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Donnerstag 28.03.2024, 13:37 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

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2009 (B) Osterzeit

Predigt in der Sonntagvorabendmesse in St. Michael Neunkirchen am Brand

===>> Zu den biblischen Texten des 7. Ostersonntags B
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Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit
Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit
Freiheit und Solidarität aus dem Glauben[1]

In diesem Jahr jährt sich zum 20.mal der Beginn der friedlichen Revolution in den Ländern Mittel- und Osteuropas der „Fall des Eisernen Vorhangs“. Die Kirche stellte sich deutlich auf die Seite der Menschen und unterstützte ihre Forderungen nach Freiheit. Freiheit ist hier zu verstehen als Freiheit der persönlichen und gesellschaftlichen Entfaltung, als Freiheit des Gewissens und des Glaubens.

„Zur Freiheit befreit“[2] heißt das diesjährige Renovabis-Leitwort. „Für die Freiheit hat Christus uns befreit.“ Die Beziehung zu Jesus, dem Messias Gottes, dem Christus, ist notwendig, um nicht in neue Abhängigkeiten und Unfreiheiten zu geraten. Alle Gläubigen haben durch Christus zu Gott eine Beziehung wie Kinder zum Vater.[3] Die Konsequenz heißt: In Freiheit solidarisch leben.

Worin Freiheit und Solidarität gründen und wachsen,

will ich an den biblischen Texten des 7. Ostersonntags zeigen. In der 1. Lesung geht es um

Glaubwürdiges Zeugnis.

  • Warum war die Vollzahl der 12 Apostel nach dem Verrat und Selbstmord des Judas so wichtig. Weil Jesus aus der Schar seiner Jünger 12 ausgewählt hat. So wie die 12 Söhne Jakobs die Stammväter des ersten Gottesvolkes werden sollten, so bestellt Jesus aus der Zahl seiner Jünger 12 zu Aposteln; denn auf das Fundament der Apostel wollte er das neue Israel die Gemeinschaft seiner Jünger und Jüngerinnen gründen.
  • Diese apostolische Gemeinschaft nennt sich in der Frühzeit κυριακον (dem Herrn gehörig - davon leitet sich unser Wort Kirche ab) oder ἐκλησια (die vom Herrn aus der Welt zum Dienst für Gott Herausgerufenen - daher kommt das lateinische Wort für Kirche Eklesia). Damit wird zuerst die Gemeinschaft der Glaubenden bezeichnet, dann das Gebäude, in dem sich Christen zum Gottesdienst versammeln.
  • Wichtig war für die Wahl, dass der an die Stelle des Judas tretende Jünger, von Anfang dabei war, "angefangen von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und (in den Himmel) aufgenommen wurde, - einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein." [4]
  • Die Apostel haben bei dieser Nachwahl ihr Zeugnis für Jesus, dem Christus vor Augen. Denn auf diesem Zeugnis ruht der Glaube der Jüngergemeinschaft, der Kirche. Dabei spielen die Erfahrungen mit dem irdischen Jesus eine wichtige Rolle. Darum ist die Behauptung mancher vor allem protestantischer Exegeten und Theologen haltlos, die Jüngergemeinde habe Jesus nachösterlich überhöht. Sie habe den gescheiterten jüdischen Rabbi zum Erlöser der Welt hochstilisiert.[5]
  • Natürlich haben die Erscheinungen des Auferstandenen und die Geistsendung, die Augen der Jünger für noch tieferes Verstehen des irdischen Wirkens Jesu geöffnet. Furchtloses mutiges Auftreten und Verkünden, missionarischer Eifer und Martyrium, also das Einstehen mit dem eigenen Leben für die in Jesus erschienene Liebe Gottes empfingen ihre Kraft von der Auferstehung Jesu und der Geistsendung nach der Himmelfahrt Jesu.
In der zweiten Lesung wird ein weiter Stützpunkt für Freiheit und Solidarität sichtbar.

Christliches Bekenntnis wurzelt in der Erkenntnis der Liebe Gottes

  • Daher sagt Johannes in der 2. Lesung: "Wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als den Retter der Welt."[6] Die Erkenntnis und das Bekenntnis, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in ihm und durch ihn Gott gegenwärtig ist,  in ihm die Liebe Gottes Mensch geworden ist, also für uns greifbar und erfahrbar wurde, führt zur Erkenntnis der Liebe Gottes.
  • Das Bekenntnis, dass Jesus in einzigartiger Weise von Gott kommt und eins mit dem Vater ist, zu dem er heimgekehrt ist, um bis zum Ende von Welt und Zeit bei seinen Jüngerinnen und Jüngern zu bleiben, schenkt sein Geist, der bewirkt, "dass wir in ihm bleiben und er in uns bleibt.[7]"
Das Evangelium zeigt, dass Freiheit und Solidarität sich daraus nähren, dass die Jüngerinnen und Jünger Jesu

Im Namen Gottes die Einheit Leben

  • Die bleibende Gegenwart Jesu bei seinen Jüngern hat ihren Grund im Namen Gottes, den Jesus den Seinen durch sein Evangelium und durch sein Leben und Sterben geoffenbart hat. Daher bittet Jesus den irdischen Abschied von seiner Jüngern vor Augen seinen Vater im Himmel, "Heiliger Vater bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir."[8]
  • Der Vater gibt also seinen Namen Jesus. So wird klar, dass der Vater und er eins sind. Weil Gott in Jesus da, bei uns ist, können und werden wir als Jünger und Jüngerinnen die Einheit untereinander anstreben und leben. In Jesus ist also der Name Gottes - ICH-BIN-DER-ICH-BIN-DA Mensch geworden. Dieser Name des Vaters, der durch den Sohn im Heiligen Geist uns ergreift und in uns bleibt, wurde uns in der Taufe zugesagt und auf uns gelegt.
  • Seitdem verstehen wir uns als Kinder Gottes, als seine Söhne und Töchter, als Brüder und Schwestern Jesu Christi, als Glieder an seinem auferstandenen Leib, als Tempel des Heiligen Geistes. Das macht unsere Würde als Christen aus.
  • Diese von Gott geschenkte Würde spornt uns an zur Solidarität mit unseren Glaubensschwestern und Brüdern in den Ländern Osteuropas. Sechs Jahrzehnte lebten sie unter der atheistischen Diktatur des Kommunismus. Öffentlich verordnete Gottlosigkeit und der damit verbundene Druck in allen Lebensbereichen hat bis heute seine Spuren hinterlassen. Die Aktion Renovabis am Pfingstsonntag macht uns darauf aufmerksam. Sie bittet um unsere Solidarität mit den christlichen Gemeinden in Osteuropa. Speziell geht es in diesem Jahr um

Solidarität mit der Kirche in unserem unmittelbaren Nachbarland Tschechien

Von einem »spirituellen Vakuum« spricht der Priester Miloš Raban. Er leitet das „Internationale Zentrum der geistlichen Erneuerung“ in Nordböhmen. Er macht uns auf die jahrzehntelange Politik gegenüber der Kirche mit ihren verheerenden Folgen aufmerksam:
  • „Es war eine Strategie, die nicht auf Gewalt setzte, sondern auf Isolation, Kontrolle und Schikane. Es gab kein Ordensleben mehr, der Klerus war in sich selbst gefangen, die Kirche starb einen schleichenden Tod.“ Auch zwanzig Jahre nach der friedlichen Revolution befindet sich die Kirche in Tschechien noch in der Defensive. Die Kirche dort braucht dringend unsere geistliche und finanzielle Unterstützung.
  • „In unser Zentrum kommen aufgeschlossene Pilger, Freunde und Gäste“, so Raban, „die ernsthaft Impulse für ihre spirituelle Entwicklung suchen. Unsere besondere Chance liegt darin, junge Menschen anzusprechen. Die renovierte Kirche übt eine starke Anziehungskraft aus, gerade auf Leute ohne jedes religiöse Bewusstsein und ohne christliche Erziehung. Immer mehr junge Paare wollen hier heiraten. Die meisten von ihnen sind nicht getauft, leben mit ihrem Partner und mit Kindern zusammen. Dann plötzlich entdecken sie diesen spirituellen Ort und bitten um die Sakramente. “

Das Lob Gottes befreit zur Solidarität

 
Johannes Paul II »Ohne Liebe keine Freiheit«
Johannes Paul II »Ohne Liebe keine Freiheit«

Im Antwortgesang nach der ersten Lesung erklangen Verse aus dem Psalm 103 "Lobe den Herrn, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen!" [9] Der ganze Mensch, alles in mir soll seinen heiligen Namen loben. Wenn wir Gott für sein mit uns und bei uns Sein durch Jesus Christus im Heiligen Geist loben, wird uns dies ein Ansporn sein, bei unseren Mitchristen und Mitmenschen in Osteuropa mit unserem Interesse, unserem Gebet und unseren Spenden zu sein. Und so den Namen Gottes zu leben.
Weiter singt der Psalm: "Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat." [10]
Wir dürfen seit Jahrzehnten in Freiheit und Wohlstand leben. Wir dürfen unseren christlich katholischen Glauben öffentlich bekunden, ohne dass uns daraus berufliche oder gesellschaftliche Nachteile erwachsen. Deshalb wird unser Lob Gottes aus Dankbarkeit für unsere Freiheit zur dankenden Tat werden für unsere Brüder und Schwestern in Osteuropa.

  • Sie brauchen unsere Sympathie, unsere spirituelle und materielle Unterstützung soll bei ihnen wahr werden, was unser Leitwort sagt. »Renovabis faciem Terrae - erneuern soll sich das Angesicht der Erde, das Angesicht der Kirche in Osteuropa, vor allem in unserem Nachbarland Tschechien«. Freiheit in Christus und Solidarität aus der gläubigen Liebe helfen bei dieser Renovierung, bei dieser Erneuerung.


[1] Homilie zu d. Lesungen des 7.Osters.B2009 Apg 1,15-17.20-26; 1 Joh 4,11-16; Joh 17,6a.11b-19
[2] Gal 5,13
[3] Gal 4,6
[4] Apg 1,22
[5] (vgl. Widerlegung durch Klaus Berger, Die Urchristen, Pattloch 2008, S.58 ff.)
[6] 1 Joh 4,14
[7] 1 Joh 4,13
[8] Joh 17,11
[9] Ps 103,1
[10] Ps 103,2

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