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Mittwoch 24.04.2024, 11:31 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

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2009 (B)

Homilie am 14.Sonntag B  in Großenbuch St. Johannes d.Täufer - Pfarrwallfahrt nach Gößweinstein

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 "Komm, o Herr, und bring uns deinen Frieden."[1]
Der Friede eine fortwährende Aufgabe.

  • Es fällt auf, wie oft Papst Benedikt bei seiner Reise in Heilige Land von Frieden sprach.

  • Bei seiner Ankunft in Israel sagte der Papst: "Ich komme, um an den heiligen Orten um Frieden zu beten." An der Klagemauer betete er: "Gott bringe Frieden für das Heilige Land."
  • Beim Besuch eines palästinensischen Flüchtlingslagers sagte er Mut und Phantasie seien für den Weg des Friedens nötig. Als er den palästinensischen Präsidenten in Bethlehem traf, betonte der Papst "eine rechtes Zusammenleben der Menschen im mittleren Osten kann nur in einem Geist der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Respekts geschehen." Den israelischen Präsidenten besuchend sagte der Papst: "Frieden ist vor allem ein Geschenk Gottes." Pilger des Friedens wollte der Papst sein.
  • Schon 1991 haben wir unsere Pfarrwallfahrt nach Gößweinstein unter das Thema gestellt: "Frieden suchen durch Gebet, Umkehr u. praktisches Tun." In diesem Jahr steht unsere Pfarrwallfahrt nach Gößweinstein unter dem Leitwort:

"Komm, o Herr, und bring uns deinen Frieden."
Frieden ist ein kostbarer Schatz,

  • Sagte Benedikt XVI als er kurz nach seiner Reise ins Heilige Land das Benediktiner Kloster Monte Cassino besuchte. An diesem Berg gibt es eine ganze Reihe von Soldatenfriedhöfen aus dem 2. Weltkrieg. Auf den polnischen Soldatenfriedhof betete er stellvertretend für die 70.000 Soldaten die in vier Monaten bei den Kämpfen zwischen den nach Rom vorrückenden Allierten und der deutschen Wehrmacht ums Leben kamen.
  • Über dem Eingang von Monte Cassino und jedem anderen Benediktinerkloster steht das Wort Pax - Friede. "Die klösterliche Gemeinschaft ist dazu berufen, den Frieden zu leben, der die kostbarste österliche Gabe ist." Das gilt nicht nur für die klösterliche, sondern jede christliche Gemeinschaft.
  • Mit dem Beistand des Heiligen Geistes sollten die Menschen verstehen, dass die Gabe des Friedens viel wertvoller ist als jeder vergängliche Schatz.

Den Frieden jeden Tag suchen und ihm nachjagen.

  • Dazu mahnt uns der Apostel Petrus in seinen beiden Briefen. Er knüpft bei der Sehnsucht des Menschen nach Frieden an: "Wer das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht, der bewahre seine Zunge vor Bösen und seine Lippen vor falscher Rede." [2] Die Liebe zum Leben fängt beim Lebensrecht des im Mutterschoß heranwachsenden Menschen an und reicht bis zum letzten Atemzug. Die Liebe zum Leben zeigt sich im Ja zum Kind genauso wie zum liebenden Begleiten der Kranken und Sterbenden bis hin zu einer würdigen Beerdigung.
  • Der Friede kann nur dort gedeihen, wo Menschen das Böse bewusst meiden und täglich für einen gerechten Frieden arbeiten. Daher mahnt Petrus den Christen: "Er meide das Böse und tue das Gute; er suche Frieden und jage ihm nach." [3]
  • Wer sich daran hält, der steht im Ansehen Gottes und er findet bei Gott Gehör. "Denn die Augen des Herrn blicken auf die Gerechten und seine Ohren hören ihr Flehen; aber das Antlitz des Herrn richtet sich gegen die Bösen." [4] Wer das Böse meidet und sich täglich um den Frieden bemüht, der braucht das Gericht Gottes nicht zu fürchten. Für die Ankunft des Herrn sind wir bereitet, wenn er uns bei seinem Kommen „ohne Makel und Fehler und in Frieden antrifft.“ [5]
  • In den Messfeiern der Sonntage und Werktage, aber auch in den Wort Gottes Feiern, auch bei einer Wallfahrt geht es immer darum hinhörend wahrzunehmen, was uns darin zum Frieden dient. Darum mahnt Paulus die Christen in Rom: "Lasst uns also nach dem streben, was zum Frieden und zum Aufbau (der Gemeinde) beiträgt."[6] Im Hören auf die heutigen Bibeltexte wollen wir wahrnehmen,

Was den Frieden gefährdet und was ihn fördert
Den Friedens gefährdet

  • der Abfall von Gott. Wie die Lesung aus dem Propheten Ezechiel zeigt, wirkt sich dies auf die Ausstrahlung des Menschen aus, in einem trotzigen Gesicht und einem harten Herzen. Der Mensch verliert seine gute helle freundliche Ausstrahlung, wird verbohrt und eigensinnig, sein Herz wird hart gegenüber den Menschen die in Not sind und Hilfe brauchen.
  • Widerspenstig geworden lehnen sie alles Geistliche ab. Sie freuen sich am Unrecht und an der Lüge. Schadenfroh weiden sie sich am Unglück der Gehassten. Sie beharren stur auf der eigenen Meinung, selbst dann, wenn sie offenbar falsch ist. Hass und Ablehnung sind Ausweis ihrer Friedlosigkeit.

Was den Frieden fördert

  • Wird and er Haltung des Beters im Psalm 123 deutlich. Wir haben im Antwortgesang einige Verse davon gehört. Sie zeigen das heilvolle und Friede schenkende Gegenteil dessen, was die Lesung beschrieben hat. Mitten in einer Umgebung von Spöttern und der erfahrenen Verachtung der Stolzen, lässt der Glaubende den Kopf nicht hängen. Seine Augen schauen auf den der über allem steht, auf den Herrn, unseren Gott. Er hat sich dem Mose als Jahwe, als der Ich-Bin-Da geoffenbart, der die Seinen aus Knechtschaft und Unterdrückung befreit.
  • Wir schauen auf ihn, "bis er uns gnädig ist." [7] Wir schauen auf ihn, bis wir seine liebende und befreiende Nähe erfahren und wir immun werden gegen Spott und Verachtung derer, die gottlos leben und handeln.

Den Frieden gefährden

  • nicht selten die Frustrationen unseres Ichs. Im Zusammenleben entdecken wir unsere eigenen Schwächen und Fehler und Defizite. Wer sich mit anderen vergleicht, entdeckt, dass diese vielleicht schöner, begabter, erfolgreicher, umworbener sind als wir. Minderwertigkeitsgefühle gefährden den inneren Frieden. Neid steigt aus der Seele auf und vergiftet unser Denken und Empfinden. Die Kainsgeschichte sagt uns, das war von Anfang an so.
  • Deshalb meint Romano Guardini »die Annahme seiner selbst« sei die Aufgabe, der sich jeder stellen müsse, wenn er in Frieden mit sich selbst leben möchte.[8] Guardini geht von der Erkenntnis aus, "am Anfang meiner Existenz steht eine Initiative,ein Jemand, der mich mir gegeben hat."[9] Deshalb "soll ich sein wollen, der ich bin; wirklich ich sein wollen, und nur ich." [10] Halten wir also Ausschau nach dem, was in uns

Den Frieden fördert

  • Erfahren wir von Paulus. Er spricht heute in der Lesung aus dem 2. Kor. von seiner Schwachheit, von dem "Satansboten, der wie ein Stachel in seinem Fleisch sitzt." Natürlich möchten, könnten wir manchmal vor uns selber davon laufen. Sind wir voller Frustration sein über unser Unvermögen, über unser Versagen, unser Schuldig Werden. Die äußerste Form des Fortlaufens vor sich selber ist der Selbstmord.
  • Paulus erkennt, dass der Stachel im Fleisch ihn vor Hochmut und Überheblichkeit bewahrt. Der Herr sagt ihm trotz allem Bitten und Flehen: "Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit." [11]
  • »Diese Annahme unser selbst« befreit das Herz von Aggression und Auflehnung. Sie macht uns empfänglich für die Kraft Christi. Sie befreit uns zu friedlichen und Frieden ausstrahlenden Menschen, die sich mit Ihren Grenzen und Defiziten angenommen haben. Das Evangelium zeigt uns,

Den Frieden gefährden

  • Menschen die voller Vorurteile sind. Ablesbar ist dies an der Skepsis, mit der die Menschen in Nazareth ihrem Landsmann Jesus begegnen. Sie wissen ja, aus welcher Familie, aus welchem Clan er kommt. Angesehen ist Nazareth in Israel auch nicht.
  • Wie soll aus Nazareth etwas Gutes kommen, wird später Natanael denken, als man ihn auf Jesus aufmerksam macht? Besonderes Selbstbewusstsein scheint die Bewohner von Nazareth nicht ausgezeichnet zu haben. Einer der Ihren, was besonders? Wunder soll er gewirkt haben in Kafarnaum? Vielleicht stimmt alles gar nicht.
  • So bewahrheitet sich ein altes von Jesus ausgesprochenes Sprichwort: "Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie." [12] Neid bringt immer schon Ablehnung und Hass hervor. Zerstört den Frieden.
  •  Jesus wundert sich über ihren Unglauben. Sie schaden sich damit selber. Denn so sagt das Evangelium: "Und er konnte dort keine Wunder tun."[13] So ist es, Neid und Skepsis schließen den Menschen in seine selbsterschaffene unheilvolle Welt ein.

Den Frieden fördert Jesus

  1. In dem er einfach aus Nazareth fortgeht, ohne seine Berufung in Frage zu stellen. Gerade dadurch kommen die benachbarten Orte in den Genuss seiner Gegenwart und seiner befreienden Botschaft von der Liebe und dem Erbarmen Gottes.
  • Jesus sieht, wie der Hallelujaruf vor dem Evangelium es freudig verkündet, seine Aufgabe weiter darin, in der Kraft des Geistes und Auftrags Gottes, "den Armen die Frohe Botschaft zu verkünden."[14]
  • Diesem Auftrag Gottes bleibt er trotz aller Widerstände, Anfeindungen und Todesdrohungen treu. Viele werden nach Tod und Auferweckung Jesu erkennen, dass unter ihnen "der Prophet Gottes" war, der bis ans Ende der Tage bei seinen Jüngern und Jüngerinnen sein wird. Paulus wird an die Epheser schreiben: "ER ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile (Juden und Heiden) und riss durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder." [15] Deshalb werden wir immer auf ihn schauen und unaufhörlich zu ihm rufen: "Komm, o Herr, und bring uns deinen Frieden."


[1] L 1 Ez 1,28b – 2,5; L 2  2 Kor 12,7–10; Ev Mk 6,1b–6 Pfarrwallfahrt nach Gößweinstein
[2] 1 Petr 3,10
[3] 1 Petr 3,11
[4] 1 Petr 3,12
[5] 2 Petr 3,14
[6] Röm 14,29
[7] Ps 123,2
[8] R.Guardini »Die Annahme seiner selbst« Werkbund Verlag 1960 3.Auflage 1962
[9] ebd S. 11
[10]  ebd
[11] 2 Kor 12,9
[12] Mk 6,4
[13] Mk 6,5
[14] Lk 14,18ab
[15] Eph 2,14

 

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