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Freitag 29.03.2024, 06:49 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

Predigten

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Lesejahr B 2018/12 - 2019/11

Predigtthema: Das Maß der Liebe - die Feindesliebe

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Liebe ohne Maß - Feindesliebe[1]
1 Gott hat uns durch seinen Sohn angesprochen
2 Wir sollen Gottes Liebe nachahmen
3 Wir werden nach dem Bild des himmlischen Menschen gestaltet
4 In jeder heiligen Messe erfüllen wir den Dienst


Liebe ohne Maß - Feindesliebe
In dem Evangelium, das wir soeben gehört haben, spricht Jesus zu Menschen, die ihm zuhören – damals und heute.
Aber die Menschen, die unser Gutsein ausnützen, unser Vertrauen missbrauchen, uns hassen, ablehnend und feindlich begegnen - sind wir da nicht überfordert? Unser Gefühl sagt uns, das schaffe ich nicht. Aber bei diesem Evangelium geht es nicht um Gefühle, sondern um Einsicht.
Es ist etwas Gutes und Schönes, wenn wir die Menschen lieben, die uns lieben; Jesus ist es zu wenig, wenn wir nur die lieben die uns lieben. Er will mehr. Die Gebete des Sonntags sprechen es an.
1 Gott hat uns durch seinen Sohn angesprochen
Dieses von Gott Angesprochen-Sein verlangt unsere Antwort. Wir sollen immer „über sein Wort nachsinnen“. Nur dann werden wir reden und tun, was Gott gefällt.
Im Beispiel Davids wird die Frucht des Hörens auf Gott offenbar. Der eifersüchtige König Saul jagt den David, um ihn umzubringen. Es kommt aber umgekehrt der Augenblick, wo er in der Hand Davids ist. Abischai sagte zu David „Heute hat Gott deinen Feind in deine Hand gegeben. Jetzt werde ich ihn mit einem einzigen Speerstoß auf den Boden spießen, einen zweiten brauche ich nicht dafür.“ David aber achtet die Würde des Saul „Bring ihn nicht um! Denn wer hat je seine Hand gegen den Gesalbten des Herrn erhoben und ist ungestraft geblieben?“
David ruft es zu Saul hinüber, was der Grund seiner Feindesliebe ist „Der Herr wird jedem seine Gerechtigkeit und Treue vergelten. Obwohl dich der Herr heute in meine Hand gegeben hatte, wollte ich meine Hand nicht an den Gesalbten des Herrn legen.“
David tut, was Jesus heute im Evangelium sagt: „Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch wo ihr nichts dafür erhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.“ Nun kann jemand sagen, wie soll ich schwacher Mensch das schaffen, so demütig großzügig zu sein? Wieder darf das Gefühl nicht der Grund zum Handeln sein, sondern eine zweite Einsicht:
2 Wir sollen Gottes Liebe nachahmen
Das geschieht, indem wir reden und tun, was Gott gefällt.  Der  Antwortpsalm hat es ausgesprochen: „Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir all deine Schuld vergibt und alle deine Gebrechen heilt. Der dein Leben vor dem Untergang gerettet und dich mit Huld und Erbarmen krönt.“
Von solcher Art ist die Liebe Gottes: „der Herr ist barmherzig und gnädig langmütig und reich an Güte.“
Jesus bestätigt im Evangelium diese Wahrheit „seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!“
Diese Nachahmungen der Liebe Gottes geschieht in unserem eigenen Interesse. „Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlass einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden.“ Je mehr ich also die Liebe Gottes nachahmen, umso größer ist meine Chance, im Gericht Gottes nicht verurteilt zu werden, sondern reich beschenkt mit der Fülle der Gaben Gottes ins ewige Leben einzugehen.
Wenn wir an das Ende unseres irdischen Lebens denken, überfallen uns ganz verschiedene Gedanken und Gefühle. Die einen sagen, „hoffentlich geht's schnell so dass ich nichts merke.“ Der Gläubige wird sagen, „hoffentlich darf ich gut vorbereitet durch das Sakrament der Sündenvergebung in der heiligen Beichte, durch den Empfang des Leibes Christi in der heiligen Kommunion, und gestärkt durch das Sakrament der Krankensalbung hinübergehen in das neue Leben.“
Entscheidend ist eine dritte Einsicht
3 Wir werden nach dem Bild des himmlischen Menschen gestaltet
Durch die Auferstehung Jesu wissen wir: Der Tod ist nicht das Letzte, auch für uns nicht. Aber „wie werden die Toten auferstehen? Mit was für einen Leib kommen sie?“ fragten die Christen in Korinth.
Paulus gebraucht Worte, die mehr der Welt Gottes als der des Menschen zugehören: Kraft, Geist, Unvergänglichkeit, Herrlichkeit.
Wie Christus gegenüber Adam, so ist der neue Mensch gegenüber dem früheren nicht nur eine Verbesserung, sondern ein Umsturz, eine neue Schöpfung.
In jeder heiligen Messe wird die Hingabe und Liebe Jesu Christi, seine ihm zugefügten Schmerzen und Wunden, sein Tod am Kreuz und das Vergießen seines Blutes durch die Worte Jesu vom geweihten Priester in der heiligen Wandlung gegenwärtig: Christus bringt sich mit seinem Leiden und Sterben dem Vater für uns dar. Ihn, der uns erlöst hat, empfangen wir in der heiligen Kommunion als Unterpfand der kommenden Herrlichkeit.
4 In jeder heiligen Messe erfüllen wir den Dienst
den Jesus Christus am Vorabend seines Leidens und Sterbens den Aposteln aufgetragen hat: Tut dies zu meinem Gedächtnis. Gott lobend und preisend - sagt das Gabengebet - empfangen wir »aus diesem Opfer das Heil«, das allein ER schenken kann.
Die Reformatoren hatten die Priesterweihe und das Messopfer abgeschafft. Franz von Sales arbeitete an der Wiedereinführung des katholischen Glaubens im calvinistisch gewordenen Teil der Diözese Genf, dem Chablais.
Da die Calvinisten den Menschen unter Strafe verboten, seine Predigten zu hören, nutzte Franz von Sales das damals neue Medium des Flugblattes, um seine Gedanken zu den Menschen zu bringen. Und er hatte damit Erfolg. Nach vier Jahren war fast die gesamte Bevölkerung des Chablais zum katholischen Glauben zurückgekehrt.
Von ihm stammt das berühmte Wort: Das Maß der Liebe ist die Liebe ohne Maß. Ja, nur so ist die Feindesliebe möglich und wird die Verheißung Jesu im Evangelium sich erfüllen. „Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden.“
Diese Liebe ist kein Gefühl – sie zeigt sich im Gebet für Menschen, die uns ausnützen, enttäuschen oder feindlich begegnen: „Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch misshandeln.“
 

[1] Homilie zu . L 1 Sam 26,2.7–9.12–13.22–23; 2. L 1 Kor 15,45–49; Ev Lk 6,27–38
 

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