http://eo-bamberg.de/eob/dcms/sites/bistum/pfarreien/dekanate/forchheim/
veit_dennert/predigten/2006/26_so_erntedank_danksagen_und_tun.html
Samstag 07.12.2024, 06:13 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

Übersicht

2006

Homilie zum Erntdankfest am 26.Sonntag (B) in Rödlas

Die Ernte des Jahres vor dem Altar der Rödlaser Filialkirche - Maria, Königin des Friedens
Die Ernte des Jahres vor dem Altar der Rödlaser Filialkirche - Maria, Königin des Friedens
Dank sagen und bringen - Eucharistie[1]

Erntedank

Inzwischen dürfte es sich bei allen den Glauben praktizierenden Katholiken herumgesprochen haben, dass der ursprüngliche Name für die Heilige Messe Eucharistie ist. Eucharistie aber heißt nicht nur Dank sagen, sondern auch Dank bringen. Unser Dank darf sich nicht nur auf schöne Worten beschränken, sondern muss sich auch in Taten der Liebe zeigen. Bei jedem Geburtstag oder Jubiläum handeln wir so. Wie aber ist es, wenn wir Gott feiern? Ihm Dank sagen für die Ernte des Jahres?

Es ist gut, dass viele von Ihnen etwas von dem, was sie geerntet, vor dem Altar niedergelegt haben. Ihre Gaben werden anschließend in unser Altenheim St. Elisabeth gebracht und dienen dort den Menschen zur Nahrung. Auf diese Weise geben wir Menschen, die keinen Garten mehr besitzen und keine Früchte mehr ernten können, Anteil an dem, was uns durch Gottes Güte und durch unser Bemühen geschenkt ist.

Eucharistie

Die Heilige Messe ist der große Dank an Gott. Heute am Erntedankfest danken wir Gott für die Früchte der Erde, die unser Leben nähren und unser Herz erfreuen. Immer aber ist die Heilige Messe Dank für die übernatürlichen Gaben, die Gott uns in seiner Kirche schenkt: Dank für die durch Jesus erwirkte Erlösung, die Vergebung unserer Sünden, das Wort der Wahrheit, das uns den Weg zum ewigen Leben, zur Fülle des Lebens bei Gott zeigt; Dank für die Gaben des heiligen Geistes, die uns immer wieder aufrichten und Befreiung schenken.

Brotbrechen

In der Frühzeit der Kirche sprachen die Christen auch vom “Brotbrechen”, wenn sie die Heilige Messe meinten. Der Priester bricht das heilige Brot nach dem Friedensgruß, während wir Christus als das Lamm Gottes anrufen, der sein Leben zerbrechen ließ. Durch diese äußerste Tat der Liebe hat er uns die Vergebung unserer Sünden bei Gott erwirkt.

In jeder Heiligen Messe geschieht das Teilen, das Brechen des Brotes, das Austeilen der eucharistischen Gestalten. Deshalb geschieht das Brechen des Eucharistischen Brotes unmittelbar vor der Kommunion. Christus teilt sich für jeden von uns. Und obwohl er sich für die vielen teilt, empfängt ihn jeder ganz. Der hl.Thomas von Aquin[2] hat dies in der 8.Strophe des Liedes "Lauda Sion - Deinem Heiland, deinem Lehrer" so ausgedrückt: "Wer zu diesem Gastmahl eilet, nimmt ihn ganz und ungeteilet, ungebrochen, unversehrt. Einer kommt und tausend kommen, keiner hat doch mehr genommen, und der Herr bleibt unverzehrt."[3]  Das ist das Wunder des sich Verschenkens, dass es uns nichts wegnimmt, sondern dass wir gerade dadurch erst ganz werden und zur Vollendung gelangen. So ist es bei Jesus. So soll es bei uns sein.

