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Freitag 29.03.2024, 14:43 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

Übersicht

Lesejahr B 2014/12 bis 2015/11

Predigt - Homilieam 21.So.B2015 in St. Heinrich Kleinsendelbach

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GOTT IST MIT WONNE BEI UNS MENSCHEN[1]
1 Zwei aussagekräftige Bilder
leuchten uns in St. Michael vom Aufbau des früheren Hochaltares entgegen. Unten
1.1 das Bild des Erzengels Michael
der aus dem Licht Gottes kommend und auf es verweisend über den Teufel hinwegschreitet.

Der krönende Abschluss der Retabel, so nennt man diesen Aufbau, zeigt uns

1.2 Jesus Christus in der Herrlichkeit des Vaters
Das Christusmonogramm IHS mit dem Herzen, dem Kreuz und den Nägeln inmitten der Herrlichkeit Gottes.

Diese beiden Bilder sind durch eine kostbar gefasste Inschrift verbunden, die in Verbindung mit den Bibeltexten des 21.Sonntags das Thema dieser Predigt sein soll:
2 Deliciae meae esse cum filiis Hominum
»Meine Wonne, meine Freude ist es mit den Menschen zu sein, oder bei den Menschen zu wohnen«.[2] Dieser Text aus dem Buch der Sprichwörter spricht vom lebendigen Gott. Sein Wort, sein Geist und seine Weisheit durchdringen die Schöpfung.
 2.1 Die Weisheit wird als redende Person vorgestellt.
Ihr Ursprung reicht in die Ewigkeit Gottes hinein. Sie ist von Anfang an bei Gott, aber sie ist auch in der Welt und bei den Menschen. Das Wirken Gottes in seiner Schöpfung  ist getragen von seiner Weisheit. Sie ist sein geliebtes Kind, das spricht: "Ich war seine Freude Tag für Tag und spielte vor ihm allezeit. Ich spielte auf seinem Erdenrund, und meine Freude war es, bei den Menschen zu sein."[3]

In seiner Schöpfung und im Wort der Verkündigung ist Gott mit seiner Weisheit bei uns.

Es ist für ihn eine Wonne bei uns zu sein, mitten unter uns zu wohnen. Seine Weisheit ist hier im wahrsten Sinn des Wortes im Spiel. Unser Gotteshaus St. Michael strahlt sie aus. Jedes Jahrhundert hat seinen Teil dazu beigetragen. Auch wir durften an diesem Spiel der Schönheit mitwirken durch die große Renovierung, die 1995 abgeschlossen wurde.
2.2 Für Gott ist es eine Wonne bei uns Menschen zu sein.
Das ist eine große Ehre und Auszeichnung für uns.
Keinen schließt er aus. Im Umgang Jesu mit Zöllnern und Sündern zeigt uns Gott, dass er auch und gerade bei den Sündern einkehren möchte. "Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist."[4] Von Zachäus z.B. heißt es: "Er nahm Jesus freudig bei sich auf."[5]
3 Gott kehrt bei uns Sündern ein
Sünder sind wir allemal. Gott hasst die Sünde, aber er liebt den Sünder. „Weißt du nicht, dass Gottes Güte dich zur Umkehr treibt?“[6]

Keinem von uns gelingt es, voll und ganz auf die Liebe Gottes Antwort zu geben durch unsere Gottes- und Nächstenliebe. Immer spüren wir die Tendenz der Absonderung in uns, der Absonderung von Gott, von uns selber und unseren Mitmenschen. Aber
3.1 Gott kommt durch seine Weisheit auf uns zu, will durch Jesus bei uns sein, bei uns wohnen
Denn so schreibt Paulus den Korinthern: "Jesus Christus, der Gekreuzigte, ist "Gottes Kraft und  Gottes Weisheit."[7]

Entscheidend ist, dass seine in Jesus gegenwärtige Liebe annehmen. Jesus offenbart sich mit seiner und des Vaters einwohnenden Liebe jedem, der ihn liebt und an seinem Wort festhält. Seine alle übertreffende Zusage heißt: „Mein Vater wird ich lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“[8]

Auch der in seinem Namen versammelten Jüngergemeinde schenkt er die Zusage, dass er mitten unter ihnen ist.[9] Ich werde also im Bewusstsein zur Kirche und zur Gottesdienst gehen: Ich eile der Freude und Wonne Gottes entgegen.
Von der Weisheit heißt es, dass sie vor Gott spielte allezeit.
3.2  Liturgie ist ein heiliges Spiel, wo wir zweckfrei und froh vor ihm sind, wie spielende Kinder.

Natürlich, jedes Spiel hat seine Ordnung, sonst wird daraus Chaos. Auch die Liturgie hat ihre Ordnung, ihre Gesten, aber sie ist vor allem Spiel. Spiel verträgt keine Hektik. Jedes Spiel braucht Selbstvergessenheit, Hingabe.

 Viele sind heute dazu nicht mehr fähig. Deshalb sprach Romano Guardini schon vor mehr als 50 Jahren von der Liturgieunfähigkeit der heutigen Menschen. Der mediengeprägte Mensch ist angesteckt von der Selbstinszenierung. Das einfache, freudige vor Gott sein, fällt uns heute schwer.

Ob wir nicht einfach immer wieder diesen wunderbaren Weisheitsspruch, den die Initiatoren der barocken Umgestaltung von St. Michael vor 250 Jahren dort anbringen ließen, in unser Herz und unseren Geist aufnehmen sollten?

Aus ihm leuchtet uns ansprechend die unermessliche Liebe Gottes entgegen: "Meine Freude, meine Wonne ist es, bei den Menschenkindern zu sein."

Weil es Gottes Wonne ist bei uns Menschen zu sein, werden wir uns für ihn entscheiden, so wie Josua, der das Volk Israel zur Entscheidung für Jahwe aufruft. Er geht dabei mit gutem Beispiel voran:
3.3 „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“[10]
Und sein Beispiel kommt beim Volk an. Die Israeliten erinnern sich an die Wunder und den Schutz Gottes auf ihrem Weg aus der Sklaverei in die Freiheit.

Auch wir haben auf unser eigenes Leben und auf die Geschicke unsers Volkes blickend allen Grund uns der Wunder Gottes dankbar zu erinnern:

An die Befreiung aus der schrecklichen Diktatur der Nationalsozialisten 1945 und der Kommunisten durch die friedliche und gewaltlose Wiedervereinigung unseres Landes 1989.

Vergessen wir nicht, was für ein Glück es ist, dass wir seit 70 Jahren in Frieden und schließlich auch im Wohlstand leben dürfen.

Auch wir sind immer wieder zur Entscheidung aufgerufen, dem lebendigen Gott oder den  vergänglichen Göttern dieser Welt zu dienen. Gut für uns, wenn wir wie die Israeliten damals antworten können: „Auch wir wollen dem Herrn dienen; denn er ist unser Gott.“[11]

Weil es Gottes Wonne ist bei uns Menschen zu sein und uns durch Christus gerettet und geheiligt hat, werden Mann und Frau  ihre Beziehung aus der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus gestalten.[12]

Die Männer werden ihre Frauen lieben und für sie da sein, wie Christus seine Kirche liebt  und für uns da ist.[13]

Die Frauen werden ihren Männer zugewandt sein und sie lieben, wie die Kirche Christus zugewandt ist und ihn liebt.

Er hat sich für beide, für Mann und Frau am Kreuz hingegeben und ist für sie, für uns, seine Kirche da bis ans Ende der Zeiten.

Er nährt und pflegt sie durch sein befreiendes Wort und das Brot des Lebens, das ER selber ist. So gelten in der Beziehung von Mann und Frau nicht mehr gesellschaftliche Gegebenheiten, sondern es geht einzig darum,

3.4 dem Glück und dem Leben, dem irdischen Wohl und dem ewigen Heil des Partners zu dienen.
Weil es Gottes Wonne ist mit seiner Weisheit und Liebe bei uns zu sein, können wir die Antwort der Liebe geben, auch wenn wir nicht alles begreifen.

Dass Jesus der Christus, der Messias Gottes, der Retter der Welt ist, der von Gott kommt und schließlich zu Gott hinaufsteigt, wie das Evangelium sagt, ist auch für uns oft nur auf das Irdische fixierte Zeitgenossen nur schwer begreifbar.[14] Nur Gott selber kann durch seinen Heiligen Geist unseren Geist erleuchten, dass Jesus Worte für uns Geist und Leben sind.

Wenn der christliche Glaube auch unser Begreifen übersteigt, eines kann uns aber doch einleuchten:
4 Unser Gott ist ein Gott, der bei uns Menschen sein will.
4.1 Deshalb ist er in Jesus Mensch geworden
Er zeigt sich uns im menschlichen Antlitz Jesu. Er freut sich mit uns, leidet mit uns, stirbt mit uns. Nimmt unsere menschliche Natur in der Auferweckung Jesu mit hinauf in den Himmel, in die Fülle seines Lebens, in die Ewigkeit.

Weil es Gottes Wonne ist, bei uns Menschen zu sein.
4.2 Können wir jeder Versuchung widerstehen,
den christlichen Glauben loszulassen und uns anderen Heilslehren zuzuwenden. Mit Petrus dürfen wir bekennen bekennen: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ [15]
4.3 Wir dürfen wir jetzt frei und losgelöst wie spielende Kinder vor ihm sein
Denn es ist Gottes Wonne mit uns zu sein. Jeder spielt in der Liturgie seinen Part: der Priester, der Mesner, die Ministranten, der Organist, die Kantoren, der Kirchenchor, die Lektoren und Kommunionhelfer, die singende und betende Gemeinde.

Die Weisheit Gottes will uns anstecken vor ihm das Spiel der Liturgie zu wagen. In der Liturgie will Gott uns verwandeln, mit seiner Weisheit und Liebe erfüllen.
4.4 Durch Gott und Jesus wird es auch für uns eine Freude, bei unseren Menschenschwestern und -brüdern zu sein
Er macht uns durch seine Liebe zu uns Sündern fähig, einander zu lieben, in Eintracht und Solidarität für einander da zu sein. Füreinander dazu sein. Sowie Gott durch Christus für uns da ist. In Jeder Eucharistiefeier ist Gott durch Jesus in besonderer Weise für uns da. Das ist eine Wonne für ihn, aber auch für uns.


[1] Homilie zu den Texten des 21.Sonntags 1. L Jos 24,1–2a.15–17.18b; 2. L Eph 5,21–32; Ev Joh 6,60–69
[2] Spr 8,31
[3] Spr 8,30f.
[4] Lk 19,10
[5] Lk 19,6
[6] Röm 2,4
[7] 1 Kor 1,24
[8] Hoh14,23f.
[9] Mt 18,20
[10] Jos 24,15b
[11] Jos24,18
[12] Eph 5,21
[13] Eph 5,25
[14] vgl. Evangelium
[15] Joh 6,60

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