http://eo-bamberg.de/eob/dcms/sites/bistum/pfarreien/dekanate/forchheim/
veit_dennert/predigten/2015/gruendonnerstag_2015_zweifache_demut.html
Donnerstag 28.03.2024, 14:12 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

Übersicht

Lesejahr B 2014/12 bis 2015/11

Predigt - Homilie

Klicken Sie auf die unten stehenden Überschriften, um zu den Texten zu gelangen
===>> Zur den liturgischen und biblischen Texten des Tages
===>> Gottesdienst Vorlage zum ansehen oder herunterladen
===>> Predigt im Orginalformat lesen oder herunterladen
===>>  Predigt als Podcast anhören oder herunterladen

ZWEIFACHE DEMUT

       Das Geschehen im Abendmahlssaal macht eine zweifache Demut sichtbar. Den Dienst Jesu an seinen Jüngern und die Annahme dieses Dienstes.
       Jesus zeigt uns, wo der Mut zum Dienen, die Bereitschaft zum Sich-Herschenken, seinen Ursprung und sein Ziel hat: „Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte.“[1]
Äußerlich gesehen scheinen das Böse, die Mächte der Finsternis, die Gegner Jesu  zu triumphieren.
In Wirklichkeit aber ist der von Gott kommende und zu ihm  zurückkehrende Christus ganz und gar von dem Herrn über alles, von Gott gehalten.
Sein Tun und Handeln kommt aus der göttlichen Liebe und vollendet sich in ihr.  Alles liebende, sich verschenkende Dienen ist also göttlichen Ursprungs und sieht in Gott sein Ziel.
Dieses Glaubenswissen schenkt uns den Mut wie Jesus dem Heil der Mitmenschen zu dienen. Er zeigt aber auch, dass wir heils- und erlösungsbedürftig sind. Wir kommen nur zum Heil wenn wir den durch Jesus und seine Kirche angebotenen Heilsdienst annehmen.
 
 1 JESUS WÄSCHT SEINEN JÜNGERN DIE FÜSSE.
       Haben Sie schon jemandem die Füße gewaschen? z. Z. Jesu war das Aufgabe der Sklaven. Vor einem anderen Menschen in die Knie gehen, sich mit dessen dreckigen Füßen beschäftigen, ist auch für uns eine Zumutung.
Petrus wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen. Er denkt und fühlt menschlich ganz normal: Der Meister kann nicht
einen Sklavendienst an seinen Jüngern tun. Das ist unter  seiner Würde. Das wäre eine Revolution, das würde die Verhältnisse auf den Kopf stellen.
Die Antwort Jesu ist klar und einfach:
           "Wenn ich dich nicht wasche,
            hast du keinen Anteil an mir." [2]
  Da ist einer, der den Heilsdienst schenkt, und da sind andere, die den Heilsdienst  empfangen.
  Das Heil Gottes empfängt wer sich von der in Jesus offenbar werdenden Demut Gottes beschenken lässt.
Aber wie soll einer den erniedrigenden und grausamen Tod Jesu als Erlösungsgeschenk annehmen, wenn er nicht bereit ist, den Sklavendienst der Fußwaschung anzunehmen?
Deshalb  das ernste Wort Jesu an Petrus:
   "WENN ICH DICH NICHT WASCHE,
    HAST DU KEINEN ANTEIL AN MIR."
2 DER HEILSDIENST JESU SETZT  SICH IN SEINER KIRCHE FORT
      Auch in der Kirche, in der Gemeinde der Jünger Jesu,  müssen welche da sein, die diesen Heilsdienst ausführen, und andere, die den Heilsdienst an sich geschehen lassen, die ihn empfangen und annehmen.
 
2.1 DAS ZEICHEN DER FUSSWASCHUNG
  Jetzt verstehen wir das Zeichen der Fußwaschung: Im Namen Jesu wäscht der Bischof und Pfarrer Gemeindemitgliedern die Füße. Dieser liturgische Akt macht deutlich Es muss jemand da sein, der den Heilsdienst  tut, es müssen welche da sein, die den Heilsdienst annehmen.
       Von beiden ist Demut verlangt, von dem der den Heilsdienst spendet, wie von denen, die ihn empfangen. Der Spender lässt sich herab, geht auf die Knie, tut Sklavendienst, ist sich für nichts zu gut, gibt sich ganz an diesen Dienst hin.
       Der Empfänger gibt zu, dass er den Dienst anderer  braucht, um Anteil am Herrn und an seinem Heilswirken zu erlangen.  Er gibt außerdem zu, dass er erlösungsbedürftig ist.
 
