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Freitag 19.04.2024, 09:41 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

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Lesejahr 2013 (C)

Predigt am Fest der Heiligen Familie in Rödlas »Regina pacis«

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Gott zuerst - auch heute in unseren Familien
 
Stola »Die Heilige Familie Jesus, Maria, Josef« Von den St. Hildegardis Benediktinerinnen in Orselina/Tessin
Stola »Die Heilige Familie Jesus, Maria, Josef« Von den St. Hildegardis Benediktinerinnen in Orselina/Tessin
1 Wie ging es mit Jesus weiter

  •  Nachdem er in einem Stall zur Welt gekommen war? Wie verlief seine Kindheit und Jugend? Die Evangelien berichten darüber nur zurückhaltend. Matthäus und Lukas erzählen zwar von Jesu Geburt, doch dann schweigen auch sie bis zum ersten öffentlichen Auftreten Jesu.
  • Eine einzige Geschichte unterbricht dieses nahezu drei Lebensjahrzehnte dauernde Schweigen: die Geschichte des zwölfjährigen Jesus im Tempel. Nur Lukas erzählt ein Ereignis aus der Jugendzeit Jesu: ”Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach.”[1]
2 Maria und Josef – fromme Leute
  • Beide werden selbstverständlich Jesu Eltern und fromme Leute genannt. Jedes Jahr besuchen sie die Hauptstadt Jerusalem, um dort das Paschafest zu feiern, das bis heute seinen festen Platz in den jüdischen Familien überall auf der Welt hat.
  • Sieben Tage dauert das Fest. An ihm blickt man auf die Anfänge des Volkes Israel, seine Bewahrung und Errettung aus Ägypten zurück. Man isst und trinkt zusammen, und wenn das jüngste Kind, dem Brauch entsprechend, den Vater gefragt hat: ”Worin unterscheidet sich diese Nacht von den anderen Nächten des Jahres?”, so erzählt dieser die alte Geschichte vom Auszug der Kinder Israels aus Ägypten; diese erinnert bis heute daran, dass der lebendige Gott ein Gott der Befreiung ist. Ein Gott, der Not und Unterdrückung sieht und aus allem herausführen kann.
3 Christliche Eltern heute
  • Können wir uns vorstellen, was es bewirken würde, wenn Eltern auch bei uns so ihren christlichen Glauben erklärten - den Inhalt unserer christlichen Traditionen, unserer Feiertage? Weil das heute kaum mehr geschieht, befindet sich der christliche Glaube bei uns in einer Krise, und die Jugendlichen gehen auf Distanz.
  • Die Folge dieses Ausstiegs aus der Kirche ist für viele eine radikale Diesseitsorientierung. Man glaubt an Wissenschaft und Technik, strebt vor allem nach Selbstverwirklichung und Unterhaltung und hat den letzten Beurteilungsmaßstab dieser Welt von Gott auf das eigene Ich übertragen.
4 Geht bei uns die Familie den Bach hinunter?
  • Die Süddeutsche Zeitung behauptet „Wirtschaftlich scheint Deutschland ein Musterschüler, in Sachen Sozialkompetenz jedoch ein Komplettversager zu sein.“ Eine Studie behauptet, in Sachen Familie sei in Deutschland nicht viel los.
  • Noch einmal die SZ: Kinder zu bekommen sei unattraktiv geworden, schuld daran sei vor allem „kulturelle Leitbild von einer ‚guten Mutter‘, die zu Haus bei den Kinder bleibt“.
  • Der Spiegel behauptet: „Schuld sind alte Rollenbilder - und der Wunsch nach Selbstverwirklichung.“ Welch eine Einsicht, die Selbstverwirklichung soll negative Seiten haben?
  • Wenn der Papst so was sagt, wird ihm gleich die Rückkehr ins Mittelalter vorgeworfen.
  • Die Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zeigt in einer Statistik, dass die gesamte Einstellung gegenüber Kindern eher negativ werde. Viele sehen »Kinder haben« nicht mehr als Quelle von Zufriedenheit und Lebensfreude. [2]
  • Ob diese Entwicklungen nicht auch damit zusammenhängen, dass man von den wenigen Kindern, die geboren werden, alles erwartet? Kinder kommen heute nicht mehr, weil zwei Menschen sich innig lieben, sondern sie dürfen erst kommen, wenn sie in der Planung vorgesehen sind.
  • So geht schnell das Bewusstsein verloren, dass Kinder ein Geschenk, eine Gabe Gottes sind, die zur Lebensaufgabe für Vater und Mutter werden.
5 Wie steht es mit dem Vertrauen in die Kraft des Christentums?
5.1  Fehlendes Vertrauen in die Kraft des Christentums
  • Diese Entwicklung weg vom Christentum ist nicht zufällig so gekommen. Sie hängt zusammen mit dem fehlenden Vertrauen in die Kraft des Christentums. Was uns fehlt, sind Menschen, die nicht nur in der Kirche sind, sondern, die den christlichen Glauben auch leben. Menschen, die von ihren tiefsten Überzeugungen, ihrem Glauben zu sprechen wagen.
  • Es fehlt an Vätern und Müttern, die nicht nur bei der Taufe die christliche Erziehung ihrer Kinder versprechen, sondern die in einem guten Sinn ”fromm” sind – also auf Gott ausgerichtet leben, wie es offensichtlich Maria und Josef waren.
5.2 Die Bedeutung der Familie als ursprünglicher Ort des Menschseins
  • Es war beeindruckend, dass in der Bischofs-Synode in Rom immer wieder die Bedeutung der Familie als der ursprüngliche Ort herausgestellt wurde, in dem die Grundformen des Menschseins weitergegeben werden. Sie werden erlernt, indem sie miteinander gelebt und auch erlitten werden.
  • So wird deutlich, dass es bei der Frage nach der Familie nicht nur um eine bestimmte Sozialform geht, sondern um die Frage nach dem Menschen selbst – um die Frage, was der Mensch ist und wie das geht, auf rechte Weise ein Mensch zu sein.[3]
5.3 Die Frage der Bindungsfähigkeit spielt eine wesentliche Rolle
  • Kann der Mensch lebenslang sich binden? Ist es seinem Wesen gemäß? Widerspricht es nicht seiner Freiheit und der Weite seiner Selbstverwirklichung? Wird der Mensch er selber, indem er für sich bleibt und zum anderen nur Beziehungen eingeht, die er jederzeit wieder abbrechen kann? Ist Bindung für ein Leben lang Gegensatz zur Freiheit? Ist die Bindung auch des Leidens wert?
Benedikt XVI gibt zu bedenken:
5.4 Nur im Geben kommt der Mensch zu sich selbst
  • Die Absage an die menschliche Bindung, die sich von einem falschen Verständnis der Freiheit und der Selbstverwirklichung her wie in der Flucht vor der Geduld des Leidens immer mehr ausbreitet, bedeutet, dass der Mensch in sich bleibt und sein Ich letztlich für sich selbst behält, es nicht wirklich überschreitet.
  •  Aber nur im Geben seiner Selbst kommt der Mensch zu sich selbst, und nur indem er sich dem anderen, den anderen, den Kindern, der Familie öffnet, nur indem er im Leiden sich selbst verändern lässt, entdeckt er die Weite des Menschseins.
  • Mit der Absage an diese Bindung verschwinden auch die Grundfiguren menschlicher Existenz: Vater, Mutter, Kind; es fallen wesentliche Weisen der Erfahrung des Menschseins weg.[4]
6 Die Lebenshaltung der Gottesfurcht
  • Wenn die Bibel Menschen ”fromm” nennt, dann unterstellt sie ihnen nicht unbedingt, ”vollkommen” und ”untadelig” zu sein. Wohl aber eine von der Gottesfurcht beherrschte Lebenshaltung. Fromme Eltern - das wären heute solche, denen die Kinder anmerken, dass sie an den glauben, der mehr ist als dieses Leben und diese Welt.
  • Fromme Eltern wissen, dass Glaube nicht von selbst entsteht, sondern geweckt werden muss - von Anfang an. Bei dem kleinen Jesus geschah das auch dadurch, dass seine Eltern die Vorschriften ihrer Religion hielten, am Sabbat zum Gottesdienst in die Synagoge gingen und zum Paschafest jedes Jahr nach Jerusalem wallfahrten.
  • Viele gingen diesen Weg und schlossen sich in Karawanen zusammen. So ist es selbstverständlich, dass man Jesus, der mit seinen zwölf Jahren kein kleines Kind mehr war, auf der Rückreise erst einmal nicht vermisste. ”Er wird bei unseren Verwandten sein”, denken seine Eltern, bis sie schließlich nach langem Suchen erkennen, dass ihr Kind nicht bei den Heimkehrenden ist, und nach Jerusalem zurückkehren. Doch auch dort finden sie ihn erst nach drei Tagen.
  • Wir können uns vorstellen, was Maria und Josef dabei durchgemacht haben; wie sie hofften und bangten. Sicher auch beteten! Die reine Hölle ist es, was Eltern durchmachen, deren Kinder verschwinden.
  • Jesus lief seinen Eltern nicht weg, weil er Schwierigkeiten mit ihnen hatte oder sie mit ihm. Seine Begeisterung für die Religion, für Gott war so groß, dass er darüber alles andere vergaß - selbst seine Eltern und den Zeitpunkt des gemeinsamen Rückmarsches.
7    Gott der Mittelpunkt des Denkens und Handelns Jesu
  • Normal ist Jesu Verhalten seinen Eltern gegenüber nicht und auch nicht zu entschuldigen. Der Vorwurf Mariens ist berechtigt “Kind warum hast du uns das angetan?”
  • Es zeigt aber auch, wie sehr doch Gott im Mittelpunkt allen Denkens und Handelns Jesu stand. So sehr, dass er bisweilen selbst Menschen, die ihn liebten und die er liebte, vor den Kopf stieß. Jesus war offensichtlich schon in seiner Jugend eine außergewöhnliche Erscheinung und wohl selbst seinen Eltern immer wieder rätselhaft und unbegreiflich.
  • Gott über alles - verstehen wir das? Vielleicht ahnen wir, dass diese Welt radikale Menschen braucht, um aufmerksam gemacht zu werden auf den, den Jesus hier seinen ”Vater” nennt, bei dem er ”sein muss”.
  • O würde doch in uns allen dieses »bei Gott sein« den ersten Platz in unserem Denken und Bemühen einnehmen.
  • Von dem jugendlichen Jesus lernen wir für unser Leben: Immer auf Gottes Wort zu hören und miteinander nach Gott zu fragen, vor seinem Angesicht zu leben. Gebe Gott, dass wir darin nicht nachlassen.

[1] Lk 2,42f.
[2] Quelle Radio Vatikan Blog 21.12.12 Familien sein dagegen sehr ...
[3] ebd.
[4] ebd

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