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Samstag 23.11.2024, 17:45 Uhr
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Unsere Begegnung mit Maria in Rom

Predigt zum Abschluss der Romfahrt 2010
von Msgr. Dr. Peter Wolf

 

Lieber Pilgerinnen und Pilger,

zum Abschluss unserer Romfahrt sind wir hier in der Pfarrkirche von Santa Gemma ganz in der Nähe von Belmonte versammelt. Ich freue mich, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind, in Rom der Gottesmutter Maria zu begegnen.

Zuallererst haben wir Maria im Heiligtum auf Belmonte besucht. Dort sind wir ihr im ganz vertrauten Bild der Schönstattbewegung begegnet. Es ist das Gemälde eines italienischen Malers, der Maria darstellen wollte und dazu die Gesichtszüge seiner Tochter wiedergegeben hat. Offenbar hatte er in ihnen etwas von der Schönheit der Gottesmutter geahnt und entdeckt. Wir mögen das als Hinweis werten, dass wir im Gesicht einer schönen Frau und Mutter das Antlitz Mariens entdecken können.

Die zweite Begegnung verbindet sich für viele von uns wohl mit dem uralten Bild bei den Schwestern des heiligen Dominikus auf dem Monte Mario am zweiten Tag unserer Pilgerfahrt. Nach und nach traten wir vor das große Gitter und entdeckten das wunderschöne Bild mit seinem eigenartigen Blick. Wie durch Jahrhunderte schauten ihre tiefen Augen durch das Gitter und schenkten eine Ahnung von ihrer Gegenwart unter uns. Wir bewunderten ihre goldenen Hände, die einmal den Herrn getragen haben. Sie sind erhoben zur Fürsprache für die Menschen. Advocata nannten sie die Römer schon lange Zeit und sagen von ihr bis heute, dass sie goldene Hände habe für alles, was man ihr anvertraut. Bei Prozessionen hat man ihr Bild mitgetragen und oft gleichzeitig eine andere Christusikone ihr entgegengetragen, bis sie sich begegneten und einander gleichsam küssten.

Am Nachmittag des gleichen Tages besuchten wir die Kirche Maria in Trastevere, wo uns Maria in ihrer Verknüpfung mit der Heilsgeschichte und vor allem mit ihrem Sohn Jesus Christus selbst vor Augen trat. Wir entdeckten sie in den farbenfrohen Mosaikbildern, die biblische Szenen aus dem Leben Marien zeigen. Und wir freuten uns an der großartigen Darstellung in der Apsis, wo Maria als Königin auf dem himmlischen Thron an der Seite Christi dargestellt ist. Ja, Maria gehört mitten hinein in die große Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen. Sie gehört ganz hinein in den großen Lebenszusammenhang mit Jesus Christus. Noch am selben Abend begegneten wir Maria im Gebet einer Gemeinde, die zum Fest der Gottesmutter beim Gebet des Rosenkranzes ver-sammelt war. Wir stellten uns einfach dazu und betrachteten mit dieser Gemeinde von Kosmas und Damian Maria in den Geheimnissen des freudenreichen Rosenkranzes.

Am dritten Tag unserer Pilgerfahrt entdeckten wir das Bild der Gottesmutter auf dem Kapitol, gleichsam in der Mitte des politischen Roms. Dort ist ihr Bild an die Stelle gerückt, wo einst in einem heidnischen Tempel mahnend die göttliche Wegweisung präsent war. Sie ist die Mahnerin und Wegweiserin im Herzen Roms, gekleidet in der Farbe der einstigen oströmischen Kaiserinnen in Konstantinopel. Von dort führte uns Weg weiter nach Maria Maggiore, der größten Marienkirche der ewigen Stadt. Unter der kundigen Führung von Herrn Rudolf Gerber lernten wir verstehen, dass Maria wiederholt eine entscheidende Rolle gespielt hat im Ringen um den wahren Glauben an Jesus Christus als Sohn Gottes und um die Durchsetzung der Kirche in mancher Auseinandersetzung der Geschichte. Wir begegneten Maria auf der Siegessäule und in der mächtigen Kirche, die von Päpsten gebaut und ausgeschmückt wurde, die in schwierigen Zeiten den Weg der Kirche zu klären hatten. Maria stand vor uns verwoben mit dem Glauben an Christus und verknüpft mit dem siegreichen Weg der Kirche durch die Zeiten.

Am Nachmittag machten wir uns auf dem Weg nach Divino Amore, dem beliebten Wallfahrtsort der Römer. Dort begegneten wir Maria noch einmal auf eine andere Art. Nicht die großen Dimensionen der Heilsgeschichte und die Verwobenheit mit den entscheidenden Auseinandersetzungen der Kirchengeschichte, sondern Maria in der Geschichte des Lebens. Pfarrer Egle erschloss uns den Ursprung der Wallfahrt nach Divino Amore in der angstvollen Not eines Mannes, der von streunenden Hunden angefallen wurde und seine Zuflucht zu Maria im schlichten Bild am Turm eines Gehöftes nahm. Ja, Maria ist nicht nur interessiert an den großen Fragen unseres Glaubens, sie hat einen Sinn für die Not des Einzelnen und für die Not des Volkes. Die Leute der Stadt und der Heilige Vater hatten sich in ihrer Angst vor der Zerstörung im letzten Krieg an sie gewandt. Es ist die gleiche Erfahrung, wie wir sie von unserem Vater und den Mitgefangenen im KZ Dachau kennen. Hatte Pater Kentenich bis dahin die Gottesmutter vornehmlich in ihrer Bedeutung für den Glauben und für das Apostolat der Kirche gekündet, ruft er sie im Hungersommer 1943 zur „Brotmutter“ aus. Ich bin froh, dass wir diese Seite der Gottesmutter auch hier in Rom entdecken durften. Sie ist uns Mutter im Glauben aber auch eine Mutter, die um alles weiß und sorgt, was wir brauchen.

Zum Abschluss unserer Pilgerfahrt wollten wir ihr noch einmal in unserem kleinen Heiligtum auf Belmonte begegnen. Ich habe mich sehr gefreut, dass sechs junge Frauen und zwei derer Ehemänner dort mit Maria das Liebesbündnis schließen wollten und so uns alle eingeladen haben, am Ende unserer Fahrt unsere Beziehung zu Maria gleichsam ins Wort zu bringen und zu erneu-ern. Wir haben es getan in der Art und Weise, die unser Gründer Pater Kentenich uns nahegelegt hat. Ich bin gewiss, dass Maria sich gerne einlässt auf diese Beziehung und uns die Treue hält. Sie möge uns allen eine gesegnete Adventszeit und frohe Weihnachtszeit schenken und dafür sorgen, dass unser persönlicher Glaube und die ganze Kirche im Sinne ihres Sohnes erneuert werde. Amen.

 

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