  2.2 JEDER BRAUCHT DEN DIENST DER ERLÖSUNG
 
     Auch der Spender des Heils ist, bevor er dem Heile dient,  ein vom Heil Bedienter.  Keiner kann sich selber taufen, keiner kann sich selber  die Sünden vergeben, keiner kann sich selber zum Priester weihen.
     Weil andere mir den Heilsdienst getan haben, kann ich als Priester anderen den diesen Dienst tun.  Weil ich selber vom Herrn beschenkt bin, kann ich andere mit den mir anvertrauten Gaben des Heiles beschenken.
      Wer sich beschenken lässt, als Beschenkter erfährt, wird selber zum Schenkenden werden.
      Wer den Erlösungsdienst Jesu, seinen Tod am Kreuz annimmt, der wird bereit und fähig für andere den Heilsdienst zu tun, anderen mit seinen von Gott geschenkten Gaben zu dienen.
     Jeder Dienst in der Gemeinde hat seinen innersten Antrieb in dieser Erfahrung: Weil ich vom Herrn  beschenkt bin, schenke ich weiter.  Darum sagt Jesus:
        "Wenn nun ich, der Herr und Meister,
       euch die Füße gewaschen habe,
       dann müsst auch ihr einander die Füße waschen" [3]
3 FUSSWASCHUNG HEUTE
      In diesem Jahr werden Verantwortlichen des Seelsorgebereichs in St. Michael  die Füße gewaschen. Was bedeutet das?
 
3.1 Der Heilsdienst Gottes, der aus der Hingabe Jesu, aus seinem Tod und aus seiner Auferstehung kommt,  ist für alle da, die im Seelsorgebereich an Jesus Christus als unserer Erlöser glauben.
Und der Pfarrer und seine Mitarbeiter sollen dem Heil aller im Seelsorgebereich Augustinus dienen.
 
3.2 Aber es ist nicht nur wichtig, dass der Heilsdienst uns gewährt wird, sondern dass wir ihn annehmen, auch dann wenn er wegen des Priestermangels in den Filialkirchen nicht mehr in der früher gewohnten Häufigkeit gefeiert werden kann. Wir werden uns daher bereitwillig dorthin begeben, wo eine Sonntags- oder Werktagsmesse gefeiert wird.
 
3.3 Die Fußwaschung, die Jesus an seinen Jüngern vollzieht, soll uns darin bestärken, am Heilsdienst Jesu mitzuwirken, auch wenn das manchmal mühsam ist und Opfer verlangt. Denn auch die Priester, Diakone, Gemeinde- und Pastoralreferenten haben nur die Kraft  eines  Menschen. Und sie brauchen viele, die sie bei ihrem Heilsdienst unterstützen und entlasten.
 
3.4  Je mehr wir erkennen, wie sehr Christus uns in seiner Kirche dient, desto mehr werden auch wir dem Heil unserer Brüder und Schwestern dienen.  Wir  werden es auch dann tun, wenn es schwer ist, wenn wir abgewiesen oder verspottet werden, wenn es uns das Leben kostet. Denn auch der  Heilsdienst Jesu  endet nicht mit der Fußwaschung, sondern  vollendet sich in der Hingabe seines Lebens, auf die der Vater mit der Auferweckung antwortet.
 
 4 Wir alle leben von dieser zweifachen Demut
 Wir leben von der Demut dessen, der unserem Heile und unserer Erlösung dient, und unserer eigenen Demut, die diesen Dienst annimmt und an sich geschehen lässt.
      Und  man muss dazu die Schuhe ausziehen,  die Schuhe des eiligen Unterwegs-seins, die Schuhe, die uns ein paar Zentimeter größer machen, als wir sind; die Schuhe, die uns schützen; die Schuhe oft voller Schmutz sind, die das Kleine,  Unscheinbare zertreten; die Schuhe, mit denen wir zutreten;
      Wer diese Schuhe auszieht, an dem tut der Herr seinen heilenden und erlösenden Dienst, wie damals im Abendmahlssaal und auf Golgatha.
Auch zu uns sagt Jesus
„Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen.
15Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“[4]

[1] Joh 13,3
[2] Joh 13,8
[3] Joh 13,14
[4] Joh 13,14f.

http://eo-bamberg.de/eob/dcms/sites/bistum/pfarreien/dekanate/forchheim/
veit_dennert/predigten/2015/gruendonnerstag_2015_zweifache_demut.html
Donnerstag 28.03.2024, 14:12 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert