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Donnerstag 25.04.2024, 16:17 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

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2009 (B)

Homilie am 13.Sonntag B 2009 in Rödlas

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Fülle des Lebens und der Beziehung
Fülle des Lebens und der Beziehung

Der dreifaltige Gott - Fülle des Lebens und der Beziehung[1]
Fülle des Lebens

Um lesen zu können, muss ein Kind zunächst das Alphabet lernen. Es muss lernen die einzelnen Buchstaben im Zusammenhang eines Wortes auszusprechen. Es braucht eine lange Zeit des Übens und der geistlichen Entwicklung bis der Sinn von Texten erfasst wird.
  • Die Schlagzeile einer überregionalen Tageszeitung lautete im Juni 2000,"menschliche Erbanlagen weitgehend entschlüsselt. Zum ersten Mal hat unsere Spezies die Möglichkeit die Buchstaben des Lebens zu lesen."[2]
 Das Buch des Lebens ist 800mal umfangreicher als die Bibel. Es ist gleichzeitig ziemlich klein, denn wir tragen einhundert Milliarden Kopien in unseren Zellen herum. Zugleich ist es in 23 Kapitel eingeteilt - dreiundzwanzig Chromosomenpaare. Jedes erzählt eine andere Geschichte.[3]
  • Allerdings handelt es sich nur um die chemischen Buchstaben des Lebens, die können Spezialisten jetzt lesen, aber um den Sinn und die Zusammenhänge zu erkennen, dorthin ist noch ein weiter Weg. Die Forscher jedenfalls behaupten, das Erbgut aller Menschen sei gleich, unabhängig von Rasse oder Hautfarbe.
  • Solche Erkenntnisse tun unserem Glauben an Gott, dem Schöpfer, keinen Abbruch. Im Gegenteil! Wir staunen noch mehr über das Wunder des Lebens, über die Komplexität unseres Seins, in der aufleuchtet, dass unser Gott Fülle des Lebens ist. Ja, das ganze Menschengeschlecht, gleich welcher Hautfarbe und Rasse, ist durch seine Schöpfung eines. So kündet die Vielgestaltigkeit des Menschen auch von der Fülle des Lebens, die Gott ist. Wir aber sind

Hineingenommen in die Fülle des Lebens des dreifaltigen Gottes

In der Lesung aus dem Buch der Weisheit hörten wir: "Gott hat den Tod nicht gemacht und hat keine Freude am Untergang der Lebenden."[4]
  • Aber, so werden die Skeptiker sagen: der Tod sei doch eine natürliche Sache. Haben die Zellen ein gewisses Alter erreicht und ihre Erneuerungsfähigkeit verloren, zerfalle der Organismus, sterbe der Mensch.
  • Nur, es kommt darauf an, wie ich dem Sterben des Menschen begegne. Der Ungläubige wird sagen: Mit dem Tod ist alles aus und vorbei. Ich lebe nur noch in meinen Werken oder meinen Nachkommen fort.
  • Wer an den Gott des Lebens, der Fülle des Lebens ist, glaubt, sieht den Tod nicht als Ausgelöscht Werden, sondern als Verwandlung, als Neuschöpfung durch Gottes Schöpferkraft und Geist; denn "Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit geschaffen und zum Bild seines eigenen Wesens gemacht."[5]
  • Durch Jesus haben wir teil an dieser Fülle des Lebens Gottes. Er bittet den Vater, dass er seinen Geist ausgieße über alles Fleisch, insbesondere über seine Jünger. In Jesus seinem Messias, der um unsretwillen arm wurde, schenkt er uns den ganzen Reichtum seiner Gaben. Darum kann Paulus in der Lesung aus dem 2. Kor. sagen, die Korinther seien reich geworden an Glauben, Rede und Erkenntnis, an jedem Eifer und an der Liebe, die der Apostel in ihnen begründet hat.[6]
  • Gott ist Fülle des Lebens, die sich dreifaltig mitteilt: Die Liebe des Vaters schenkt sich uns durch Jesus Christus, den geliebten Sohn, im Heiligen Geist. Jedem Getauften wird in der Taufe zugesagt, dass er in diesen dreifaltigen Lebensstrom mit hineingenommen ist durch die Zugehörigkeit zu Jesus Christus. Darum beginnen wir unsere Gebete und Gottesdienste mit dem Zeichen des Kreuzes und sprechen "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."
Die Konsequenz aus dieser Teilhabe und dem Beschenktsein heißt:

Unser Leben als Christen werde eine Antwort der Liebe!

  • Dabei lenkt Paulus unseren Blick auf die Liebe Jesu Christi, auf das was uns Gott in ihm schenkt: "Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen."[7]
  • Wir werden uns daher immer wieder ins Gedächtnis rufen was uns durch Jesus Christus geschenkt ist. Es ist die Erkenntnis, »Gott ist Liebe«. Keinen schließt er von seiner Liebe aus. Er geht dem Verlorenen nach und sucht ihn, bis er ihn findet. Noch mehr! Er schenkt jedem, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, Teilhabe an seinem ewigen Leben. Er verheißt dem Glaubenden, dass er ihn auferwecken wird am Letzten Tag. Sein Heiliger Geist, den wir in der Taufe empfangen haben, ist das Leben Gottes ins uns, das uns durch den Tod hindurch rettet.
  • Weil wir uns von Gott beschenkt wissen, an der Fülle seines dreifaltigen Lebens teilhaben, werden wir selber zu Schenkenden. Paulus bittet die Christen in Korinth um reichliche Spenden für das Liebeswerk[8] an den armen und in Not geratenen Christen in Palästina.
  • Wenig später spricht er von einem Ausgleich[9], der entstehen soll. Wir haben unsere Fähigkeiten und Begabungen nicht für uns allein, sondern damit sie anderen nützt.[10] Unsere christlichen Gemeinden und alle menschlichen Gemeinschaften leben davon, dass es Menschen gibt, die ihre Begabungen und Charismen zum Nutzen aller zur Verfügung stellen. Wer schon genug hat und verdient, darf seine Begabungen auch ohne Bezahlung herschenken.
  • So entsteht jener gottgewollte Ausgleich, der schon beim Einsammeln des Manna in der Wüste den Israeliten aufgetragen wurde. "Wer viel gesammelt hatte, hatte nicht zuviel, und wer wenig, hatte nicht zu wenig."[11]
Wir nennen solches aus der Fülle des Lebens Gottes kommendes Sich Verschenken: Brüderlich teilen!
  • Der Hymnus am Anfang des Johannesevangeliums singt von Jesus "aus seiner Fülle haben wir alle empfangen Gnade über Gnade."[12] In Jesus wird uns also nicht nur die Fülle des Lebens des dreifaltigen Gottes zuteil, sondern wie das Wort Gnade besagt, werden wir

Mit hineingenommen in die Liebesbeziehung des dreieinigen Gottes

  • Gnade bedeutet, sich Gott uns liebend naht. Nicht als einsamer Allherrscher kommt er auf uns zu, sondern als dreifaltiger und dreieiniger Gott, als lebendige und liebende Gemeinschaft, die eine ist.
  • In seinem Mensch gewordenen Sohn Jesus Christus zeigt uns der ewige Gott, dass er ein Gott der Menschen ist. Er zeigt uns in Jesus sein menschliches Antlitz.
  • Jesus nennt Gott seinen Vater. Die Geschichten, die er uns von Gott erzählt, sind Geschichten voller Zärtlichkeit, Zuwendung, sehnsüchtiger, nach uns Menschen Ausschau haltender Liebe. Er gießt die Fülle seiner Gaben aus über Gerechte und Ungerechte, über Gute und Böse, spendet ihnen das belebende Licht der Sonne und die lebenserhaltende Gabe des Wassers im Regen und in den Quellen.
  • In Jesus Christus wendet er sich dem Töchterchen des Jairus zu, ruft sie durch die ihm innewohnende göttliche Kraft ins Leben zurück. Der Tod ist für ihn nur wie ein Schlaf, aus dem er den Menschen aufweckt.
  • Der dreieinige Gott nimmt jeden von uns, der an Jesus Christus glaubt, hinein in seine Liebe, die zwischen Vater und Sohn waltet. Diese Liebe zwischen Vater und Sohn ist der Heilige Geist. Er ist es, der uns an Leib und Seele lebendig macht. Er ist der Führer unserer Seele.
Es ist eine unumstößliche Erfahrung,

Beziehungen müssen gepflegt werden.

  • Anteil am innergöttlichen Beziehungsreichtum hat nur, wer die Beziehung zum Vater und Jesus Christus und zum Heiligen Geist pflegt. Dies geschieht in einem Akt des Glaubens und des sich in die Gegenwart Gottes Versetzens, die jedem Gebet vorausgehen sollten. Ich werde still bis ich ganz bei mir bin. Dann erst spreche ich:
 "Ich glaube, Vater, dass du mich siehst und hörst, mir nahe bist." "Jesus, du bist mein Bruder und Freund, mein Herr und mein Meister. Du hast dich für mich hingegeben. Ich gehöre zu dir." "Heiliger Geist, der in meiner Seele wohnt, du erleuchtest und führst mich. Ich bete dich an."
  • Der aus der Fülle der Beziehung, die der dreieinige Gott ist, Lebende kann auch in Beziehung treten zu seinen Mitmenschen, zu den Mitgeschöpfen, zur Schöpfung Gottes. Denn alles wird Bild und Gleichnis für die Fülle seines dreifaltigen Lebens und für die Fülle seiner dreieinigen Beziehung.
  • Die menschliche Erbkette, DNS genannt, ist aus 3,2 Milliarden allen Menschen gemeinsamen Basenpaaren aufgebaut. Allein daraus sehen wir, in welch inniger Beziehung wir von der Schöpfung her zu einander stehen.
  • Wenn außerdem klar ist, dass 98,4 % der DNS von Menschen und Schimpansen identisch sind, dann zeigt dies aber auch wie eng die Beziehung zu unseren Mitgeschöpfen ist. Wir alle schöpfen aus der Fülle des Lebens, die der dreifaltige Gott ist. Wir alle leben aus dem Beziehungsreichtum des dreieinigen Gottes. Darum schließt Gott nach der großen Flut seinen Bund mit Menschen und Tieren.
Dafür danken wir in dieser sonntäglichen Messfeier. Unser schönster Dank aber ist, wenn wir weiterschenken, was wir empfangen haben, und wenn wir beziehungsreich liebend und zärtlich miteinander und mit Gottes Schöpfung leben.


[1] 1. Auflage zur Pfarrwallfahrt nach Gößweinstein 1.7.2000, verbesserte 2. Auflage 2009 in Rödlas
[2] (FAZ 27.6.2000)
[3] Frankfurter Allgemeine 27.6.2000 S.1
[4] Weih 1,13
[5] Weish 2,23
[6] 2 Kor 8,7
[7] 2 Kor 8,
[8] 2 Kor 8,7
[9] 2 Kor 8,13
[10] 1 Kor 12,7
[11] 2 Kor 8,15; Ex 16,18
[12] Joh 1,16

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