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Donnerstag 18.04.2024, 12:10 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

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2010 (C)

Homilie am 19.Sonntag in Honings "ULF vom Rosenkranz"

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 Wachsam und zur Rechenschaft bereit.[1]

1 Das Leben ohne Gott hat eine verführerische Kraft.

  • Der Beginn des 1. Weltkrieges vor 96 Jahren und des 2. Weltkrieges vor 71 Jahren  erinnern uns daran, was Menschen einander antun können, wenn sie von Überheblichkeit und Hass geblendet auf einander losgehen.
  • Der blutige von Islamisten ausgehende Terror im Irak, in Afghanistan und Pakistan führt uns fast täglich vor Augen, dass die Hölle los ist,  wenn Menschen vom Hass getrieben und verantwortungslos andere Menschen vernichten. Dort wird im Namen Allahs gemordet. Für manche Zeitgenossen bei uns ein Anlass sich vom Glauben an Gott loszusagen.
  • Das Leben ohne Gott hat für viele eine verführerische Kraft. Auch Christen sind davon angefochten: "Die können machen, was sie wollen.." sagen wir manchmal mit einem Unterton des Neids. Und schon Kinder maulen, wenn sie am Sonntag früh zum Gottesdienst sollen, wo doch die Nachbarskinder jetzt fernsehen oder ins Schwimmbad gehen.
  • Halb angewidert halb fasziniert werden wir ständig mit dem Leben der "Großen" "Reichen" und "Schönen" konfrontiert, sie sich offensichtlich nicht an "christliche Moralvorstellungen" halten und darüber hinaus das Leben glänzend genie ßen. So steht es jedenfalls auf den bunten Seiten der Illustrierten und wird es uns im Fernsehen vorgeführt.
  •  Als Christ muss mir klar sein: Das öffentliche und auch das private Leben wird zuneh mend ohne christliche Grundeinstellungen gelebt. Da kommen sich Christen ganz schön blöd vor oder erleben sich als Angehörige einer Minderheit, die man öffentlich verlacht und verhöhnt.
  • Anstatt sich davon beeindrucken zu lassen, sollten wir lieber auf das heutige Evangelium hören. Es beginnt mit einer Verheißung: "Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn euer Vater im Himmel hat beschlossen, euch das Reich zu geben."  Gott schenkt denen, die ihm vertrauen und in Verantwortung vor ihm leben, Anteil an seinem göttlichen Leben. Er ist für uns der Schatz, der durch niemand und durch nichts vernichtet werden kann.
Freilich, wer den Gürtel abgelegt hat
  • und sagt: "Ich will meine Ruhe haben", oder wer seine Lampe ausgehen lässt und nach dem Motto lebt: "Jeder ist sich selbst der Nächste" oder  "niemanden wird etwas geschenkt," wer sich also nicht mehr beschenken lassen will und nicht mehr schenken kann, dem gilt diese Verheißung nicht.
  • Für ihn wird der Herr bei seinem Kommen, wie ein Dieb sein, der ihm alles wegnimmt, und wie ein Tyrann, der ihn vernichtet und schlägt. Jesus will uns mit seinen Mahnungen wachrütteln: Es ist zu Deinem Heil, wenn du wachsam lebst. Sei nicht wie eine Mensch, der es sich bequem gemacht hat, sich niederlegt und das Licht ausschaltet hat.

2 Was heißt es heute, ein wachsamer Christ zu sein?       

2.1 Wann sind wir Christen, die der Herr bei seiner  Ankunft wach findet?

Wir werden es, wenn wir uns von Meinungs- und Geschäftemachern nicht einblasen lassen, egoistisch zu leben. Wir trauen ihrer Aufforderung nicht: Sei auf dein Recht, auf dein Geld, auf deine Lust bedacht. Du musst deine Ansprüche an den Sozialstaat anmelden und herausholen, was herauszuholen ist.

2.2 Positiv gesagt bedeutet das,
  • Als Christen sind wir bereit, uns von einer heidnisch‑egoistisch gewordenen Umwelt zu unterscheiden.
  • Als Christ werden wir deshalb in Arbeit und Beruf nicht nach der Devise leben, wie hole ich für mich möglichst viel heraus, sondern wie kann ich verantwortungsbewusst, umweltfreundlich und menschlich handeln.  Der Christ lebt nicht nach den Minimax Methode – Minimale Anstrengung maximaler Gewinn. Er zahlt als Unternehmer einen gerechten der Leistung der Mitarbeiter entsprechenden Lohn, und er bringt als Arbeitnehmer die entsprechende Leistung für die er bezahlt wird.
  • Der Christ handelt nicht nach der Devise, wenn mein Ehepartner mir nicht mehr entspricht, suche ich mir eine oder einen anderen und lasse mich scheiden. Er wird sich vielmehr täglich um eine lebendige Beziehung zum Partner/in bemühen und auch an sein/ihr Glück denken. Freilich wenn ein Zusammenleben nicht mehr zu ertragen ist, gestattet auch die Kirche die Trennung von Tisch und Bett.
  • Der Christ lebt nicht nach der Devise, was kann ich mir alles leisten, wie kann ich die anderen übertrumpfen. Er investiert seine Kraft und Zeit nicht nur für vergängliche Dinge, sondern er wird jeden Tag Zeit und Kraft aufwenden, um mit Gott in lebendigem Kontakt zu sein und seinen Mitmenschen Gutes zu tun.
  • Der Christ lebt nicht nach dem Slogan, »erlaubt ist, was gefällt, worauf ist Lust habe, was möglich ist,« sondern er erteilt einer bindungslosen, egoistischen Freiheit eine Absage und fragt sich bei seinem Tun und Lassen: Ist das mit dem Willen Gottes, mit dem Hauptgebot der Liebe und mit den 10 Geboten vereinbar.
2.3 Freilich bei den vielen Angeboten der Medien, werden wir uns häufig wie Wesen von einem anderen Planeten vorkommen.
Aber das soll uns nicht aus der Bahn werfen. Wir gehören eben zu der kleinen Herde, zu der Jesus sagt: "Fürchte dich nicht.." "Meinem Vater hat es gefallen, euch das Reich zu geben."

3. Neben Wachsamkeit, verlangt der Herr von uns Rechenschaft

3.1 Wir kennen zwar nicht die Stunde der Rechenschaft, aber wir wissen um ihren Ernst.
  • Deshalb ist die Verkündigung der Kirche immer Ankündigung des Kommenden, aber auch Aufkündigung des Bestehenden. Wir reden heute so gern, ja fast ausschließlich vom Gott der Liebe und der Vergebung, wir dürfen aber dabei nicht die Gerichtsdrohung des Evangeliums überhören.
  • "Wer anfängt, die Knechte und Mägde Gottes zu schlagen" d.h. wer brutal gegen andere ist oder auf Kosten anderer lebt, "wer isst, trinkt und sich berauscht" d.h. doch wer nur seine Begierden befriedigt und zügellos lebt, "wer den Willen seines Herrn kennt, aber sich nicht darum kümmert und danach handelt" ‑ d.h. wer nur macht was er will und wozu es ihn treibt, dem wird es am Tag der Rechenschaft schlimm ergehen.
3.2 "Sich niedersetzen", sich bedienen zu lassen",
  • das ist freilich bequemer und angenehmer, als wachsam und für andere da seiend verantwortlich zu handeln. In Jesus zeigt uns Gott, wie dieses wachsam leben aussieht: „Ich bin nicht gekommen, mich bedienen zulassen, sondern zu dienen.“
  • Der Herr wird an seinem Tisch Platz nehmen lassen und bedienen, wen er wachend und mit brennenden Lampen antrifft. Von Gott bedient zu werden ist Fülle des Lebens und höchstes Glück.

4  Radikales Christentum

  • Immer haben Menschen versucht und versuchen es auch heute, diese Forderung Jesu radikal zu erfüllen, wach und aufbruchbereit zu leben, mit ihrem Herzen ganz bei Gott zu sein.
  • Mönchtum und religiöse Gemeinschaften erfüllen eine höchst kritische Funktion in der Kirche. Sie versuchen in einer radikalen Weise die Art Jesu zu leben: seine Armut, seinen Gehorsam, seine Jungfräulichkeit. Sie zeigen, wie ein Leben aussehen kann, wenn ein Mensch so mit Gott rechnet, dass nichts anderes zählt. Die Priester nehmen den Zölibat, die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen, auf sich, um ganz frei und verfügbar für den Dienst an Gott und an den Menschen zu sein, auch wenn dies in einer sexualisierten Umgebung schwer zu leben ist.
  • Freilich auch Mönche und Nonnen, auch Priester müssen  wie jeder andere Gläubige ständig darum ringen, sich  nicht festzusetzen und abzusichern, also "den Gürtel nicht abzulegen" und die Lampe ihrer Gottesliebe nicht erlöschen zu lassen.  Und sie müssen sich davor hüten, aus ihrer Lebensart persönliche Vorteile oder  Privilegien abzuleiten.
  • Jeder von uns wird sich daher immer wieder fragen: Wo ist mein Herz verankert, im Irdischen oder Ewigen, im Vergänglichen oder Unvergänglichen? Wo sind meine Schätze gehortet auf Erden oder im Himmel? Lebe ich wachsam und zur Rechenschaft bereit?


[1] Homilie zu Lk 12,32-48

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