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Donnerstag 25.04.2024, 10:59 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

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2007 (C)

Homilie am 6.Sonntag im Jahreskreis in der Filialkirche St. Johannes d.T. in Großenbuch

Wahre und falsche Sicherheit[1]

Die heute zu Ende gehende 43. Münchner Konferenz für Sicherheitspolitik ist ein Treffen der Superlative. Noch nie war die Teilnehmerzahl so hoch, das öffentliche Interesse so groß, die Themenliste so lang.
Sie drückt die Sorge aber auch die Sehnsucht nach mehr Sicherheit in unserer Welt aus, möchte Vertrauen schaffen und Spannungen abbauen. Zugleich braucht diese Konferenz selber einen hohen Aufwand an Sicherheitsvorkehrungen. Wird sie mehr Sicherheit und Vertrauen schaffen können? Wir wollen es hoffen und darum beten.
Die heutigen Bibeltexte zeigen, dass nichts und niemand in dieser Welt uns letzte Sicherheit geben können. Es geht vielmehr darum, ob wir angstfrei und gesegnet leben wollen. Der in einer schrecklich unsicheren Zeit lebende Prophet Jeremia weist uns unserem Denken und Handeln den Weg.

1 Zwei eindrucksvolle Bilder
stellt der Prophet Jeremia in der heutigen Lesung vor uns hin:
- das eine zeigt den kahlen Strauch in der einsamen, verlassenen Steppe. Zeichen für den Menschen, der sich nur auf Menschen verlässt und dabei eingeht. Einsam, ausgedörrt und ohne Frucht steht er da.
- das andere Bild zeigt den grünenden Baum am Bach.
Er hat auch in der Hitze und in einem trockenen Jahr nichts zu fürchten, denn er ist tief im feuchten Untergrund verwurzelt. Er steht für den Menschen, der auf den Herrn vertraut und dessen Hoffnung Jahwe ist. Auch in schwierigen Zeiten wird er bestehen, durchhalten und Frucht bringen.

2. Der geschichtliche Hintergrund
für diesen Text ist das Ende des mit 21 Jahren an die Regierung gekommenen Königs Zidkija. Durch seine Politik war er mitschuld am Untergang Jerusalems und an der Verbannung der Elite des Volkes nach Babylon. Im Vertrauen auf die Großmacht Ägypten hatte er sich gegen Nebukadnezar, den König der Chaldäer, dessen Vasall er war, empört.
Dieser führte eine Strafexpedition gegen Jerusalem durch, die zur Zerstörung der Stadt und des Tempels führte. Grässlich ist das Schicksal des Königs und seiner Familie. Zidkijas Kinder werden vor den Augen des Vaters getötet. Ihm selber werden mit glühenden Pfählen die Augen ausgebrannt. Blind und von allen verlassen schmachtet er im Kerker von Babel. Er ist wirklich zu einem einsamen, verdorrten Strauch in der Wüste geworden.

3. "Verflucht ist" - "Gesegnet ist"
Der Fluch wird nicht auf jemand herabgerufen, sondern er ist eine Folge des Fehlverhaltens des Menschen. Das falsche Vertrauen auf Menschen und das gleichzeitige Sichabwenden von Gott, ist bereits das Unheil des Fluches, wie das Vertrauen auf Jahwe das Heil des Segens ist. Glück und Unglück sind unabhängig von der Selbstsicherheit des Starken. Fluch kommt aus dem falschen Vertrauen auf Menschen. Segen aus dem echten Vertrauen auf Gott.

4. Was ist der Grund des Fluches?
Sicher nicht allein das Vertrauen auf Menschen, denn Vertrauen auf Menschen muss nicht von vornherein verderblich sein. Ohne gegenseitiges Vertrauen würde das Leben zur Hölle.

4.1 Vertrauen zu einander
ist im menschlichen Leben eines der kostbarsten Güter. Es gründet in der Verlässlichkeit des Partners. Vertrauen stiftet und bewahrt Freundschaft und engste Lebensgemeinschaft. Von der tüchtigen Frau heißt es im Buch der Weisheit: "auf sie vertraut das Herz ihres Mannes!“ Hier wird also das Vertrauen in einen Menschen sehr ernst genommen. Es wird aber auch deutlich gesagt, worin ihre Vertrauenswürdigkeit ihren Grund hat: Ihr Wert liegt nicht in Anmut und Schönheit, obwohl sie das auch aufzuweisen hat, sondern in ihrer Gottesfurcht.

4.2 Aber oft wird unser Vertrauen schwer enttäuscht
Jeremia hat das am eigenen Leib verspürt, vor allem aber am Schicksal des jungen Königs Zidkija und seiner Ratgeber in schrecklicher Weise erlebt. Er weiß, was er sagt, wenn er ausruft: "Verflucht ist der Mann, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt und dessen Herz sich abwendet vom Herrn!“ Schwaches, gebrechliches, vergängliches Fleisch ist der Mensch. Ihn zu einem starken, kampfbereitem und unwiderstehlichem Arm machen zu wollen, ist ein Widerspruch in sich; denn Schwaches ist unfähig eine starke Stütze zu sein. Somit ist das Vertrauen nur auf Menschen nicht nur unnütz, sondern auch töricht.
Sicherheit und Stärke haben wir nicht aus uns, wie auch der Baum seine Sicherheit und Fruchtbarkeit nicht aus sich selbst hat, sondern in und aus dem Boden, in dem er verwurzelt ist. Die Frage, die ich mir stellen muss, heißt: Wo bin ich verwurzelt? Wo ist mein Ehepartner, mein Geschäftspartner, mein Freund, mein Vertrauter verwurzelt?

4.3 Verlass ist nicht auf schwaches, vergängliches Fleisch.
Wenn ich mich nur auf mich selbst oder auf andere Menschen verlasse, dann bin ich verlassen. Wer sich allein auf sich selbst oder auf andere Menschen verlässt, hat sich schon vom Herrn abgewendet und endet unweigerlich in der Enttäuschung. Gegenwart und Zukunft werden unsicher.
Exupery sagt in seinem Buch 'die Stadt in der Wüste': "Alles wird schwerer, wenn der Geschmack an Gott verloren geht!“ Der gottferne Mensch spürt die Leere seines Wesens. Die Beschäftigung mit sich selbst mit einer Freundschaft oder der Welt ohne den Größeren, der dahinter steht, ist wie ein Spiegel, der keine Tiefe aufweist. Immer wieder spüren das solche Menschen und sprechen es auch aus: "Ich kann mich selbst nicht ausstehen!“ oder "Mich kotzen die anderen an". Als Mensch, als schwaches, gebrechliches und vergängliches Fleisch brauche ich vor allem, sagt Exupery, „einen, der sich wie ein Fenster aufs Meer öffnet, nicht einen Spiegel, vor dem ich mich langweile.“ Die Tiefen menschlichen Vertrauens, sind wie Untiefen vor der Tiefe der Liebe und des Erbarmens Gottes.

4.4 "Wenn das Herz sich abwendet vom Herrn“,
in bewusster Entscheidung oder aus Gleichgültigkeit, wenn einer theoretisch oder praktisch gottlos wird, dann löst er sich von der Quelle des Lebens. Er ist verflucht, verwunschen, d.h. seine Wünsche verkehren sich ins Gegenteil. Sein Unglück ist seine Strafe.

5 Sicherheit gibt es nur in Gott.
Er hat sich in der Geschichte mit seinem Volk als der treue, wahrhaftige und zuverlässige Halt erwiesen; auch in Notzeiten ist auf ihn Verlass. Inmitten aller Not kann Jeremia verkünden: „Wer sich auf ihn stützt, der hat nichts zu fürchten.“ [2]
Vertrauen auf Gott bewirkt Gelassenheit. Es schließt ängstliches Sorgen und zermürbende Zweifel aus. Solches Vertrauen ist in allen Lebenslagen die gestaltende Kraft. Das Leben des auf Gott vertrauenden Menschen ist gesegnet und es wird zum Segen. Wer in Gott gegründet ist, der ist nie verlassen. Wer auf Gott vertraut, wird in Not und Gefahr nicht erschrecken oder in Panik geraten. Er wird vielmehr darin wachsen, reifen und Frucht bringen.
Die entscheidende Lebensfrage heißt: Was will ich sein und werden? Ein dürrer Strauch in einsamer, verlassener Steppe? Oder ein Baum an Wasserbächen gepflanzt, der grünt, blüht und Frucht bringt? Was will ich sein und werden? Verflucht oder gesegnet?

Mit einem vierfachen Selig und einem vierfachen Wehe weist uns Jesus im Evangelium den Weg.
Wer sich auf den Reichtum, auf das Geld und den Besitz sich verlässt, nur nach der Devise lebt: Hauptsache mir geht es gut, die Hungernden und im Elend Lebenden interessieren mich nicht; wer nur tut, was ihm Lob und Anerkennung bei den Menschen einbringt; wer sein Fähnchen nach dem Wind hängt, den trifft das vierfache Wehe, er steht unter dem Fluch.

Wer aber seine Armut erkennt, seinen Hunger nach Leben wahrnimmt, den nichts und niemand in dieser Welt stillen kann, und sein Lob nicht von Menschen erwartet, sondern das tut, was gut und richtig ist, der wird selig gepriesen und ist gesegnet.

[1] L Jer 17,5–8; 2. L 1 Kor 15,12.16–20; Ev Lk 6,17.20–26
[2] Jer 17,8

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