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JoBr52-06_036-045
Der heilsgeschichtliche Gottesbund II

Die Elemente des Liebesbündnisses - Gottesbund ist Grundsinn der Heilsgeschichte

Die Elemente des Liebesbündnisses

»Himmelwärts« löst das Liebesbündnis in vier Elemente auf. Sie durchziehen wie ein roter Faden alle Gebete. Es mag darum genügen, zur Erhärtung jeweils den einen oder anderen Vers anzuführen und die weitere Durchforschung jedem einzelnen zu überlassen.

[37]

Erstes Element, Liebespreisgabe:

»Nimm hin, o Herr, durch meiner Mutter Hände
der königlichen Freiheit ganze Spende:
Nimm hin Gedächtnis, Sinne und Verstand,
nimm alles als der Liebe Unterpfand.
Nimm hin das ganze Herz, den ganzen Willen
und laß mich so die echte Liebe stillen[1]

Oder:

»Gläubig bete ich dich an,
biet' mich dir als Werkzeug an:
Nichts halt ich für mich zurück,
deine Ehre ist mein Glück.

Meine Liebe lilienrein
will ich dir allein nur weihn.
Alles, was sie trüben kann,
ist für mich nur eitler Wahn.

Dir gehört mein Hab und Gut,
dir mein letztes Tröpflein Blut,
dir mein Wille und mein Herz,
meine Freude und mein Schmerz.

Nimm mir, was ich hab' und bin,
alles, alles geb' ich hin:
Brauch es für der Seelen Heil,
wenn auch mir wird Leid zuteil.

Du, verklärte Opferfrucht,
wünschest von mir herbe Zucht,

[38]

daß ich werd' der Speise gleich:
opferstark und liebereich.

Ohne Kelter wird kein Wein,
Weizen will zermahlen sein;
ohne Grab gibt's keinen Sieg,
Sterben nur gewinnt den Krieg.
Nimm mein Herz, nimm meine Hand
als des Sieges Unterpfand:

Ich halt still beim Lanzenstich,
still, wenn Nägel peinigen mich.
Setz' mir auf die Dornenkron,
sättige mich mit Schmach und Hohn:
Nichts wird jemals mir zu schwer,
wo es geht um dich, o Herr[2]«

Oder:

»Ewiger Vater, laß die Gaben,
die wir zum Altare tragen,
dir an unserer Stelle sagen,
daß wir nichts zu eigen haben.

[[103]] Was wir sind, was wir besitzen,
legen wir als Opferspende
still zurück in deine Hände:
Magst es, wie du willst, benützen.

Nimm uns allen Eigenwillen,
laß als Werkzeug deiner Güte
uns mit lauterem Gemüte
unsere Sendung treu erfüllen[3]

[39]

Zweites Element, Liebeshingabe:

»Wie sich Brot und Wein verwandeln
in des Heilands Sein und Leben,
mögst du uns zu dir erheben,
uns wie deinen Sohn behandeln.

Lasse Deiner Weisheit Normen
nach des Heilands heiligen Zügen,
wie in seiner Braut sie siegen,
unser Sein und Handeln formen.

Laß uns, die das Opfer feiern,
einer Welt voll Niedrigkeiten
Christi große Herrlichkeiten
Tag für Tag erneut entschleiern.

Dann kann nichts mehr uns erschüttern:
Wir sind wie in einer Feste,
wie ein Vöglein in dem Neste:
sicher, auch in Sturmgewittern.

Freiheit edler Gotteskinder
strahlt durch unser ganzes Wesen,
läßt die Welt an uns genesen,
wird zum frohen Heilsverkünder.

Nichts kann deine Pläne stören,
ungehemmt kannst du gestalten,
durch dein Werkzeug dich entfalten,
deine Ehre endlos mehren[4]

[40]

Drittes Element, Liebesweitergabe:

»Gib Gnaden mir, daß sie mich machtvoll tragen
zu allem, was aus mir ich kann nicht wagen.
Laß teil mich haben an der Fruchtbarkeit,
die deine Liebe deiner Braut verleiht.

