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Donnerstag 28.03.2024, 17:33 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

Übersicht

Lesejahr B 2018/12 - 2019/11

Predigtthema

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Übersicht
"Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen".
1 Unangenehme Wahrheiten
2 Eine ähnliche Situation im heutigen Evangelium
2.1 Wie ist das im Gottesreich?
2.2 "Ich muss mit einer Taufe getauft werden."
3.1 kein "Jein", sondern nur ein Ja oder Nein
3.2 Die intimste Frage lautet heute: Glaubst Du an Gott
4 »Welchen Gott glaubst du? Wie sieht deine Beziehung zu Gott aus?«
4.1 Das Gottesreich ist mehr als nur oberflächliche Harmonie, ist mehr als Gemütlichkeit
.2 Wenn wir wegen unseres Glaubens geoutet werden, ist das ein gutes Signal
4.2.1 Die 1. Lesung heute hat uns das Schicksal des Propheten Jeremia drastisch vor Augen geführt
4.2.2 Ich denke an die Auseinandersetzungen bis in die Familien hinein
4.2.3 Ich denke auch an die sog. alltäglichen Kleinigkeiten
5. Das Evangelium beschreibt den Zustand der Jüngergemeinde
5.1 Wer zum Gottesreich gehört, wird hier nicht gesagt 
5.2 Die verschiedenen Meinungen betend aushalten
5.3 Treffende Zustandsbeschreibung ist das Evangelium – aber auch Trost!

"Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen".

1 Unangenehme Wahrheiten
Wahrscheinlich waren Sie auch schon einmal in der schwierigen Situation, einem - ansonsten lieben - Mitmenschen eine unangenehme Wahrheit sagen zu müssen.
Solchen Situationen gehen wir am liebsten aus dem Weg, sie sind uns äußerst unangenehm. Und doch wissen wir: Je eher ein klares und klärendes Wort gesprochen wird, desto besser ist es für alle Beteiligten.
2 Eine ähnliche Situation im heutigen Evangelium
Jesus zog schon eine ganze Zeit durch Galiläa er redete vom Reich Gottes, er heilte Kranke, er macht Ausgestoßene und Sünder wieder gesellschaftsfähig,  er eröffnet ein neues Gottesverständnis - durch sein Vertrauen, durch sein Beten zum "lieben Vater im Himmel".
Und jetzt steht die Frage im Raum:
2.1 Wie ist das im Gottesreich?
Friede? Freude? Alle heil? Alle glücklich? Alle happy? Ist es so etwas wie eine "Freibier für alle - Stimmung"? Nein, so einfach ist es nicht, belehrt uns das Evangelium. Hier ist nicht von oberflächlicher Harmonie die Rede, von feucht-fröhlicher Verbrüderung, sondern von Auseinandersetzung, sogar von Entzweiung.
Rufen wir uns den Text nochmal ins Gedächtnis:
"Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen". "Feuer" ist in der biblischen Sprache Symbolwort für Gott. In der Feuersäule führt Gott selbst sein Volk aus der Knechtschaft in die Freiheit. Und in Feuerzungen erfüllt Gott Heiliger Geist die Apostel an Pfingsten.
Weiter heißt es-.
2.2 "Ich muss mit einer Taufe getauft werden."
Taufe hat etwas mit "eintauchen" zu tun. Taufe heißt: Altes abwaschen, in neues eintauchen, von einer neuen Aufgabe erfüllt sein.
Wenn wir so die ersten Sätze des Evangeliums interpretierend lesen, dann könnten sie so gemeint sein: Ich bin gekommen, um Gott auf die Erde zu bringen, und ich wollte, ihr hättet es begriffen und ihn ergriffen.
Dieser heilige Gott überragt weit eure alltäglichen  Wunschvorstellungen. Jesus will sagen: Das zu begreifen, wird nicht leicht sein, für euch nicht und auch nicht für mich. Von dieser Aufgabe bin ich so erfüllt, dass ich mit meinem Leben dafür einstehen werde. Ich wollte, ich wäre da schon durch.
Das durch Jesus in die Welt kommende göttliche Feuer stellt uns vor die Entscheidung des
3 Ja oder Nein
Damit wird nun auch der zweite Teil des Evangeliums verständlicher.
Im Glauben an Gott, in der Gottesbegegnung gibt es, genauso wie in der Liebe,
3.1 kein "Jein", sondern nur ein Ja oder Nein.
Man kann glauben und zweifeln, genauso wie man lieben und miteinander streiten kann. Aber letztlich gibt es auf die Fragen "Liebst du?" oder "Glaubst du?" nur ein Ja oder Nein.
- Und da kann es schon sein, dass in einer Gruppe oder sogar in einer Familie unterschiedliche Positionen bezogen werden, wenn es um die Frage der Religion, des Glaubens, der Gottesbeziehung geht.
3.2 Die intimste Frage lautet heute: Glaubst Du an Gott?
Welchen Gott glaubst du? Wie sieht deine Beziehung zu diesem Gott aus?
Wir haben uns daran gewöhnt, weder in der Politik noch sonst im öffentlichen und privaten Leben diese Frage zu stellen, geschweige denn die Antwort entsprechend zu werten. - Ich meine hier nicht die Frage nach dem religiösen Gehabe, sondern die Frage nach dem, was einen Menschen im tiefsten bewegt und trägt.
In vielen Gesprächen erlebe ich immer wieder, dass sich an diesem Thema die Geister scheiden; manchmal tun sich Gräben auf zwischen Menschen, die meinten, doch ganz gut miteinander zurecht zu kommen, und manchmal eröffnen sich ganz neue - bisher ungeahnte - Gemeinsamkeiten.
Als Christen stehen wir vor der Frage
4 »Welchen Gott glaubst du? Wie sieht deine Beziehung zu Gott aus?«
An dieser Frage bilden sich die Mehrheiten oder die Minderheiten in unserer Gesellschaft anders als in den politischen Orientierungen.
Diese - zunächst unangenehme - Wahrheit will uns das heutige Evangelium verkünden: Im Gottesreich, das mit Jesus Christus beginnt und dem wir Christen ja angehören, gibt es andere Mehrheiten als die bisherigen gesellschaftlichen Schemata. Wenn es um die Frage der Gottesbeziehung geht, kann es sogar bis in die Familien hinein eine Spaltung geben.
Ich denke, doch auch dieses Evangelium ist zutiefst eine gute Trost-Botschaft auch für viele Eltern. Denn:
4.1 Das Gottesreich ist mehr als nur oberflächliche Harmonie, ist mehr als Gemütlichkeit.
Natürlich haben wir Menschen ein Bedürfnis auch nach kuscheliger Harmonie, gerade in der Kirche beim Gottesdienst, an Weihnachten z.B. oder bei Hochzeiten und Taufen oder auch jeden Sonntag, wenn wir hierherkommen, um aufzutanken für die Woche. Aber das ist nicht das Entscheidende.
Wichtig ist unsere Gottesbeziehung, unser Eintreten für Gottes Reich - an jedem Tag. Allein darauf gibt es die Verheißung Jesu „Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.[1]
4.2 Wenn wir wegen unseres Glaubens geoutet werden, ist das ein gutes Signal
Die Bemerkung anderer, „aha, der ist ein Christ“,  kann auch ein Zeichen dafür sein, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
4.2.1 Die 1. Lesung heute hat uns das Schicksal des Propheten Jeremia drastisch vor Augen geführt.
Er verkündete - selbst dem König entgegen - Gottes Botschaft, da warfen sie ihn in eine Zisterne. So ging es vielen Propheten damals -ähnlich wird es den Propheten der heutigen Tage auch ergehen.
Trau dich, deinen Glauben zu bekennen! Stelle dich auf die Seite Gottes, denn dann stehst du immer auf der Seite des Siegers.
4.2.2 Ich denke an die Auseinandersetzungen bis in die Familien hinein
Kinder, Eltern und Großeltern haben oft ganz verschiedene Vorstellungen von religiösem Verhalten, verschiedene Formen der Gottesbegegnung. Und alle Altersstufen haben wohl ein Anrecht auf ihren individuellen Glaubensvollzug. Entscheidend ist nicht das Wie, auch wenn es darüber die meisten Streitereien gibt, sondern dass eine Gottesbeziehung stattfindet.
4.2.3 Ich denke auch an die sog. alltäglichen Kleinigkeiten
- Wenn ein guter Bekannter bei einer kleinen Betrügerei nicht mitmacht, dann sollten wir das als Zeichen wahrer Freundschaft sehen.
Und wenn die Kinder sich nicht zu einer kleinen Lüge anstiften lassen, - so z.B. wenn das Telefon klingelt und man ihnen sagt: Wenn der oder jener dran ist, sag: ich bin nicht da. Und wenn die Kinder darauf antworten: Nein , das mache ich nicht. - Dann, so denke ich, -ist das ein Erziehungserfolg.
5. Das Evangelium beschreibt den Zustand der Jüngergemeinde
5.1 Wer zum Gottesreich gehört, wird hier nicht gesagt 
darüber ist an anderen Stellen ausführlich die Rede, z.B. in der sogenannten Gerichtsrede: "Ich war nackt, und ihr habt mich bekleidet. Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich wer obdachlos, und ihr habt mich beherbergt." usw. Ich denke, Sie kennen die Stelle!
5.2 Die verschiedenen Meinungen betend aushalten
Die zahlreichen christlichen Gemeinschaften und Sekten aber auch die Auseinandersetzungen in unserer Kirche zeigen die Vielfalt der Meinungen. Daraus darf aber nicht ein Streiten um den Streitens willen werden. Darum warnt der Jakobusbrief „Ihr streitet und führt Krieg. Ihr erhaltet nichts, weil ihr nicht bittet.“[2] Meinungsverschiedenheiten müssen ins Gebet genommen und vor Gott gebracht werden.
Die unterschiedliche Meinungen dürfen uns nicht dazu verführen keine Meinung zu haben. Jesus sagt: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.“[3]
Keine Meinung zu haben gefährdet sogar unser ewiges Heil. Der Gemeinde von Laodizea verkündet der wiederkommende Herr durch Johannes „Ich kenne deine Werke. Du bist weder kalt noch heiß. Wärest du doch kalt oder heiß! Weil du aber lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien.“[4] 
5.3 Treffende Zustandsbeschreibung ist das Evangelium – aber auch Trost!
Sich an den Geboten Gottes und am Evangelium Jesus zu orientieren ist unerlässlich.
Zum Glück gibt es in unserer katholischen Kirche das Lehramt. Papst und Bischöfe sind mit ihrem Heil auf die Wahrheit des Glaubens verpflichtet.
Mit Jesus ist Gott in die Welt gekommen und seitdem ist er eins mit dieser unserer Welt. Im Heiligen Geist sind wir hinein genommen in diese innige Beziehung als Kinder Gottes.
Jesus Christus ist gekommen, Feuer Gottes auf die Erde zu bringen und wie glücklich würden wir sein, wenn es in uns schon brennen würde, denn dann würden wir auch begreifen, was Gottes Heil und Friede wirklich ist, und wir hätten die Kraft und den Mut, danach zu leben.
 

[1] Mt 6,33
[2] Jak 4,2
[3] Mt 5,37
[4] Offb 3,15f

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Donnerstag 28.03.2024, 17:33 Uhr
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