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PredigtenÜbersichtLesejahr 2013 (C) Homilie am Hohen Pfingstfest in Regina Pacis Rödlas und Neunkirchen St. Michael
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Gottes Geist verwandelt uns in neue Menschen 1 Geisterfahrung in Lourdes
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Pilger an der Grotte in Lourdes |
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- Am vergangen Montag brachen wir mit der Pilgergruppe der Erzdiözese Bamberg und dem Bayerischen Pilgerbüro von Nürnberg aus mit dem Flugzeug nach Lourdes auf. Jeder beladen mit persönlichen oder von Mitmenschen aufgetragenen Anliegen, um diese der Fürsprache Mariens anvertrauend vor Jesus zu bringen.
- Höhepunkte waren die Feier der Heiligen Messe an der Grotte und die Internationale Eucharistiefeier am Mittwoch Vormittag mit tausenden von Pilgern aus aller Welt in der unterirdischen Basilika Pius X.
- Mit sechs Bischöfen und vielen Priestern um den Altar versammelt lobten wir Gott, hörten wir sein Wort und feierten das Opfer und Mahl Jesus. Es war für alle Teilnehmenden ein pfingstliches Ereignis. Durch Jesus Christus im Heiligen Geist vor Gott vereint spürten wir alle die tiefe Verbundenheit und Einheit, die der katholische Glaube schenkt.
- Als ich den Leib des Herrn an viele mir unbekannte aber jeweils einmalige Menschen austeilte, konnte ich diese Einheit auf besondere Weise erfahren.
- Es war nicht etwa undefinierbare religiöse Ergriffenheit, sondern Einsicht des Geistes: der gegenwärtige auferstandene Christus erfüllt uns mit seinem Heiligen Geist und wir erfahren uns als seinen lebendigen Leib, als seine Kirche aus allen Völkern und Sprachen. "So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind."[1] Das ist die grundlegende Einsicht, die unser christliches Lebens prägt und trägt. Sie führt uns zu der entscheidenden Erkenntnis
2 Durch Gottes Geist werden wir zu neuen Menschen
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Bergmoser & Höller |
2001/06 C-Pfingsten (C) Ausgießung des Geistes (Apg 2,1-11) Buchmalerei, Erfurt, um 1200 |
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Als Samuel den Saul zum König gesalbt hatte, sagte er zu ihm: Gott werde mit ihm sein. Und dieses Gott-mit-Ihm wird ihn grundlegend verändern: 2.1 „er wird in einen anderen Menschen verwandelt.“[2]
- Es geht also nicht um ein besonderes religiöses Ergriffensein, auch nicht um psychologisch interpretierbare Vorgänge. Die Nähe des Heiligen Geistes „ergreift den Lebensbestand - Erkenntnis, Wertgefühl, Gesinnung“[3] und wandelt ihn. Es kommt nicht etwas Fremdes von außen über ihn. „Pfingsten bedeutet den Einstrom der gleichen göttlichen Mächtigkeit, die am Anfang die Welt erschaffen hat und jetzt zu neuem Schaffen anhebt.“[4]
- Freilich der Mensch hat durch den Sündenfall, durch jene sich immer wiederholende erste Empörung seine ursprüngliche Berufung als Bild Gottes in die Schöpfung hineinzustrahlen, verspielt.
2.2 Der zweite Sündenfall
- Besteht darin, eine Welt ohne Schöpfer zu denken und zu bauen, sowie die Psyche des Menschen auf chemische Prozesse zu reduzieren. Kein Gott! Keine Seele! Keine Verantwortung! Geistlos alles den Götzen Rationalismus und Individualismus opfernd wird die Sinnlosigkeit als Hölle hier und jetzt schon etabliert.
- Zeitweise überlässt Gott die sich empörenden Menschen „ihrem verstockten Herzen und ihrem Handeln nach ihren eigenen Plänen.“[5] Durch den Propheten Jesaja aber sagt er: „Den ganzen Tag streckte ich meine Hände aus nach einem abtrünnigen Volk, das einen Weg ging, der nicht gut war, nach seinen eigenen Plänen“.[6]
- Trotz der barmherzigen Liebe Gottes hört die Auflehnung nicht auf. Der Propheten Jeremia hat diese selbstherrliche Verweigerung des Menschen bitter erfahren: „Aber sie werden sagen: Vergebliche Mühe! Wir wollen unseren eigenen Plänen folgen und jeder von uns will nach dem Trieb seines bösen Herzens handeln.“ [7] Dennoch gibt Gott den Menschen nicht auf.
2.3 Im Christusgeschehen zeigt Gott seine unerschütterliche Erlösungsgesinnung.
- Der Mensch gewordene Sohn Gottes Jesus Christus macht in seinem totalen Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes und in seiner unbedingten sich bis zum letzten Augenblick seines irdischen Lebens verschenkenden Liebe den wahren Menschen als Bild Gottes des Unsichtbaren offenbar.[8]
- Die Erlösung vollzieht sich im Aushalten und Tragen der Schuld, im An-sich-geschehen-lassen der Zerstörung des irdischen Lebens. Gottes Erlösungswille nimmt auch der zweiten Empörung ihren Stachel. Gott „nimmt ihre Tat, der Ablehnung seines Messias, die im Prozess und Justizmord endete, als die Weise, wie nun das erlösende Tun verlaufen wird. Von da ab ist die Erlösung das Kreuz.“[9] (ebd.)
- Guardini gibt zu bedenken: »Gott ist eben keine abstrakte Idee, keine stumme Urmacht, sondern Person. Er ist frei und ruft Freiheit an. Sein Werk ist ein Freiheitswerk, das - das Wort sei erlaubt - nur dann „gelingen“ kann, wenn die Freiheit des Menschen ins Einvernehmen mit Seinem Willen tritt.«
- Er appelliert an unsere freie Entscheidung, wie es der Epheserbrief tut: „Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.“[10] Der durch Gottes Erlösungstat am Kreuz und durch die Ausgießung des Heiligen Geistes neu geschaffene Mensch ist
3 Nicht Herr, sondern Hüter der Schöpfung und des Menschen
Wir haben als Antwort auf die erste Lesung gesungen:
3.1 „Sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu!"
- Das Antlitz des Menschen ist der Spiegel seiner Seele. Das Gesicht spiegelt wieder, was im Menschen vorgeht. Freut er sich, strahlt sein Gesicht. Sind Freude, Güte und Liebe die Grundhaltungen seines Lebens, so wird dies dauerhaft im Antlitz sichtbar. Wir sagen dann: er hat ein gutes Gesicht.
- Der Heilige Geist will und kann das Antlitz der Erde und des Menschen erneuen. Gott appelliert im Psalm an unser Herz, an unsere Personmitte. Ich werde mir daher mit dem Psalm 27 immer wieder sagen: „Mein Herz denkt an dein Wort:«Sucht mein Angesicht!» Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.“ [11]
- Der Heilige Geist ermutigt und verheißt im Ps 34: "Blickt auf zu ihm, so wird euer Gesicht leuchten und ihr braucht nicht zu erröten.“[12] Weiter sagt uns der heilige Geist im Psalm:
3.2 „Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner."[13]
- Wir Menschen sind nicht die Herren der Erde, sondern vom Schöpfer bestellte und ihm verantwortliche Hüter seiner Schöpfung, seiner Erde. Wir sind nach seinem Bild geschaffen, aber er allein ist der Herr über Leben und Tod. Wann immer der Mensch sich zum Herrn über Leben und Tod macht, empört er sich gegen Gott und setzt sich an dessen Stelle.
- Als Getaufte gehören wir dem Auferstandenen, als Gefirmte sind wir mit der Gabe Gottes – den Heiligen Geist - beschenkt und gesendet, die Schöpfung Gottes zu schützen und zu hüten. Das Buch der Weisheit spricht zu Gott: „Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens.“ [14]
- Christen sind Freunde des Lebens, vor allem auch des menschlichen Lebens, auch unseres eigenen persönlichen Lebens. Staunend fragt der Psalm 8 Gott: „Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.“[15]
Als Christen werden wir unseren Mund aufmachen, wenn es um den Schutz des menschlichen Lebens geht. Unser Wahlspruch muss sein
3.3 Für das Leben - gegen die Feinde des Lebens
- Daher verschließen wir Herz und Ohr vor denen, die von „selbstbestimmten Leben und Sterben“ reden. Wir stellen uns gegen jene, die sich zu Herren machen über das Leben anderer, des wehrlosen Kindes im Mutterleib, der Behinderten, die es eigentlich nicht geben dürfte, der pflegebedürftigen Alten und Dementen.
- Unser Leben ist Geschenk und Gabe vom Augenblick der Zeugung bis zu seinem natürlichen Ende. Es gehört allein Gott. Es gibt kein „lebensunwertes Leben“, das die Nazis gnadenlos umgebracht haben.
- Der Mensch gewordene Sohn Gottes hat die Tod bringende Selbstherrlichkeit der Menschen durchlitten und die Schmach des Todes am Kreuz in der Auferstehung, in der Heimkehr zu Gott, zu seinem Vater und zu unserem Vater besiegt. Jetzt ist er auf ganze neue Weise überall und zu allen Zeiten durch seinen Heiligen Geist in uns und bei uns.
3.4 Der Heilige Geist ist Person, ansprechbar, anrufbar immer und überall.
- Der Kirchenvater Hilarius von Poitiers[16] sagt von ihm: „Die große Gabe in Christus ist eine und steht allen offen. Was irgendwo fehlt, wird in dem Maß verliehen, in dem es einer zu erhalten wünscht.“ Der Heilige Geist kommt also nicht automatisch, wir müssen „wünschen ihn zu erhalten“ und „er lässt sich in dem Maße auf uns nieder, in dem wir uns darum bemühen.“
- Durch den Heiligen Geist ist Gottes Liebe ausgegossen in unsere Herzen darum dürfen wir zu ihm sagen: „Komm!“ Der Heilige Geist ist als Gabe bei uns, sagt Hilarius „bis zur Vollendung der Zeiten.“ Diese Gabe Gottes „ist unser Trost beim Warten; in der Bestätigung der Gnadengaben ist sie das Unterpfand der Hoffnung auf das Leben der kommenden Welt, das Licht des Herzens, der Glanz der Seele.“[17]
[1] Röm 8,16 [2] 1 Sam 10,6 [3] Guardini, Die Existenz des Christen S. 348 [4] ebd. [5] Ps 81,13 [6] Jes 65,2 [7] Jer 18,12 [8] Vgl. Kol 1,15 [9] Guardini ebd. S. 349 [10] Eph 4,24 [11] Ps 27,8 [12] Ps 34,6 [13] Ps 24,1 [14] Weish 11,26 [15] Ps 8,5f. [16] Hilarius von Poitiers (* um 315 in Poitiers; † 367 in Poitiers) war Bischof und Kirchenlehrer und während des Arianischen Streits einer der herausragendsten Vertreter der Trinitarier in der Westlichen Kirche [17] Hilarius von Poitiers († 367) - Zwölf Bücher über die Dreieinigkeit (De Trinitate) 2.Buch 35
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