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Dienstag 16.04.2024, 22:58 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

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2010 (C)

Homilie am Christkönigsfest in Rödlas

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Christkönig, Halleluja, Halleluja[1]


1 Die Salbung Davids zum König von Israel – was hat das mit dem Christkönigsfest zu tun?

So habe ich mich bei der Vorbereitung auf den Christkönigssonntag gefragt. Vielleicht ging es ihnen beim Hören der 1. Lesung ähnlich. Was mag die Verantwortlichen der Liturgiereform zu dieser Auswahl bewogen haben?
  • Jahwe hat seinem Volk, das er sich aus allen anderen Völkern erwählt und aus Ägypten befreiend herausgeführt hat, nicht erlaubt, zu leben wie alle anderen Völker. Von ihm berufene Männer, ganz auf ihn hörend und ihm verantwortlich sollten das Volk führen.
  • Als der charismatische Richter und Prophet Samuel alt geworden war, kommen die Israeliten zu ihm und sagen: „Du bist nun alt, und deine Söhne gehen nicht auf deinen Wegen. Darum setze jetzt einen König bei uns ein, der uns regieren soll, wie es bei allen Völkern der Fall ist.“[2]
  • Samuel missfiel es, dass sie sagten: Gib uns einen König, der uns regieren soll. Samuel betete deshalb zum Herrn. Und der Herr sagte zu Samuel: „Hör auf die Stimme des Volkes in allem, was sie zu dir sagen. Denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen: Ich soll nicht mehr ihr König sein.“ [3]
  • Im Auftrag Gottes muss Samuel den Israeliten die Konsequenzen aufzeigen. Ein König bedeutet für sie: Unfreiheit, drückende Steuern und Lasten. Aber die Israeliten bestehen auf einem König. Der wird ihnen in dem schwermütigen Saul und dann in der großen Persönlichkeit Davids gegeben. „Du sollst der Hirt meines Volkes Israel sein!“ [4] Wie der Hirt für seine Herde sorgt, sie auf gute Weide führt, sie mit seinem Leben verteidigt, so soll es der König tun.
  • David kann zwar die Stämme Israels zu einem Reich vereinigen, aber schon nach dem Tod seines Sohnes Salomon kam die große Spaltung. Die meisten der Könige Israels gingen nicht die Wege Gottes. Sie brachten Unheil über das Volk. So wurde wahr, was Gott dem Samuel prophezeit hatte: „An jenem Tag werdet ihr wegen des Königs, den ihr euch erwählt habt, um Hilfe schreien, aber der Herr wird euch an jenem Tag nicht antworten.“ [5]
2 Jesus – ist unser wahrer König auf Davids Thron

Er wird in seinem allumfassenden Reich das Getrennte vereinen. Er wird durch den Engel als der angekündigt, dessen „Herrschaft kein Ende haben wird.“ [6]

2.1 In dem Lied: „Gelobt seist du, Herr Jesu Christ“, wird in einprägsamen Bildern das Königtum Jesu Christi besungen.[7]
  • Jede Strophe schließt mit dem einprägsamen Refrain: „Christkönig, Halleluja, Halleluja.“ Das „Fest Christi des Königs“ ist ein sehr junges Fest: Erst 1925 wurde es vom damaligen Papst Pius XI. eingeführt.
  • Es war die Zeit kurz nach dem ersten Weltkrieg, in der große und glanzvolle Monarchien, König- und Kaiserreiche zu Ende gegangen waren, die über Jahrhunderte hinweg die Geschichte der Völker wie die Geschicke der einzelnen Menschen geprägt hatten: Deutschland, Österreich und Russland.
  • Es war eine Zeit des großen Umbruchs, politischer Umwälzungen, die den Menschen von jeher Angst machen. Es war eine Zeit, in der neue Staaten entstanden, die an die Stelle der alten traten, Staaten und Regierungen, die freilich noch schwach erschienen, unsicher, instabil. Der Liedtext ist 1928 also kurz vor Beginn der Naziherrschaft entstanden.
  • In mancherlei Hinsicht war jene Zeit der unseren heute ähnlich. Wir leben auch in einer Zeit des Umbruchs. Schlagwörter wie „Globalisierung“ und „Finanzkrise“ machen Angst.
  • Da ist es gut glauben zu dürfen, dass es ein Reich gibt, das nicht zusammenbrechen kann, das „ohne Ende währen“ wird. Ein Reich, in dem das Geschick, das „Los“ jedes einzelnen Menschen in guten Händen liegt. Ein Reich, in dem auch die Zukunft und alles, was „der Zeiten Schoß birgt“, stabil, sicher und ohne Willkür sein wird: Das Reich des Königs Jesus Christus, den Gott von den Toten auferweckt und zum Herrn des Alls eingesetzt hat.[8]
2.2 Der Gedanke an diese Art von Herrschaft war und ist nicht selbsttrügerische Hoffnung nicht billiger Trost.

