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Donnerstag 25.04.2024, 22:17 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

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2008 (A) Epiphanie

Homilie am Fest der Erscheinung des Herrn in Großenbuch St. Johannes der Täufer - Aussendung der Sternsinger

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Die Ministranten Großenbuchs als Sternsinger mit Pfarrer Veit Dennert
Die Ministranten Großenbuchs als Sternsinger mit Pfarrer Veit Dennert
Wir folgen seinem Stern


1 Spätweihnachtlicher Rückreiseverkehr

Starker Rückreiseverkehr wird von unseren Straßen gemeldet: Rückreise aus den Weihnachtsferien, dem Winterurlaub. Zurückgekehrt fahren viele mit neuer Kraft weiter auf eingefahrenen Geleisen, in vorgespurter Loipe.
Wir aber feiern heute zusammen mit den orthodoxen Christen ein zweites Mal Weihnachten. Das bietet die Chance, uns in einen anderen ganz dichten Reiseverkehr einfädeln, der schon seit zwei Jahrtausenden Menschen nach Bethlehem führt, zur Begegnung mit dem wahren Messias Gottes, dem Heiland der Menschen. Wie die Weisen aus dem Osten sind auch wir

2 auf der Suche nach dem Sinn und Ziel des Lebens.

  • Die Hinreise der Weisen ist kein Selbstfindungs-Trip, zu dem die Horoskope zu Jahresanfang einladen mit: ”Finde deinen Stern!” Ihr Schicksal interessiert das Evangelium wenig, außer dass sie auf einem sicheren Weg nach Hause kommen.
  • Diese Männer wollten einem Geheimnis auf die Spur kommen. Vielleicht wussten sie von im Babylonischen Exil lebenden Juden von der Weissagung Bileams. Wir finden diese im 4. Buch Mose (Numeri): „Spruch des Mannes mit geschlossenem Auge. Spruch dessen, der Gottesworte hört, der die Gedanken des Höchsten kennt, der eine Vision des Allmächtigen sieht, der daliegt mit entschleierten Augen: Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: Ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel."[1]

2.1 Die Weisen folgen nicht »ihrem«, sondern »seinem Stern«.

  • Darum sagen sie: »Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen."[2] Freilich zunächst suchen sie ihn in der Metropole, im Palast des Königs Herodes. Aber das ist die falsche Adresse.
  • Oben am Sternenhimmel tut sich Außergewöhnliches und ganz unten ruht ein Kind in den Armen und an der Brust der Mutter. Wer sich Sensationelleres erhofft hat, dem kann der Glaube nicht dienen, der muss kopfschüttelnd und enttäuscht umkehren. Die Weisen müssen ihre ganze Weisheit aufbringen - und sie zugleich demütig ablegen -, um sich daraus einen Reim zu machen und den Stern am Himmel und diesem so x-beliebig aussehendes Kind zusammenzubringen.[3]

2.2 Es braucht die Erleuchtung von oben,

  • um die Art und Weise, wie Gott Heil und Leben schenkt, den Sinn und das Ziel des Lebens uns zeigt, im wahrsten Sinn des Wortes zu begreifen. Der 3. Jesaja ruft es den Verbannten in Babylon 500 Jahre vor Christi Geburt zu: »Auf, werde licht, denn es kommt dein Licht, und die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über dir." [4]
  • In einem alle Krippenfreunde anregenden Bild spricht die Jesaja Lesung und der Antwortpsalm 72 von Völkern und Königen, die aus der Finsternis heraustreten, um zu dem über Israel aufgehenden Licht und Glanz Gottes zu kommen. Heute, am Fest der Erscheinung des Herrn vor den Heiden, wird diese in der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus wahr gewordene prophetische Schau des Jesaja und des Psalms 72 Gott preisend gefeiert. Die Könige kommen zu dem, »der rettet den Gebeugten, der um Hilfe schreit, den Armen und den, der keinen Helfer hat».[5]