Die Weite der Liebe Gottes annehmen

Umfassend danken kann nur, wer die Weite der Liebe Gottes annimmt. Die Lesungen des Sonntagsdass Gott größer ist als das Herz der Menschen. Unser Danken wird desto intensiver, je mehr wir in unserem Denken und Fühlen ergriffen werden von seiner grenzenlosen Güte und Liebe, von der Weite seines sich Verschenkens an uns und seine ganze Schöpfung. zeigen uns,

Der Geist weht, wo er will

In der ersten Lesung zeigt Gott uns, dass sein Geist weht, wo er will. Er lässt sich nicht eingrenzen auf Hierarchien, auf von Menschen geschaffene Strukturen. Auch außerhalb des Lagers der Israeliten werden Menschen vom Geist Gottes ergriffen. Wir sollten deshalb dankbar anerkennen und Gott danken, dass auch außerhalb unserer Kirche, unserer Religion Menschen für die Menschenrechte eintreten, Gutes bewirken und sich einsetzen für Gerechtigkeit.

Gottesdienst und Dienst am Mitmenschen

Der Apostel Jakobus, der durch die Jakobspilger und den durch Neunkirchen führenden Jakobusweg wieder intensiv in unser Blickfeld geraten ist, zeigt in der 2. Lesung seiner Gemeinde und uns, dass die Güter diese Erde nicht für uns allein da sind. Ja, dass sie in den Augen Gottes nichts sind, wenn wir sie nicht in sozialer Verantwortung zum Nutzen aller verwenden. Deshalb spricht unser Grundgesetz von der sozialen Verpflichtung des Eigentums.

Die wenigsten von uns zählen sich unter die Reichen. Doch unsere sozialen Strukturen sind heute nicht mehr so überschaubar wie in biblischen Zeiten. Als Konsumenten in einem Land, das immer noch zu den reichsten der Erde gehört, sind wir alle “Arbeitgeber”, die in der Pflicht stehen, gerechte Löhne zu bezahlen.[4]

Eucharistie, das ist zwar vor allem das Geschehen am Altar, aber nicht nur: Unser ganzes Leben soll Eucharistie werden! Alltag und Sonntag, Gebet und Leben, meine persönliche Frömmigkeit und die soziale Dimension des Glaubens, Gottesdienst und Dienst am Mitmenschen, das alles muss für uns Christen eins sein!

Toleranz und soziales Handeln

Im Evangelium begegnet uns Jesus in seinem Kampf gegen das Böse und den Widersacher. Aber er macht seinen Jüngern auch klar, dass er keinen Fanatismus akzeptiert, wo es um Menschen geht, die zwar nicht zur Jüngergemeinschaft gehören, aber in seinem Namen wirken. Da gilt der Grundsatz der Toleranz: "Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns." Anders ist es, wenn es um das Böse oder den Satan geht. Da ist absolute Entschiedenheit angesagt: Da heißt es in diesem Zusammenhang mit Recht bei Mt und Lk: "Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich; wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut."[5]

Dieser Kontrast wird auch im Evangelium deutlich. Schon die geringste Geste der Gastfreundschaft, der einem Jünger gereichte Trunk Wasser, wird von Gott mit dem ewigen Lohn beschenkt. Keine gute Tat ist zu gering, als dass sie Gott nicht sehen und lohnen würde.

Sozial zu denken und zu handeln, bezieht sich aber nicht nur aufs Finanzielle. Dazu gehört ebenso: Zeit haben für andere, freundlich sein auch zu Menschen, die einem nicht so wohl gesonnen sind, eintreten für Benachteiligte, auch einmal eigene Rechte zurückstecken können zum Wohl anderer, Familien fördern und unterstützen, Unrecht beim Namen nennen, einstehen für das Lebensrecht der Ungeborenen wie der Sterbenskranken usw. usw.[6]

Jeder der sozial verantwortlich handelt, ist bei Gott angesehen, ganz gleich welcher Religion und Konfession, welcher Hautfarbe und welchem Volk er angehört. In diesem Fall arbeiten all diese Menschen im Sinne Jesu.

Keine Gemeinsamkeit und Toleranz aber gibt es, wo Verführung zum Bösen geschieht, die dem Menschen das Wichtigste nimmt: seine Glauben an den Gott, der Liebe und Erbarmen ist, dessen Liebe weit und grenzenlos ist.

Wer aber die Kleinen, die an diesen Gott glauben, zum Bösen verführt, vor allem zum Abfall vom Glauben, dem wird die schlimmste Strafe, die Hölle, zuteil. Die Verführer der Kleinen, die diese zum Glaubensabfall bringen, sind bei Markus unter den Christen selbst zu suchen, nicht bloß außerhalb der Gemeinde. Markus bezeichnet es als einen Skandal, wenn getaufte Christen, welche die sich vor Gott klein Wissenden, "irremachen am Glauben"[7] und damit "um das ewige Heil bringen."

Die scharfen Bilder vom Abhacken oder Ausreißen der Glieder sind keine Aufforderung zur Selbstverstümmelung; denn dies war im Judentum streng untersagt. Es ist erst recht keine Empfehlung schuldig Gewordenen Gliedmaßen zu amputieren, wie es heute noch dort praktiziert wird, wo das muslimische Gesetz der Scharia angewandt wird. Diese Bilder wollen vielmehr zum Ausdruck bringen, dass der Mensch radikal brechen muss von seinem verführerischen Tun, weil er sonst als ganzer den Sinn seines Lebens verfehlt, an der Fülle des Lebens bei Gott teilzuhaben. Das aber wäre für ihn die Hölle.

Dank und Gelassenheit

Der Glaubende und Dankende lebt nicht in Angst. Er ist gelassen, weil er sich beschenkt weiß. Die Großzügigkeit Gottes lässt Jesus gelassen sein gegenüber seinen aufgeregten Jüngern und großzügig gegenüber dem Menschen, der in seinem Namen Menschen heilt und befreit, obwohl er kein Jünger ist.

Großzügigkeit ist der Schlüssel zur Gelassenheit.

Gelassenheit bedeutet, anderen ihre Erfolge zu gönnen, und mehr als das: anderen dabei zu helfen, sich zu entwickeln und größer zu werden. Es bedeutet, diese Entwicklung mit Freude zu betrachten und den Erfolg der anderen mitzufeiern. Großzügigkeit heißt auch, andere zu empfehlen.[8]

Das Wort Gelassenheit haben die deutschen Mystiker, jene großen Beter und Lehrer des Lebens mit Gott gebildet. Sie haben gemeint, dass der Mensch sobald der Gott gegenübertritt, »sich lassen« müsse, ganz locker, krampflos, unbesorgt, vertrauend sich sinken lassend, bis er spürt, dass er gehalten und getragen ist.[9] Der Grund der tiefen und erstaunlichen Gelassenheit Jesu liegt in seinem Gottesverhältnis. Er hat darum keine Sorge, weil die Sorge Sache des Vaters ist.

Weil Gott für uns sorgt, können wir ihm Dank sagen und Dank bringen, feiern wir Sonntag für Sonntag Eucharistie. Weil Gott für uns sorgt, können wir großzügig sein im Schenken.

 
 


[1] 1. L Num 11,25–29; 2. L Jak 5,1–6; Ev Mk 9,38–43.45.47–48

[2] Thomas von Aquin 1224-1274 schuf das Fronleichnamsoffizium

[3] Gotteslob Bamberger Anhang 870/8

[4] Andreas Weiß, in Liturgie Konkret Digital, „Dankbarer Lebensstil“.

[5] (Mt 12,30; Lk 11,23)

[6] Andreas Weiß, in Liturgie Konkret Digital „Dankbarer Lebenstil“

[7] Mk 13,5

[8] Aus: Sabine Asgodom, Erfolg ist sexy! Die weibliche Formel für mehr Lust im Beruf, Kösel-Verlag, München 1999

[9] Heinrich Kahlefeld in „Den ihr nicht kennt“ 1955 Kösel Verlag Radiopredigt: „Seine Gelassenheit“ S. 231 ff.

 

http://eo-bamberg.de/eob/dcms/sites/bistum/pfarreien/dekanate/forchheim/
veit_dennert/predigten/2006/26_so_erntedank_danksagen_und_tun.html
Samstag 07.12.2024, 06:13 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert