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Donnerstag 28.03.2024, 14:08 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

2005

Mit den von Gott geschenkten Gaben tätig sein

Er grub ein Loch in die Erde

Vor einigen Jahren stand in der Zeitung zu lesen, dass bei Bauarbeiten in der Regensburger Innenstadt ein großer Behälter mit Goldmünzen aus dem 13. und 14. Jahrhundert gefunden wurde. Ein jüdischer Kaufmann hatte diesen Münzschatz im Keller seines Hauses vergraben. Der Besitzer scheint kurz darauf bei einem Judenprogrom ums Leben gekommen zu sein. Über 700 Jahre lag das Vermögen ungenützt in der Erde.

Das heutige Evangelium im Ohr denken wir beim Hören dieser Nachricht unwillkürlich an den dritten Knecht, der, „ein Loch in die Erde gräbt, um darin das Geld seines Herrn zu verstecken" (vgl. Mt 25,18).

Das anvertraute Gut

Erinnern wir uns an das, was dieser Szene vorausliegt. Ein reicher Großgrundbesitzer geht auf Reisen und vertraut dreien seiner Knechte je nach ihren Fähigkeiten sein Vermögen an: dem ersten 5 Talente (ca. 750.000 €, dem zweiten 2 Talente (etwa 300 000 €) und dem dritten 1 Talent (ca. 150 000 €).

Mit dem Großgrundbesitzer ist Gott gemeint: Er hat Himmel und Erde geschaffen: "Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner",[1] bekennt der Psalm 21. Die ganze Erde, alle Kräfte, alles Vermögen, aller Grund und Boden gehört Gott. Die Knechte, denen Gott dieses sein Vermögen anvertraut hat, das sind wir Menschen. Ihm schulden wir Rechenschaft über das anvertraute Gut. Was beutet das für unseren

Umgang mit dem anvertrauten Gut?

Die ersten beiden Knechte verdoppeln durch geschickte Investitionen ihr Geld. Nur der dritte Knecht riskiert nichts. Er vergräbt den Besitz seines Herrn in der Erde. Er handelt damit im Sinne des rabbinischen Rechtes, das besagt: Wer ein ihm anvertrautes Gut vergraben hat, hat es optimal gesichert und ist im Fall eines Diebstahls von der Haftung befreit.

Jesus sieht es anders. Jesus hat die Schriftgelehrten und Pharisäer seiner Zeit im Blick. Diese vertraten eine Frömmigkeit, in der es vorwiegend darauf ankam, alles richtig zu machen und ja kein Gebot der geheiligten ,,Tradition der Väter" zu verletzen.

Für Jesus hat eine solche Frömmigkeit mehr mit Friedhofsruhe als mit einer blühenden Christengemeinde zu tun. Der Gott Jesu ist ein schöpferischer Gott. Er will Menschen, die das Bestehende nicht einfach konservieren, sondern es in seinem Sinn entwickeln; Menschen, die wie er zu denken und zu sagen wagen: Den Alten hat man dies und jenes geboten, nun aber gilt es das früher Richtige noch weiter zu entwickeln und zu übertreffen. Jetzt will Gott durch seinen Geist das Antlitz der Erde erneuern und wir sind dabei seine Werkzeuge.

 

Der Tag, da Gott Rechenschaft von uns verlangt, wird kommen.

 

Nach langer Zeit, sagt Jesus im Evangelium zu seinen Zuhörern und damit auch zu uns, kehrt der Herr zurück und hält Abrechnung mit seinen Knechten. Die Risikofreudigen und Erfolgreichen werden gelobt und belohnt.

Gott will schon hier und jetzt seine Basileia, seine Königsherrschaft aufrichten, „das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens.“

Zuerst sollen wir die uns von Gott geschenkten Mittel, die Talente und Begabungen entdecken und dann mit ihnen wirken. Indem wir unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten im Sinne Gottes nützen, machen wir etwas von seinem Reich in unserer Welt erfahrbar.

Unsere Fähigkeiten im Sinne Gottes gebrauchend und einsetzend entfalten und vermehren sie sich sogar. Mag solches Tun risikoreich und kräftezehrend sein, immer baut es uns und andere auf.

Den pflegebedürftigen, meist im Rollstuhl sitzenden Christen im Altenheim sagte ich gestern bei der Sonntagsmesse: Auch wenn du meinst, du hättest kein einziges Talent mehr. Du wärest nur noch auf Hilfe angewiesen. Doch, du hast noch ein Talent: Du kannst deinen Helfern ein freundliches Danke sagen. Damit baust du sie auf, dass sie ihren Dienst als sinnvoll erfahren und mit Freude tun können.

Der dritte Knecht aber, der in einem guten Sinn ,,konservativ" war (er hat nichts aufs Spiel gesetzt, er hat das Bestehende absolut gesichert), er wird vom Herrn als ,,schlecht und faul" gescholten. Was er gewissenhaft bewahrt hat, wird ihm auch noch weggenommen. Mit leeren Händen wird er ,,in die äußerste Finsternis geworfen, um dort zu heulen und mit den Zähnen zu knirschen". Die Härte des Gerichts erschreckt mich und sicherlich Sie auch. Was ist

Die Schuld des dritten Knechtes?

Worin hat er versagt? - Nun, er spricht es selber aus: ,,Weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt". ,,Weil ich Angst hatte" - offenbar war dieser Diener schon immer als ,,Angsttyp" aufgefallen (weshalb ihm sein Herr nur eine verhältnismäßig geringe Geldsumme anvertraut hat).

Angst zu haben (auch vor Gott!), ist eine verständliche Reaktion. Er ist schließlich der Herr. Daneben gibt es genug selbsternannte Herren auf dieser Erde, die uns mit Recht Angst machen.

Die Frage ist, wie wir mit unserer Angst umgehen.

Lassen wir uns von ihr beherrschen oder gar lähmen? Oder lassen wir uns von ihr stimulieren in dem Sinn, dass wir Lösungen suchen und Strategien entwickeln, die uns aus der ,,Angstsituation" heraushelfen? Wie viel Weisheit steckt in dem Sprichwort: "Angst ist ein schlechter Ratgeber"?

Bedenken wir: Auch der erste (oder zweite) Knecht mag bei der einen oder anderen Investition oder Geldanlage Angst empfunden haben. Wer eine neue Aufgabe übernimmt, wer einen Einsatz wagt, wer sich als Christ outet, Stellung bezieht, der muss auch mit Widerstand und Schwierigkeiten rechnen. Oft ist es der Neid, der die Gegner auf den Plan ruft.

Aber wer wie die beiden ersten Knechte seine Angst besiegt, der ist auf dem besten Weg, den Besitz seines Herrn zu vermehren. Der dritte Knecht aber blieb auf seine Angst fixiert. Indem er das Geld seines Herrn vergrub, wurde er zu einer Art Totengräber. Er ,,beerdigte" die Potenzen, die ihm ,,nach seinen Fähigkeiten" anvertraut waren. Ursache seiner Angst ist ein gestörtes Gottesverhältnis, ein durch die Sünde verdunkeltes Gottesbild. Und noch schlimmer: Er tut so als hätte er nichts empfangen. Ja er schiebt Gott den schwarzen Peter für sein eigenes Versagen zu:

„Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Hier hast du es wieder.“

Jesus aber verkündet und lebt Gott anders.

Selbst wenn wir gesündigt haben, brauchen wir uns wie Adam vor Gott nicht zu verstecken und nicht vor ihm davon zu laufen. Denn in Jesus geht Gott zu den Sündern und schenkt ihnen sein Ansehen. Dadurch hat er den Zöllner Zachäus z.B ermutigt, nicht nur den angerichteten Schaden wieder gut zu machen und reichlich Schmerzensgeld zu zahlen, sondern er hat ihn befähigt, mit den Armen zu teilen. So macht auch der Sünder Zachäus die Königsherrschaft Gottes auf Erden erfahrbar.

Gott setzt in uns alle, auch wenn wir Sünder sind, ein großes Vertrauen, dass wir seine Sache voranbringen. Er richtet uns nicht nach unseren gemachten Fehlern, sondern nach unserem Einsatz für ihn und seine Königsherrschaft. Wenn wir das tun, sind wir Söhne und Töchter des Lichts und des Tages. Also geht es für die Jünger- und Jüngerinnen Jesus, ja für jeden Menschen, ob Frau ob Mann, darum,

mit den gottgeschenkten Gaben im Sinne Gottes zu arbeiten.

Damit uns das gelingt feiern wir jetzt Eucharistie. Wir danken Gott für das in Jesus geschenkte Heil, für die Gaben seiner Schöpfung, wie für die Gaben seiner Erlösung. Deshalb werden wir ihn bittend im Segenslied nach der Kommunion singen:

"Herr, segne uns, lass uns dir dankbar sein,
lass uns dich loben, solange wir leben,
und mit den Gaben, die du uns gegeben,
wollen wir tätig sein.“[2]

[1] Ps 24,1

[2] GL 994-1

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