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Freitag 29.03.2024, 08:39 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

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Lesejahr 2011 (A)

Homilie zu1 Kön 19,1-16 am 19.So. in St. Michael Neunkirchen a.Brand

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Das leise Walten Gottes.[1]

1.Warum pleite?
  •  Wenn einer ein Geschäft gründet und nach einiger Zeit pleite macht, dann wird er sich fragen, wie konnte es dazu kommen? Entweder hat er schlecht gewirtschaftet, den Markt falsch eingeschätzt, sich zu wenig eingesetzt oder schlechte Ware produziert.
1.1 Wie aber ist das bei einem, der wie Elija von Gott zum Propheten berufen
      wurde?

  • Obwohl er sich bis zum äußersten eingesetzt hat, steht er vor der Pleite. Kann er denn von seinem göttlichen Auftraggeber etwa nicht erwarten, dass dieser ihm zum Erfolg verhilft? Er hat sich doch wirklich ganz und gar für ihn eingesetzt.
  •  Elia wird von einer tiefen Niedergeschlagenheit erfasst angesichts der Erfolglosigkeit seines Wirkens. Er wünscht sich den Tod. Und wir können ihn verstehen.
1.2 Gott aber reißt ihn aus seiner Niedergeschlagenheit heraus.
  • Zweimal rührte ihn Gott durch seinen Engel an und befiehlt ihm zu essen und zu trinken. Beim 2. Mal kommt Elija wieder auf die Beine. Gott sagt ihm nicht, wohin die Reise geht. Er sagte nur: „Du hast noch einen weiten Weg.“
  • Nur wenn er sich von Gott stärken lässt und erhebt, wird er diesen Weg schaffen, „sonst ist er zu weit für dich.“
  • Ja, der Weg zur wahren Gotteserkenntnis ist weit auch für einen Berufenen und Gesandten. Lange dauert es, bis er lernt, nach Gottes Art zu handeln, sich in den Willen Gottes hinein zu fühlen, bis er ruht in ihm.
1.3 Elija macht sich auf den Weg
  •  Er geht zum Gottesberg Horeb auf dem Sinai. Es ist der Berg der Gesetzesverkündigung und des Bundesschlusses. Unter Blitz und Donner hat sich Gott damals kundgetan.
  •  Elija geht also an den Ausgangspunkt des Gesetzes und des Bundes, und damit seiner Sendung zurück. Das ist einleuchtend.
  • Vielleicht haben wir uns in einer Lebenskrise schon ähnlich verhalten. Wir haben uns gefragt: Wozu bin ich damals angetreten? Was hat mich bewogen, diesen Schritt zu tun, diese Aufgabe zu übernehmen? War meine Begeisterung damals vielleicht eine Selbsttäuschung? War es wirklich der Wille Gottes? Woran habe ich mich damals orientiert?
1.4 Sind es die Verhältnisse, die straucheln lassen?
  • Unter dem König Ahab (875-854) und seiner aus Phönizien stammenden, heidnischen Gemahlin Isebel, drang im Nordreich Israels der Baalskult ein. Dieser drohte den Glauben an Jahwe, den einzigen Gott Israels, zu verdrängen. Der Prophet Elija kämpfte leidenschaftlich gegen diese dem Gottesglauben drohende Gefahr.
  • Er drohte das Gottesgericht an, das in Gestalt einer verheerenden Trockenheit über das Land kam.
  •  Es gelang ihm auch bei einem Gottesdienst auf dem Karmel das Volk zu einem Progrom gegen die heidnischen Priester aufzurufen, die von der aufgebrachten Menge gelyncht wurden.
  • Daraufhin überredete Isebel ihren Gemahl zu einer Verfolgung der Jahwepropheten und Verhaftung des Elija. Alles scheint sich gegen ihn verschworen zu haben.
  • Tief niedergeschlagen fängt er an, die Schuld bei sich zu suchen. „Ich bin nicht besser als meine Väter. Herr, nimm mein Leben.“ Gott aber scheucht ihn auf aus seiner Depression und Resignation. Gott duldet nicht, dass sein Prophet darin versinkt.
2. Am Gottesberg Horeb angekommen ergeht das Wort des Herrn
    an ihn: „Was willst du hier, Elija?

  • Der Prophet klagt ihm seine Not, es ist das alte Lied der Erfolglosigkeit, ja fast des Vorwurfs der mangelnden Hilfe Gottes: „mit leidenschaftlichem Eifer bin ich für den Herrn, den Gott der Heere eingetreten, weil die Israeliten deinen Bund verlassen, deine Altäre zerstört und deine Propheten mit dem Schwert getötet haben. Ich allein bin übrig geblieben und nun trachten sie mir nach dem Leben.“[2]
 2.1 Statt einer Antwort erfährt der Prophet eine Gottesbegegnung
  • In ihr wird Ihm das wahre Wesen Gottes offenbart. Gott will sich im Wirken und Verhalten des Propheten widerspiegeln.
  • Zwar ist nach anderen biblischen Texten das Erscheinen Gottes manchmal von Gewitterphänomenen, Sturm und Erdbeben begleitet, wie es ja auch bei der Gottesoffenbarung an Israel am Sinai der Fall war.
  • Hier erfährt Elia, dass dies höchstens Vorboten Gottes sind, nicht aber sein wahres Wesen zum Ausdruck bringen. Der Gott Israels offenbart sein Wesen in der Stille, im leisen Wehen des Geistes.
2.2 Durch diese Offenbarung Gottes erfährt das bisherige Auftreten des Elia
      eindrucksvolle Kritik.

