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Freitag 29.03.2024, 01:11 Uhr
(c) 2024 Veit Dennert

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2007 (C) Kirchweih

Predigt zur Kirchweih und zum 100jährigen Bestehen der FFE Rödlas

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Wir sind das Haus voll Glorie
1 Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land

So wird in allen Kirchen des deutschen Sprachraumes am Weihetag einer Kirche gesungen.
1.1 Besonders stolz und fröhlich klingt dieses Lied

  • in jenen Pfarreien, die eine Basilika, einen Dom oder eine berühmte, künstlerisch wertvolle Kirche ihr Eigen nennen.
  • Können also diejenigen, die nur über eine bescheidene Kirche verfügen, gleichsam nur zögernd und mit halber Stimme, nur piano in dieses Lied einstimmen? Können wir in Filialkirche Rödlas dieses Lied denn auch aus vollem Herzen singen?

1.2 Im Evangelium hörten wir, daß Jesus Christus in Jericho in ein Haus eingekehrt ist,

  • das alles andere als ein Haus voll Glorie war. Nicht im Palast des Herodes, auch nicht im Haus des Bürgermeisters kehrte er ein, sondern im Haus des Zöllners Zachäus, das von rechtschaffenen Menschen gemieden wurde. Und Jesus spricht die Glorie seines Heils gerade diesem Haus zu: „Heute ist diesem Haus Heil widerfahren.“

1.3 Jesus ging es nicht zuerst um die Berühmtheit und künstlerische Ausstattung eines Hauses, sondern zuerst um den Menschen.

  • Der Mensch soll Haus Gottes und Wohnung der Herrlichkeit Gottes werden und sein. Wo er das ist, wird er auch für das Haus Gottes, in dem er sich versammelt, etwas übrig haben, es kostbar schmücken und erhalten.
  • So meint auch unser Lied vom Haus voll Glorie nicht zuerst das Gotteshaus aus Steinen, nicht St. Peter in Rom oder der Kölner Dom, sondern wie das Neue Testament sagt: das Geist gewirkte Haus[1], die Kirche Jesu Christi, erbaut aus lebendigen Steinen, der von Jesus Christus Ergriffenen.[2]
  • Das Haus voll Glorie hängt also nicht zuerst und allein von der Größe und dem Kunstwert ab, sondern davon, ob hier die Herrlichkeit Gottes, sein Name, aufleuchtet ‑ in der Verkündigung der frohen Botschaft, ‑ in der gottesdienstlichen Feier ‑ und in der gläubig, lebendig mitfeiernden und in Liebe und Verantwortung lebenden Gemeinde.
  • Aber unsere Kirchen und Kapellen sind erst dann im vollen Sinn des Wortes ein Haus voll Glorie, wenn wir selber ein Haus voll Glorie sind und darin Gott anbetend preisen.

Deshalb werden wir uns heute am Kirchweihfest die Frage stellen.
2 Sind wir als Gemeinde des Herrn ein Haus voll Glorie?
2.1 Leuchtet bei uns und in uns etwas auf von der Herrlichkeit Gottes, die uns durch Jesus Christus geschenkt ist?

  • Nehmen wir sein Wort mit innerer Aufmerksamkeit auf, so daß es uns zum Wort des Heiles wird?
  • Gott will uns den Reichtum seiner Herrlichkeit, was ihn ausmacht, was er für uns bedeutet, erschließen. Paulus sagt es im Kolosserbrief so: Dieser Reichtum „ist Christus in euch, die Hoffnung auf Herrlichkeit.“[3] Wenn Christus in mir lebt, wenn ich mein Lebenskreuz mit ihm trage und von der Hoffnung auf die Auferstehung durchdrungen bin, dann bin ich ein Haus voll Glorie.

2.2 Ein Haus voll Glorie werden wir, wenn wir uns in der heiligen Eucharistie in Christi Hingabe, Gehorsam und Liebe mit hineinziehen lassen.

  • Ja, dann ist Christus in uns verklärt. Im Johannesevangelium spricht er: „Ich bin in euch verherrlicht.“[4] »Christus in uns« macht es möglich, daß wir trotz unserer Verschiedenheit zur Einheit zusammenfinden und wie mit einem Munde in den Gesang der Engel, in das Dreimal heilig einstimmen. ER, Christus in uns bewirkt, daß wir uns trotz unserer Verschiedenheit und Differenzen annehmen können.

Das Johannesevangelium lässt es Christus so aussprechen:

  • „Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, damit sie eins seinen, wie wir eins sind.“[5]
  • Erst dann hat die Menschheit eine friedliche Zukunft zu erwarten, wenn sich die Menschen verschieden nach Rasse und Sprache, nach Alter und Begabung, nach Aussehen und Beruf, zur Einheit verbinden. Gerade dadurch wird etwas von der Anwesenheit Gottes, von seiner Herrlichkeit unter uns erfahrbar, daß er unser aller Vater ist. Er ist der Gott mit uns. Nur in ihm haben wir eine gemeinsame Zukunft. Diese aber ist ein Geschenk des Heiligen Geistes.
  • Paulus drückt es in dem berühmten 8. Kapitel des Römerbriefes geradezu klassisch aus: „Der Geist bezeugt unserem Geist, daß wir Kinder Gottes sind. Wenn aber Kinder, dann auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi.“[6

Es ist aber auch jeder Einzelne gemeint und gefragt:

3 Bin ich ein Haus voll Glorie?

3.1 Wer ehrlich ist, wird von sich sagen: Ich bin ein Sünder.

  • Ich falle immer wieder in gleichen Fehler zurück. Ich bleibe Gott und meinen Mitmenschen viel schuldig. Meine Liebe ist unvollkommen.
  • Der Herr macht mich zum Haus seiner Glorie, wenn ich demütig genug bin, immer wieder umzukehren, neu anzufangen. Er zeigt mir dies in besonderer Weise im Sakrament der Buße, wo er mich durch den Priester ganz persönlich losspricht, so daß ich dies hören, ja in der Handauflegung sogar spüren kann.
  • Jeden Morgen am Beginn meines Tages werde ich ihn daher bitten: Mach mich heute zum Haus deiner Glorie. Laß mich deine Liebe, deine Freundlichkeit, dein Erbarmen heute ausstrahlen auf die Menschen, denen ich begegne in meiner Familie, auf der Straße, beim Einkaufen, am Arbeitsplatz, in der Schulklasse, beim Spielen. Lass mich heute Werkzeug deiner Liebe sein.

3.2 Vielleicht mußt du sagen: ich bin ein Egoist.

  • Ich nehme mich zu wichtig. Ich kreise viel zu viel um mein kleines Ich. Bin schlecht gelaunt, unfroh, depressiv. Auch dich will der Herr zum Haus seiner Glorie machen.
  • Der Herr sagt dir: Nimm dich nicht so wichtig. Halte dich an mir fest. Komm zu meinem Altar. Ich habe mich für dich hingegeben. Ich schenke mich dir immer neu. Lerne zu sehen, was dir alles geschenkt ist. Tritt ein in den Kreis derer, die um meinen Altar versammelt das Danken zur Mitte ihres Lebens werden lassen.

3.3 Vielleicht kannst du sagen: ich bin gesund.

  • Mir geht es gut. Ich habe, was ich brauche. Der Herr sagt auch dir: ich will dich zum Haus meiner Glorie machen.
  • Vergiß nicht zu danken. Öffne dein Herz und deine Hände für die Armen und Heimatlosen, Kranken und Notleidenden. Wenn es mit dir einmal zu Ende geht, brauchst auch du Freunde bei Gott, die für dich sprechen. Es werden die armen Lazarusse sein, denen du geholfen hast. Denn was du den Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan hast, das hast du mir getan. Nur das zählt, wenn du jenseits des Todes ankommst.

3.4 Vielleicht mußt du sagen: ich bin krank.

  • Mein Leib und meine Seele sind voller Defekte. Ich schleppe mich nur noch durch den Tag, durch das Leben.
  • Auch Dir sagt der Herr: Ich will dich zum Haus meiner Glorie machen. Denk daran: Ich habe all deine Schmerzen freiwillig auf mich genommen, deine Angst am Ölberg; dein Straucheln auf dem Kreuzweg; deine Verlassenheit am Kreuz.
  • Sei gewiß! Du trägst den Keim des neuen Lebens schon in dir. Schau auf mich. Nimm dein Kreuz, das was in deinem Leben nicht zu ändern ist, täglich auf dich und folge mir. Ich werde deinen „armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt meines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der ich mir alles unterwerfen kann.“[7]

3.5 Vielleicht wirst sagen: Ich bin noch ein Kind.

  • Ich kann nicht viel ausrichten. Ich bin noch ganz von den Erwachsenen abhängig. Auch dir sagt der Herr: Ich mache dich zum Haus meiner Herrlichkeit Wer vor Gott klein sein kann wie ein Kind, der kommt ins Himmelreich. Es macht nichts, wenn du noch nicht viel ausrichten kannst. In ein paar Jahren ist das schon ganz anders. Aber bleibe vor Gott immer wie ein Kind. Vertrau dich seiner Größe und Liebe jeden Tag an. Ohne Gott bist du vergänglich, nur eine Handvoll Staub. Aber mit ihm, wohnt seine Herrlichkeit in dir, ist der Himmel schon in dir, hast du eine ewige Zukunft.

3.6 Vielleicht musst du sagen: Ich hänge so sehr am Irdischen:

  • am Geld, am Besitz, an den Dingen, an meinen Hobbys.
  • Der Herr sagt zu dir: Auch dich will ich zum Haus meiner Glorie machen. Mach dir nichts vor. Alles vergeht. Alles mußt du einmal zurücklassen. Das letzte Hemd hat keine Taschen. Rost und Motten, Inflationen und Katastrophen, der Zahn der Zeit, sie fressen alles auf.
  • Vielleicht zerkriegen sich deine Erben noch über dem, was du angehäuft hast und schänden so dein Andenken. Hänge dein Herz nicht an die Dinge. Fange an zu schenken ohne Berechnung. Begreife, was es bedeutet, wenn mein Geist in dir wohnt, wenn du einen Schatz im Himmel hast.

4 Dem Herrn geweiht

  • Nicht nur unsere Kirchen aus Stein mit ihren schönen Kunstwerken sind dem Herrn geweiht. Wir wurden in der Taufe dem Herrn geweiht. Zum Kredo singen wir es: „Ich bin getauft und Gott geweiht durch Christi Kraft und Zeichen; das Siegel der Dreieinigkeit wird niemals von mir weichen.“[8] Als Gemeinde Jesu, als Kirche Gottes, jeder an seinem Lebensplatz soll Zeichen der Gegenwart Gottes sein inmitten der Welt.
  • Am Mittwoch feierten wir den Gedenktag des heiligen Alfons, des Gründers der Redemptoristen. Bei ihm ge hör ten Fröm­mig keit und Tä tig sein zu sam men. Er sagt: "Die wah re Fröm mig keit be steht dar in, daß man sei ne Pflicht er füllt." Wir verherrlichen Gott, machen seine Herrlichkeit erfahrbar, wenn wir das, was uns als Christen in Familie, Beruf und Freizeit auf ge­tra gen ist, gut und mit Hin ga be zu tun.
  • Das Leitwort unserer Feuerwehren weist in die gleiche Richtung: „Gott zur Ehr – den Menschen zur Wehr.“ Wenn jugendliche und erwachsene Menschen allzeit bereit sind, ihren durch Feuer, Sturm, Wasser oder Unfälle in Not geratenen Menschen beizustehen, dann wird dadurch Gott verherrlicht, wird seine Name unter uns erfahrbar: „Ich bin der Ich bin da. Ich bin bei euch auch in Not und Gefahr.“
  • Darum danken wir heute am Weihefest unserer Filialkirche »Regina pacis – Maria, Königin des Friedens« Gott, dem Geber aller guten Gaben, durch Jesus Christus für den Dienst unserer Feuerwehr. Euch, liebe Feuerwehrleute bitte ich an Christi Statt, holt Euch immer wieder in der Mitfeier des Opfers und Mahles des Herrn die Kraft für Eueren oft so schweren und gefährlichen Dienst.
  • Wir alle zusammen werden also das Haus voll Glorie sein, das Haus aus dem die Herrlichkeit des Herrn hineinleuchtet in unsere Mitwelt, zu den Menschen, den Tieren und der ganzen Schöpfung.
  • Kirchweih feiern heißt, sich dessen bewußt und darüber froh zu werden, daß der Herr uns für wert erachtet, das Haus seiner Herrlichkeit, seiner Glorie, in dieser Welt zu sein.
  • Je mehr wir das sind, desto mehr werden wir uns auch mit unserer Kirche identifizieren, mit dem Gebäude, in dem wir uns zum Gottesdienst versammeln und die heiligen Geheimnisse unserer Erlösung feiern.
  • Je mehr wir ein Haus seiner Glorie sind, desto mehr werden wir uns mit der Gemeinschaft der Glaubenden, mit der Kirche, die über die ganze Erde sich ausbreitet, solidarisch verbunden fühlen und einander beistehen.
  • Je mehr wir ein Haus der Glorie Gottes sind, desto selbstverständlicher werden wir solidarisch einander beistehen, so wie es unsere FFW seit 100 Jahren in Rödlas praktiziert.


[1] 1 Petr 2,5
[2] 1 Kor 2,5
[3] Kol 1,27
[4] Joh 17,10
[5] Joh 17,22
[6] Röm 8,17
[7] Phil 3,21
[8] Gl 635-1

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