http://eo-bamberg.de/eob/dcms/sites/bistum/pfarreien/dekanate/forchheim/
veit_dennert/predigten/2006/christi_himmelfahrt_aufgenommen.html
Freitag 06.12.2024, 02:52 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

Predigt am Fest Christi Himmelfahrt bei der Feldmesse in Gleisenhof

Christus aufgenommen in die Herrlichkeit Gottes.
  Bekrönung des Hochaltars in St.Michael Neunkirchen
Christus aufgenommen in die Herrlichkeit Gottes.
Bekrönung des Hochaltars in St.Michael Neunkirchen
Der Mensch von Gott aufgenommen

Nach oben zum Licht

Alles Leben strebet nach oben, zum Licht. Mit der Zunahme der täglichen Sonneneinstrahlung und dem Zuströmen warmer Luft erlebten wir nach einem langen Winter eine plötzliche Explosion des Lebens in der Natur. Alles was lebt und sich entfalten will, strebt nach oben, zum Licht.

Jesus strebte während seines ganzen irdischen Lebens nach oben, zu Jahwe, dem immer währenden Licht, in dem keine Finsternis ist.[1]

Aber kein Irdischer ist fähig aus eigener Kraft in den Himmel, zu Gott zu kommen. Darum lässt das Johannes Evangelium Jesus zu Nikodemus sagen: "Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist: der Menschensohn."[2]

Als Gottes geliebter Sohn kehrt Jesus zu seinem Ursprung zurück. Als Mensch aber, so sagt es die Lesung aus der Apg und das Markus Evangelium "wurde er in den Himmel aufgenommen.“[3] Das Evangelium redet daher auch nicht von Himmelfahrt, sondern von Aufnahme in den Himmel, also von einer Tat Gottes.

Freude und Dankbarkeit erfüllt uns heute deshalb über das, was da durch Gott an dem Menschen Jesus geschehen ist. Im Tagesgebet Gott um diese Gabe der Freude und Dankbarkeit bittend wurde der Grund für das frohe Danken genannt: "denn in der Himmelfahrt deines Sohnes hast du den Menschen erhöht."[4]

So stärkt und festigt Gott heute in uns das Vertrauen in unsere eigene von ihm ermöglichte Zukunft, "dass auch wir zu der Herrlichkeit gerufen sind, in die Christus uns vorausgegangen ist." [5]

Die Wirklichkeit von Himmelfahrt erfassen

Wenn wir auch das heutige Fest »Christi Himmelfahrt« nennen, so hat das sicher nichts mit Raumfahrt zu tun. Außerdem hat das Wort Himmelfahrt in unseren Ohren einen zwiespältigen Klang. Wer möchte schon von einem »Himmelfahrtskommando« gewaltsam vom Diesseits ins Jenseits befördert werden?

Und doch kann das Bild aus der Raumfahrt von einem in 200 km Höhe um die Erde kreisenden Satelliten sehr hilfreich sein, um die innere Wirklichkeit von Himmelfahrt zu erfassen:

„Je höher ich komme,“ sagt Elmar Gruber, „umso mehr gewinne ich Einblick nach unten; ich stehe über allem, über allen Erdproblemen.

Von oben her habe ich nach unten überall Einblick, und von unten habe ich überall den Ausblick nach oben. Ich muss Jesus von unten nach oben hin »nachsehen«, damit ich weiß, wo er ist, und damit ich ihn immer und überall sehen kann."[6] Wie ist es also mit uns den Erdgeborenen? Haben wir das Nachsehen?

Nachsehen

Wir haben nicht das Nachsehen, so als entschwände uns Jesus von Nazareth für immer in unerreichbare himmlische Sphären.

Im Gegenteil wir dürfen ihm nachsehen, wo er sich hinbegibt. "Er setzte sich zur Rechten Gottes." Des Gottes, den er auf Erden mit der vertrauten Anrede Abba - guter Vater, mein Vater, anspricht. Es ist der Gott Israels, der sich als Jahwe, als der Ich-Bin-Da offenbart hat.

In unserem »Jesus Nachsehen« gelangen wir zur Erkenntnis Jesu des Auferstandenen, des Sohnes Gottes,[7] der für immer bei seinem Gott und Vater, dem Ich-bin-da, ist. Des Gottes also, der bei uns ist, immer und überall, der uns liebend und sich erbarmend ansieht, der unsere oft erbärmliche, von Sünde und Schuld gezeichnete Geschichte zur Heilsgeschichte macht.

Wir haben also bei der Aufnahme Jesu in den Himmel nicht das Nachsehen, sondern indem wir ihm nachsehen, geht uns auf, dass durch Gott Jesus, der Mensch gewordene, der Gekreuzigte und Auferstandene uns immer und überall nah ist, ja dass er bei uns ist alle Tage bis ans Ende der Weltzeit.[8] Weil Jesus beim Vater, dem Ich-bin-da, ist, darum ist er auch bei uns, immer und überall.

Er ist bei uns, wenn sich zwei oder drei in seinem Namen versammeln;

Er ist bei uns als unser Mittler und Fürsprecher, wenn wir durch ihn zu Gott beten;

Er ist bei uns, reinigt und belebt uns durch sein Wort, wenn die Worte seines Evangeliums an unser Ohr dringen; Er hat uns in der Taufe eingefügt in seinen Auferstehungsleib und in die Gemeinschaft der Erlösten, die Kirche. Er schenkt uns im Sakrament der Sündenvergebung die Taufgnade wieder, wenn wir ihn oder Gott durch unser Leben verleugnet haben;

Er ist bei uns, wird eins mit uns, durchströmt uns mit seinem Auferstehungsleben, verbindet uns untereinander zu heiliger Gemeinschaft, wenn wir seinen Auftrag erfüllend sein Opfer und Mahl feiern;

Er ist bei uns, wenn wir ihn als unseren Freund und Wegbegleiter anrufen oder ihn als unseren Kyrios in der Liturgie begrüßend preisen.