  • Elija musste lernen: Nicht die polternde Gerichtspredigt und nicht das leidenschaftliche Aufpeitschen zum Progrom gegen die Vertreter fremder Religionen, nicht die Vernichtung der Feinde Gottes sind mir aufgetragen,
  • sondern der beharrliche Dienst und das in der Stille zu vollziehende Gebet für sein Volk, das werbende, gütige Ringen um die Seelen seiner Glaubens- und Volksgenossen und das überzeugende Beispiel eines Lebens in der Gemeinschaft mit Gott.
  • Aus dieser Erfahrung und Begegnung mit Gott findet Elija seine innere Ruhe, seinen seelischen Frieden wieder. Die Depression fällt von ihm ab, die Frustration das Gefühl der Vergeblichkeit schwindet. Erneut von Gott beauftragt und gesendet geht er vom Horeb fort um weiter seinen Dienst für ihn zu tun.
3. Die Erfahrung des Elija ist für jeden Christen wichtig.
  • Auch wir erhoffen uns oft Erfolg von spektakulären Maßnahmen, von großen Auftritten, von Events, die uns für einige Stunden aus dem Alltagstrott herausreißen. Es tut uns gut zu hören, bei euch tut sich was, ist etwas los. Bis wir eines Tages vor dem Nichts stehen.
3.1 Gott belehrt uns durch Elia eines anderen
  • Er bestätigt dies im Evangelium an der Gestalt des Petrus. Nicht die leidenschaftliche Begeisterung befähigt zum Aposteldienst sondern der in der Stille aufkeimende Glaube an die wirkmächtige Gegenwart des Herrn. Diese erfahren die Jünger, als Jesus mit ihnen im Boot ist.
3.2 Es legte sich der Wind
  • Nicht nur der die Wogen des Sees aufwühlende Wind, sondern auch der über das Wasser gehende Jesus erfüllt sie mit Schrecken, so dass sie vor Angst schreien. Einst wollten sie in ihrem verletzten Übereifer Feuer vom Himmel auf die ungastliche Stadt herabrufen. Jetzt versetzt sie das geheimnisvolle Kommen Jesu in Angst und Schrecken.
  • Erst das erlösende „Ich bin es, fürchtet euch nicht“ und die den sinkenden Petrus rettend ergreifende Hand Jesu verwandelt ihre Angst und ihren Schrecken in das anbetende Bekenntnis: „Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn.“ Das allein ist die einzig wirksame Waffe gegen die uns ängstigenden Schrecken dieser Welt.
3.3 Sören Kierkegaard hat einmal geschrieben:
Der heutige Zustand der Welt,
Das ganze Leben ist krank.
Wenn ich Arzt wäre und man mich fragte,
Was rätst du?
Ich würde antworten: Schaffe Schweigen!
Bringe die Menschen zum Schweigen.
Gottes Wort kann so nicht gehört werden.
Und wenn es unter der Anwendung
lärmender Mittel
Geräuschvoll hinausgerufen wird,
Dass es selbst im Lärm gehört werde,
So ist es nicht mehr Gottes Wort.
Darum schaffe Schweigen!

Romano Guardini hat es kurz und bündig so formuliert:

3.4 »Nur im Schweigen gelangt der Mensch vor Gott«
  • Unsere freie Zeit, auch die Ferien und den Urlaub könnten wir nützen, uns beim Wandern, beim Besuch einer Kirche, beim Gehen durch die Felder und Wälder zum Schweigen zu bringen, damit Gott wieder zu uns reden kann.
  • Das Pfadfinderlied von 1931, das später als Lied der studentischen Widerstandsgruppe Weiße Rose gegen den Naziterror galt, bringt es auf den Punkt:
  • „Schließ' Aug' und Ohr für eine Weil' vor dem Getös' der Zeit. Du heilst es nicht und hast kein Heil, als wo dein Herz sich weiht.“ Ja, darum geht es: In der Stille unser Herz, unsere ganze Person Gott zu weihen, darzubringen.
  • Ob wir nicht wie Elija ab und zu unser Gesicht bedecken sollten, um das uns Ablenkende und Vereinnahmende nicht mehr zu sehen, sondern im Schweigen, in der Stille IHN zu vernehmen, der allein unser Herz zur Ruhe bringen kann? Geben wir dem leisen Walten Gottes in uns und bei uns wieder Raum.
  • Und wenn uns dies gar nicht gelingen will. Wenn wir unterzugehen drohen im Höllenlärm der Welt und dem sich aufblähenden Pomp des Teufels. Dann sollten wir wie der untergehende Petrus rufen: „Herr rette mich! Ich gehe unter!“

[1] Homilie zu 1 Kön 19,1-17
[2] 1 Kön 19,10

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