Besuch bei den Mitbrüdern und der Schönstattfamilie in Tschechien 15.-19. Mai 201215.5.2012Nach 12 Stunden Fahrt mit verspäteten Zügen und langen Stops (wegen Personen auf den Gleisen) komme ich abends um 23 Uhr bei Pfarrer František Jirásek in Děčín an. Zusammen mit seiner Schwester Maria sitzen wir noch bei einem guten Vesper und planen den nächsten Tag. 16.5.2012Nach dem Frühstück zeigt mir mein Mitbruder seine schöne Pfarr-kirche, wo wir miteinander die Laudes beten und beim MTA-Bildstock auf der rechten Seite die Weihe erneuern und die Pfarrei segnen. Seine Schwester, die zum Frauenbund gehört, trifft sich an diesem Vormittag mit Frauen aus der Gemeinde zur Gruppenstunde im Pfarrhaus. Sowohl das Hausheiligtum als auch ein schön gestalteter Treppenaufgang mit großem MTA-Bild und Fotos von Belmonte zeigen, wie lebendig hier unser großes römisches Projekt ist. Er übergibt mir eine Spende von 1.000 € eines Pfarrers für das tschechische Zimmer im Domus Pater Kentenich. Dann lädt er mich ein zu einem Besuch oben in den Bergen, wo er früher als Administrator gewirkt hat. Dort zeigt er mir eine kleine Friedhofskapelle, die er am Samstag zuvor mit ca. 30 Leuten als kleines MTA-Heiligtum eingeweiht hat. Ein Mann hatte einen kleinen, aber ansprechenden Altar wie im Urheiligtum in Schönstatt gestaltet. Auf dem Weg dahin hatten wir über Handy Kontakt mit Pfarrer Klaus Alender auf den Philippinen, wo er um 11 Uhr mit sechs jungen Mitbrü-dern die Kandidatur für unsere Gemeinschaft startet. Wir schickten eine SMS, dass wir gerade eine Wallfahrt für einen guten Start unserer Kan-didaten machen. Als wir in die Kapelle kamen, schlug es 11 Uhr und wir gaben gemeinsam den Segen zum Start unseres ersten Kandidatenkurses auf den Philippinen. Zum Mittagessen waren wir bei Pfarrer Jiří Voleský in Ústí nad Labem, der uns mit seiner Haushälterin herzlich empfing. Am Nachmittag zeigte er mir seine fünf Pfarreien mit zwei Filialen und wir sprachen unterwegs viel über die Situation, wie er sie erlebt. Bei der ersten Kirche (St. Barbara) in einem kleinen Dorf mit Tourismus sprechen wir über den Kirchenbesuch. Es gebe aus der Gemeinde nur noch zwei Frauen, die zum Gottesdienst kommen, sonst gelegentlich Gäste. Bei der Dreifaltigkeitskirche in der nächsten Gemeinde sprach er von drei Familien mit Kindern als regelmäßigen Gottesdienstbesuchern, aber sonst niemand. Wir unterhalten uns über die Situation seit der Vertreibung der Deutschen und dem massiven Einfluss der kommunistischen Politik der folgenden Jahre. Auf dem Land ist die Einbruch nahezu total. In der Stadt erlebt er es an-ders. Dort waren unter den Kommunisten die Gottesdienstbesuche stark zurückgegangen, danach aber wieder deutlich gewachsen, ca. 400/500. Eine Pfarrei von ihm ist stark von den Romas geprägt. Ihnen sei die Tau-fe und Beerdigung sehr wichtig. (Bei ihnen beobachtet er starke Erfah-rung mit Geistern und Ahnenkult.) Am späten Nachmittag feiern wir mit ca. 30 Leuten Eucharistie und Maiandacht in der Kirche bei seinem Pfarrhaus. Ich halte eine Predigt zur Lauretanischen Litanei, die von den Leuten schön gesungen wird. 17.5.2012Nach Laudes und Frühstück brechen wir auf und fahren ca. 400 km nach Olomouc zu unserem Mitbruder Antonín Štefek. Es geht durch ein schönes, weites Land und quer durch die Hauptstadt Prag. Dabei haben wir viel Gelegenheit zum Gespräch. Gegen 13 Uhr kommen wir im Priesterseminar in Olomouc an, wo unser Mitbruder Antonín Regens ist. Er empfängt uns herzlich und lädt uns zum Mittagessen in der Nähe des Rathauses ein. Wir sehen den großen Platz der Stadt, gehen durch herrliche Parkanlagen zur Kathedrale. Wir kommen vorbei an der Theologischen Fakultät, wo unser Mitbruder Dr. Petr Mareček unterrichtet und heute Prüfungen hat. Danach zeigt uns der Regens sein großes Seminar und lässt uns teilhaben an seiner wechselvollen Geschichte. (Vor dem Zweiten Weltkrieg belegt von 300 Seminaristen, dann besetzt von den Nazis, dann von den Kommunisten, jetzt wieder Priesterseminar mit ca. 48 Seminaristen seiner Diözese und 16 Studenten im Propädeutikum aus verschiedenen Diözesen). Wir feiern im Seminar miteinander die Eucharistie und trinken Kaffee. Von Olomouc fahren wir gegen Abend durch schöne Landschaften nach Slavoňov, wo wir gegen 22 Uhr im Haus der Bundesschwestern ankom-men. Wir beten noch eine Weile im wunderschönen Hausheiligtum und gehen dann zu Bett. 18.5.2012Den Bündnistag haben wir dafür gewählt, ein Gruppentreffen zu halten. Wir beginnen mit dem Austausch über die persönlichen Erfahrungen mit dem Heiligtum. Es wird deutlich, dass die kleine Kapelle von Rokole mit der Quelle und dem MTA-Bild von der Größe einer Briefmarke für unsere Mitbrüder und die hiesige Schönstattfamilie eine starke Rolle spielt. Um diese Kapelle ist in der Zeit des Nationalsozialismus und des Kommunismus in aller Heimlichkeit eine lebendige Schönstattfamilie gewachsen. Ein tschechischer Priester, der bei Pater Kentenich 1937 in Schönstatt Exerzitien gemacht hat, steht am Beginn dieser Entwicklung und wäre in diesem Jahr 100 Jahre geworden. František Jirásak hat durch ihn Kontakt mit Schönstatt bekommen. Dankbar feiern wir in der Mittagszeit die Bündnismesse mit der dortigen Schönstattfamilie. Am Nachmittag können wir sogar mit der gerade erschienen Übersetzung des Buches zum Heiligtumsjahr arbeiten. Vor dem Abendessen besuchen wir unser Haus in Slavoňov, das den Mitbrüdern zur Heimat geworden ist und auch vielen anderen Gruppen zur Verfügung steht. Wir sind deshalb für unser Treffen nicht dort, weil es schon lange einer Gruppe der Schönstattmädchenjugend zur Verfügung gestellt war. Am Abend halten wir miteinander eine improvisierte Maiandacht mit einer originellen Lauretanischen Litanei. 19.5.2012Nach der Laudes machen wir uns auf den Weg zum Heiligtum in Rokole, das drei Kilometer entfernt liegt. Dort strömen bereits die Pilger. Es werden zwischen 350 und 400 gewesen sein. František Jirásek hat sein Auto zu einem Werbeträger für Belmonte gemacht. Ringsum hängen Fotos von Belmonte und der Gepäckraum ist ein Laden, in dem man viele Andenken und Bilder erwerben kann. Gegen 10 Uhr kommt Bischof Jan Vokál, der vor dem Heiligtum unter einem wei-ßen Zelt zusammen mit 15 Konzelebranten die Eucharistie feiert. Am Rande des Gottesdienstes treffe ich Dr. Petr Mareček und seine Eltern und Pfarrer František Mráz stellt mir seine Mutter vor. Nach dem Mittagessen habe ich den Festvortrag zum Heiligtumsjahr, den P. Dr. Králík von den Schönstattpatres fließend ins Tschechische übersetzt. Als Honorar erhalte ich ein wunderschönes Heiligtum aus Lebkuchen und eine Spende für Belmonte. Danach wollen viele das neue Buch zum Heiligtumsjahr signiert haben. Zum Abschluss des Heiligtumsfestes hält František Mráz eine feierliche Andacht mit eucharistischer Anbetung und Segen. Dann verabschieden wir uns voneinander und František Jirásek nimmt mich mit nach Děčín, wo ich mit dem Nachtzug über Dresden und Berlin den Rückweg nach Deutschland antrete. Dr. Peter Wolf
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