So wird uns eine tiefe Einsicht geschenkt in die Heil wirkende Nähe des auferstandenen und zur Rechten Gottes erhöhten Christus.

Einsehen

Himmelfahrt - Aufnahme Jesu in den Himmel - schenkt uns eine neue Sicht. Wir sehen wie Stephanus, dass der Himmel offen ist. Jesus sitzt zur Rechten des Vaters. Dies meint seine Inthronisation, seine Einsetzung als Mittler zwischen Gott und den Menschen, zwischen den Menschen und Gott. Ihm ist die Macht gegeben, alles zu richten, richtig zu machen bei den Lebenden und bei den Toten. Er ist eingesetzt, den ganzen Schalom Gottes, die Fülle all seiner Gaben durch den Heiligen Geist über seine Jünger auszugießen.

Wer so Jesus nachsehend einsehend geworden ist, der begreift, was die Liebe Gottes durch Jesus im Heiligen Geist bewirken will: Wo die Liebe herrscht und jeder der Liebe dient, da ist Gottes Reich, Gottes Königsherrschaft vollendet.

Freude und Dankbarkeit

erfüllt uns heute deshalb über das, was da durch Gott an dem Menschen Jesus geschehen ist und einst mit uns, den Glaubenden, geschehen wird. Im Tagesgebet Gott um diese Gabe der Freude und Dankbarkeit bittend wird der Grund für das frohe Danken genannt: "denn in der Himmelfahrt deines Sohnes hast du den Menschen erhöht."

So stärkt und festigt Gott heute in uns das Vertrauen in unsere eigene von ihm ermöglichte Zukunft, "dass auch wir zu der Herrlichkeit gerufen sind, in die Christus uns vorausgegangen ist."[9]

Doch unser Verfallensein an die Welt und das Vergängliche bedenkend bitten wir im Gabengebet: "Gib uns durch diese heilige Feier die Gnade, dass wir uns über das Irdische erheben und suchen, was droben ist."

Dieses nach oben, zum Licht gehende Streben hat in dem zur Rechten Gottes sitzenden Jesus Christus seinen personalen Bezugspunkt. Darum bitten wir im Schlussgebet: "Lenke unser Sinnen und Verlangen zum Himmel, wo Christus als Erster der Menschen bei dir ist."

Im Gottmenschen Jesus dürfen wir das menschliche Antlitz Gottes schauen, kommt uns Gott als Freund und Bruder entgegen. Durch ihn und in ihm wird es uns möglich zu dem unaussprechlichen Geheimnis, das Gott ist, in liebender Hingabe anbetend Du zu sagen.

Der beim Vater erhöhte Herr Jesus Christus nimmt uns als seine Brüder und Schwestern mit hinein in die Fülle des Lichts und des Lebens, das Gott ist. Und weil Jesus Gott ist, ist er uns auch immer und überall nah.

Noch aber sind wir auf der Erde. Und da gibt es noch beides:

Hölle und Himmel

Als christliche Realisten wissen wir, dass das Reich Gottes durch Jesus Christus in der Welt angebrochen, aber noch nicht vollendet ist. Jede Zeit und jede Generation muss für die Königsherrschaft Gottes, für das Reich seiner Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens neu gewonnen werden. Da gibt es in der Welt, aber auch in der Kirche immer viel zu tun.

"Es ist die Aufgabe und der Sinn unseres Lebens als Christen, dass wir zu den Menschen gehen und den Glauben, die Hoffnung und die Liebe, die uns durch Jesus Christus geschenkt wurden, verbreiten."[10] Vor allem wir Christen sollten alles vermeiden und verhindern, was die Hölle öffnet, und wir sollten unsere ganze Kraft und Liebe investieren, dass bei uns der Himmel offen ist.

In seinem Theaterstück ”Die anderen” lässt Jean Paul Sartre, der sich selbst als Atheist bezeichnete, einen Spieler sagen: ”Die Hölle, das sind die anderen.” - Gabriel Marcel, der sich als christlicher Existentialist bezeichnete, hält dagegen und sagt: ”Die anderen sind der Himmel.”

In der Tat, wenn Gottes Reich in uns ist, seine Liebe, seine in Christus offenbar gewordene Demut, der Mut zum Dienen in uns regiert, dann öffnen wir einander den Himmel, wird das Reich Gottes jetzt schon auf dieser Erde erfahrbar.

 

 

[1] 1 Joh 1,5

[2] Joh 13,3

[3] Apg 1,2; Mk 16,19

[4] Tagesgebet vom Fest Christi Himmelfahrt

[5] Tagesgebet e.d.

[6] Elmar Gruber, in »Sonntagsgedanken - Betrachtungen und Gebete für alle Sonn- und Festtage, Lesejahr A S. 99

[7] Eph 4,13

[8] Mt 28,20

[9] Tagesgebet

[10] Elmar Gruber eb. S.100


 

http://eo-bamberg.de/eob/dcms/sites/bistum/pfarreien/dekanate/forchheim/
veit_dennert/predigten/2006/christi_himmelfahrt_aufgenommen.html
Freitag 06.12.2024, 02:52 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert