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Donnerstag 25.04.2024, 09:17 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

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2009 Osterzeit

Homilie in Großenbuch

Der Sieg des Osterglaubens[1]
Unsere Befindlichkeit in dieser Welt
Ständig erleben wir uns als Gefangene dieser Welt. Wir sind eingespannt in ihre Gesetzmäßigkeiten, ausgesetzt den Mächten der Natur, der Zeit und Geschichte. Wir leiden unter unserer Armseligkeit, unserem Unvermögen und unserem Versagen.
Unser Schicksal ist unausweichlich verflochten mit dem Geschick einer Zeit, eines Volkes, eines Ortes, einer Familie, und als Christen auch mit dem Geschick unserer Pfarrgemeinde und unserer Kirche. Trotz aller medizinischen Fortschritte können uns Krankheit und Tod ereilen. Leiblich und manchmal auch seelisch geht es mit fortschreitendem Alter immer mehr abwärts. Wir sind der Vergänglichkeit unterworfen.
In dieses Dunkel unseres Lebens fallen die licht- und hoffnungsvollen Worte der heutigen 2. Lesung aus dem 1. Johannesbrief:
A. Das ist der Sieg, der die Welt besiegt, unser Glaube.
Grund dieses die Welt besiegenden Glaubens ist Jesus, der Christus, der Messias Gottes
Ihn hat Gott als seinen geliebten Sohn beglaubigt. Und nur wer glaubt, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist, kann die Welt und all ihre Todesmächte besiegen. Dies bedeutet:
1.         Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden. In ihm zeigt er uns sein menschliches Antlitz. So sehr liebt Gott seine Schöpfung und in ihr vor allem unseren Planeten, dass er in dem höchst entwickelten, sich seiner selbst bewusst seienden Wesen dieser Erde eingeht in sie, eins wird mit ihr. Gott nimmt in Jesus Christus menschliches Leben und Schicksal an. Er ist bei den Menschen, auch wenn sie ungerecht, schuldlos, ja gewaltsam Tod umgebracht werden.
2.         Und dieser getötete und begrabene Jesus Christus, wurde von Gott von den Toten auferweckt und sitzt zur Rechten Gottes, d.h. er hat ganz Anteil an Gottes Herrlichkeit und Fülle des Lebens. In seiner Auferstehung hat er das menschliche Leben, hat er uns Menschen und die ganze Schöpfung mit hineingenommen in die Herrlichkeit Gottes. Mit Christus hat also angefangen, was uns und der ganzen Schöpfung verheißen ist: Auch wir bekommen Anteil an der Herrlichkeit Gottes, an der Fülle seines Lebens. Dieser Glaube an Jesus Christus, dem Sohne Gottes, besiegt die Welt.
II. Was bedeutet »Welt« bei Johannes?
1.    Johannes meint mit Welt, die gefallene, gottferne Welt, die durch den gottabgewandten oder ihm gleichgültig gegenüberstehenden Menschen repräsentiert wird. »Welt« meint hier also den Menschen, der nicht nach Gott fragt, der unabhängig und autonom, sich selbst Gesetz seiend leben will. »Welt« meint den Menschen, der nur auf sich und diese Erde sein Leben baut; der seine Hoffnung nur auf das Diesseits, auf Menschen und Dinge setzt.
2.    »Welt« in diesem Sinn wären wir, wenn wir so lebten, als sei mit dem Tod alles aus; als seien wir niemanden Rechenschaft schuldig für unser Tun und Lassen; Wenn wir machen würden, was wir wollen, nur das tun, wohin unser ichsüchtiges Streben uns treibt. »Welt« im johannäischen Sinn wären wir, würden wir nur das Sichtbare als einzige Wirklichkeit gelten lassen. Wer so lebt und von Gottes Geboten abirrt, sagt schon das Alte Testament besonders in den Psalmen, der ist verflucht.[2] Er wird mit dieser Welt untergehen; denn alles was nicht von Gottes Geist durchdrungen ist, vergeht. Verfehltes Dasein und ewige Sinnlosigkeit ist seine Zukunft: Das ist die Hölle.
III. Worin besteht nun »der Sieg über die Welt«?
Johannes sagt damit – und das ist seine und der unter Verfolgung leidenden jungen Kirche Erfahrung – der Glaube an Jesus Christus, dem auferweckten und erhöhten  Herrn, macht uns der gottfernen Welt überlegen und befreit uns. Das erklärt das Wachstum der jungen von grausamen Verfolgungen heimgesuchten Christengemeinden der ersten drei Jahrhunderte. Die vielen Märtyrer des 20. Jahrhunderts legen dafür ebenso beredt Zeugnis ab.
1.    Wer an Jesus Christus, dem Sohne Gottes glaubt, baut sein Leben eben nicht auf Vergängliches, sondern auf den einzig tragenden Grund: auf den lebendigen ewigen Gott.
2.    Wer an Jesus Christus, dem Sohne Gottes glaubt, der lässt sich nicht versklaven durch seine Triebe, seine Leidenschaften, seinen ungeordneten Eigenwillen. Er ist kein steuerloses Schiff auf dem Ozean des Lebens, sondern der von Gott gekommene und zu ihm heimgekehrte Jesus Christus ist der Steuermann seines Lebensschiffchens.
3.    Wer an den zum Licht der Welt gesandten Jesus Christus glaubt, der fügt sich ein in die von Gott in seine Schöpfung eingestiftete Ordnung. Er sieht die Welt, wie sie ist: Von ungebundenen, selbstherrlichen, triebhaften Menschen gehen Unheil, Unfrieden und Zerstörung aus. Die großen Unheilbringer der letzten hundert Jahre  Hitler, Stalin, Pol Pot, Idi Amin, Saddam Hussein wurden getragen von ungezählten machtbesessenen nur auf ihren eigenen Vorteil bedachten Menschen.
4.    Vom wahrhaft aus dem Glauben lebenden Menschen aber gehen aufbauende Frieden stiftende und versöhnende Kräfte aus. Es waren christliche Politiker wie Adenauer, De Gasperi und Robert Schumann, die nach dem 2. Weltkrieg die Grundlagen legten für ein friedliches Zusammenleben der Völker Europas.
5.    Der an den auferstandenen Sohn Gottes Glaubende widersteht der Versuchung sich ohne Rücksicht auf andere selbst zu bestätigen, sich auf Kosten anderer durchzusetzen, zu raffen und Gewinn anzuhäufen. Der an den auferstandenen Christus Glaubende erwartet sein Ansehen und seine Bestätigung von Gott, der die Toten auferweckt.
6.    Was aber ist mit den vom Leben Betrogenen und zu kurz Gekommenen? Sie werden kraft ihres Glaubens an die Auferstehung nicht in maßloser Traurigkeit versinken oder zu Feinden des Menschengeschlechts werden. Sie werden sich vielmehr im Glauben aufrichten. Denn sie wissen sich vom Herrn geliebt und ihm zugehörig. Von Christus seliggepriesen ist ihnen das Himmelreich, die Fülle des Lebens, bei Gott gewiss. Jesus Christus der Gerechte und unschuldig Getötete aber von Gott Auferweckte und mit ihm seine Kirche stehen auf der Seite dieser Menschen.
7.    Der an den auferstandenen Sohn Gottes Glaubende wird den Tod nicht fürchten. Er wird der scheinbaren Sinnlosigkeit des Todes nicht ausweichen, sondern ihn bewusst annehmen. Er wird das Sterben und den Tod als letzte und entscheidende Möglichkeit sehen, um Jesus Christus ganz ähnlich und wie er gehorsam zu werden bis zum Tod. Wenn wir mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben.
C. Das ist der Sieg, der die Welt besiegt:
Der Glaube an Jesus Christus, dem Sohne Gottes, der getötet und begraben wurde und den Gott auferweckt und zur seiner Rechten erhöht hat. Dieser Glaube macht uns frei und froh.
Der Vorsatz für die kommende Woche könnte daher sein: Ich werde nach dem Aufstehen kurz innehalten, langsam das Kreuz über mich machen und sprechen: »Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes. Du hast die Welt und den Tod besiegt. Ich glaube an dich. Sei du heute bei mir und führe mich«. Das wäre ein wahrhaft österliches Morgengebet!
Wenn uns das gelingt, werden wir zuversichtlicher und froher in den Tag und an unsere Arbeit gehen;
Denn durch den Auferstandenen schenkt uns Gott sein Erbarmen und seine Liebe, vergibt er uns durch den Dienst des Priesters unsere Sünden.
Der Auferstandene steht vor uns und schenkt uns seinen Frieden, einen Frieden, den die Welt nicht geben kann.
Er geht mit uns auf unseren Kreuzwegen und gibt uns durch seinen Ostersieg in den schweren Stunden des Lebens, der Krankheit und des Todes Kraft unseren Weg tapfer und zuversichtlich weiter zu gehen.
Er geht uns voran auf dem Weg des Lebens. Er steht hinter uns, wenn wir in seiner Gesinnung unsere Aufgaben und Arbeiten angehen. Die Arme ausbreitend steht er am Ende unseres irdischen Lebensweges und führt uns in das Reich seines Vaters.

[1] 1 Joh 5,1-6
[2] Ps 119,21

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