http://eo-bamberg.de/eob/dcms/sites/bistum/pfarreien/dekanate/forchheim/
veit_dennert/predigten/2016/09_so_c2016_herr_ich_bin_nicht_wuerdig.html
Dienstag 16.04.2024, 05:41 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

Übersicht

Lesejahr B 2015/12 bis 2016/11

Predigt - Homilie am 9.So.C2016 in St. Heinrich Kleinsenelbach und ULF Dormitz

Klicken Sie auf die unten stehenden Überschriften, um zu den Texten zu gelangen
===>> Zur den liturgischen und biblischen Texten des Tages
===>> Gottesdienst Vorlage zum ansehen oder herunterladen
===>> Predigt im Orginalformat lesen oder herunterladen
===>>  Predigt als Podcast anhören oder herunterladen

Der Schlag vor die Brust [1]
1 Das lebenswichtige Wort
  • Eine evangelische Christin, die gelegentlich an den Messfeiern einer katholischen Gemeinde teilnimmt, sagte:
"Das für mich Wichtigste am katholischen Gottesdienst ist das Wort Aber sprich nur ein Wort so wird meine Seele gesund!“
  • Und sie fügte als Erklärung hinzu: "Da könnt ihr Pfarrer predigen, was ihr wollt - mir hilft am meisten dieses Bibelwort.“

  • Diese Bemerkung machte mich nachdenklich. Sie traut mit Recht dem heilenden Wort Jesu und damit seiner Person mehr zu als dem Wort des menschlichen Auslegers.

  • Nebenbei bin ich dabei noch auf eine andere Kleinigkeit aufmerksam geworden, auf das An-die- Brust-Schlagen. Dieses hat zu tun mit unserem
2  Wissen um unser Begrenzt-sein und unsere Schuld
  • Als Jesus sich dem Haus des heidnischen Hauptmanns nähert, schickt dieser Freunde zu ihm, die Jesus ausrichten „Herr, bemüh dich nicht! Denn ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst. Er weiß um seine Schwäche und um sein Begrenzt-sein, um seine Sünde und Schuld.

  • Aber er glaubt auch an die göttliche Macht Jesu „Sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden.“

  • Das wäre auch heute ein starkes Stück in einer Welt, wo Selbstbehauptung und Durchsetzungsvermögen groß geschrieben werden.

  • Viele leben heute nach der Devise: ich bin eigentlich ganz o.k. Was tue ich denn schon Schlechtes. Die Selbstheiligsprechung ist große Mode geworden. Das Nichtpraktizieren der Buße, die nachlassende Beichtpraxis sprechen Bände.

  • Es wäre sicher nicht katholisch, wenn wir die Meinung mancher Protestanten übernähmen und behaupteten der Mensch sei nur sündig und verderbt.
Es gibt gute Gründe für ein christliches Selbstbewusstsein; denn wir sind nach dem Bild Gottes geschaffen, sind Brüder und Schwestern des Sohnes Gottes Jesus Christus, sind Tempel des Heiligen Geistes.
  • Aber all dies kommt nicht zuerst von uns her, sondern ist Geschenk Gottes, Gabe seiner Liebe.
Wir dürfen schon zugeben, dass wir dieser Berufung und Erwählung nur zu oft nicht entsprechen und unter unserer Würde leben.
  • Um so wunderbarer ist es, dass der Herr trotzdem zu mir kommen will - in das Haus meines Herzens, meines Leibes, meines Geistes. Ich weiß also, was ich sage, wenn ich spreche:
"Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehest unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund."
3 Das Beispiel eines Heiden
  • Das Beispiel eines Heiden, eines Menschen, der nicht zum Volk Gottes gehört, zeigt uns, wie echter Glaube sich ausweist. Unser Kommuniongebet angesichts des Leibes und Blutes des Herrn haben wir von ihm ausgeborgt. Wir nehmen das Wort eines Heiden unmittelbar vor der intimen Begegnung mit Jesus Christus vor der heiligen Kommunion in den Mund und wenden es auf uns an.

  • Der Hauptmann spürt den Abstand zwischen Mensch und Gott, zwischen dem Heiligen und sich. Und doch traut er dem Gesandten Gottes das eine vollmächtige Wort zu, das seinen Knecht heilt.

