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Samstag 20.04.2024, 14:05 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

2005

2. Advent B

Gestalt und Botschaft des Täufers Johannes ein Fingerzeig für uns

1 Die Gestalt des Täufers Johannes entspricht nicht unserem Geschmack.

Für uns westliche, vom Wohlstand geprägte und verweichlichte Menschen sind Worte wie WÜSTE - BEKENNTNIS DER SÜNDEN - BEKEHRUNG wenig attraktiv.

Die Wüste erleben wir als Angebot der Touristikbranche für Abenteuerhungrige.

An die Stelle von Bekehrung und Bekenntnis der Sünden, hat sich in unser Bewusstsein die Haltung eingeschlichen: Nur nicht erwischen lassen!

Sonst aber gilt:

- Statt der Härte der Wüste lieben wir die Behaglichkeit und Bequemlichkeit. Statt Bekehrung haben wir es lieber, wenn man uns schmeichelnd sagt: Du bist schon in Ordnung.

- Statt Bekenntnis der Sünden mögen wir lieber ein allgemeines Schuldbekenntnis oder jene Unverbindlichkeit, die sagt: Das mache ich mit Gott allein aus.

- Doch meistens nur ein Alibi für unsere Feigheit. die sich nicht persönlich stellen will, weil wir Angst haben, uns ändern zu müssen.

2 Die Gestalt und Botschaft des Johannes ist eine Provokation für uns.

2.1 Sie sagt uns: Es ist ernst. Jeder von uns muss sich für oder gegen Gott entscheiden.

Wenn ER und sein MESSIAS bei mir ankommen soll, werde ich mich ändern müssen. Das verlangt eine gewisse Härte gegen mich selbst, gegen mein bequemes Ich, gegen meine eingefahrenen Verhaltensweisen.

Die Taufe ist der  grundsätzliche von Gott geschenkte Anfang des Heils. Aber die Taufe muss gelebt werden. Als Getaufter werde ich mich täglich neu für Gott öffnen, d.h. ich werde zuerst aus dem Weg räumen, was sich zwischen mich und Gott geschoben hat.


2.2 Das geht nicht so mir nichts dir nichts, denn Umkehr verlangt mir und dir etwas ab.

Damals gingen die Leute hinaus in die Wüste zum Jordan hinunter, ein beschwerlicher und entbehrungsreicher Weg. Sie bekannten ihre Sünden und empfingen die Bußtaufe des Johannes als Zeichen des gottgeschenkten Neuanfangs.

Was heißt das für uns, hinaus in die Wüste zu gehen, hinab zu steigen in den Jordan?

- Ich werde für eine Stunde einmal alles wegtun, was mich sonst so gefangen nimmt.
- Ich werde in die Einsamkeit, in die Stille gehen. Ich werde die Apparate abschalten.
- Ich versetze mich in einem Akt des Glaubens in die Gegenwart Gottes.
- Ich nehme eine Haltung an, die Ehrfurcht, Offenheit ausdrückt.
- Ich spreche vor Gott aus: „Ich glaube, dass du da bist, mich siehst und kennst.“
- Dann gehe ich mein Leben vor Gott durch. Erkenne vor ihm, was wichtig, unwesentlich und nichtig ist.

Wenn ich das getan habe, geh hin und stelle mich in die Reihe derer, die ihre Sünden bekennen und das von Christus geschenkte Zeichen der Vergebung empfangen, im Sakrament der Sündenvergebung in der Beichte. Oder ich nehme mir Zeit für den Bußgottesdienst, um zusammen mit anderen mich vor Gott zu besinnen und um Vergebung zu bitten.

Und wenn ich zum Friedhof gehend an der Kirche vorbei komme, kehre ich in ihr ein, um vor dem im Sakrament gegenwärtigen Herrn zu verweilen, meine Freunden und Leiden vor ihm auszubreiten und meine Sorgen und Ängste bei ihm abzuladen.

3 Gestalt und Botschaft des Johannes sind ein Fingerzeig Gottes.

Nur wenn ich diesen Fingerzeig Gottes ernst nehme. kann die heilende und rettende Ankunft des Herrn an mir geschehen, ereignet sich Advent, Ankunft des Herrn, sonst ist halt nur Dezember, Schnee von gestern, Glatteis.