2.3 Der Mensch gewordene Gott macht der Welt Beine.

  • Nichts bleibt, wie es einmal war. Er fasziniert, zieht an, erneuert, bittet um Aufmerksamkeit und sendet Menschen auf neue Wege.
  • Die Weisen kehren heim ohne Privatoffenbarungen oder besondere Horoskope, ohne nennenswerten Wissenszuwachs, ohne Geheimmaterial, Reliquien und Autogramme. Sie ziehen ab mit leeren Taschen, aber um eine Erinnerung reicher, die ihnen niemand nehmen kann.
  • Sie gehen dorthin, wo sie hergekommen. Wo ihr Platz im Leben ist. Aber auf einem »anderen Weg«, nicht mehr über Jerusalem, über den Königsplast des Herodes, nicht mehr zu den klugen theologischen Antworten der Schriftgelehrten, die zwar genau Bescheid wissen, aber sich nicht auf dem Weg machen: Als die Weisen heimkehren, haben sie Christus ”hinter sich” und ”in sich”. Sie haben etwas gesehen, mit dem sie leben und sterben können.
  • Sie bleiben nicht angewurzelt beim Kind, bauen keine Hütten oder Paläste am Ort der Epiphanie. Sie sind Menschen, die aus Fernen zu Nahen geworden sind. Sie haben ihre Kostbarkeiten dem Mensch gewordenen Gott gebracht. Sie haben das Heil gesehen. Es ist ihnen erschienen.
  • Es ist ihnen aufgegangen das Mysterium ihrer Berufung, das Geheimnis des in Jesus sich offenbarenden Gottes, wie es Paulus in der 2. Lesung vor den Ephesern verkündet: »dass nämlich die Heiden Miterben sind, zu demselben Leib gehören und an derselben Verheißung in Christus Jesus teilhaben durch das Evangelium«. Als Nichtjuden kommen wir ja alle aus dem Heidentum. Was mit den aus dem Heidentum kommenden Weisen geschah, sollte auch mit uns geschehen:

2.4 Die Begegnung mit dem Mensch gewordenen Gott wird zum Wendepunkt des Lebens.

  • Muslime sagen nach ihrer Wallfahrt nicht: Wir kommen von Mekka zurück, sondern: Wir brechen aus Mekka auf! Wir Christen brechen aus Bethlehem und Jerusalem auf in unser Leben, in unseren Alltag:
- Wir brechen auf aus der sich in der Geburt Jesus offenbarenden Menschwerdung Gottes.
- Wir brechen auf aus dem unser Leben mitlebenden Sohn Gottes, bis hinein in einen unschuldigen gewaltsamen Tod.
- Und wir brechen auf aus seinem in der Auferstehung von den Toten sich vollendenden Sieg über Sünde und Tod.
- Dieser Aufbruch vollzieht sich nicht wie bei den Ski Langläufern in einer von den Betreibern vorgespurten Loipe, sondern in der Freundschaft mit dem Messias Gottes, der Weg, Wahrheit und Leben ist.
- Wir brechen auf zu dem Ort, wo uns Gott hingestellt hat, als neue Menschen, denen das Geheimnis ihres Lebens aufgegangen ist und denen das Ziel ihres Lebens klar vor Augen steht.
  • Die Sternsinger machen es uns vor.
    Sternsinger Neunkirchens bei mir in der Wohnung
    Sternsinger Neunkirchens bei mir in der Wohnung

    Sie hocken heute nicht vor dem Fernseher oder vorm Computer, sondern sie machen sich auf den Weg, um den Segen des menschgewordenen Gottes in Ihre Häuser zu bringen. Sie bitten dabei um eine Gabe, damit arme Kinder in der Welt eine gute Zukunft haben. Denn Bethlehem zeigt uns, in den Kleinen, den armen und hilfsbedürftigen Kindern, kommt Gott zu allererst zu uns, will er von uns erkannt und geliebt werden.
  • Unsere Sternsinger und alle, die mit ihrer Gabe ihr Tun unterstützen, werden den Weisen aus dem Osten ähnlich und nehmen das ernst, was der Psalm 72 von Gott sagt: »Er erbarmt sich des Gebeugten und Schwachen, er rettet das Leben der Armen«. Das ist der »andere Weg« nach Hause, den uns die Weisen zeigen.
  • Von Weihnachten und Epiphanie her kommend haben wir »Christus hinter uns« und »in uns«. Darum werden wir uns wie Paulus im Römerbrief sagt, »als neue Menschen begreifen, die tot sind für die Sünde, aber für Gott leben in Christus Jesus".[6] So wird uns die Gabe Gottes zuteil, »das ewige Leben in Christus Jesus, unseren Herrn«.[7] So folgen wir seinem Stern, der uns zum Licht, nach Hause, zur ewigen Seligkeit führt.


[1] Num 24,16f.
[2] Mt 2,2
[3] Bergmose&Höller, Die Botschaft heute 2008/01 Kurt Josef Wecker, Predigtgedanken
[4] Jes 60,1
[5] Ps 72,12
[6] Röm 6,11
[7] Röm 6,23

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