  • Jesus bewundert diesen Glauben. Dieser Glaube reißt alle Grenzen ein. Für Jesus gibt es kein Halten mehr. Er zeigt, dass Gott jenseits der Grenze, auch bei einem Heiden gegenwärtig ist und wirkt. Das ist
4 Der Schlag vor die christliche Brust
  • Wenn wir die Worte des Hauptmanns angesichts des Leibes Christi in den Mund nehmen, schlagen wir dabei an die Brust.
Von einem Schlag ist die Rede, nicht von einem Fingerzeig, von einem Wink oder einer bloßen Berührung; denn es geht um einen vielfältig gehärteten Panzer, mit dem wir Menschen unser Herz umgeben; Es geht um den Riegel zu dieser Tür, der oft nur schwer zu bewegen ist, weil er eingerostet und verklemmt ist; weil wir da alles oft genug derart stoßfest einpacken, dass uns nichts mehr unter die Haut geht.
  • Wir haben uns ein dickes Fell zugelegt, was unsere Sünden und was die Not anderer anbelangt. Mancher muss erst durch Schicksalsschläge darauf gestoßen werden, dass er ein Herz in der Brust hat, das nicht eiskalt oder steinhart ist, sondern lebt.

  • Das nicht nur fähig ist zu Sympathie mit fremdem Unglück, Schmerz und Leid, sondern das die Mühe nicht scheut, sich dem zu stellen, was ich persönlich versäumt und gefehlt habe; und das sich die Mühe macht dieses Versäumte und Verfehlte in Trauer durchzuarbeiten. Das sich nicht brüstet in vermessenem Stolz, sondern sich einen Schlag versetzt, um so die Tür für Gottes heilendes Wirken aufzubrechen.
5  Warum an die Brust?
Warum langen wir uns an den Kopf und schlagen uns an die Brust?
  • Weil nicht im Kopf sondern im Herzen der Ort des Unheils ist und dort die Trennungslinie zwischen Gut und Böse verläuft. Jesus warnt in der Bergpredigt, nur den Splitter im Auge des Nächsten zu sehen und den Balken im eigenen Auge nicht [2] wahrzunehmen. Mit dem Schlag vor die Brust wollen wir unser Innerstes mobilisieren.
  • Es ist leichter auf die Mitmenschen und ihre Fehler zu deuten als auf sich selbst. Sie haben es vielleicht schon einmal bemerkt, wenn Sie auf einen anderen deuten der in Ihren Augen Dreck am Stecken hat. Der Daumen und der Zeigefinger deuten auf den Beschuldigten, aber die drei anderen Finger - der Mittelfinger, der Ringfinger und der kleine Finger deuten auf uns selbst.
  • Beim Confiteor deuten wir mit allen Fingern auf uns und schlagen uns an die Brust: Durch meine Schuld, durch meine große Schuld. Auch da ist der Schlag nötig, damit dies nicht zu einer unverbindlichen Formel und Routine erstarrt.
  • Und vor dem Kommunion beim Herr ich bin nicht würdig deuten wieder auf uns selbst und geben unserem Innersten einen Schlag,  um aufzuwachen für den Herrn, der persönlich zu uns kommt und eins mit uns werden will.
  • Es ist immer wieder nötig, dass wir uns aus der Fassung bringen lassen durch einen Schlag vor die Brust. Nicht nur durch das was uns und anderen im Lauf des Lebens widerfährt, sondern mehr noch durch das, was Gott schon für uns getan hat: in der Menschwerdung seines Sohnes bis hin zu dessen Tod am Kreuz und seine Auferstehung.
  • Wir schlagen uns an die Brust beim Engel des Herrn, wenn wir die Menschwerdung Gottes bekennen. „Und das Wort ist Fleisch geworden... Er - einer von uns.“
  • Werden uns bei heiligen Wandlung der Leib und der Kelch mit dem Blut des Herrn gezeigt, machen wir das große Zeichen des Kreuzes über uns und beten: Jesus ich danke dir dass du am Kreuz dein Leben für mich hingegeben dein Blut für mich vergossen hast. Bei dem „für mich“ schlagen wir uns an die Brust, damit wir die Hingabe Jesu für uns auch ganzheitlich im Innersten wahrnehmen.
Ich werde also nicht mehr auf die anderen deuten, sondern auf mich! Und dreimal an die Brust schlagend werde ich am Abend – wenn ich zu Bett gehe -  beten „Jesus, dir leb ich! Jesus dir sterb’ ich! Jesus, Dein bin ich im Leben und im Tod“

[1] Homilie zu Lk 7,1-10
[2] Mt 7,3-5

http://eo-bamberg.de/eob/dcms/sites/bistum/pfarreien/dekanate/forchheim/
veit_dennert/predigten/2016/09_so_c2016_herr_ich_bin_nicht_wuerdig.html
Dienstag 16.04.2024, 05:41 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert