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Donnerstag 28.03.2024, 11:11 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

Übersicht

Lesejahr B 2014/12 bis 2015/11

Predigt - Homilieam 29.So. im Altenheim, in Heuchelheim 75.Geb. Edmund Kräck, Pfr.i.R. Neunkirchen SoAM

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Lasst uns also voll Zuversicht hinzutreten zum Thron der Gnade
[1]
Immer wenn ich diese Aufforderung „hinzuzutreten“ höre, denke ich an meine Priesterweihe. Jeder von uns Weihkandidaten wurde vom Regens beim Namen gerufen vor den Bischof hinzutreten. Und jeder antwortete „Adsum“ Ich bin bereit!
Heute wurden wir am Ende der 2. Lesung aus dem Hebräerbrief durch unseren Hohenpriester Jesus Christus gerufen „voll Zuversicht zum Thron der Gnade hinzutreten.“
1 Was meint der Thron der Gnade?
  • Den Begriff Gnade kennen die meisten nur noch aus der Rechtssprechung. Da wird ein Verurteilter wegen guter Führung begnadet und auf Bewährung aus der Haft entlassen. Aber, was Gnade und Erbarmen in der Bibel meint, ist auch vielen Christen heute fremd.
  • Falls diese Worte dennoch gebraucht werden, tauchen sie in extremen Situationen in Filmtiteln auf. „Erbarmungslos“ ist ein Filmtitel, der häufig wiederkehrt. Westernhelden und Kommissare lassen keine Gnade zu. Shootout – keine Gnade heißt ein berühmter Film aus dem Jahr 2012.
  • Und doch gründet die Anziehungskraft mancher „Kinoreißer" in einer tiefer Hoffnung des Menschen auf Erbarmen. Anderenfalls hätte die Werbung längst andere Filmtitel erfunden.
Positiv gewendet: das Wort „barmherzig“ sagt uns: Erbarmen ist eine Sache des Herzens.
1.1 Wer barmherzig ist, hat ein mitfühlendes Herz für die Armen
  • Nach dem Duden gewährt „Gnade" Ruhe, Rast und Behagen. Sie ist ein anderes Wort für die Gunst, die die Obrigkeit - sei sie göttlich oder staatlich - ihren abhängigen Untertanen gewährt.
  • Deshalb gehören Gnade und Recht zusammen, und der König oder Präsident kann Gnade vor Recht ergehen lassen. Während der Begriff„Gnade" in die Rechtssprache gehört, drückt „Barmherzigkeit" ein menschliches Verhalten aus.
  • Da die Obrigkeit" ins Spiel kommt, geht es nicht nur um die Beziehung der Menschen zueinander. Sondern die Frage steht im Raum
1.2 Wie steht Gott zum Menschen?
  • Ich brauche nicht nur einen gnädigen Nächsten, sondern auch einen gnädigen Gott.
  •  Ich kann ohne gnädigen Nächsten und ohne gnädigen Gott nicht leben. Meine Erfahrung und der tägliche Umgang mit anderen bestätigen dies. Der Mensch braucht Recht und Gerechtigkeit, aber noch mehr ist er auf Gnade und Barmherzigkeit angewiesen. Das Leben schlägt tiefe Wunden, die nicht das Gesetz, sondern nur ein sich erbarmendes Herz heilen kann.
  • Jeden Morgen spricht oder singt die Kirche in der Laudes im Lobgesang des Zacharias – von diesem gesungen bei der Geburt Johannes des Täufers - „Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken in der Vergebung der Sünden. Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe“[2]
1.3 Die Antwort auf die Frage nach dem gnädigen Nächsten
  • hängt von der gesellschaftlichen Lebenspraxis ab. Eine sogenannte Leistungsgesellschaft wird sich mit der Forderung nach Erbarmen und Gnade schwer tun, weil beide Begriffe nicht in ihre Lebensauffassung hineinpassen.
  • Für den, der Gnade finden will, bleibt nur die Möglichkeit, selbst barmherzig zu leben und dadurch anderen barmherzig zu sein. Jesus preist die Barmherzigen selig, „denn sie werden Erbarmen finden.“[3]
  • Auf diese Weise erhalten Gnade und Barmherzigkeit als zwischenmenschliche Lebensform eine Chance, die auch mir zugute kommt. Es wird wahr: Wer Gnade gewährt, wird Gnade finden.
 2  Die Frage nach dem gnädigen Gott beantwortet die Hl. Schrift
 in immer neuen Aspekten ohne aber eine Grundaussage zu verändern. Sie steckt
2.1  in der Lesung aus dem Hebräerbrief wie im Evangelium des Markus
2.1.1 Gott hat ein Herz für uns Menschen – Jesus ist dieses Herz
  •  besonders für die Kleinen und Armen. Er ist das Angesicht der göttlichen Barmherzigkeit. Sie übersteigt jede menschliche Vorstellung, weshalb Menschen göttliches Erbarmen und göttliche Gerechtigkeit gar nicht zusammen denken können.
  •  Jesus aber Gottes und Mariens Sohn - von Gott eingesetzt als der Hohepriester für die ganze Menschheit - fühlt mit uns Menschen. „Der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat.“[4]
  • Der Kaiserstuhl Karls des Großen im Aachener Dom symbolisiert die kaiserliche Macht und Herrlichkeit. Mit diesem Zeichen höchster politischer Autorität verbinden wir Gerechtigkeit aber kaum Gnade und Barmherzigkeit.
  • Gott aber macht diese Verbindung möglich. Auf ihn kann ich mich verlassen. Der auf dem Thron der Gnade sitzt, hat jederzeit die Macht, Barmherzigkeit walten zu lassen. „Vor seinen Augen werden wir Gnade finden", verspricht die Lesung aus dem Hebräerbrief.[5]
 2.1.2 Lasst uns also voll Zuversicht hingehen zum Thron der Gnade!"
  • Das ist die Einladung einer jeden Eucharistiefeier. Der Altartisch wird in der Messfeier zum »Thron der Gnade". Sie wird uns durch Wort und Sakrament geschenkt.
  • Der Hohepriester Jesus Christus nimmt uns an die Hand, um uns zu diesem Thron der Gnade zu führen. Im Lied singen wir „Unsern Mittler wir dich nennen an des Vaters Gnadenthron“[6].
  • Jesus Christus steht jeder Eucharistie vor. In seinem Namen versammelt ist er mitten unter uns.[7] In dieser Feier begegnen wir ihm als der von Gott eingesetzte Hohepriester. Das Brot, das er uns reicht, wird zum „Gnadenbrot" für alle, die es gläubig essen.
 2.2 In jeder Eucharistie steht Jesus aber auch vor uns als der "Knecht Gottes"
  • "Durch ihn der Plan Gottes gelingen wird" verkündet der Prophet Jesaja. Unsere Schuld, alles was wir Gott unserem Schöpfer und unseren Mitmenschen schuld bleiben, all unsere Sünden lädt er auf sich. So nimmt er unsere Schuld von uns.
  • Wenn wir uns zu ihm als unserer Erlöser bekennen, macht er uns frei von aller Schuld. In ihm erfahren wir, dass wir von Gott ganz angenommen sind, trotz unserer Schuld.
  • Deshalb haben wir im Kyrie singend zu ihm gerufen "Denn größer als alle Schuld ist deine Liebe."[8]
  • Im Lied »sei gelobt und hochgepriesen« singen wir „seine Huld und seine Liebe - seine Allbarmherzigkeit - preisen wir in Ewigkeit.“[9]
  • Im Evangelium zeigt Jesus auf was es im Reich Gottes ankommt. Gott regiert, indem er den Menschen und der ganzen Schöpfung dient. Gottes Reich wächst überall dort, wo wir dem Glück, dem Leben, dem Heil unserer Mitmenschen dienen. Wie sieht das aus?
3 Christsein im Alltag
  Der Papst nennt sich "servus servorum dei" "Diener der Diener Gottes". Wir wollen nachdenken, wie das geht
3.1 Christsein in der Pfarrei und im Seelsorgebereich zu leben
  • Paulus sagt von seiner Beziehung zur Gemeinde in Korinth "Wir wollen ja nicht Herren über euren Glauben sein sondern wir sind Helfer zu eurer Freude; denn im Glauben seid ihr fest verwurzelt."[10]
  •   Wenn der Pfarrer seiner Gemeinde, ihrem Glauben, ihrer Freude an Gott dient, dann wächst Gottes Reich; aber auch wenn die Gemeinde ihrem Pfarrer dient, indem sie mitarbeitet, das Evangelium im Alltag, im Familienleben und am Arbeitsplatz durch ihr Reden und Handeln ausstrahlt, wächst das Reich Gottes hier bei uns.
3.2 Glück und Freude wachsen in einer Familie
  • wenn der Mann dem Glück und Leben seiner Frau, und die Frau dem ihres Mannes dient;
  • wenn beide dem Wachsen und Werden ihrer Kinder dienen;
  • wenn die Kinder ihre Eltern ehren und für sie sorgen, wenn diese alt und gebrechlich geworden sind.
4 Jesus sagt: "Ich bin unter euch wie einer, der dient"
4.1 Jetzt - in der Messfeier - wird dies für uns erfahrbar
  • Auf dem Altar stehen die Schale mit dem Brot und der Kelch mit dem Wein.
  • Jesus nimmt diese Gaben der Erde und mit ihnen unserer Arbeit und uns selber ganz an und bringt sich und uns mit ihnen Gott dar.
  • Er macht sie zu seinem Leib und seinem Blut. Er wird mit seinem Opfer am Kreuz mitten unter uns auf dem Altar gegenwärtig. In diesem einzigartigen Opfer, in das er uns mit hineinnimmt, bringt er sich dem Vater dar und versöhnt er uns mit Gott.
  • So ist er in der Gestalt des Brotes und des Weins ganz für uns da, wird Speise und Trank für unser Leben.
  • Er schenkt uns Anteil an seinem Leben beim Vater. Deshalb brauchen wir den Tod nicht mehr zu fürchten.
Zugleich mahnt uns das Evangelium