3.1 Dabei geht es dem Johannes nicht darum, dass die Menschen bei ihm hängen bleiben und sich ihm zukehren,

wie das die heutigen Sektenführer tun. Er will, dass sie sich Gott und seinem Messias, also Christus zuwenden. Er versteht sich nur als Vorläufer, als Zeigefinger, als Hinweis. Umkehr heißt für ihn nicht nur, schlechte Gewohnheiten aufgeben, sondern zuerst "Sich-Gott-Zukehren.“

3.2 Der russische Schriftsteller Koslow

macht in seinem Lebensbericht deutlich, welche Wirkung das Leben derer auf ihre Umgebung hat, die sich zu Christus hin bekehrt haben:

"Ich heiße Wassilij Iwanowitsch Koslow und wurde wegen illegalen Waffenbesitzes zu fünf Jahren Arbeitslager verurteilt. Ich lebte ohne Gott und ohne jede Moral und wurde wegen Bandenwesen im Lager zu weiteren 10 Jahren verurteilt. Oft packte mich die Verzweiflung, wenn mir die Ausweglosigkeit meines Lebens zu Bewusstsein kam. Das Dasein hatte für mich seinen Sinn verloren.

Ich wollte Schluss machen mit meinem Leben, doch im selben Moment wünschte ich mir auch zu leben - aber anders als bisher! So begann ich nach den Gründen meines Scheiterns zu forschen. Jetzt kann ich sagen, welches die Wurzeln dafür waren:

Seit meiner Schulzeit wurde mir eingetrichtert, dass Gott nicht existiert. Wo es keinen Glauben an Gott gibt, da gibt es auch keine Moral. Daher also der Ruin meiner Seele, der moralische und physische Verfall.

Manchmal begegneten mir unter den Gefangenen Menschen mit einer hohen Moral und großem Verantwortungsbewusstsein. Das Lager mit seinen harten Lebensbedingungen vermochte sie nicht zu erschüttern. Sie strahlten eine geistige Schönheit aus. Ihr sauberes, anständiges Leben, ihr tiefer Glaube und ihre Hingabe an Gott, ihre Demut und ihr außergewöhnlicher Mut war für tausende von Häftlingen das leuchtende Beispiel eines authentischen Lebens. Ihre Gesichter spiegelten Christus wieder.

Solch anständiges Leben mit solch hohen Idealen wollte ich auch leben. Ihre Ketten und ihre Schmerzen veranlassten viele von uns über Christus nachzudenken. Die Menschen umwandelnde Kraft Christi und die Macht des Evangeliums eroberten nicht nur mein Verbrecherherz, sondern - gleich mir Hunderte vom Atheismus und Laster vergiftete Herzen. So wurden die russischen Gefängnisse und Lager für viele die Stätte der geistigen Wiedergeburt und der Begegnung mit Christus.“

3.3 Den durch Johannes gegebenen Fingerzeig Gottes ernst zu nehmen, ist nicht nur für unsere eigene Zukunft wichtig, sondern auch für die Zukunft vieler anderer Menschen, die uns begegnen.

Wenn wir umkehren zu IHM, können wir selber zum Fingerzeig Gottes werden, stünde der Advent nicht nur im Kalender, sondern geschähe mitten unter uns; Könnte Weihnachten zu einem Fest werden, an dem Gottes Mensch gewordene Liebe, die seine Ehre ist, offenbar und Friede denen zuteil wird, die sein Heil als das Wichtigste in ihrem Leben erkennen.
Im Antwortgesang nach der 1. Lesung nimmt der Beter sich dies vor: „Ich will hören, was Gott redet: Frieden verkündet der Herr seinem Volk und seinen Frommen, den Menschen mit redlichem Herzen.“
Nicht unsere Worte allein schenken Frieden und wirken Wunder der Bekehrung, sondern ein redliches auf Gott hörendes Herz, ein reines, sich verschenkendes Leben.

 

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