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Freitag 29.03.2024, 15:10 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

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2007 (C)

Homilie zu den Texten des 17.Sonntags im Jahreskreis (C)

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Gastfreundlich Gott begegnen - fürbittend vor ihm stehen.[1]

1.0 "Sodom und Gomorra"
DBH-C-86-07 17. S. i. Jahrkr. (C) 'Willst du auch den Gerechten mit den Ruchlosen wegraffen?' Federzeich., Rembrandt (1609- 69).jpg
DBH-C-86-07 17. S. i. Jahrkr. (C) "Willst du auch den Gerechten mit den Ruchlosen wegraffen?" Federzeich., Rembrandt (1609- 69).jpg

  • "Sodom und Gomorra", Sittenverderbnis und Glaubenslosigkeit überall, so jammern heute viele fromme Christen in unserem Land. Und sie haben nicht einmal Unrecht.
  • Um "Sodom und Gomorra" geht es auch heute in der ersten Lesung. Aber keine Spur von Jammern. Auch nicht jene unfromme Bitte, daß Gott einmal dreinschlagen "müßte".

1.1 Abrahams Gastfreundschaft und Gottesbegegnung

  • Schauen wir zurück auf Abraham. Am letzten Sonntag hörten wir, wie drei Fremde an seinem Zelt vorüberkommen. Er lädt sie ein, seine Gäste zu sein. Er begegnet ihnen mit großer, aufmerksamer Gastfreundschaft.
  • So erfährt er die Anwesenheit und Zusage Gottes, daß der lang erhoffte Erbe, der Träger der Verheißung, übers Jahr geboren wird. So wurde an ihm wahr, was der Hebräerbrief so formuliert:
  • "Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt." Hebr 13,2

1.2 Abraham steht fürbittend vor Gott.

  • Heute hörten wir in der 1. Lesung, wie die drei Fremden sich nach Sodom aufmachen. Abraham kennt das gottlose und lasterhafte Leben der Menschen in Sodom und Gomorra. Als glaubender und Gott verbundener Mensch weiß er, daß solches Leben über kurz oder lang ins Unheil führt und Gottes Gericht nach sich zieht.
  • Der Glaube Abrahams ist der Glaube Jesu, unser Glaube. Solcher Glaube , daß Gott das Heil und die Rettung des Sünders will, nicht seinen Tod, seinen Untergang. Solcher Glaube ruft nicht nach Strafe und Untergang, sondern nach Erbarmen.
  • Er sagt nicht, "da müßte Gott dreinschlagen", sondern er bittet um Schonung und die Gnade der Umkehr, auch um der Gerechten und Gottesfürchtigen willen, die dort wohnen. Abraham gefällt sich nicht in Entrüstung und Jammern über die schlechten Menschen, sondern - und das ist die wichtigste Aussage der heutigen Lesung - er, der die Kundschafter Gottes gegen Sodom ziehen sieht und das kommende Gericht ahnt,
  • "stand noch immer vor dem Herrn." Gen 18,22
  • Abraham stellt sich Gott gleichsam in den Weg. Er bittet unablässig für Menschen, die nicht zu ihm gehören. Was im ersten Augenblick als Feilschen mit Gott ausschaut, ist in Wahrheit ein Ringen um das Überleben, die Rettung anderer Menschen. Wer den Text ganz zu Ende liest, erfährt, daß Gott sogar um 10 Gerechter willen dem ganzen Ort vergeben würde.
  • Das ist die Berufung der Glaubenden und Gottesfürchtigen, das Unheil von jenen abzuwenden, die es durch ihr gott- und sittenloses Leben herbeiführen.
  • Erreicht das Bitten und Betteln Abrahams etwas? Bei Jahwe ja, aber unter den Menschen wenig. Denn es werden sich dort keine 10 Gerechten finden. Aber zumindest sein Vetter Lot wird gewarnt und dadurch gerettet, daß er aus Sodom wegzieht.