Laß fruchtbar werden mich für Schönstatts Erde:
Mein Leben sei ein schöpferisches Werde
für alles, was du gütig hast geplant
zum Heil der Seelen durch das Schönstatt-Land.

Dann bin ich reich, ja überreich zu preisen,
kein größeres Glück kann man mir je erweisen;
nichts gibt es, was ich noch verlangen möcht':
Was du verfügst, das ist mir lieb und recht.

[[104]] Mein Herr und Gott, nimm alles, was mich hindert,
was meine starke Liebe zu dir mindert;
gib alles, was die Liebe zu dir mehrt,
nimm mir das Ich, wenn es die Liebe stört[5]

Viertes Element, Liebesansprüche:

»Du wirst uns die Berufe senden,
die für dein Reich sich mit verpfänden,
uns Arbeit schicken, reichen Segen,
zur Ohnmacht deine Allmacht legen[6]

Oder:

»Ihn schenken wir mit Kindessinn
dir als lebendige Bitte hin.

[41]

Als klein ist alles anzusehn,
was wir dafür von dir erflehn:
In ihm sind wir vor Himmelspforten
allmächtig, reich und groß geworden[7]

In gleicher Weise behandeln die Gebete die Werkzeugsfrömmigkeit. Sie unterscheiden sechs Elemente, die letzten Endes weiter nichts sind als eine Umschreibung des Liebesbündnisses. Die Gebete werden nicht müde, die besagten sechs Elemente in den verschiedensten Formen immer wieder zum Ausdruck zu bringen. Zusammengefaßt finden sie sich im »Werkzeugs-Lied«:

Einstimmung:

»Mutter, Dreimal Wunderbar,
laß uns stets dein Werkzeug bleiben,
liebend heut und immerdar
deinem Dienste uns verschreiben.
Brauch uns, wie es Gott gefällt,
ganz für deine Schönstatt-Welt.«

Erstes Element, Preisgabe:

»Herz und Willen nimm uns fort,
sie sind ungeteilt dein Eigen:
Deinem Wink und deinem Wort
wollen blindlings sie sich beugen.«

Zweites Element, Hingabe an die Person:

»Ganz zu sein dein Eigentum,
ist des Werkzeugs Ehr' und Ruhm.«

[42]

Drittes Element, Hingabe an das Werk:

»Vorbehaltlos ist's bereit,
deinem Schönstatt-Werk zu dienen:
Schick uns Leid, führ uns zum Streit,
vollen Sieg laß uns gewinnen:
Gegen Teufels List und Wut
gib uns Licht, stärk unseren Mut.«

Das vierte, fünfte und sechste Element umschreiben die Früchte der Werkzeugsfrömmigkeit.

Das vierte Element hebt das ldeal der Marienverehvurrg hervor:

»Laß uns gleichen deinem Bild,
ganz wie du durchs Leben schreiten:
Stark und würdig, schlicht und mild,
Liebe, Fried' und Freud' verbreiten.
In uns geh durch unsere Zeit,
mach für Christus sie bereit.«

[[105]] Das fünfte Element spricht von der Gesichertheit in allen Situationen:

»Ob uns Welt und Teufel droht,
Sturmeswetter uns umdräuen:
Siegreich brichst du jede Not,
wirst uns deine Allmacht leihen.
Deines Herzens Himmelspfort
bleibt für uns der sichere Hort.«

Das sechste Element umschreibt die mehrfache Fruchtbarkeit:

»Niemals gehen wir zugrund',
wenn wir treu dein Werkzeug bleiben:

[43]

Du hilfst uns zu jeder Stund,
reiche Früchte wirksam treiben.
Laß uns froh an deiner Hand
ziehn ins ewige Schönstatt-Land[8]

Die Vorbemerkungen zum »Werkzeugs-Kreuzweg« verteilen die Eigenschaften auf die einzelnen Stationen und bringen sie in Verbindung mit den vier Elementen des Liebesbündnisses[9]. Wem es liegt, der mag die dadurch auferlegte Denkarbeit zu seinem persönlichen Nutzen durchführen.

DIE BEDEUTUNG DES GOTTESBUNDES FÜR DIE HEILSGESCHICHTE

Wer die verflossenen Jahrtausende im Lichte der Offenbarung überschlägt, unterschreibt gern die Behauptung: Der Gottesbund, das Liebesbündnis zwischen Gott und Volk, ist Grundsinn und Grundform, Grundkraft und Grundnorm der ganzen Heilsgeschichte, angefangen von Adam bis zur Zeit, da der Herr auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit erscheint, um die Toten und die Lebendigen zu richten.

Der Gottesbund ist Grundsinn der Heilsgeschichte

Die Apokalypse berichtet in dramatischen Bildern den Verlauf der von Gott gelenkten Geschichte. Sie malt aber auch in anschaulicher Weise ihre Vollendung. Sie entschleiert dadurch den ihr innewohnenden, von Gott /

[44]

hineingelegten Sinn: die Vollendung der Liebeseinheit zwischen Gott und Mensch, bildhaft dargestellt durch das Hochzeitsmahl zwischen Braut und Bräutigam. Beide sind am Ende der Zeiten weit füreinander geöffnet und aufnahmefähig; beide eilen einander mit dem warmen Sehnsuchtsruf auf den Lippen entgegen: »Komm!« (Apk 22, 17). Sie verbinden sich mit- und ineinander zu ewig unlösbarer Liebesgemeinschaff. Das ist der letzte Sinn allen Weltgeschehens und jeglichen Lebensschicksals.

»Und ich schaute« - so erzählt der Apokalyptiker - »einen neuen Himmel und eine neue Erde. Der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, ein neues Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herniederkommen, ausgestattet wie eine Braut, die für ihren Mann geschmückt ist. Ich hörte eine laute Stimme vom Thron her sagen: Siehe, das Zelt Gottes unter den Menschen. Er wird unter ihnen wohnen. Sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird mit ihnen sein als ihr Gott. Und er wird abtrocknen jede Träne von ihren Augen... Das Frühere ist vorbei. Der auf dem Throne saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu... Ich will ihm Gott sein, und er soll mir Sohn sein« (Apk 21, 1-7). »Alleluja, der Herr, unser Gott, der Allmächtige herrscht! Wir wollen uns freuen und frohlocken und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Braut hält sich bereit ... Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind« (Apk 19, 6-9).

»Nun kam einer von den sieben Engeln ... und sprach zu mir: Komm, ich will dir die Braut zeigen, die Gattin des Lammes. Er führte mich im Geiste auf einen großen, hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, die aus dem Himmel von Gott herniederkam, in der Klarheit Gottes... [[106]] Einen Tempel sah ich nicht darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel und das Lamm. Auch braucht /

[45]

die Stadt weder Sonne noch Mond, um in ihr zu scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihr Licht ist das Lamm« (Apk 21,9-11.22f.)

Aus: Das Lebensgeheimnis Schönstatts. II. Teil: Bündnisfrömmigkeit, Vallendar-Schönstatt 1972, 278 S. – www.patris-verlag.de


 



[1] Himmelwärts, 109.

 

 

 

[2] A.a.O., 40 f.

 

 

 

[3] A.a.O., 27 f.

 

 

 

[4] A.a.O., 28 f.

 

 

 

[5] A.a.O., 109 f. In der letzten Strophe ist das Lieblingsgebet des hl. Nikolaus von Flüe zitiert.

 

 

 

[6] A.a.O., 15.

 

 

 

[7] A.a.O., 33

 

 

 

[8] A.a.O., 162 f.

 

 

 

[9] Vgl. a.a.O., 58-60.

 

 

 

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