4.2 Berufung zum Apostelamt und zur Nachfolge darf nicht zum Anspruch verführen - selber groß herauszukommen,
  • die eigene Machtposition zu stärken, eine Vorzugsstellung zu erlangen. wie es der Wunsch der beiden Brüder nahelegt. "Gib uns, dass wir - einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken -sitzen in deiner Herrlichkeit." [11]
  • In der Nähe des Herrn zu sein hat nichts mit irdischer Macht zu tun. nichts mit Glanz und Gloria in dieser Welt.
  • Apostelamt, Jüngerschaft und Nachfolge  verpflichten, der Gnade und Barmherzigkeit Gottes zu dienen, die auf den Antlitz Christi und in der Gestalt seines Menschseins sichtbar geworden ist.
  • Es soll uns genügen, was der Kommunionvers aus dem Psalm 33 verheißt „Das Auge des Herrn ruht auf allen, die ihn fürchten und ehren, die nach seiner Güte ausschauen. Denn er will sie dem Tod entreißen und in der Hungersnot ihr Leben erhalten.“[12]
 

[1] 1. L Jes 53,10–11; 2. L Hebr 4,14–16; Ev Mk 10,35–45
[2] Lk 2,77f.
[3] Mt 5,7
[4] Hebr 4,15
[5] Hebr 4,16
[6] NGL 821/3
[7] vgl. Mt 18,20
[8] NGL 161
[9] NGL 821/6
[10] 2 Kor 1,24
[11] Mk 10,37
[12] Ps 33,18f.

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