1.3 Jesus bestätigt das Verhalten Abrahams.

  • Jesus bestätigt das Verhalten Abrahams. Er selber verhält sich gegenüber den Sündern ebenso. Als die über die mangelnde Gastfreundschaft der Samariter erbosten Jünger Gott anrufen wollen, der solle Feuer vom Himmel fallen lassen, weist sie Jesus zurecht indem er sagt:
  • „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um Menschen zu vernichten, sondern um sie zu retten.“[2]
  • Er lehrt uns zu beten: "Vater unser." Auch die schuldig gewordenen, die glaubens- und sittenlosen Menschen sind unsere Brüder und Schwestern, Kinder des einen Vaters im Himmel. Noch mehr: Jesus ermutigt uns durch die an das „Vater unser“ anschließende Geschichte sogar, aufdringlich und unablässig Gott zu bitten und zu bestürmen.
  • Der Bittende hat Besuch bekommen und er hat nichts zum Vorsetzen. Er kann dem Gebot der Gastfreundschaft nicht nachkommen.
  • Sind wir nicht oft auch hilf- und mittellos gegenüber Menschen, die ohne Moral und Glaubens sind? Nicht selten sind es die eigenen Kinder oder Verwandte. Sollen wir den Kontakt zu ihnen abbrechen oder uns ablehnend gegen sie verhalten? Natürlich sollen und müssen wir sagen, daß wir ihr Verhalten nicht billigen. Aber wir dürfen ihnen unsere Sorge und Liebe nicht entziehen. Das ist schwer. Aber im Beten werden wir stark. Jesus sagt uns im Vater unser, worum wir zu allererst beten sollen:
  • "Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe."
  • Ja, wir sollen unaufhörlich beten:
    Bewege sie, daß sie dich wieder ernst nehmen und ihr Leben nach dir ausrichten. Schenke ihnen die Kraft, deine Gebote wieder zu lieben und deinen Namen zu heiligen.
  • Richte deine Herrschaft auf in ihrem Herzen, in ihrem Denken und Empfinden. Mache sie sensibel für das, was Sünde ist. Lass dein Wort und Deinen Willen für sie wieder zum Brot werden, von dem sie sich täglich nähren.
  • Lass sie nicht in Versuchung geraten, und wenn es geschieht, dann lass sie darin nicht untergehen. Bewahre sie davor, daß sie sich ganz von dir abwenden und so der Macht des Bösen verfallen. Gib, daß wir bei aller Ohnmacht und allem Schmerz, die Liebe bewahren.

1.4 Aus der Vergebung heraus lieben und beten.

  • Unsere Liebe und unser Gebet dürfen nicht vom hohen Ross der Wohlanstänigkeit herab geschehen. Sie müssen aus dem Wissen kommen, daß wir selber von dem Erbarmen und Vergebung Gottes leben. Was Paulus in der 2. Lesung von sich und den Kolossern sagt, gilt auch uns:
  • "Gott aber hat euch mit Christus zusammen lebendig gemacht und uns alle Sünden vergeben."[3]
  • "Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben.[4]"
  • Wir werden uns also nicht beim Jammern über die böse Welt, den Zerfall der Sitten und dem Schwinden des Glaubens aufhalten.
  • Wir werden uns vielmehr zu Fürsprechern derer machen, die das Erbarmen Gottes brauchen und in Gefahr sind, ihr ewiges Leben bei Gott zu verfehlen.
  • Wir werden noch demütiger den Weg des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe weitergehen. Wir werden uns an seine Gebote halten, in Verantwortung vor ihm leben und ihn preisen und ehren, weil Gott um der wenigen Gerechten willen, das Unheil von allen abwendet. Denn um zehn Gerechter willen verschont er eine ganze Stadt.

1.5 Dem Gastfreundlichen ist Gott nahe.

  • Wir lernen von Abraham, dass Gott dem gastfreundlichen Menschen nahe ist. Nur der hat Zugang zu Gott, der sich der Fremden annimmt, auch jener die uns durch ihren Lebenswandel fremd geworden sind.
  • "Gewährt jederzeit Gastfreundschaft"[5] mahnt Paulus die Christen der Welt- und Hauptstadt Rom. Hier liegt der eigentlich wunde Punkt der vom Wohlstand verwöhnten Völker. Wir wollen unseren Wohlstand nicht mit anderen teilen. Wer von uns würde schon für Fremde sein bestes Kalb aus dem Stall holen und es ihnen bereiten, wie es Abraham tat?
  • Wir haben zwar keine Kälber anzubieten, aber vielleicht Wohnungen, Abstriche von unserem Wohlstand, Aufmerksamkeit, Freundlichkeit und Wertschätzung. Die ablehnende Haltung gegenüber die Aussiedlern und Asylanten ist kein Gütesiegel für Christen.
  • Wir feiern jetzt die Gastfreundschaft Jesu zu uns. Wir dürfen Gäste sein an seinem Tisch, trotz unserer Sünden. Er schenkt uns Anteil an seinem erlösenden Tod und seiner selig machenden Auferstehung. Sein Entgegenkommen ist für uns Quelle der Kraft, Ansporn selber gastfreundlich zu sein und fürbittend vor Gott zu stehen, damit sein Erbarmen bei denen bleibt, die nicht mehr nach ihm fragen, seine Gebote missachten und sich eine Religion nach eigenem Gutdünken zusammenzimmern.



[1] Les.: Gen 18,20-32; Kol 2,12-14; Evang: Lk 11,1-13
[2] Lk 9,55 (bei verschiedenen Textzeugen)
[3] Kol 2,13
[4] Kol 2,14
[5] Röm 12,13

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