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Donnerstag 28.03.2024, 14:40 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

Übersicht

Lesejahr B 2017/12 bis 2018/11

Predigtthema - Misereor - Erneuerung der Welt

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Die Erneuerung der Welt in einem Neuen Bund
 (Pfr. Den­nert)
Die in­di­sche ka­tho­li­sche Kir­che führt die Fast­en­ak­ti­on in die­sem Jahr ab­ges­timmt und ge­mein­sam mit un­se­rer ka­tho­li­schen Kir­che in Deutsch­land durch. In bei­den Län­dern, In­di­en und Deutsch­land, wird über die Fra­ge „Heu­te schon die Welt ver­än­dert?“ nach­ge­dacht.
In sei­ner Pre­digt, die wir nun aus­zugs­wei­se und er­gänzt mit ei­ner Be­trach­tung des Hun­ger­tuchs hö­ren, rich­tet sich Bi­schof Masca­ren­has, der Ge­ne­ral­sekre­tär der in­di­schen Bi­schofs­kon­fe­renz, der Deutsch­land aus meh­re­ren Auf­ent­hal­ten kennt, an die deut­schen Ge­mein­den.
Die Fei­er von Lei­den, Tod und Auf­er­ste­hung un­se­res Herrn rückt nä­her. Heu­te brei­ten die Le­sun­gen des fünf­ten Fast­en­sonn­tags, des Sonn­tags vor Palm­sonn­tag, das wun­der­ba­re Ge­schenk des Herrn an sein Volk vor uns aus:
1 Erneuerung der Welt in ei­nem Neu­en Bund.
Der Neue Bund, den Gott mit sei­nem Volk schließt, be­deu­tet
1.1 eine neue Be­zie­hung zwi­schen Gott und den Men­schen,
de­ren Mitt­ler Je­sus ist. Die­ser Neue Bund bringt eine vollstän­di­ge Er­neu­e­rung der Mensch­heit und der Welt mit sich. Der Neue Bund ruft uns auf: zur Ver­än­de­rung der Welt. Sie braucht die­se Er­neu­e­rung und die­sen Wan­del heu­te mehr als je zu­vor. Der Neue Bund um­schließt vier wich­ti­ge Be­rei­che:
−  Zu al­ler­erst die Er­neu­e­rung der Welt;
−  zwei­tens Je­sus als Mitt­ler des Neu­en Bun­des durch sei­nen Ge­hor­sam ge­gen­über Gott;
−  drit­tens die Ein­la­dung, um­zu­keh­ren
−  und zu­letzt Got­tes Ver­spre­chen, uns die Schuld zu ver­ge­ben.
1.2 Der Neue Bund wan­delt also das Alte,
gibt der Ge­gen­wart we­sent­li­che Im­pul­se und schenkt Hoff­nung für die Zu­kunft. Vie­le As­pek­te un­se­rer zer­bro­che­nen Welt brau­chen Er­neu­e­rung. Gleich zu Be­ginn der En­zyk­li­ka Lau­da­to Si’ nennt un­ser Hei­li­ger Va­ter die Welt un­ser „ge­mein­sa­mes Haus“, das wie eine Schwes­ter ist, mit der wir das Le­ben tei­len und wie eine schö­ne Mut­ter, die uns in ihre Arme schließt.
Doch er äu­ßert tie­fe Be­sorg­nis: „Die­se Schwes­ter schreit auf we­gen des Scha­dens, den wir ihr auf­grund des un­verant­wort­li­chen Ge­brauchs und des Miss­brauchs der Gü­ter zu­fü­gen, die Gott in sie hi­nein­ge­legt hat.“
1.3 Die Er­neu­e­rung des Al­ten, so sagt uns der Pro­phet Je­re­mia, be­deu­tet, dass Gott selbst un­ser Herz be­rührt.
Er schreibt uns die­sen Bund der Für­sor­ge für un­ser ge­mein­sa­mes Haus ins Herz, da­mit wir an zu­künf­ti­ge Ge­ne­ra­ti­o­nen den­ken, die kein ge­mein­sa­mes Haus mehr hät­ten, wenn wir es zer­stö­ren wür­den.
Er schreibt ihn uns ins Herz, da­mit wir of­fe­ner und emp­find­sa­mer wer­den für die Be­dürf­nis­se der Ar­men und Aus­ge­grenz­ten, die am meis­ten un­ter der Zerstö­rung der Welt lei­den, wie der Hei­li­ge Va­ter in Lau­da­to Si’ be­tont.
 
2 Das Hungertuch
(TR) Neh­men wir an die­ser Stel­le das Hun­ger­tuch in den Blick und las­sen wir uns von dem Kunst­werk hel­fen, uns vor­zu­stel­len, wie Be­rüh­rung aus­se­hen kann. Das Hun­ger­tuch wird nur von zwei gro­ßen far­bi­ge Flä­chen, grün und gelb, ge­bil­det, die klar von­ei­nan­der ge­trennt sind. Tre­ten wir nä­her, kom­men uns aus dem far­bi­gen Hin­ter­grund zwei Men­schen ent­ge­gen.
2.1 Zwei Men­schen – ver­bun­den durch ihre Arme, durch ih­ren Blick
. Nichts ist da, was ab­lenkt. Nur der Mensch. Der Mensch, den ich ken­ne. Der Mensch in un­se­rer Nach­bar­schaft. Der Mensch, der im­mer ein­sam in der Ecke sitzt. Der Mensch in Af­ri­ka. Der Mensch in In­di­en.
Das Bild zeigt nur das Wich­ti­ge: Zwei Men­schen auf Au­gen­hö­he. So sind wir ge­schaf­fen. Doch ge­ra­de Hun­ger und Not kön­nen die Per­spek­ti­ve ver­schie­ben. Kon­fron­ta­ti­on mit un­se­rer Ar­mut, mit un­se­rer Angst, un­se­rer Ein­sam­keit und Be­dürf­tig­keit ver­stö­ren leicht den Blick. Wir bli­cken den an­de­ren nicht an, son­dern wir bli­cken von oben nach un­ten he­rab, wir bli­cken von der War­te des Satt­seins auf das Hun­gern, wir bli­cken, von der Macht­po­si­ti­on ganz oben auf die des Ge­duck­ten ganz un­ten.
2.2 Wor­auf schaue ich hi­nun­ter? Wo­hin schaue ich auf?
Nach dem in­di­schen Kas­ten­sys­tem dür­fen die so­ge­nann­ten „Un­be­rühr­ba­ren“, heu­te „Da­lits“ ge­nannt, teil­wei­se kei­nen kör­per­li­chen Kon­takt mit Hö­herste­hen­den ha­ben, weil sie als un­rein an­ge­se­hen wer­den. Es darf kein ge­mein­sa­mes Mahl ge­ben. Ih­nen sind die schmut­zi­gen Ar­bei­ten zu­ge­dacht. Sie le­ben oft ab­ge­son­dert.
Die­se seit lan­gem bes­te­hen­de und durch das eng­li­sche Ko­lo­ni­al­sys­tem vers­tärk­te Pra­xis ist ver­bo­ten, doch schwer zu über­win­den. Durch Pro­jek­te der in­di­schen Kir­che, un­ter­stützt von MI­SE­RE­OR, ar­bei­ten gan­ze Dör­fer da­ran, ihr Ge­mein­we­sen zu stär­ken – und das über alle Kas­ten­un­ter­schie­de hin­weg, um ihre Rech­te vom Staat ge­mein­sam ein­zu­for­dern.
Und hier? Gibt es nicht bei uns ähn­li­che Dis­kri­mi­nie­run­gen? Exis­tie­ren für uns nicht auch un­aus­ge­spro­chen Men­schen „zwei­ter Klas­se“, zu de­nen wir lie­ber Ab­stand hal­ten? Mit wem kön­nen wir uns die­se Be­rüh­rung, wie wir sie auf dem Hun­ger­tuch se­hen, nur schwer vor­stel­len? War­um? Wo ha­ben wir Kon­takt zu Aus­ge­grenz­ten, wo gren­zen wir uns selbst aus?
 
(Pfr. Den­nert)
3 Je­sus ist Mitt­ler des Neu­en Bun­des,
der nicht un­ter­schei­det zwi­schen Asi­a­ten und Eu­ro­pä­ern, Af­ri­ka­nern und Ame­ri­ka­nern, In­dern und Deut­schen. Im Ge­gen­teil, er ver­eint alle Völ­ker zu ei­ner Fa­mi­lie, zu Brü­dern und Schwes­tern im ge­mein­sa­men Haus.
3.1 In der Nachfolge Jesu Weizenkorn werden
Im Evan­ge­li­um er­in­nert Je­sus uns da­ran, dass wir in sei­ner Nach­fol­ge – wie er – zum Wei­zen­korn wer­den sol­len, das stirbt, da­mit es nicht al­lein bleibt, son­dern Frucht her­vor­bringt.
In sei­ner Ver­kün­di­gung sprach Je­sus wie­der und wie­der von der Not­wen­dig­keit, Op­fer zu brin­gen, und den Ego­is­mus zu über­win­den, um an­de­ren Le­ben zu er­mög­li­chen: „Es gibt kei­ne grö­ße­re Lie­be“, sagt er, „als wenn ei­ner sein Le­ben für sei­ne Freun­de hin­gibt.“ Au­ßer­dem heißt es: „Wer an sei­nem Le­ben hängt, ver­liert es; wer aber sein Le­ben in die­ser Welt ge­ring ach­tet, wird es be­wah­ren bis ins ewi­ge Le­ben.“
3.2 Hingabe und Engagement
Wie der Hei­li­ge Va­ter schreibt, braucht auch die heu­ti­ge Welt Hin­ga­be und En­ga­ge­ment; wir müs­sen die “Weg­werf­kul­tur” – wie er sie nennt – auf­ge­ben und wie­der eine Kul­tur der Bar­mher­zig­keit und des Mit­ge­fühls le­ben.
Der Hei­li­ge Va­ter mahnt ein­dring­lich: „Eine tech­no­lo­gi­sche und wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung, die nicht eine bes­se­re Welt und eine im Gan­zen hö­he­re Le­bens­qua­li­tät hin­ter­lässt, kann nicht als Fort­schritt be­trach­tet wer­den.”
3.3 Schuld und Vergebung
Da wir den Neu­en Bund fei­ern, den Gott mit uns schlie­ßen will, da­mit wir sein Volk blei­ben, so wie er im­mer un­ser Gott blei­ben wird, will er uns un­se­re Schuld ver­ge­ben.
Die viel­leicht größ­te Schuld un­se­rer Zeit ist die Acht­lo­sig­keit ge­gen­über der Na­tur und dem Leben der Ungeborenen, un­ser Man­gel an Em­pa­thie für die Ar­men und Aus­ge­grenz­ten, un­se­re Selbst­sucht und Gier, die uns zu Op­fern der Weg­werf­kul­tur macht.
3.4 Folgen der Schuld
Wie­der und wie­der le­sen wir in der Bi­bel, dass die Schuld sei­nes Vol­kes nicht ohne Fol­gen bleibt. Je­sa­ja er­mahnt Ägyp­ten we­gen sei­ner Schuld und sagt vo­raus: „Das Was­ser im Meer ver­siegt, der Fluss trock­net aus.“
Je­re­mia pre­digt über die Men­schen, de­nen die Schuld ver­ge­ben wur­de: „Ge­seg­net der Mensch, der auf den Herrn ver­traut und des­sen Hoff­nung der Herr ist. Er ist wie ein Baum, der am Was­ser ge­pflanzt ist und am Bach sei­ne Wur­zeln aus­streckt: Er hat nichts zu fürch­ten, wenn Hit­ze kommt; sei­ne Blät­ter blei­ben grün; auch in ei­nem tro­cke­nen Jahr ist er ohne Sor­ge, er hört nicht auf, Frucht zu tra­gen.“(Je­re­mia 17,7-8)
3.5 Neues Leben - neue Zukunft
Der Herr will uns ein neu­es Le­ben schen­ken, eine neue Zu­kunft, eine neue Art zu le­ben. Ja, wir kön­nen die Welt ver­än­dern, und zwar heu­te: Wir kön­nen sie in un­se­rem Um­feld ver­än­dern, in­dem wir un­se­re Res­sour­cen schüt­zen und sie um­sich­tig nut­zen.
Wir kön­nen die Welt um uns ver­än­dern, in­dem wir Men­schen, z.B. in In­di­en, da­bei un­ter­stüt­zen, öko­lo­gi­sche­re Le­bens­wei­sen wie­der­zu­ge­win­nen und für ihre Rech­te ein­zuste­hen.
Möge Gott uns die Gna­de, die Weis­heit und den Mut ge­ben, die wir brau­chen, um un­ser Le­ben nach dem Neu­en Bund zu füh­ren,
im Ge­hor­sam ge­gen­über dem Va­ter, der uns dazu an­hält, für un­ser ge­mein­sa­mes Haus zu sor­gen, und Op­fer zu brin­gen, die an­de­ren Le­ben schen­ken. Amen.
 

 

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