http://eo-bamberg.de/eob/dcms/sites/moriah/nachrichten/Berichte/ansprache_kreutz
wald.html
Samstag 23.11.2024, 19:00 Uhr
(c) 2024 Haus Moriah

Predigt bei der Vesper
am Vorabend des Begräbnisses
von Msgr. Felix Kreutzwald
in der Kreuzbergkirche in Bonn

Werte Angehörige und Freunde von Msgr. Kreutzwald, liebe Brüder und Schwestern,

wir sind zusammen gekommen, um heute Abend und morgen Vormittag Abschied zu nehmen von Ihrem Bruder, Ihrem Pfarrer, unserem Mitbruder Felix Kreutzwald. Wir tun es in großer Dankbarkeit und ehrlicher Hochachtung als Verwandte und Freunde, als Mitglieder seiner langjährigen Pfarrgemeinde St. Magdalena und seiner geliebten Kreuzbergkapelle und als Mitglieder seiner geistlichen Gemeinschaft innerhalb der Schönstatt-Bewegung.

Wir haben mit einander die Psalmen der Vesper gebetet und eine Lesung aus den Abschiedsreden des Johannesevangeliums gehört. Jesus steht vor uns, wie er aufblickt zu seinem Vater und unserem Vater und sich in einem Gebet an ihn wendet: Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit dein Sohn dich verherrlicht. Jesus spricht von der Stunde, die sich in seinem Tod vollendet und auf die er sein Leben lang zugegangen ist. Ihr geht er voller Bereitschaft für den unbegreiflichen Willen seines Vaters entgegen. Und gleichzeitig bittet er darum, dass der Vater ihn verherrlicht.

Mich erinnert dieses Gebet Jesu auf eindrückliche Weise an Pfarrer Felix Kreutzwald und seinen letzten Weg. Von heute auf morgen traf ihn die Diagnose des Arztes von einem unheilbaren Tumor. Plötzlich war im Raum, dass die Stunde seines Todes unmittelbar bevorstand. Im Gebet und im Gespräch hat er sich mit dieser Situation auseinander gesetzt und um seine Entscheidung gerungen. In voller Freiheit verzichtete er auf eine Behandlung durch Strahlen- und Chemotherapie, die nach Einschätzung des Arztes nur Verzögerung aber keine Heilung hätte bringen können.

Die Tatsache, dass er mit der weitreichenden Diagnose des Arztes während einer Tagung seiner Priestergemeinschaft auf Berg Moriah erfahren hatte und dies im Umfeld des Festes der Verklärung des Herrn geschehen war, half ihm, Gottes Willen zu deuten und anzunehmen. Er äußerte diesen Gedanken, als ich ihm am Tag danach die Krankenkommunion brachte. Ich hatte ihm die heilige Kommunion gereicht und wir hielten gemeinsam stille Danksagung, bis er auf einmal sein Gebet laut zu sprechen begann. In diesem Gebet sagte er: Ich gehe den Weg von Berg Moriah nach Berg Tabor.

Der Name „Berg Moriah“, wie unser Priesterhaus in Erinnerung an das Opfer Abrahams heißt, war ihm Inbegriff der Hingabe an Gottes unbegreiflichen Willen geworden. Der Berg Tabor mit dem Ereignis der Verherrlichung und Verklärung des Herrn stand ihm vor Augen als Verheißung der himmlischen Herrlichkeit. Und er fügt hinzu: Beides habe ich ein Leben lang gewollt, beides habe ich immer wieder als Priester verkündet. Jetzt muss und will ich den Weg gehen: von Berg Moriah nach Berg Tabor.

Diese Formulierung wiederholte Pfarrer Kreutzwald am Tag danach im kleinen Kreis, als wir in unserem Priesterhaus auf Berg Moriah am Altar aus dem KZ Dachau zum Abschied die Eucharistie gefeiert haben. Er hatte sich gewünscht, dass ich als Generalrektor seiner Priestergemeinschaft ihm in dieser Heiligen Messe die Krankensalbung spende. Wir alle waren tief bewegt von seinem Zeugnis und der Deutung, die er für seinen Weg gefunden hatte: Ich gehe den Weg von Berg Moriah zum Berg Tabor. Es wurde ein Weg mit vielen kostbaren Begegnungen. Seine Schwester hatte sich entschieden, diesen Weg mit ihm zu gehen. Viele wollten ihm noch einmal ihre Dank-barkeit und Verbundenheit zeigen. Viele sind diese Wegstrecke im Geiste mitgegangen, aus der Nähe und in weitentfernten Ländern. Er hatte sich über viele Jahre eingesetzt, dass unsere Priestergemeinschaft in die Internationale wächst. Noch auf dem Krankenbett durfte ich ihm berichten und Fotos zeigen von der Bischofsweihe eines seiner Mitbrüder in der Karibik.

Mit den Worten Jesu dürfen wir in dieser Abendstunde beten, dass der Herr ihn am Ende dieses Weges empfängt und ihn teilhaben lässt an seiner Verklärung in der Herrlichkeit des Vaters. Nur der Vater im Himmel kann ihm vergelten, was wir ihm an Dank schuldig bleiben. Möge sein Zeugnis uns bestärken, damit auch wir fähig werden, voll Vertrauen und Zuversicht den Weg unseres Lebens zu Ende zu gehen.

Peter Wolf

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