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Freitag 29.03.2024, 08:24 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

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2010 (C)

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 Zeugnis geben für die Zukunft des Lebens

In dem von Walter Flex während des 1. Weltkriegs gedichteten Lieds »Wildgänze rauschen durch die Nacht« heißt der Refrain: »Unstete Fahrt! habt acht, habt acht! Die Welt ist voller Morden«.

1 Die Welt ist voller Morden[1]

Überfall während der sonntäglichen Eucharistie
  • Es war am vergangenen Sonntag nach Geschäftsschluss – im muslimischen Irak ist der Sonntag normaler Arbeitstag - hatten sich über 100 syrisch-katholische Christen in der Bischofskirche von Bagdad zum Sonntagsgottesdienst versammelt. Die zwei jungen Priester Thaer und Wasseem hatten mit der Liturgie schon begonnen, als Schüsse und eine Detonation an ihr Ohr drang.
  • Die Terroristen hatten das schwere Tor, das auf den Innenhof der Kirche führte, weggebombt und die Sicherheitsleute erschossen. 50 Gottesdienstbesucher suchten Schutz in der Sakristei und verrammelten die Tür mit einem Schrank.

Die beiden Priester sterben als erste den Märtyrertod

  • Sieben Terroristen stürmten die Kirche, und der schmächtige Vater Wasseem stellte sich ihnen. Er bat sie, niemanden zu töten, sie sollten sich seiner annehmen. Sie befahlen ihm, sich auf den Boden zu setzen, dann erschoss ihn einer mit einer Pistole. Zu der Zeit hatte die andere Hälfte der Gottesdienstbesucher in der großen Kathedrale so gut es ging Deckung gesucht.
  • Vater Thaer, wenig älter als Wasseem und von eindrucksvoller Gestalt, stand weiter am Altar. Nun töteten sie ihn. Beide, Wasseem und Thaer, standen in der Gemeinde als mutig und unerschrocken in hohem Ansehen. Sie waren Vorbilder für alle, die geblieben waren.

Es gibt kein Entrinnen

  • Bevor die alarmierten Soldaten der Bereitschaftspolizei die Kirche stürmten, waren die Terroristen auf die bisher unbemerkte Sakristei aufmerksam geworden, eine Frau hatte zu schluchzen und zu weinen begonnen. Einer der Terroristen warf darauf drei Handgranaten in den Raum. Dann stürmten die Antiterroreinheiten die Kirche. Einige Terroristen zündeten nun ihre Sprengstoffgürtel. Als alle sieben Terroristen getötet waren, lagen neben den Wächtern und einigen Soldaten auch viele Gottesdienstbesucher tot auf dem Boden. 52 Menschen waren getötet und mehr als 60 verwundet worden.

„Islamischer Staat Irak“ rühmt sich der Bluttat

  • Noch am selben Abend bekannte sich der zu Al Qaida gehörende "Islamische Staat Irak“ des Blutbads in der Kirche. »Eine zornige Gruppe von Mudschahedin habe eine dreckige Höhle der Götzenanbeter gestürmt, die von irakischen Christen als Stützpunkt ihres Kampfes gegen den Islam genutzt werde«, hieß es auf einer islamistischen Website.

Totaler Exodus der Christen steht bevor

  • Pius Kascha - der Generalvikar der syrisch-katholischen Kirche - deren wichtigster Kirche der Anschlag am Sonntagabend gegolten hatte, sagte ratlos: "Nun ist es klar, dass sie alle von hier gehen werden."[2] Sie, das sind die Christen, von denen in den vergangenen zwei Jahrzehnten bereits mehr als 600 000 den Irak verlassen haben.

2 Allein der Glaube an die Auferstehung macht stark

Bekennen, sich bekennen
  • D.h. zu etwas stehen und dies durchzutragen. Lebendiger Glaube braucht dieses Bekennen, damit er in einem selbst wachsen kann und im Gespräch mit anderen Kraft und Orientierung gibt.
  • Wären wir bereit, uns für den Glauben an Gott und die Auferstehung foltern zu lassen? Würden wir aus Treue zu religiösen Vorschriften sogar den Tod in Kauf nehmen? Ja? Nein?

Trotz der ständigen Bedrohung

  • sind am Sonntag über 100 Christen zur Feier des Gottesdienstes in die Kathedrale von Bagdad gekommen, um Gott die Ehre zu geben, sich im Hören auf Gotteswort und in der Feier des Opfers und Mahles, des gewaltsamen Todes am Kreuz und der Auferstehung Jesu Kraft für ihr Glaubenszeugnis zu empfangen.

Das Martyrium der sieben Söhne und ihrer tapferen Mutter

  • Lässt keinen Zweifel daran, dass diese Treue und dieses Bekenntnis der Mutter und ihrer sieben Söhne mit seinen grausamen Folgen richtig und wegweisend waren.
  • Als der zweite Bruder in den letzten Zügen lag, fand er noch Kraft das ihm zugefügte Unrecht als Unmenschlichkeit anzuprangern und für den Glauben an die Auferweckung von Toten Zeugnis abzulegen: „Du Unmensch! Du nimmst uns dieses Leben; aber der König der Welt wird uns zu einem neuen, ewigen Leben auferwecken, weil wir für seine Gesetze gestorben sind.“[3]

Wären wir selbst dazu bereit?

  • Allein sich dieser Frage auszusetzen, kostet Überwindung. Was motiviert Menschen, das Martyrium auf sich zu nehmen, standhaft zu bleiben in ihrer Überzeugung? Für die makkabäischen Brüder ist es die Hoffnung auf die Auferweckung von den Toten. Dieses Beispiel will uns ermutigen, uns nicht einfach umstimmen zu lassen, wenn es schwierig wird, sondern zu unseren Überzeugungen zu stehen, für sie einzustehen.

Für den Gott und Vater Jesu sind alle lebendig

  • Jesus lebte den Glauben, dass Gott „kein Gott von Toten, sondern von Lebenden ist; denn für ihn sind alle lebendig.“[4] Auch die Verstorbenen und Umgebrachten. Daher nahm er selbst wie die Evangelien betonten die Schmach des Kreuzestodes auf sich, weil er darauf vertraute, dass der Gott Israels zu denen steht, die Zeugnis für ihn ablegen, ja dass er sie auferwecken wird.

Der Christ hat teil an der Schmach Jesu

  • Der Hebräerbrief fordert die Jünger und Jüngerinnen Jesu auf, „Lasst uns also zu ihm vor das Lager hinausziehen und seine Schmach auf uns nehmen.“[5] Der Jünger und die Jüngerin sollen also bereit sein, die Ablehnung und das Ausgestoßen werden, also die Schmach Jesu mitzutragen.
  • Die friedlichen wehrlosen Christen und Christinnen in Bagdad haben es an Leib und Leben erfahren, wozu Christenhasser fähig sind. Allein der Glaube an die Auferweckung von den Toten, macht es möglich solch schreckliche Greueltaten auszuhalten, ohne verrückt zu werden.

3 Wer kann die Christen in Bagdad und uns trösten?

Solidarische Politik
Es ist gut, dass z.B. der Generalsekretär Hermann Gröhe im Namen der CDU nicht nur sein tief empfundenes Beileid und seine Anteilnahme ausdrückte, sondern zugleich den Botschafter des Irak eindringlich bat, die Anstrengungen zum Schutz der christlichen Minderheit im Irak zu verstärken.

Unser Gebet für die Verfolgten

  • Unsere Solidarität mit den Christen im Irak muss sich noch steigern. Das Gebet für die verfolgten und gemarterten Christen auf der ganzen Welt müssen wir intensivieren. Paulus bittet die Christen in Thessalonich, sie möchten darum beten, dass er uns seine Begleiter „vor den bösen und schlechten Menschen gerettet werden.“[6] „Denn nicht alle nehmen den christlichen Glauben an“,[7] der nicht nur die Liebe zum Nächsten verlangt sondern auch die Liebe zu den Feinden.
  • Wir werden daher auch für diese verblendeten hasserfüllten Muslime beten, dass sich „das Wort des Herrn“ auch bei ihnen „ausbreitet und verherrlicht wird“.[8]

Gott und Jesus trösten

  • Letztlich können nur Jesus Christus der Gekreuzigte und Auferstandene und Gott, unser Vater sie trösten. Sie mögen in dieser schweren Bedrängnis erfahren, dass er sich ihnen bei der Taufe liebend zugewandt hat, und ihnen in diesem Zugewendetsein - das bedeutet ja Gnade - „ewigen Trost und sichere Hoffnung“ schenkt.[9]
  • Gott ist treu. Das hat er an Jesus gezeigt, der gewaltsam und schmachvoll umgebracht wurde. Er hat ihn nicht im Tod gelassen. Er hat ihn auferweckt und zum Herrn des Alls erhoben. Diese seine Liebe über den Tod hinaus wird er auch den in Bagdad Getöteten schenken. Bei ihm kann sie der Hass irregeleiteter und von Al Qaida verführter Menschen nichts mehr anhaben.
  • Im Hallelujaruf vor dem Evangelium haben wir es Gott preisend gehört „Jesus Christus ist der Erstgeborene der Toten.“[10]

Die Treue Gottes und die Treue der Christen

  • Wer Gott und seinem Christus treu ist bis in den Tod, der darf mit dem Antwortpsalm sprechen: „Ich will in Gerechtigkeit dein Angesicht schauen, mich satt sehen an deiner Gestalt, wenn ich erwache.“[11]
  • Der Hebräerbrief rät in allen Bedrängnissen und Lebenslagen  „auf Jesus zu blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens; er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt.“[12]
  • Das ist die Zukunft, die jene erwartet, die für die Auferstehung Zeugnis ablegen durch ihr Leben und ihr Sterben.

[1] Handgranaten in die volle Sakristei, in FAZ Nr. 255 S.7
[2] FAZ Nr 255/2010 Die 2.Nov. 2010 S.7
[3] 2 Makk 7,9
[4] Lk 20,38
[5] Hebr 13,13
[6] 2 Thes 3,2
[7] ebd
[8] 2 Thess 3,1
[9] 2 Thess 2,16
[10] Offb 5,a
[11] Ps 17,15
[12] Hebr 12,2

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