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Freitag 19.04.2024, 23:27 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

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Lesejahr A 2016/12 bis 2017/11

Predigt - Homilie am 16.So.A2017 in Rödlas

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Langmut Gottes und Menschenfreundlichkeit

1 Die Langmut Gottes
1.1 Für viele ist die Langmut Gottes ist ein Problem

nicht erst seit dem Holocaust der Nazis, den Menschen vernichtenden Gulags Stalins und der Kulturrevolution Maos in China.
  Die Langmut Gottes war schon ein Problem für die in der Diaspora Ägyptens im 1. Jahrhundert vor Christus lebenden Juden, die unter einer heidnischen sich als überlegen gebärdenden Kultur lebten und unter Verfolgung und Benachteiligung litten.
  Wenn es um uns selber geht, um unser Versagen und unsere Sünden, sind wir ganz froh, dass Gott langmütig, erbarmend und vergebend zu uns ist.
  Wenn es aber um die anderen geht, die uns ungerecht behandeln, die Lebensfreude rauben, uns das Leben schwer machen, uns überlegen und hinterlistig gegenübertreten oder gar schlimme unmenschliche Verbrechen begehen, dann schmeckt uns die Langmut Gottes gar nicht. Da wünschten wir uns, dass Gott dreinschlüge, die Übeltäter auf der Stelle bestraft oder wie es im Psalm 104,35 heißt - dafür sorgt, dass  "die Sünder von der Erde verschwinden und keine Frevler mehr da sind."
1.2 Die Langmut Gottes gegenüber Israel
Der Verfasser des Weisheitsbuches weist daher die in Ägypten lebenden Juden eindringlich auf die Langmut Gottes hin, die Jahwe seinem Volk immer wieder gezeigt und durch die Propheten verkündet hat.
Diese Erfahrung Israels ist im Antwortgesang nach der Lesung aus dem Psalm 86 aufgeklungen "Du, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, du bist langmütig, reich an Huld und Treue."
Nach Jesaja schenkt Gott sogar seinem untreu gewordenen aber wieder zu  ihm heimgeholten Israel – das er sein Weib nennt - ewige Huld.[1]
1.3 Langmut Gottes gegenüber allen
Im Buche der Weisheit wird die Langmut Gottes nicht mehr auf das Bundesvolk beschränkt. Sie wird auf alle Menschen ausgedehnt.
Da aber die Menschen außerhalb des Bundesvolkes nicht im Bundesverhältnis stehen, werden sie im Verhältnis des Geschöpfes zum Schöpfer betrachtet, denn auch die Schöpfung begründet ein Gemeinschaftsverhältnis Gott und Mensch. Durch die Schöpfung gehört Gott die Weltherrschaft, die nie aufhören kann. Sie ist auch das Unterpfand der Fürsorge Gottes für alle Menschen: »Denn es gibt keinen Gott, außer dir, der für alles Sorge trägt«. [2]
Auf Grund dieses Gemeinschaft begründenden Verhältnisses kann der Verfasser des Buches der Weisheit die Langmut Gottes auch auf alle Menschen erweitern »Deine Stärke ist die Grundlage deiner Gerechtigkeit und deine Herrschaft über alles lässt dich gegen alles Nachsicht üben«.[3]
2 Gottes Langmut und Liebe ist keine Schwäche, sondern seine Stärke.
Wir Menschen meinen immer, Stärke zeige sich im Durchsetzungsvermögen, im Siegen und koste es noch so viele Opfer.
 Die Geschichtsschreiber nennen den Mazedonier Alexander den Großen, weil er sein Reich bis nach Indien ausdehnte. Wer aber denkt an die Opfer?
Gott gedenkt ihrer. Wenn Gott die Ernte einbringt, dann wird es offenbar werden, was im Leben der Kirche, im Leben der Völker, in unserem eigenen Leben Weizen und was Unkraut war.
3 Auf die Ernte hin leben
Dazu wollen uns die erste Lesung und das Evangelium ermutigen.
3.1 Wohin will uns die allen geltende Milde und Nachsicht Gottes führen?
Die Lesung aus dem kurz vor Christi Geburt entstandenen Buch der Weisheit sagt einfach und klar: "Durch solches Handeln hast du dein Volk gelehrt, dass der Gerechte menschenfreundlich sein muss, und hast deinen Söhnen die Hoffnung geschenkt, dass du den Sündern die Umkehr gewährst."[4]
  Die Lehre, die der Verfasser aus dem Verhalten Gottes gegenüber den Menschen zieht, verlangt also vom Gerechten, bzw. vom Juden und erst recht vom Christen, dass er menschenfreundlich sei[5], bis hin zu dem Gebot Jesu, auch die Feinde zu lieben.[6]
  Diese alles übergreifenden Menschenfreundlichkeit Gottes werde ich nur dann bejahen können, wenn wir uns
3.2 Vom Freund-Feinddenken verabschieden
 Wenn ich aufhöre, die anderen als Unkraut und mich als Weizen, die anderen als die Bösen und uns als die Guten zu sehen.
„Wir sind die Terroristen,“ so hat ein Engländer nach dem Anschlag in London in einer großen Tageszeitung geschrieben. Er weist darauf hin, dass die Völker des Westens von vielen Menschen in anderen Teilen der Welt, besonders des Islam, so gesehen werden. Die furchtbaren Terroranschläge zeigen wohin dieses Freund-Feinddenken führt.
3.3 Was bedeutet es, auf die Ernte Gottes hin leben?
Ich werde  mich und jeder wird sich als Acker Gottes verstehen, auf dem mitten im Weizen auch Unkraut wächst. Und das wird trotz allem Bemühen zum Guten bis an ans Ende so bleiben. Ich bin also auch auf die Langmut Gottes angewiesen, wie jeder andere auch. Mehrmals wird im Alten Testament Gottes Langmut verkündet[7] , In seinem hohen Lied der Liebe sagt Paulus von Gottes Liebe, sie sei langmütig.[8]
 
3.4 Gericht und Reinigung
Ich vertraue darauf, dass er allein bei der Ernte unterscheiden kann, was in mir Weizen und was Unkraut ist. Im Gericht wird jeder von uns - auf seine Liebe und sein Erbarmen angewiesen sein. Erbarmen erfährt jeder, der Erbarmen mit seinen Mitmenschen hatte; „Jesus preist die Barmherzigen selig; denn wie werden Erbarmen finden.“[9]
Weil ich zu Jesus gehöre und bis zum letzten Atemzug zu ihm gehören möchte, darf ich darauf hoffen, dass Gott in mir ein paar Stellen entdeckt, wo ich diesem geliebten Sohn Gottes ein bisschen gleichgestaltet, also Weizen bin.
Ich hoffe darauf und bete darum, dass Gott um Jesu willen und durch das Feuer seiner Liebe alles aus mir herausbrennt und verbrennt, was Unkraut in mir ist. „Denn nichts Unreines wird hineinkommen“ in die himmlische Stadt, die ganz erfült ist von der Herrlichkeit Gottes und den Licht des Lammes.[10]
Jeder von uns bedarf der reinigenden Liebe Gottes, damit ich ihn schauen können, wie er ist: nämlich väterliches Erbarmen und mütterliche Liebe.

[1] Vgl Jes 54,1-8
[2] Weish 12,13
[3] Weish 12,16
[4] Weish 12,19
[5] Weish 12,19
[6] Lk 6,35
[7] Ex 34,6; Num 14,18; Neh 9.17; Ps 86,15; Ps 103,8; Ps 145,8; Jona 4,2; Joel, 2,13
[8] 1 Kor 13,4
[9] Mt 5,7
[10] Offb 21,23


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