Was an diesem Fest und in dem Lied über den König Christus gesagt wird, gründet vielfach in den Aussagen Christi selbst, der den Menschen das Reich Gottes, durch sein Reden und Handeln verkündet, ja erfahrbar gemacht hat.
  • Es ist dies das ganze andere Reich, die ganz andere Herrschaft. „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“[9] Also nicht mit irdischer Herrschaft und Macht zu vergleichen. Wie nur Gott selber kann Jesus von sich sagen: „Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“[10]
  • Er ruft uns ins Gedächtnis „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein.“[11] Wir haben es hier nicht mit einem Gegenmodell zu bestehenden Vorstellungen von Königtum und Herrschaft zu tun.
  • Das zeigen schon die Zusammenhänge, in denen der Titel „König“ für Jesus in den Evangelien begegnet: Der Säugling im Futtertrog eines Viehstalles wird als König gesucht,[12] die gefesselte und erbärmliche Gestalt vor dem Richter Pilatus als König geschmäht,[13] über dem am Kreuz Erhöhten die Tafel mit der Inschrift angebracht „König der Juden“.[14]
  • Viele Juden damals, von den Aposteln angefangen, haben ihn als ihren König erkannt, die maßgebenden, herrschenden Kreise aber haben ihn verworfen. Und doch ist in diesem kleinen Kind, in der Spottgestalt am Kreuz Gott selbst den Menschen erschienen, haben wir in diesem liebevollen Leben und sich in Gottes Willen hingebenden Sterben Christi etwas vom Wesen Gottes und der Art seiner Herrschaft erfahren.
  • Das Reich der Himmel, das Königreich Christi hat keine Grenzen, d.h. seine Liebe wendet sich allen Menschen zu, allen will er guter Hirt, Spender des Lebens sein. Und seine Herrschaft ist ohne Ende, ewig, weil Gott ewig ist und Christus in ihm. (1. Strophe)
  • Diese Grenzenlosigkeit beschränkt sich nicht auf irdische oder gar staatliche Grenzen. Alles, was im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ist, so heißt es im Brief an die Philipper, muss seine Knie beugen und bekennen: „Jesus Christus ist der Herr zur Ehre Gottes des Vaters.“[15] Denn nachdem er sich selbst erniedrigt hat, hat Gott ihn über alle erhöht.[16]
  • Er ist der Maßstab aller Schöpfung, ihr Anfang und ihr Ziel, Alpha und Omega, wie der erste und letzte Buchstabe des griechischen Alphabets lauten, oder A und 0, wie es im Lied heißt. Ihr Anfang ist Christus, weil er als das „ewige Wort“ verstanden wurde, in dem Gott, die Welt erschaffen hat. Und als dieses Wort, das Fleisch geworden ist, hat er unter uns gewohnt. Das Ziel des Menschen und der ganzen Schöpfung ist Christus, weil Gott alles in ihm vollenden und zu sich führen will. (2. Strophe)
2.3 Und doch will Christus jedem einzelnen von uns „zu Gericht oder Gnade gegenwärtig“ werden,

So hat es Martin Luther einmal formuliert. Wir begegnen ihm ganz konkret in unseren Mitmenschen, vornehmlich in den „Geringsten“. In ihnen will er gesehen und geliebt werden. Die heilige Elisabeth hatte das begriffen und kompromisslos gelebt.
  • Wir hören sein Wort hier und jetzt. Im Evangelium steht er lebendig vor uns. So lebendig, dass wir ihn grüßen mit „Ehre sei dir, o Herr“ und „Lob sei dir, Christus.“
  • Wir empfangen ihn selbst im Mahl von Brot und Wein. So lebendig, dass wir angesichts der heiligen Speise wie der heidnische Hauptmann ihm sagen: „Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“
  • Wer ihm begegnet, muss sich auch ihm und seinem Evangelium stellen. Er fordert uns auf: Kehrt um, das Reich Gottes ist nahe. Werdet anders, denn mein Königtum ist anders als das der Welt. Werdet zu Menschen, in denen etwas von der in mir anwesenden Liebe Gottes aufstrahlt.
  • So begegnet er uns auch am Ende unseres Lebens, am Ende der Zeiten. Die Evangelien schildern ihn uns auch als Richter, der darüber befinden wird, ob und wie wir die Botschaft von seinem Königtum, von der Königsherrschaft Gottes, verstanden und gelebt haben.
  • Beten wir um die Gabe seines Geistes. Er wird uns befähigen und antreiben das Leben bei ihm und bei Gott zu finden. „O sei uns nah mit deinem Licht, mit deiner reichen Gnade, und wenn du kommst zu dem Gericht, Christ in dein Reich uns lade.“[17]
  •  Das Lied: „Gelobt seist du, Herr Jesu Christ“ ist kein einfaches Lied, so wie auch das Fest des Königs Christus nicht einfach ist. Die Idee des Königtums Christi will keinen Ersatz bieten für untergegangene Ideale oder ein Gegenmodell zur politischen Gegenwart.
  • Sie ist Ausdruck der Hoffnung auf eine „Herrschaft“, die ganz anders ist, als wir sie kennen, und in der wir uns wirklich aufgehoben und angenommen wissen können. Und wir dürfen und sollen als Christen schon davon etwas sichtbar und erfahrbar machen mitten in den oft grausamen Herrschaftsverhältnissen dieser Welt.
  • Daher dürfen wir aus ganzem Herzen das „Christkönig, Halleluja“ singen. Gelobt und gepriesen sei Jahwe, der uns Jesus als den König unserer Seele und unseres Lebens, den König der Zeit und Ewigkeit gibt, in dem Gott mit seiner ganzen Fülle wohnt und alles mit sich versöhnt.[18]

[1] Liedpredigt am Christkönigssonntag (GL 560)
[2] 1 Sam 8,5
[3] 1 Sam 8,5-7
[4] 2 Sam 5,2
[5] 1 Sam 8,18
[6] Lk 1,33
[7] Monika Maßmann in :Liturgie Konkret digital 1998/11
[8] Heb 1,2
[9] Joh 18,36
[10] Joh 10,11
[11] Mt 20,25-27
[12] Mt 2,2
[13] Mt 27,11; 27,29
[14] Mt 27,37
[15] Phil 2,11
[16] Phil 2,19
[17] GL 560/4
[18] Kol 1,19

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