völlig Unbegreiflichen dadurch vergewissern wollten, dass einer es dem anderen immer wieder zuruft. Die "Gegend", von der hier gesprochen wird, ist Griechenland.

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