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Freitag 29.03.2024, 13:52 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

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Lesejahr A 2019/12 - 2020/11

Predigtthema: Weihnachtliche Zeichen verinnerlichen

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WEIHNACHTLICHE ZEICHEN
1 Gott wird in Jesus Mensch für uns
2 Das Mysterium einlassen
2.1 Dabei spielt das Sehen eine entscheidende Rolle
2.2 Die weihnachtlichen Zeichen verinnerlichen
2.2.1 Das Licht
2.2.2 Der Christbaum
2.2.3 Das Kind in der Krippe
2.2.4 Die Bibel
3 „Alles nur Bilder“ - oder doch mehr?

WEIHNACHTLICHE ZEICHEN
[1]
1 Gott wird in Jesus Mensch für uns
Dieses » für uns « können wir gar nicht stark genug betonen. In Jesus strahlt uns der heilige Name Gottes JAHWE auf: »Ich bin der ICHBIN für Euch«. Gott will uns mit seinem menschgewordenen Wort, mit Jesus beschenken.
Freilich so zu denken und zu handeln fällt uns nicht immer leicht. Erst, wenn wir selber uns als Beschenkte erfahren, können wir selber zu Schenkenden werden. Deshalb ist die wichtigste Frage heute: Womit werde ich an Weihnachten beschenkt? Lassen wir einmal alles beiseite, was zuhause unter dem Christbaum liegt.
Das Mysterium des Weihnachtsfestes besteht darin, dass der unbegreifliche Gott in Jesus Mensch wird, damit wir im Sinne Gottes menschlich leben und handeln.
2 Das Mysterium einlassen
Es geht also darum, dass ich dieses Mysterium in mich einlasse.
2.1 Dabei spielt das Sehen eine entscheidende Rolle.
Das Auge kann nur sehen, wo Licht ist. Licht ist die Voraussetzung für das Sehen. Das gilt für die Augen des Leibes wie für die Augen des Herzens. Weil die Welt Gottes Schöpfung ist, kann sie auch für uns zum Bild und Gleichnis werden für Gott, den Schöpfer.
Wir wollen uns jetzt in unserer weihnachtlich geschmückten Kirche in der Tiefe unserer Seele von den Bildern berühren lassen, in denen das Geheimnis von Weihnachten aufleuchtet.
Aber solche Bilder wirken nicht im Vorübergehen, sie sind kein vorbeisausender Videoclip. Nur wenn ich mir Zeit nehme, mich öffne, sie in mich einlasse, werden sie mich in der Tiefe berühren. Wird mich das Mysterium von Weihnachten, von der Menschwerdung Gottes ergreifen. Es geschieht indem wir
2.2 Die weihnachtlichen Zeichen verinnerlichen
Das erste Bild leuchtet uns auf in der Lesung aus dem Propheten Jesaja und im Weihnachtsevangelium. Es ist
2.2.1 Das Licht
Auf den kommenden Messias blickend, verkündet der Prophet Jesaja: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land des Todeschatten wohnten, strahlte ein Licht auf.“[2]
Vom Boten, der den Hirten die Frohe Botschaft von der Geburt des Messias verkündet, heisst es „Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie.“[3]
„Gott ist Licht und keine Finsternis ist in ihm“[4], schreibt der Heilige Johannes in seinem ersten Brief.
Die Kirche hat im 4. Jahrhundert das Fest der Geburt Christi bewusst auf den Tag der Wintersonnenwende, auf das heidnische Fest des »Sol Invictus« - »der unbesiegbaren Sonne« gelegt. Damit verkündet sie: Jesus Christus ist die Sonne unseres Heils. Durch ihn stehen wir im Lichte Gottes, das uns Leben und Freude, geistliches Wachstum und innere Reife schenkt.
Gehen wir zum 2. Bild.
2.2.2 Der Christbaum
Früher hat man zu Weihnachten die Kirchen oft zu einem kleinen Böhmerwald gemacht. Das Konzil hat uns gelehrt, auf die Klarheit der Zeichen und ihren Sinn zu achten. Deshalb stehen nicht zwei oder fünf Christbäume da, sondern einer: Der Christbaum - der Christusbaum.
Heilige Bäume, den Göttern geweiht, hatten unsere Vorfahren, die germanischen Stämme verehrt. Der Baum ein Urbild des Lebens in unserer Seele. Verwurzelt in der Erde, seine Äste in den Himmel reckend.
Der Baum ein Urbild des Lebens steht auch am Anfang und Ende der Bibel. In der Mitte des Paradieses stehend weist er hin auf das unsterbliche Leben Gottes. Und in der Offenbarung des Johannes sagt der Geist den Gemeinden: „Wer siegt, dem werde ich zu essen geben vom Baum des Lebens, der im Paradies Gottes steht.“ [5] Von daher gesehen ist der mancherorts übliche Brauch den Christbaum mit Nüssen und Süßigkeiten zu schmücken und diese pflückend zu essen, gar nicht so verkehrt.
Jesus Christus ist der Nachkomme Abrahams, entsprossen aus Davids Geschlecht, verwurzelt in der Erde, und zugleich vom Geist Gottes gezeugt Sohn des Höchsten, vom Himmel kommend. Wahrer Mensch und wahrer Gott. „Licht vom Licht,“ wie wir im Kredo bekennen. Als Mensch unter uns lebend, „haben wir seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit,“[6] wie es im dritten Weihnachtsevangelium heißt.
Der immergrüne lichtergeschmückte Christbaum ein Bild für Christus, in dem Gottes Licht, seine lebensspendende Kraft, seine liebende Nähe, uns aufleuchtet. Wir gehen zum 3. Bild.
2.2.3 Das Kind in der Krippe
Nackt und bloß liegt das Jesuskind in der Krippe auf Stroh gebettet. Eine „nackte Wahrheit“? Seine Nacktheit gibt das Mysterium nicht preis, sondern verhüllt sie. Ohnmacht! Angewiesen-Sein auf menschliche Zuwendung, Sorge, Liebe! Ein Bild für unseren Gott?
Gerhard Tersteegen hat es 1731 in seinem Weihnachtslied so in Verse gesetzt: „Sehet dies Wunder, wie tief sich der Höchste hier beuget. Sehet die Liebe, die endlich als Liebe sich zeiget.“[7]
Was macht unser Herz weicher als ein neugeborenes, hilfloses Kind? „Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“[8]
Ja, das ist das Zeichen, das Gott uns gibt. Im Kleinen, im Armen, im Hilflosen will er uns begegnen, in dem Kind von Bethlehem zeigt er uns sein menschliches Gesicht. Dieses Kleinwerden und Ausgeliefertsein ereignet sich in jeder Heiligen Messe bei der heiligen Wandlung, da er zum Brot des Lebens für uns wird.
Wer im Kind, im Kleinen, Hilflosen, im Armen Gott sucht und findet, der hört die Engel singen „Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“[9]
Im Menschen Jesus den Messias Gottes erkennen und finden, verherrlichen wir Gott. Auf dem menschlichen Antlitz Jesu will er sich uns zeigen, will er uns seine Liebe schenken, sollen wir seine liebende Nähe, sein Wohlgefallen erfahren. Nur daraus kommt Frieden, der Friede des Herzens genauso wie der Friede zwischen den Völkern.
In jedem Kind, das wir an und aufnehmen, nehmen wir ihn auf. In jedem Armen und Hilfsbedürftigen schaut er uns an. Viele wenden sich ab. Wer sich aber helfend zuwendet, der erfährt einen tiefen inneren Frieden, die Nähe Gottes, der für uns in Jesus Mensch geworden ist.
Schauen wir auf das 4. und letzte Bild.
2.2.4 Die Bibel
Sie ist das Buch der Offenbarungen Gottes, Buch seiner Treue trotz der Untreue seines Volkes. Buch der Erfüllung göttlicher Verheißungen. Jedes Kirchenjahr neu lädt uns die Kirche ein, die Geschichte dieses Wortes und seine Bedeutung für uns neu zu erfassen.
In einem Weihnachtsbrief erreichte mich ein Bild des Malers Siger Köder. Statt des Jesukinds liegt in der Krippe die aufgeschlagene Bibel: Die Heilige Schrift leuchtet aus der Krippe heraus und steht in unmittelbarer Verbindung zum Kind. Das Wort ist Fleisch geworden im Kind, den Maria und Josef auf Geheiß des Engels Jesus nennen.
In ihm ist die ewige Liebe, das nie erlöschende Licht, die kraftspendende Hoffnung und immerwährende Freude in die Welt gekommen.
Unter dem Bild steht: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Das Wort im Buch der Krippe fährt mit den Worten fort: „und wir…“. Dann endet die Seite.
Diese Worte fragen uns: Was ist mit dir und mir? Johannes bekennt im Prolog seines Evangeliums „wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“[10]
In ihm schenkt sich Gott mit seiner Schönheit und zuvorkommenden Liebe, die uns Menschen rettet.  Jubelnde Freude will uns ergreifen, weil Gott Mensch geworden ist. Freuen sollen sich alle, denen ein Kind geboren wird; Getauft und zum Glauben geführt sieht es einmal jeden Menschen mit den Augen Jesu.
In der Person Jesu in seinem Leben und Wirken, seinem Leiden und Sterben, seiner Auferweckung und Erhöhung erfährt auch unser Leben und Wirken, unser Lieben und Leiden, unser irdisches Vergehen und Sterben Hoffnung und Sinn. Gott ist in Jesus einer von uns geworden. Jesus ist das Herz Gottes, das inmitten der Welt, der Menschheit, der Kirche, deines und meines kleinen Lebens schlägt. Darum bitten wir auch an Weihnachten „Bilde mein Herz nach deinem Herzen.“
Ach was, sagen Skeptiker:
3 „Alles nur Bilder“ - oder doch mehr?
Das Mysterium bleibt. Aber das Herz lebt auf und singt. Goethe hat 1827 geschrieben „Schauen, wissen, ahnen, glauben und wie die Füllhörner alle heißen, mit denen der Mensch ins Universum tastet, müssen denn doch eigentlich zusammenwirken.“
Nicht nur flüchtig hingucken, sondern schauen mit den Augen des Herzens, ruhend in der bergenden Zeit, die Gott uns noch schenkt.
Als Christ weiß ich, Jesus gibt mir durch seine Kirche die Bibel in die Hand. Aus der Urkunde des Glaubens darf ich schöpfen. Weit aufgetan hat das 2. Vatikanische Konzil „die Schatzkammer der Heiligen Schrift.“
Die uralte Erfahrung mit Gott erprobt in drei Jahrtausenden, durch Propheten, Märtyrer, Bekenner und Heilige erfährt durch Jesus die göttliche Bestätigung.
 Wir ahnen, hinter der Fassade vergänglichen menschlichen Schaffens steht der Menschensohn auf. Aus Maria, der Jungfrau geboren, aus dem Fleisch und Geist dieser wunderbaren Frau, durchdrungen von göttlicher Herrlichkeit.  Er umarmt uns in der heiligen Kommunion und ruft uns zu: „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist.“
Wir dürfen schauend, wissend, ahnend es im Glauben wagen: Ich binde mein Leben an den Menschensohn, an Jesus Christus, den Messias, den Gott auferweckt und verherrlicht hat. Ich setze meine ganze Zukunft auf den Gott und Vater Jesu Christi, den Vater des Erbarmens und den Gott allen Trostes.
Auf den in Jesus Mensch gewordenen Gott baue ich mein Leben und Sterben. Seine liebende Nähe und sein Friede tragen mich in allen Enttäuschungen und Anfechtungen; denn „heute ist uns der Retter geboren, er ist der Messias, der Herr.“ [11]

[1] Homilie zu Jes 9,1-6; Tit 2,11-14; Lk 2,1-14; und 1. L Jes 52,7–10; 2. L Hebr 1,1–6; Ev Joh 1,1–18
[2] Jes 9,1
[3] Lk 2,9
[4] 1 Joh 1,5
[5] Offb 2,7
[6] Joh 1,14
[7] GL  251-4
[8] Lk 2,12
[9] Lk 2,14
[10] Joh 1,14
[11] Lk

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(c) 2024 Veit Dennert