http://eo-bamberg.de/eob/dcms/sites/bistum/pfarreien/dekanate/forchheim/
veit_dennert/predigten/2010/6_osterso_c2010.html
Dienstag 23.04.2024, 14:22 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

Übersicht

 2010 (C)

Homilie am 6. Ostersonntag in der Sonntagvorabend- und der Sonntagabendmesse in St. Michael Neunkirchen

===>> zu den biblischen und liturgischen Texten des Sonntags
===>> zur Gottesdeinstvorlage
===>> Predigt im Orginalformat lesen oder herunterladen
===>> Predigt als Podcast nachhören oder herunterladen

 Gott und Jesus auf Wohnungssuche

1. Allerlei Wohnungssuchende

  • Einmal ehrlich! Möchten sie mit jemanden zusammen wohnen, der ihnen das Blaue vom Himmel verspricht, aber in Wirklichkeit sie nur ausnehmen und ganz in seine Gewalt bringen will?
  • Mehr noch! Wer darf in unserer Seele, in unserem Herzen wohnen? Auch dafür gibt es viele Wohnungssuchende, leider oft mit verderblichen Absichten.
  • Es sind nicht nur irregeleitete Menschen, die ihren Einfluss auf uns ausüben wollen. Der Epheserbrief spricht von dem Kampf "gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher der finsteren Welt, gegen die bösen Geister des himmlischen Bereichs." [1]
  • Darum mahnt er "gebt dem Teufel keinen Raum".[2] Ja, er fleht uns an: "Ich sage es euch und beschwöre euch im Herrn lebt nicht mehr wie die Heiden in ihrem nichtigen Denken!" Der Epheserbrief sagt klar und deutlich, warum solches Leben menschenunwürdig ist: "Ihr Sinn ist verfinstert. Sie sind dem Leben, das Gott schenkt, entfremdet durch die Unwissenheit, in der sie befangen sind, und durch die Verhärtung ihres Herzens."[3]
  • Wohin solches auf Nichtigkeiten gerichtete in der Sinnlosigkeit endende Denken und Leben führt, zeigt der nächste Vers.
"Haltlos wie sie sind, geben sie sich der Ausschweifung hin, um voll Gier jede Art von Gemeinheit zu begehen."[4]
  • Einer solchen heidnischen Umwelt damals wie heute muss der Christ sein entschiedenes Nein entgegen setzen; denn "Das entspricht nicht dem, was ihr von Christus gelernt habt."[5] Mit dem Nein zu heidnischer Lebensart beginnt die Renovierung des inneren Menschen, der Seele und des Geistes. "Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung und Begierde zugrunde geht, ändert euer früheres Leben und erneuert euren Geist und Sinn!" [6] Der heilige Jakobus mahnt: „Ordnet euch also Gott unter, leistet dem Teufel Widerstand; dann wird er vor euch fliehen.“[7]

Die Renovierung unserer innersten Wohnung will Gott durch Jesus im Heiligen Geist ausführen. Denn

2. Gott und Jesus möchten bei uns und in uns wohnen

2.1 Je mehr Menschen einander lieben, desto mehr drängte es sie, bei einander zu wohnen.

Wie groß also muss die Liebe Gottes und Jesu zu uns sein, dass der Vater und der Sohn bei uns und in uns wohnen wollen. "Wie mich der Vater geliebt, so habe ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe." In der liebenden Beziehung zwischen Menschen gilt, je mehr einer auf den anderen eingeht, ihm zuhört und mit ihm redet, desto mehr wird jeder im Herzen des anderen wohnen. Vom Wohnen Gottes und Jesu bei seinen Jüngern und Jüngerinnen bei uns und in uns spricht Jesus im heutigen Evangelium.

2.2 Dem soeben gehörten Abschnitt des Evangeliums geht die Frage eines Apostels voraus: "Herr, warum willst Du dich nur uns offenbaren und nicht der Welt."[8]

 Der Jünger wundert sich, warum die Welt von der Selbstoffenbarung des Herrn ausgeschlossen ist. Diese Frage ist uns deshalb überliefert, weil schon die Zeitgenossen der Urkirche die kritische Frage stellten: wieso erscheint Christus, wenn er auferstanden sein soll, nur seinen Jüngern? Heidnische Philosophen fragen um 150 und 180 n. Chr. ähnlich. Sie meinen, Christus hätte gerade seinen Feinden erscheinen müssen.

2.3 Die Frage des Apostels gibt Jesus die Gelegenheit, seinen zurückbleibenden Jüngern noch deutlicher zu sagen, wie sich ihnen in Zukunft, da er nicht mehr sichtbar bei ihnen ist, die Liebe des Vaters erschließt, wie er und der Vater zu uns kommen.

"Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen."[9]
  • Das erste ist also, dass ich Jesus liebe. Diese Liebe fängt damit an, dass es Jünger und Jüngerinnen gibt, die Jesus verkünden, ihn anderen nahe bringen, zum Beispiel die Eltern ihren Kindern, der Freund dem Freund, die Freundin der Freundin, usw.
  • Dort wo einer mit Jesus bekannt gemacht wird, wo er anfängt sich für ihn zu interessieren, wo er fasziniert ist von seiner Person, wird ihm auch sein Wort, seine Botschaft wichtig. Er wird anfangen, sich an seinem Wort festzuhalten.

2.4 Jüngerin und Jünger geworden wird sich Jesu Wort von der Liebe des Vaters ganz tief in uns einprägen

  • Der ewige, gewaltige Gott, der Himmel und Erde, ja den ganzen Kosmos, die sichtbaren und unsichtbaren Dinge erschaffen hat, wird sich Dir ganz persönlich zuwenden und Dir seine Liebe schenken. Du wirst seine liebende und schöpferische Nähe als Einwohnung in der Christengemeinde und in dir persönlich erfahren.
  • Beide, der Vater und Jesus werden zum Jünger und zur Jüngerin kommen und bei ihnen wohnen. Mit Jesus, der sich den Jüngern innerlich erschließt, kommt auch der Vater zu uns, wir werden also in die Lebens- und Liebesgemeinschaft Gottes einbezogen.

2.5 Damit beantwortet Jesus auch die indirekte Frage des Apostels, warum er sich nicht der Welt offenbare.

Die Welt liebt ihn nicht und deshalb ist ihr gegenüber Offenbarung nicht möglich.
  • Ich werde also die Liebe Gottes und seine beglückende Nähe nur erfahren, wenn ich Jesus liebe und an seinem Wort festhalte, ihn dort suche, wo er seine Nähe und Gegenwart verheißen hat: inmitten der Kirche, die sich versammelt, um sein Wort zu hören, sein Testament zu öffnen und zu feiern. Denn so hat er uns verheißen: "Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen."[10]
  • Daran erinnert uns das Medaillon über dem St. Michaels Bild des früheren Hochaltars. »Deliciae meae esse cum filiis hominum« - »Meine Wonne ist es bei den Menschenkindern zu wohnen.“ [11] Es ist eine Wonne für Gott bei uns zu sein. Wie aber steht es mit uns, wenn wir die Einladung zum Gottesdienst vernehmen?
  • Wenn ich feststellen muss, dass mir Gott unendlich fern zu sein scheint, dass ich nichts von seiner Liebe spüre, dann muss ich mich allen ernstes fragen: Wo fehlt es an meiner Liebe zu Jesus und meinem Festhalten an seinem Wort?
  • Ist mir an der Einwohnung Gottes gelegen, werde ich mein bisheriges Leben ändern, meinen Geist und Sinn, meine innere und äußere Aufmerksamkeit wieder auf Jesus lenken. Was kann ich persönlich dazu tun? Ich werde auf das Wort der Schrift wieder genau hinhören und es meditieren, damit es in mir einwurzelt.

Der nun folgende Abschnitt des Evangeliums spricht

3.Von dem von Jesus verheißenen Beistand, vom Heiligen Geist.

3.1 mit dem Weggang Jesu und dem Kommen des Geistes beginnt eine neue Zeit.

  •  Die direkte Unterweisung der Jünger und Jüngerinnen ist damit zu Ende. Von nun an lehrt sie der Heilige Geist. Johannes sieht die Wirkung des Heiligen Geistes vor allem darin, dass der Inhalt der Verkündigung Jesu sich der Gemeinde erschließt. Die Gemeinde Jesu ist also der erste Ort wo sich der Herr uns mitteilen will. Wer der Gemeinde fern bleibt, beraubt sich selber dieser Chance.
  • Schon die Offenbarungstätigkeit Jesu wird als Lehre und Lehren bezeichnet. So setzt der Beistand, der Heilige Geist, die Offenbarung Jesu fort, und zwar nicht mit neuen Lehren, sondern mit der Vertiefung dessen, was Jesus selbst gelehrt hat.
  • "Der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, er wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe."[12]

3.2 Das Wirken des Beistandes Gottes geschieht auf doppelte Weise:

  • Einmal im Wort der Verkündigung und zum anderen im Herzen der Glaubenden. Der erste Petrusbrief beschreibt dies so: "Den Propheten wurde offenbart, dass sie damit (mit ihrer Verkündigung) nicht sich selbst, sondern euch dienten; und jetzt ist euch dies alles von denen verkündet worden, die euch in der Kraft des vom Himmel gesandten Heiligen Geistes das Evangelium gebracht haben."[13]
  • Das Lehramt in der Kirche, der Dienst der Verkündigung, ist der Weg durch den der Heilige Geist lehrt und erinnert. Dem entspricht das Wirken des Heiligen Geistes im Glaubenden. Im Galaterbrief bezeugt Paulus:

"Weil ihr aber Söhne seit, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: Abba, Vater!"[14]

4. Die beste Vorbereitung auf die Ausgießung des Heiligen Geistes, ist die Erneuerung unserer Liebe zu Jesus und das Festhalten an seinem Wort.

  • Gott antwortet darauf, indem er und Jesus in uns Wohnung nehmen und uns mit einem Frieden beschenken, den die Welt niemals geben kann. Wie sich dieser Friede Christi als Gabe Gottes auswirken soll, wird mit der Mahnung und Zusage beschrieben: "Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht...Ich gehe fort und komme wieder zu euch zurück.“[15]
  • An was halten wir nicht alles fest, oft krankhaft und starrköpfig, an Sachen, an lieb Gewordenem, an Vergänglichem. Festhalten und festhalten können zweierlei sein. An einem aber sollten wir unbedingt festhalten: An der Person Jesu, der uns mit der Liebe des Vaters liebt; er ist auferstanden, er lebt, und schenkt uns die Fülle des Lebens bei Gott.
  • Von ihm sagt der Hebräerbrief[16] „Christus aber ist treu als Sohn, der über das Haus Gottes gesetzt ist; sein Haus aber sind wir, wenn wir an der Zuversicht und an dem stolzen Bewusstsein festhalten, das unsere Hoffnung uns verleiht.“


[1] Eph 6,12
[2] Eph 4,27
[3] Eph 4,18
[4] Eph 4,19
[5] Eph 4,20
[6] Eph 4,22f.
[7] Jok 5,8f.
[8] Joh 14,22
[9] Joh 14,23
[10] Mt 18,20
[11] vgl Spr 8,31
[12] Joh 14,26
[13] 1 Petr 1,12
[14] Gal 4,6
[15] Joh 14,27f.
[16] Hebr 3,6

 

 

http://eo-bamberg.de/eob/dcms/sites/bistum/pfarreien/dekanate/forchheim/
veit_dennert/predigten/2010/6_osterso_c2010.html
Dienstag 23.04.2024, 14:22 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert